Misa x L von Fio-chan (Die Jagd um Gerechtigkeit und Herzen) ================================================================================ Kapitel 1: Willkommen --------------------- „Ein super Tag“, grinste Misa und erhob sich aus ihrem Bett. Sie räkelte sich und gähnte. „Guten Morgen.“ „Ach, Rem! Hast du mich erschreckt. Guten Morgen“, antwortete sie und wühlte aufgeregt im Kleiderschrank. „Was soll ich bloß anziehen, Rem? Ich muss doch gut aussehen.“ Heute hatte Raito versprochen, Misa mit auf das Präsidium zu nehmen. Sie freute sich darauf, wieder mehr Zeit mit ihm verbringen zu dürfen. Auch war sie sehr gespannt was ihr Freund eigentlich so arbeitete. Endlich zog sie ein kurzes, trägerloses, kariertes Kleid mit einer roten Schleife und eine mit Spitzen verzierte Strumpfhose heraus. „Das sieht doch gut aus“, sagte Rem und zeigte auf das Kleid. Misa lächelte erleichtert. Sie schlüpfte in das Kleidchen und kniete sich vor den Spiegel. Sie kämmte ihre Haare zurecht und legte ihr Make up auf. Wie immer, wenn sie in den Spiegel sah, erschien über ihrem Kopf ihr Name. Dies war eine Fähigkeit, die sie ihren Augen verdankte. Schon aus Gewohnheit band sie sich zwei dünne Zöpfe, die weit oben am Kopf anlagen. Mit zwei roten Satainbändern schnürte sie die beiden Strähnen fest und erhob sich. „Kommst du mit Rem?“, fragte sie schließlich und kramte eine kleine, schwarze Handtasche aus dem Regal. Aufgewühlt glitt sie durch das Zimmer und machte immer wieder halt, um etwas in ihre Tasche zu stecken. „Handy, Geldbeutel, Stift... Was ist nun Rem?“ „Ja... Ich komme mit“, sagte sie schließlich und folgte Misa, die gerade ihr Zimmer verließ. Die Tür fiel ins Schloss und Misa drehte den Schlüssel herum. „Ich bin dann weg, Ma!“, rief sie und stürmte aus der Haustür. Rem entfaltete ihre weißen Flügel und folgte ihr. „Light-kuuun!“, rief Misa und rannte winkend zu dem völlig entsetzen Jungen, der gerade die Tür hinter sich schloss. Lächelnd schmiegte sie sich an den Arm von Raito, der völlig genervt mit den Augen rollte. Es war Misa schon oft aufgefallen, dass Raito sich ihr gegenüber völlig abweisend verhielt... Dennoch hatte sie alles versucht, um ihn umzustimmen. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und grinste fröhlich. „Gehen wir?“, fragte Raito. Misa nickte und hielt sich an seinem Arm fest. „Bitte Misa“, sagte Raito verärgert und schüttelte seinen Arm, „wenn du weiterhin so drückst, spüre ich bald nichts mehr.“ „Entschuldige“, antwortete sie und löste den Klammergriff. Sie schlug die Augen nieder. Es war wirklich zum Verzweifeln... Er war nie mit dem zufrieden, was sie tat... Doch sie wollte einfach Jemanden in ihrer Nähe haben... Rem folgte ihnen mit einigem Abstand. Auch Ryuk lief völlig verrenkt neben ihr. „Traust du dem ganzen?“, fragte Rem. „Was geht mich das an, was Raito tut? Der kann auf sich selbst aufpassen.“ Zwar stellte diese Aussage Rem nicht zufrieden... Dennoch stichelte er nicht weiter. Plötzlich faltete Ryuk seine Flügel aus und flog vor neben Raito. „Raito... Ich will einen Apfel“, sprach er und ließ sich neben ihm nieder. „Ryuk“, stöhnte Raito, „kannst du nicht mal ne Stunde ohne Äpfel aushalten?“ „Nein“, knurrte er. Die Diskussion setzte sich noch einige Zeit fort, bis sie vor einem großen Gebäude hielten. „Wir sind da“, murmelte Raito. „Wooow“, rief Misa und musterte das Gebäude. Es war beinahe ein Wolkenkratzer, jedoch nicht besonders auffallend in dieser Gegend. Sie traten in durch die Glastür, die sich von selbst öffnete. Ryuk, der etwas langsam war, wurde beinahe eingequetscht und drückte sich schnell durch die immer kleiner werdende Öffnung. Rem schüttelte verächtlich den Kopf. „Wie kann man nur so dumm sein“, schnaubte sie und breitete seine Flügel aus. Drinnen im Gebäude sah es auch nicht weiter beeindruckend aus. Viele große und vor allem lange Treppen führten weiter nach oben. „Müssen wir da tatsächlich rauf?“, stöhnte Misa im Angesicht des schweren Aufstiegs. Raito lächelte und wies mit der Hand zu einem Aufzug mit der Beschriftung: „Nur für Personal“. „Dürfen wir den überhaupt benutzen?“, fragte Misa. Jedoch bekam sie keine Antwort. Raito öffnete mit einem Knopfdruck den Aufzug. Ryuk folgte ihm. Dann stellte sich auch Misa zwischen Rem und Raito. Es wurde ziemlich eng, stellte Misa fest. Mit zwei Todesgöttern und ihrem Freund in einem Aufzug... Was für eine Vorstellung.Endlich waren sie oben angekommen. „Waaah“, kreischte Misa erschreckt. Vor ihr stand L in voller Pracht. Barfuß mit weitem T-Shirt und großen Jeans begrüßte er sie. Rem konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ist sie das?“, fragte er schließlich. „Ja, Ryuuzaki“, sprach Raito und legte Misa die Hand auf die Schulter. Sie kam sich vor wie eine Handelsware. Dennoch blieb sie stehen und musterte Ryuuzaki von oben bis unten. Bei seinem Gesicht machte sie halt. Er hatte dunkle Augenringe und über ihm schwebte aber ein anderer Name als Ryuuzaki... „Misa... Kommst du endlich?“, fragte Raito wieder vollkommen genervt. Überrascht schaute sie auf, zögerte kurz, folgte ihm jedoch. In einem abgedunkeltem Raum machten sie halt. Viele Bildschirme flimmerten. Sie waren die einzigen Lichtquellen im ganzen Raum. Davor stand ein kleiner Couchtisch, ein großes, schwarzes Sofa und ein schwarzer Sessel. Ryuuzaki setzte sich auf das Sofa, krümmte sich zusammen und begann an einem seiner Fingernägel zu knabbern. Raito war dieses Verhalten schon gewohnt und deshalb setzte er sich auf den Sessel. Etwas unsicher folgte sie Raitos Beispiel und versuchte, das seltsame Verhalten von L einfach zu ignorieren. Sie setzte sich neben ihn auf das Sofa und legte ihre Hände in den Schoß. „Ähm...“, begann Misa und beobachtete Ryuuzaki, der gerade weitere vier Zuckerwürfel in seine Tasse warf, „wie viel Zucker willst du da eigentlich noch rein tun?“ „So viele“, er nippte an der Tasse, „bis man es trinken kann.“ Angewidert sah sie zu, wie er mit drei Fingern die Tasse festhielt und einen Schluck trank. Für sie war es unvorstellbar sechs Würfel Zucker in eine so kleine Tasse zu werfen. Irgendwie war es faszinierend, wie man nur so seinen ganzen Tag verbringen konnte. Vor einem Computer mit Süßigkeiten... Und das er dabei nicht dick wurde... Misa zerbrach sich lange den Kopf, bis Raito fragte: „Also, Ryuuzaki. Was hast du bisher herausbekommen?“ Langsam stellte er die Tasse zurück auf den Tisch und begann wieder an seinem Fingernagel zu kauen. „Hm... Es ist wirklich seltsam... Wie kann man nur auf so eine Weise Morden?“, murmelte er, „bisher ist uns immernoch nur bekannt, dass Kira die Namen seiner Opfer kennen muss. Er tötet nur Kriminelle... Wobei das Muster der Anzahlen immer unregelmäßiger wird.“ Misa hörte irgendwann einfach nicht mehr zu... Sie verstand nicht viel von Kriminalakten, deshalb erhob sie sich und sah sich um. Wirklich an jeder Ecke des Raumes waren Süßigkeiten. Ob Torten, Bonbons, Salzstangen oder sonst irgendwas. Hier lag einfach alles herum. Ein kleines Kind hätte hier sein Paradies gefunden. Gedankenverloren schritt sie weiter. Kapitel 2: Wunderbare Nacht --------------------------- „Misa-san.“ Erschreckt fuhr sie um. L stand vor ihr. „Was ist los?“, fragte sie. „Es ist spät... Raito ist schon gegangen“, murmelte er. „Was? Das kann doch nicht sein... Er hat mich einfach stehen lassen?“, fragte sie und sank den Kopf. „Er meinte, dass du selbst nach Hause findest, wenn du nicht zu uns in den Vorraum kommst.“ „Na sehr freundlich“, knurrte sie enttäuscht. Sie folgte Ryuuzaki, der wieder in den Vorraum zurücktrottete. Sie ließ sich auf dem schwarzen Sofa fallen. Am liebsten hätte sie geweint. Warum hasste Raito sie nur so? Was hatte sie denn schlimmes getan? Sie war zu aufgewühlt um nach Hause zu gehen... „Willst du nicht nach Hause?“, fragte Ryuuzaki, der sich neben sie auf das Sofa setzte. „Doch... Eigentlich schon... Aber...“ Sie konnte nicht mehr. Jede Träne, die sie sich in den letzten Monaten verkniffen hatte, quoll aus ihr heraus. Eigentlich war es ihr peinlich, vor Ryuuzaki zu weinen, doch in diesem Moment war es ihr egal. Eine warme Träne nach der anderen rannen ihre Wangen herunter und benetzen ihr Kleid. Ryuuzaki, der neben ihr saß, beobachtete sie. Völlig überfordert und hilflos sah er zu, wie Misa ihren ganzen Frust herausweinte. Nachdem sich der schlimmste Anfall gelegt hatte, schluchzte Misa leise. Ihre Hände waren völlig verkrampft. Vielleicht war es nur aus Frust, aber sie lehnte sich an Ryuuzaki. Er kannte diese Gefühle nicht. Er war immer allein gewesen und nun war ihm Jemand so nah. Ryuuzaki konnte nicht anders und legte den Arm um Misa. Sie ließ es einfach geschehen und schloss die Augen. Ihr Herz schlug schneller. Was hatte das zu bedeuten? Das war doch L?! In diesen komischen Kauz konnte sie sich doch nicht ernsthaft verguckt haben? Oder?! Sie schmiegte sich an seine Schulter. Er begann ihr über das Haar zu streicheln. Und tatsächlich huschte ihr ein Lächeln über die Lippen. Ihr Herz schlug immer schneller und heftiger. Irgendwann hatte sie sich selbst nicht mehr unter Kontrolle... Sie drehte sich um und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Sie konnte selbst nicht glauben, was sie gerade tat, doch die Küsse wurden immer intensiver und liebevoller. Sie grub ihre Hände in seine Haare. Ryuuzaki hatte wirklich keinerlei Erfahrung und war etwas hilflos gegenüber Misa. Sie küsste ihn zärtlich am Hals und begann dann, ihm am Ohr zu knabbern. Er legte seine Hände in ihren Nacken und zog sie näher zu sich. Dieses mal, gab Ryuuzaki Misa einen liebevollen Kuss. Er strich ihr über den Rücken und seine Hand wanderte an ihre Seite. Langsam öffnete er den Reißverschluss. Misa ließ ihre Hände unter sein T-Shirt gleiten und zog es langsam nach oben. Sie legte ihre Hände auf seinen nackten Oberkörper. Als Misa erwachte, lag sie immer noch auf dem schwarzen Sofa. Und neben ihr... Ryuuzaki?! Verträumt strich sie mit dem Finger über seinen Oberkörper. Er zuckte zusammen und griff schlagartig nach ihrer Hand. Doch es war kein liebevoller Kontakt, sondern mehr ein Angiff. Völlig verwirrt schaute sie zu ihm. Ryuuzaki lag da, mit offenen Augen. Er bemerkte Misas Blicke und lockerte seinen Griff. Etwas erleichtert zog sie die Hand zu sich. Es war überall dunkel, nur die Bildschirme tauchten das Zimmer in trübes Licht. Misa hatte jegliches Zeitgefühl verloren. „Wie spät es wohl ist?“, fragte sie und schielte unauffällig zu Rem herüber. Sie schritt elegant durch die Wand in den Raum. „Es ist helllichter Tag“, antwortete sie. „Ich hätte längst zu Hause sein müssen“, murmelte sie enttäuscht. Eigentlich wollte sie bei Ryuuzaki bleiben. Dieser jedoch rappelte sich auf und begann sich anzuziehen. War das letzte Nacht tatsächlich passiert? Wie konnte er so gelassen sein? „Du musst nach Hause“, sagte er leise, „zieh dich besser an.“ Sie folgte der Aufforderung schweigend. Sie hatte tatsächlich mit dem größten Feind ihres Freundes geschlafen. Wie sollte sie das nur Raito beibringen? Warum sollte sie überhaupt etwas sagen? Er ignorierte sie doch sowieso. Außerdem war es die schönste Nacht ihres Lebens gewesen. Somit fasste sie den Entschluss einfach über dieses Geschehnis in Schweigen zu versinken. „Auf Wiedersehen, Misa-san“, sagte Ryuuzaki, als er mit Misa vor der Glastür stand. Sie drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange und flüsterte: „Auf ein baldiges Wiedersehen, Ryuuzaki-kun.“ Mit einem seeligen Lächeln kehrte Ryuuzaki zurück an seinen Arbeitsplatz. Was hatte es nur zu bedeuten, dass er auf einmal so aufgewühlt war? Noch nie in seinem Leben hatte er so etwas gefühlt. Noch nie in seinem Leben hatte ihn etwas so aus der Bahn geworfen. Er schnitt sich ein Stück von der Erdbeertorte ab und begab sich wieder in den Vorraum. Langsam ließ er sich auf das Sofa sinken. Er grinste weiter vor sich hin. Er dachte nach. Er hatte soeben die schönste Nacht seines Lebens gehabt, aber nicht mit Irgendwem... Sondern mit der Freundin seines besten Freundes... Bei dieser Überlegung gefror sein Lächeln zu Eis. Er steckte sich einen Happen von der Torte in den Mund und kaute langsam darauf herum. Aber Moment. Was Raito nichts weiß, das macht Raito nicht heiß, oder? Wenn Misa den Mund hielt würde diese Nacht Niemandem auffallen. Kapitel 3: Das Death Note ------------------------- Misa war wieder zu Hause. Sie stellte ihre Tasche wieder zurück in das Regal und ließ sich auf das Bett fallen. Rem stellte sich teilnahmslos daneben. Misa seufzte und drehte sich auf den Bauch. „Ich bin sehr gespannt, was du Raito zu sagen hast“, bemerkte Rem spitz. Misa zuckte zusammen. Rem hatte genau ihren wunden Punkt erwischt. „Was soll ich ihm schon groß sagen?“, fragte Misa und versuchte nach außen hin gelassen zu wirken, „er würde mich doch sowieso ignorieren.“ „Ich glaube, im Angesicht dieser Situation würde er dich bestimmt nicht ignorieren.“ „Ja... aber“, stammelte Misa, „wenn ich ihm nichts erzähle, erspare ich mir eine menge Ärger.“ Sie zog ihre Schuhe aus und zog die Bänder aus ihren Haaren. „Außerdem... Ich weiß noch nicht einmal, ob ich Raito überhaupt noch liebe.“ Rem wirkte etwas überrascht, schwieg jedoch. „Er hat mich die ganze Zeit so... schäbig behandelt“, fuhr Misa fort, „das ich ihn eigentlich nur vergessen will.“ Sie machte eine Pause. „Du musst wissen, was du tust“, beendete Rem das Gespräch und wandte sich um. Misa griff sich eines der Magazine, das neben ihr auf dem Nachttisch lag. Eigentlich wie immer prangte ein Bild von ihr auf der Titelseite. Sie öffnete das Heft und blickte mürrisch hinein. Wie immer nur die grundsätzlichen Modetipps, Make-up-Tipps und... ein neues Topmodel? Sie blätterte hektisch durch die Seiten und schaute skeptisch auf das Mädchen, das sich dort präsentierte. Angewidert musterte sie die Seiten. Ihre Augen bekamen einen grausamen Schimmer. „Die kann was erleben.“ Über ihrem Foto schwebte ein Name. Takama Merakeshi Misa schritt an ihren Schreibtisch. Quietschend öffnete sie die Schublade und zog ein schwarzes Notizbuch heraus, das mit einigen weißen Zeichen verziert war. Rems Blick wanderte auf das Geschehen, jedoch wandte sie sich gleich wieder ab. Misa zückte einen Stift und kritzelte Wutentbrannt die Zeichen für Takama Merakeshi in das Buch. Sie blickte mit einem hämischen Grinsen auf den Wecker. 17:34:22. Noch 40 Sekunden... „3... 2... 1“, Misa lachte auf, „das wars mit der Konkurrenz.“ Sie warf ihre Haare zurück, legte den Stift zur Seite und das Notizbuch wieder in die Schublade. Ein grausames Gefühl der Zufriedenheit breitete sich in Misa aus. Sie würde weiterhin, unangefochten das beste Model der Agentur sein. Plötzlich klingelte ihr Handy. Sie schlurfte an ihre Tasche und zog an ihrem Anhänger, der genauso aussah wie Misa, das Handy heraus. Sie klappte es auf. „Misa. Wo warst du so lange? Ich habe schon fünf mal angerufen.“ „Och Raito... Wie süß, du machst dir Sorgen um mich?“, fragte sie mit einem trockenen Lachen. Raito übersprang diese Bemerkung und sprach: „Du hast L gesehen. Sag mir seinen wahren Namen.“ „Warum sollte ich?“, fragte sie skeptisch. „Weil du es mir versprochen hast. Erinnerst du dich?“ Tatsächlich hatte sie ihm versprochen, sein Augenlicht zu sein, und für ihn Ls wahren Namen herausfinden. Nun war sie in einer misslichen Lage... Wenn sie seinen wahren Namen verriet, würde er sterben. Wenn sie es nicht tat, würde sie wohlmöglich sterben. Doch halt. Rem hatte geschworen, wenn Raito sie versuchen würde, sie zu töten, würde sie ihn in ihr Death Note schreiben. Und er würde somit sterben. Also könnte sie einfach Schweigen. Eine Träne rann über ihre Wange. Betrübt klappte sie das Handy zu, und brach Raito mitten im Satz ab. „Warum hätte ich ihm zuhören sollen?“, murmelte sie leise, „er hat es bei mir auch nie getan.“ Sie wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht und legte sich in ihr Bett. „Danke, Rem“, flüsterte sie und zog ihre Decke bis an ihren Hals. „Wofür?“ Doch nur noch ihr regelmäßiger Atem war zu hören. Kapitel 4: Ryuks Faszination ---------------------------- „Ich frage mich wirklich, was mit ihr los ist“, murmelte Light. „Vielleicht ist sie krank“, antwortete Ryuk und stellte sich hinter Light, der gerade sein Handy wieder in seine Hosentasche steckte. „Glaubst du das wirklich?“, fragte er und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Wieso sollte sie nicht mit ihrem Angebeteten reden wollen?“ Das gab Ryuk einen Grund zum Denken. „Stimmt eigentlich.“ Light nickte. Es war wirklich seltsam, dass Misa nicht jedem seiner Worte, wie sonst, gebannt lauschte. Zudem war es enorm wichtig, dass sie ihre Zuneigung zu ihm nicht verlor. Nicht in diesem Moment. Er brauchte nur seinen Namen, dann würde sie sowieso keinen ersichtlichen Nutzen mehr haben. Sie war sein Augenlicht und so lange er die Möglichkeit hatte seine eigene Lebensspanne so lang wie möglich zu halten, würde er dies auch tun. Wenn er stürbe - welcher unfähige Flegel sollte dann seine perfekte, aufgeräumte Welt leiten? Er war der einzige der in der Lage war, alles Unrecht für immer zu verbannen und den Menschen ein glückliches Leben zu verschaffen. Doch dieses dumme Gör würde alles zunichte machen, wenn sie nicht bald zur Besinnung käme. Noch heute hätte L ins Gras beißen können, wenn dieses minderbemittelte ‚Mädchen’ nicht gerade eine störrische Phase hätte. „Vielleicht hat sie ihre Tage“, meinte Ryuk plötzlich. Light rollte mit den Augen. „Klar, Ryuk. Sie hat ihre Tage und deshalb verrät sie mir nicht den Namen des einzigen Menschen, der uns im Weg steht. Du bist manchmal wirklich selten dämlich.“ Das verschlug Ryuk erst einmal die Worte. Er umgriff seinen Kopf und drehte ihn gespenstisch weit nach links. Plötzlich vernahm Light das Geräusch knackender Knochen, das ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Der Todesgott stellte sich vor Light. Doch irgendetwas stimmte nicht. Er hatte seinen Kopf tatsächlich falsch herum auf seinen Körper gesetzt und starrte Light aus kugelrunden Augen an. „Gib mir einen Apfel.“ „Du... Ach, was soll’s“, antwortete Light sichtlich genervt und griff einen Apfel aus der Schüssel auf dem Schreibtisch. Er warf ihn zu Ryuk, nahm vor dem Computer platz und schaltete ihn ein. Ryuk begutachtete glücklich seinen Apfel und biss hinein. Nach einem weiteren Bissen war der Apfel bereits verschwunden. Der Todesgott schmatzte und drehte mit einem erneuten, abscheulichen Knacken seinen Kopf zurecht. „Könntest du das jetzt endlich mal lassen? Dieses Geräusch ist widerlich!“, entrüstete sich Light und warf Ryuk einen bösen Blick zu. „Was? Damit?“, fragte er und griff erneut um seinen Kopf. „Ja, genau damit! Wage dich nicht es noch mal zu tun!“ Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, drehte er wieder seinen Kopf nach links. Light bereitete sich wieder auf das Geräusch knackender Knochen vor, doch dieses Mal blieb es aus. „Vielen Dank“, meinte er kalt und wandte sich seinem Computer zu. „Keine Ursache“, trällerte Ryuk und beäugte den Bildschirm. Wie immer rief Light die üblichen Seiten auf. Die Seiten der Nachrichten, der Polizei und des FBIs zu guter letzt sein Postfach, das wie immer über und über mit Fanpost gefüllt war. Es standen immer die Selben Dinge darin und immer wieder kritzelte Light ein paar Namen in das danebenliegende Notizbuch. Ryuk verlor irgendwann das Interesse daran und begann damit sich auf Lights Bett hin und her zu rollen. Er hätte auch genauso gut schlafen können, doch es war viel zu belustigend Light bei seiner Arbeit zuzusehen. Sein wutentbranntes Schreiben, sein kalter Blick und der grausame Schimmer, wenn vierzig Sekunden langsam verrannen. Menschen waren faszinierend. Das wusste Ryuk schon vor seiner Ankunft in deren Welt, doch Light war wirklich ein ausgesprochen spannendes Wesen. Er war nicht so leicht zu beeindrucken wie Andere, die er bisher kennen gelernt hatte. Misa zum Beispiel hätte dieses raffinierte Spiel, das er schon seit langer Zeit spielte nie so lange durchgehalten. Vermutlich wäre sie längst aufgeflogen, verhaftet oder schon umgebracht worden. Doch Light war immer noch im Spiel und so enthusiastisch wie zu Beginn. Misa hatte es wirklich gut erwischt. Sie hatte eine sichere zweite Identität, einen Verbündeten und ein Schutzschild für ihre Morde. Sobald sie jemanden tötete, konnte sie es beruhigt auf den wahren Kira abwälzen und niemand würde sie in Verdacht ziehen. Somit hatte sie wunderbare Bedingungen, doch mit ihrem Todesgott hatte sie es, seiner Meinung nach, nicht so gut erwischt. Rem verhielt sich ausgesprochen unnatürlich für einen Todesgott ihren Ranges. Sie half Misa wo sie nur konnte und beschützte sie sogar vor dem Schicksal, dass Light für sie vorgesehen hatte. Sie war ohne Zweifel ein Stolperstein in Lights Plan. Doch Ryuk war sich sicher, dass er irgendwie eine Möglichkeit fand um sie aus dem Weg zu räumen. „Dieses kleine, dumme Gör“, durchbrach Light die Stille. Der Todesgott horchte auf und begab sich zu dem Computer. „Sie hat doch tatsächlich schon wieder ein Model getötet. Einfach so! Sie ist so offensichtlich, so berechenbar und so kindisch!!“ Auf dem Display war eine große Todesanzeige zu sehen, auf der ein Foto eines gutaussehenden Mädchens zu sehen war. Da Ryuk keine Lebensspanne erkennen konnte, war sie wirklich tot. „Ich schwöre dir, ich finde einen Weg Rem auszuschalten und danach ist dieses kleine Scheusal fällig!“ Das war schon eher ein Gespräch nach Ryuks Geschmack. Zwar mochte er Misa an sich recht gerne, doch ihre Art würde ihm den ganzen Spaß verderben, den er mit Light hatte. Außerdem waren Menschen ersetzlich – zumindest die Art zu der Misa gehörte. Ryuk verzog sein Gesicht zu einem Lächeln. „Wenn es dich interessiert, hätte ich sogar eine Idee für dich...“ Kapitel 5: Verdacht ------------------- Die Erdbeertorte neigte sich dem Ende und Ls Laune ebenso. All die Leute in seinem Arbeitszimmer bombardierten ihn mit Informationen und Statistiken, die immer wieder das Gleiche ergaben. Nämlich keinen Sinn. Diese Erkenntnis traf L wie ein Stich in die Brust. So lange saß er schon an diesem Fall, der so einfach und doch so komplex war. Das Puzzle war fast komplett, doch das wichtigste Teilchen fehlte – der überführende Beweis. Er nippte an der Teetasse und wandte sich der Runde zu. „Meine Herren, ich fürchte wir übersehen etwas. Etwas, dass das ganze Rätsel sofort lösen würde.“ „Uns fehlt nicht nur etwas, sondern ein Verdächtiger, ein Beweis und die Tatwaffe. Das sind eine menge Dinge, die uns fehlen“, seufzte Ide. „Ich habe einen Verdächtigen. Dennoch hast du mit dem Beweis und der Tatwaffe recht“, antwortete Ryuuzaki und nahm einen Schluck aus der Tasse. „Sie haben einen Verdächtigen, Ryuuzaki?“, fragte Mogi, der nun sichtlich überrascht über Ides Schulter blickte. „Natürlich. Watari?“ Watari, der bisher still an der Seite stand nickte und tippte schnell an einem der Computer etwas ein. Das Klappern der Tasten war noch nicht verstummt, als ein Bild von Yagami Light auf dem Display erschien. Den Männern klappte der Mund auf. „Sie meinen doch nicht wirklich...?“, fragte Ide schockiert. „Dies ist mein Verdächtiger“, antwortete L ruhig. „Aber wie kommen Sie auf diese Idee?“, fragte Mogi schockiert und musterte L beunruhigt. „Sehen Sie sich bitte die Statistik, der Zugriffe auf dem Server der Japanischen Polizei an“, sagte L und wank Watari zu. „Wie Sie unschwer erkennen sind die Log-In-Daten von Herrn Soichiro Yagami sehr oft vertreten. Bestimmt wird er uns mitteilen, wenn Sie ihn fragen wie oft er auf diesen Server zugegriffen hat, dass er im Schnitt seltener als fünf Mal im Monat die Seite der Straftäter öffnet. Hier ist allerdings zu sehen, dass mit dessen Passwort öfter als zwei Mal pro Woche darauf zugegriffen wird. Ich weiß, dass Herr Yagami ein sehr, sehr zuverlässiger Mann ist, der nie leichtfertig mit solch wichtigen Daten, wie Passwörtern umgehen würde. Also muss es jemand sein, der sich in seinem Bekanntenkreis befindet, dessen Computer benutzen kann, dessen Passwort kennt und dem die Adresse des Servers bekannt ist“, erklärte L und griff nach einer Tafel Schokolade, dass auf dem Tisch lag. „Was ist da naheliegender als sein Sohn, der bekannt für sein helles Köpfchen ist“, fügte er hinzu. „Aber das allein reicht nicht als Beweis aus“, warf Mogi ein. „Darum fehlt uns der überführende Beweis. Dies ist lediglich ein kleines Detail meines Verdachtes. Doch nun meine Frage an Sie, werte Herren, welche Auffälligkeiten haben Sie an Lights Verhalten bemerkt?“ „Eigentlich keine“, meinte Ide, der verwirrt hin und her sah. „Er ist ein wenig... Mysteriös. Aber wer hat denn bitte keine Geheimnisse?“, sprach Mogi. „Erläutern Sie uns bitte ‚mysteriös’“, forderte L und biss ein Stück der Tafel ab. Mogi zögerte einen Augenblick und sein Gesicht verzog sich, als würde er gerade mit viel Vorsicht seine Worte abwägen. „Na ja“, sagte er schließlich, „ich finde es seltsam, dass er sich einfach so bereiterklärt bei der Polizei zu helfen. Nicht, dass er nicht intelligent oder keine Hilfe wäre, sondern einfach die Tatsache. Gerechtigkeitssinn hin oder her. Ich finde es seltsam.“ „Mit Gerechtigkeitssinn könntest du Recht haben. Er ist genau wie ich, denn mein Lebenstraum war es auch schon immer bei der Polizei zu arbeiten und ich bin auch eine Hilfe“, erwiderte Ide stolz. „Wie man es sieht...“, murmelte Mogi mit einem trockenen Lächeln. „Hey!“ „Meine Herren, bitte. Gut dann bin ich nicht der Einzige, der diese Tatsache als merkwürdig empfindet“, sprach L und musterte die leere Alufolie in seinen Händen. „Aber ist dies für Sie ihre einzige Auffälligkeit?“ „Für mich eigentlich schon. Er ist höflich, freundlich und hilfreich. Er will diesen Fall auch aufklären“, antwortete Mogi. „Ich hab ihn gern“, fügte Ide mit einem breiten Grinsen hinzu. „Das freut mich sehr, dass ihr einen Massenmörder so ins Herz geschlossen habt“, murmelte L, „glaubt er nicht er ist ein wenig ZU freundlich und ZU hilfreich?“ „Ich finde eigentlich nicht. Ich glaube er hat wirklich Interesse daran den wahren Mörder zu überführen“, gab Ide unbeeindruckt zurück. „Nun ja. Sie kennen nun meine Ansichten. Meinen Verdächtigen und die Statistik. Ihre Meinung ist Ihnen überlassen. Aber reden wir über die Mordwaffe“, sagte L verzog sein Gesicht und suchte mit seinem Blick auf dem Tisch nach etwas schmackhaften. „Das bereitet mir auch ständig Kopfzerbrechen“, meinte Ide und erhob sich. Er begann im Zimmer auf und ab zu schreiten während er die Hände hinter dem Rücken verschränkte. „Alle sterben auf verschiedene Weise“, begann Mogi. „Jep“, antwortete Ide. L seufzte und griff nach einer dampfenden Tasse Tee. „Alle sind Verbrecher.“ „Jep.“ „Auch für Unschuldig erklärte.“ „Jep.“ „Das lässt auf einen enormen Gerechtigkeitssinn zurückführen.“ „Ehm.... Jep“, zögerte Ide. „Womit wir wieder bei meinem Verdächtigen angelangt wären“, bemerkte L, der in der Zwischenzeit sieben Stücke Zucker in die kleine Tasse geworfen hatte. Es störte die anderen Teilnehmer der Sitzung mittlerweile nicht mehr im Geringsten, wenn der Tisch sich unter so vielen Süßigkeiten schon bog. Viel zu überrascht waren nun ihre Gesichter. „Sie haben Recht, Ryuuzaki. Aber das allein ist noch kein handfester Beweis.“ L stellte die Tasse zurück auf den Tisch und begann damit sich die Schläfen zu reiben. „Das ist die Tatsache wovon ich die ganze Zeit schon spreche.“ Ide und Mogi verstummten. Sie sahen sich an und lauschten, wie L genüsslich an seiner Tasse schlürfte. Als er diese wieder mit einem kurzen Klappern auf dem Tisch aufstellte brach er das Schweigen. „Sehen sie? So ist der Stand der Dinge. Alles bloße Verdächtigungen ohne Halt und doch sind sie so klar und argumentierbar.“ Ide und Mogi nickten betreten. „Irgendwie kommen wir so nicht weiter“, fügte Mogi hinzu und auch er erhob sich. „Welche Ideen haben Sie? Mogi? Ide?“, fragte L erwartungsvoll. „Ich denke wir sollten ihn beschatten lassen“, meinte Ide zögernd. „Glaubst du nicht, dass er es locker schafft die Beschatter auszuschalten? Wenn er wirklich Kira ist muss er nur einmal ihre Gesichter sehen und weg sind sie!“ „Aber dann wissen wir, dass er es ist, wenn er sie ausschaltet. Außerdem könnten sie speziell ausgebildet werden um ihre Gesichter um keinen Preis der Welt zu zeigen. Was halten Sie von meiner Idee, Ryuuzaki?“ „Natürlich zogen wir das auch schon in Betracht. Aber ich glaube, dass Light schlau genug ist unser Vorhaben anzugreifen, falls er etwas zu verbergen hat. Er ist klug, vergessen Sie das nicht.“ „Aber wenn er nichts zu verbergen hat, wird er es zu lassen. Dann wissen wir, dass er unschuldig ist.“ „Woher wollen Sie das wissen. Ich kann nur wiederholen, dass er sehr klug ist. Er würde ihre Denkweise schnell durchschauen. Alles was er tut könnte eine Finte sein.“ Wieder trat ein Schweigen ein. „Überwachungskameras“, meinte L schließlich. Es war keine Frage, sondern eher eine Feststellung. „Das könnte eine Möglichkeit sein. Aber dann in jedem Winkel“, antwortete Mogi. „Und mit Übereinstimmung mit Soichiro und dann natürlich versteckt.“ „Das ist wirklich eine gute Idee. Aber glauben Sie nicht, dass er sie austricksen könnte?“ „Darüber können wir uns im Moment keine Gedanken machen. In erster Linie müssen wir es versuchen“, gab L zurück und versetzte den Beiden einen anerkennenden Blick. „Leiten Sie bitte alles in die Wege. Ich möchte mindestens sieben Kameras. Gut versteckt in allen Winkeln mit einer Live-Übertragung in mein Büro.“ Die beiden Polizisten nickten und verbeugten sich kurz und verließen angespannt den Raum. L atmete durch und warf den Kopf in den Nacken. Es war doch schon von vornherein so klar ersichtlich gewesen. Wieso musste er sie erst darauf hinweisen? „Watari?“ „Ja?“, antwortete er und trat aus dem Dunkeln. „Glauben Sie ich tue das Richtige?“, fragte L ein wenig bedrückt. „Ich darf mir darüber eigentlich kein Urteil erlauben, aber ich glaube an Sie“, gab er aufheiternd zurück. L seufzte. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Alles war verdreht und verwirrend. Seine Gedanken wanderten zu Misa zurück. Was sie wohl im Moment tat? Kapitel 6: Eine Nachricht für das Augenlicht -------------------------------------------- Leichfüßig wie immer tapste Misa durch die Straßen. Das Shooting für Heute war bereits im Kasten und ihre Agentur hatte ihr erlaubt in die Stadt zu gehen. „Ich sage dir, die Perücke juckt wie verrückt“, murrte sie und zupfte an dem kuren schwarzen Bob, der ihre sonst so hellblonden langen Haare nun ersetzte. „Was sein muss, muss sein“, gab Rem zurück die nur wenige Schritte hinter Misa ging. Rem schien ihren Gedanken nach zu hängen und so beschloss Misa sie nicht weiter zu stören. Sie schlenderten an vielen Läden vorbei. Vor einem Gothic-Laden machte sie halt. In dem großen gläsernen Schaufenster konnte sie ihr Spiegelbild sehen. Ihre kurzen und, in ihren Augen, unpassenden Haare, ihr rundes Gesicht, ihre schweren Plateaustiefel und das niedliche schwarze Kleid, dass sie sich erst letzte Woche gekauft hatte. Doch als sie die große Sonnenbrille abzog, die vorher ihr Gesicht verbarg musterte sie das Spiegelbild ihrer großen blutroten Augen. Doch wie im Gegensatz zu den anderen Menschen, die hinter ihr ihre Wege gingen, schwebten über ihrem Kopf keine Ziffern. Mit einem Seufzen, setzte sie ihre Brille wieder auf und ging in den Laden. Ihre Augen mussten sich erst an die Dunkelheit des abgedunkelten Geschäfts gewöhnen, während sie sich langsam der Theke näherte und den Verkäufer begrüßte. Er sah mit seinem schwarzen Lackoutfit, den vielen Piercings im Gesicht und den giftgrünen Haaren ziemlich gut aus, allerdings ließen seine großen Augen eher darauf schließen, dass er aus dem Westen stammte. „Guten Tag“, begann Misa freundlich und lächelte. „Hallo, kann ich dir behilflich sein, Süße?“, antwortete er und zwinkerte aufdringlich. „Gern, haben sie Notizbücher, ich suche ein neues Tagebuch“, sprach sie nach einem kurzen Zögern. „Klar! Frisch reinbekommen. Die sehen echt richtig geil aus! Komm mit“ Der Verkäufer führte Misa an einigen Kleidern, Piercings, Ritualmessern und Särgen vorbei bis sie an einem Regal voller Bücher angekommen waren. Plötzlich fühlte sich Misa, als hätte ihr Herz für einige Momente ausgesetzt. Als ihr Blick auf die Notizbücher fiel, die sich vor den anderen Büchern stapelten. Misa wich einige Schritte zurück und schaute sich um. Rem war nicht da. Misa spürte wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. Sie blinzelte verwirrt. Musterte die Bücher wieder und wieder und konnte es immer noch nicht fassen, als sie in großen Buchstaben die Aufschrift „Death Note“ entdeckte. „Sind das nicht scharfe Teile? Die sind richtig, richtig scharf, ich finde sie passen zu dir“ „Danke, die sehen wirklich gut aus. Darf ich Mal eines anfassen?“, brachte sie heraus, doch ihre eigene Stimme klang fremd in ihren eigenen Ohren. „Klar Lady, gern doch“, antwortete der Verkäufer und drückte ihr eines der Bücher in die Hand. Plötzlich veränderte sich der Blick des Verkäufers und seine Augen wurden merkwürdig ausdruckslos und leer. Er röchelte, während er mit seinen Lippen tonlose Worte formte. „Dies ist eine Nachricht von Kira. Dem Wahren und Einzigen. Gott der perfekten Welt und Meister über Sünder. Untreues Wesen und Verräter des Einzigen. Du hast gesündigt und hast gegen das Wort des Gottes verstoßen. Die Rache soll groß sein, doch Zeit sollst du noch haben. Als Augenlicht der Gerechtigkeit sollst du deine Aufgabe binnen vier Stunden erfüllen. Die Kraft des Allmächtigen ist gewachsen und er will dich wissen lassen, dass er den weißen Gott des Todes nicht verschonen wird. Er will dir sagen, dass der schwarzhaarige Teufel sterben wird, egal ob du zum Lauf der Gerechtigkeit folgst, doch der weiße Gott wird leiden und auch du wirst sterben. Das Schicksal erfüllt sich, doch du hast die Wahl dein Augenlicht, deine Seele zu Retten.“ „Er will den weißen Gott töten, einen Shinigami? Das will er tun?“, brachte sie hervor und so unpassend es war, brach Misa in trockenem Gelächter aus. Nie hätte sie gedacht, dass ihr Noch-Freund, der Perfektionist, so dumm sein konnte das wirklich zu glauben. Doch die Augen des Verkäufers starrten weiter in die Leere, bis er sich plötzlich wie von unsichtbaren Fäden gezogen zu den Ritualmessern bewegte. Sie schimmerten grün in dem Licht, das von den Neonröhren an den Wänden ausging. „Das tut er nicht wirklich“, war der einzige Gedanke der ihr durch den Kopf schoss, während der Verkäufer mit einem wahnsinnigen Lächeln eines der Messer in die Hand nahm. „Im Namen von Kira, dem Allmächtigen“, sprach er langsam, während sich sein Griff um das Messer festigte. Misa stürzte auf den Verkäufer zu der sich einfach das Messer in den Bauch rammte. Blut spritzte ihr entgegen, während sie mit Tränen in den Augen auf den Boden sank. Wieso hatte er einen unschuldigen Menschen getötet? Doch dann fiel ihr plötzlich etwas auf, woher sollte er den Namen des Verkäufers kennen? Die Erkenntnis durchfuhr sie wie ein Schock. Er war in der Nähe. „Rem?“, rief Misa verzweifelt, während sie mit dem Handrücken über ihre Augen wischte und sich aufrappelte. Erst jetzt bemerkte sie, dass Blut an ihren Händen entlang rann. Nichts geschah. „REM?!“, rief sie nun dringlicher. Doch wieder blieb eine Reaktion aus. „Der weiße Gott wird sterben. Das glaube ich nicht! DAS GLAUBE ICH NICHT!“, brüllte sie während sie versuchte sich den Rest der Nachricht wieder ins Gedächtnis zu rufen. „Binnen vier Stunden. Ich muss ihn warnen!“ Sie eilte durch den Laden zu den Kleidern. Sie zog wahllos eines heraus und öffnete den Reißverschluss ihres eigenen Kleides. Immer wieder, während sie sich umzog rief sie Rems Namen. Dass sie in Gefahr schwebte war immer noch ein unfassbarer Gedanke. Light hatte die Macht erlangt einen Todesgott zu töten. Das rückte die ganze Situation in ein neues Licht. Ein neues und vor allem tödliches Licht. Dass Misa stürbe war klar gewesen, schon an dem Tag an dem sie vor seiner Haustür stand und ihm ihren Namen nannte, doch dass auch die sorgfältige Fassade von L gegen ihn nutzlos und die Macht der Todesgötter für ihn kontrollierbar war, lies sie erst erkennen wie unglaublich Mächtig ihn dieses Buch tatsächlich gemacht hatte. Sie rieb sich ihre Hände an ihrem alten Kleid ab, dass sie in einem der Särge die an der Wand lehnten versteckte. Es tat ihr schon fast weh das Kleid zurück zu lassen, immerhin hatte es wunderschön an ihr ausgesehen. Sie wandte sich ab und eilte wieder hinaus auf die belebten Straßen. Sie musste ihn warnen. Ryuzaki, L, oder wie auch immer er sich in dieser Zeit genannt hatte. Misa war die einzige Mensch die seinen wahren Namen kannte und so sollte es auch bleiben. Light würde sie zweifellos töten. Es gab keinen Ausweg. Sie würden sterben. Alle. Wenn Light schon die Möglichkeit hatte ihren Shinigami zu töten würde er es auch ohne Frage zu einem späteren Zeitpunkt tun und dass er das Leben von Misa auslöschen wollte war ohnehin kein Geheimnis. Aber L sollte leben. Er sollte Kira zur Strecke bringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)