Saint White von Celest_Camui ================================================================================ Kapitel 4: Ein Tag wie jeder andere ----------------------------------- Dieses dumpfe Gefühl, dass jeder Morgenmuffel beim Aufstehen empfindet, lies auch mich nicht kalt. Denn Morgenmuffel, dieser Begriff passte auf mich wie die Faust aufs Auge. Und dahingegen gab es auch die, von Natur aus, Frühaufsteher. Diese elenden Energiebündel die jedem eingeschworenen Langschläfer gehörig die Laune verderben, bevor sie sich sicher sind, was sie überhaupt für eine haben. „Nun komm schon, willst du vielleicht den ganzen Tag im Bett verbringen.“ „Wenn ich dich aussperren dürfte, ja.“ Wie konnte man nur um neun Uhr morgens an einem freien Tag solch einen Trubel machen? War ja beim besten Willen nicht auszuhalten. „Was willst du überhaupt?“ Wehe wenn es nichts Wichtiges war. Ich würde ihm mit Sicherheit den Kopf abreißen. „Na was wohl? Frühstück ist fertig.“ Frühstück ist ja angeblich die wichtigste Mahlzeit am Tag, doch ich fand das so was von lächerlich. Wie konnte man, nachdem man sich gerade aus dem Bett gequält hatte, auch schon was in den Magen stopfen? Ich saß da, immer noch im Pyjama und Halbschlaf, in der rechten Hand meinen Löffel und beachtete dabei nicht wirklich, dass ich mich komplett einsaute. „Also bitte. Mag sein das du müde bist. Aber hin und wieder solltest du den Mund beim Essen zu machen.“ Verwirrt blickte ich von ihm auf meine Schlafhose. „Wofür gibt es eine Waschmaschine?“ gab ich gleichgültig zurück, wobei ich nicht darauf achtete, dass man mit vollem Mund nicht sprechen sollte. Na ja, danach war er jedenfalls etwas leerer gewesen. „Und? Was steht heute an?“ Takato blickte mich nicht mal an und meinte nur: „Nichts“ Ich brauchte eine Sekunde um zu verstehen was das hieß. „Warum um alles in der Welt weckst du mich dann um neun Uhr, wenn es sowieso nichts zu tun gibt?“ Das war doch hoffentlich ein schlechter Scherz. Was dachte er sich eigentlich dabei. „Mädchen, du verschläfst noch dein halbes Leben.“ Und da trat die Mutter wieder auf den Plan. „Meinst du nicht, dass ich alt genug bin um zu wissen was mein halbes Leben ist, und wie viel ich davon verschlafe?“ Ich versuchte unter allen Umständen ruhig zu bleiben. Doch wie zu erwarten, das Frühstück wurde eine einzige Horrorshow. „Nein, anscheinend weißt du das nicht wirklich. Sonst müsste ich mir ja nicht immer deine Laune geben, wenn ich versuche dich zu wecken.“ Das war ja wohl die Höhe. „Als ob ich dich jemals darum gebeten hätte!“ Er bildete sich wieder einmal ein, das Beste zu sein, das mir je passiert ist. „Und was würdest du tun, wenn du mich nicht hättest.“ Ich musste grinsen. „Mir einen Wecker kaufen, der weckt mich immerhin nur, wenn auch wirklich die Notwendigkeit dazu besteht.“ Es sah so aus, als ob er endlich vernünftig werden würde und kapitulierte. Wie immer. Ich hatte eben doch die Hosen in diesem Haushalt an. Auch wenn diese nicht gerade die saubersten in diesem Moment waren.... Nun ja. Was sollte das Rumgejammer, immerhin war ich jetzt schon wach und bezweifelte recht stark, dass ich nach dem gesamten Trubel wieder einschlafen konnte. Also, was sollte uns der heutige Tag denn bringen? Wir hatten keinen Auftrag und bei meinen Nebenjobs hatte ich heute auch nicht anzutanzen. Schwer zu sagen, was man an einem freien Tag so machen sollte, wenn man nur selten einen hatte. Langweilen wollte ich mich sicher nicht. "Wie wäre es wenn du mit einer Freundin shoppen gehst? Ruf doch mal irgendwen an." Freunde hm? Für mich gab es damals immer nur eine Person für die ich mich interessierte. Freunde hatte ich keine. Der geborene Einzelgänger. Und shoppen ist sowieso nicht mein Ding. Ich spare lieber mein Geld, als es sinnlos auszugeben. Immerhin konnte ich jeden Yen für meinen Rachefeldzug gebrauchen. "Oder ins Kino?" Das war ja wohl nicht gerade spannend. Filme sind langweilig. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. "Oder geht zum Karaoke. Ich glaube Sing Sing, die Bar gegenüber unseres Einkaufladens hat heute nur halbe Preise." Yeah, das wäre mal ein toller Vorschlag gewesen, wenn ich Freunde hätte. Aber so etwas sollte ich ihm besser nicht auf die Nase binden, bevor er nachher noch auf die Schnapsidee kommt, mir Freunde suchen zu wollen. Da könnte ich auch gleich ins Kloster gehen.... "Mal sehen, vielleicht können wir ja wirklich zum Karaoke. War ich auch schon ewig nicht mehr." Jetzt musste ich wohl zwangsläufig das Haus verlassen. Aber ich hatte ohnehin nicht wirklich Lust, den Tag zuhause bei Takato zu verbringen. Nachher kommt er mir noch mit irgendwelchen Familienbrettspielen an. Danke, aber nein danke. Vielleicht sollte ich in die Bücherei gehen. Oder einen Schaufensterbummel machen. Für das bunte Nachtleben war es ja leider noch zu früh. Was ich auch schon lange mal wieder tun wollte, war, den Tempel zu besuchen. Zwar glaubte ich nicht an irgendeinen Gott, doch ich genoss die spirituelle Ruhe, die dort herrschte und die Tatsache, dass man wirklich gut in sich gehen konnte. Unter all diesen Gedanken zog ich mich an. Meinen Mp3 Player nicht vergessen. Wir wollen ja keinen qualvollen Gefühlsduseleistod sterben. Dafür, dass Winter war, schien es heute trotz allem ein sonniger Tag zu werden. Takato war, wie es sich für eine richtige Mutter gehörte, einkaufen gegangen. Und auch ich hatte kurz nach ihm das Haus verlassen. Kaum ging die Tür hinter mir in ihre Angel, schaltete ich den Mp3 Player ein. Zufallswiedergabe. Und dieses Lied machte mir dann das erste Mal für diesen Tag gute Laune. Du möchtest mich nicht mehr haben? Ok, bitte! Du denkst ich habe dein Leben zu lange ruiniert? Ok, gern geschehen! Du meinst ich habe dich nicht verdient? Ok, dann geh allein deinen Weg! Ich hab mich dir hingegeben. Ich habe mein Leben für dich ruiniert. Ich war immer für dich da, wenn du ein Problem hattest. Doch nun bist du tot. Gestorben für mich. Niemals gabst du mir was ich brauchte. Nun geh! Immer hab ich nur alles für dich gegeben. Komm nicht zurück! Selbst als ich merkte, dass ich nicht die einzige bin. Ich brauche dich nicht! Gab ich dir meinen Körper hin. Ich hatte nicht die Zeit mich weiter mir diesem Lied zu beschäftigen, denn ich war ein Stück mit geschlossenen Augen gelaufen, um die Melodie besser in mir aufnehmen zu können und rannte prompt in eine Passantin. „Hey, das tut mir Leid…“ Ich traute meinen Augen nicht…. Mrs. Merry Crystal. „So sieht man sich also wieder.“ Ich musterte sie. Anscheinend wollte sie ausgehen. Im Gegensatz zu mir legte sie wirklich viel Wert auf ihre feminine Ausstrahlung. Dieses Sommerkleid stand ihr echt gut. „Na Mrs. Crystal, haben sie denn etwas bestimmtes vor?“ Mit einem leicht verächtlichen Blick sah sie mich an. „Ich wüsste zwar nicht was dich das angeht, aber ich wollte eigentlich nur etwas einkaufen gehen.“ Mir kam eine Idee… Ich packte ihren Arm und zerrte sie ein paar Straßen weiter, natürlich nicht ohne mit ihrem lauten Protest Aufsehen zu erregen. „Was soll denn der Mist?!“ Ich musste grinsen. Und das von einem „wohlerzogenen“ Mädchen. „Na was wohl. Hochwohlgeboren wird sich ja wohl nicht um ein Liedchen drücken. Vielleicht haben sie ja in der Karaokebar auch ein Hoheitszimmer.“ So gingen wir unseren Weg zur Bar um dort hoffentlich ein paar hübsche Stunden verbringen zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)