Saint White von Celest_Camui ================================================================================ Prolog: Der Anfang vom Ende --------------------------- 17.00 Uhr. Die U-Bahn von Yoyogiuehara nach Kokkaigijidomae fuhr grade ein, als ich meinen MP3-Player anmachte und versuchte meine schlechte Laune, die ich von der Arbeit behalten hatte, zu unterdrücken. Um diese Uhrzeit war die Bahn nicht gerade voll, denn die Rushhour war schon seit einer Weile vorbei. Den ersten leeren Platz den ich sah, benutzte ich auch. Tief durchatmen und hoffen das es nicht noch schlimmer kommen konnte als es schon war. Kurz vor Heilig Abend, an dem durch ganz Japan und erstrecht durch Tokio lauter verliebte Pärchen liefen, wurde ich natürlich auch hier nicht vor ihrem Anblick verschont. Liebend hielten sie sich in den Armen und ihrer Schuluniform lies erraten das sie etwa in meinem Alter sein mussten. Das war mein Wunsch, wieder zur Schule gehen zu können. Früher hatte ich in Osaka gelebt, doch dann bin ich mit meiner Sandkastenliebe durchgebrannt, da seine Eltern ihn zu einer Heirat zwingen wollten. Doch dann hatte er den genialen Einfall mit mir durchbrennen zu wollen. Kurze Zeit später ist er dann mit einem Drogenzugepumpten Model zusammengezogen. Und da ich ihm früher die Wohnung finanziert hatte, stand ich jetzt pleite da und muss Tag und Nacht schuften. Ich war kurze Zeit später auf der Straße angelangt, doch an jenem Schicksalsvollen, regnerischen Tag traf ich ihn, Takato Miyoshi, meinen jetzigen Geschäftspartner. Nun stecke ich abends in meiner Ausbildung als Profikillerin. In der Unterwelt nennt man uns nur Black and White. Unter diesem Namen haben wir uns schon relativ berühmt gemacht und das obwohl ich theoretisch noch in meiner Übungsphase stecke. Ich habe geschworen Rache zu nehmen, an dem Mann der mich zerstört hat. Natürlich wäre es ein leichtes gewesen ihn zu erledigen, doch ich wollte ihn leiden sehen. Er sollte leiden, wie ich gelitten hatte. Ich wollte ihm das nehmen, was ihm das wichtigste war, das Geld, weswegen er mich eigentlich verlassen hatte. Im normalen Leben kennt man mich als Minako Yuki, die 17-jährige Aushilfskraft im nächsten Supermarkt oder Fast - Food Shop. Ich bin zwar Japanerin, doch hatte ich das Aussehen meines deutschen Vaters geerbt. Ich war etwas größer als die Japanerinnen in meinem Alter, hatte blondes, langes Haar, war schlank und hatte weiße, fast elfenbeinfarbene Haut, europäische blau, grüne Augen und die typischen Gesichtszüge der japanischen Frauen. Damit war ich White in unserer Namensbestimmung. Doch auch wenn ich in unserem Job nicht schlecht war stellte mich Takato ständig in Frage. Er meinte ich machte diese Arbeit nicht aus Überzeugung. Er war derjenige der für die Beschaffung der Jobs und der notwendigen Informationen verantwortlich war. Und er hatte seine strickten Voraussetzungen von Aufträgen. Es musste einen bestimmten Grund geben warum das Opfer sterben sollte, wie etwa das es einen Mord begangen hatte, oder krumme Dinger drehte, die schädlich für den Rest der Menschheit war. Er nannte unseren Job so was wie Räumungsarbeiten von unnötigem Schmutz auf den Japanischen Straßen. Und so sollte ich das seiner Meinung nach auch sehen und stolz auf das sein was ich tat. Doch für mich war das nichts weiter als irgendwelche Leben zu beenden um an nötiges Kleingeld zu kommen. Ansonsten stellte ich nie irgendwelche Fragen. Genau das war auch der Grund warum Takato darauf bestand die Aufträge an Land zu ziehen, weil er von dieser Einstellung nicht viel hielt. Einmal meinte er sogar er würde mich rauswerfen, wenn ich nicht so talentiert wäre, nur weil ich ihm ehrlich diese Meinung aufgetischt hatte. Aber, Geld war für meine Zwecke der Rache absolut notwendig. Und da man nicht schlecht verdiente und ich zudem einen Raum in dem Haus meines Partners bewohnen konnte, stellte ich weder die Jobs noch seine Ansicht in Frage. Schließlich lief es zurzeit ja nicht gerade schlecht. Also gab es auch nicht worüber man sich aufregen musste, außer diesen ätzenden Pärchen, die meinten alle mit ihrem Anblick nerven zu müssen. Nein, so wollte ich niemals werden. Ein Glück das ich gerade mal zwei Stationen in dieser Bahn fahren musste. Da ich mit der Chiyoda Line fuhr musste ich gleich in die Marunouchi Line steigen um nach Shinjuku zu kommen. Man sollte es kaum glauben, aber seit den knappen zwei Jahren die ich nun schon hier in Tokyo lebe, benutze ich jetzt immer noch den gleichen Stadtplan. Wie soll man sich aber auch bei den 23 Bezirken, 26 Städten, 7 Gemeinden und 8 Dörfern, die zu Tokyo gehören zurechtfinden? Ich weiß, normalerweise hätte ich nur die Untergrundlinie Yamanote nehmen müssen und wäre direkt dort angekommen, doch dann hätte Takato sicher wieder einen Riesenaufstand gemacht. Beim Umsteigen hätte man mehr übersicht darüber, ob man verfolgt werden würde oder nicht. Na, wenn er mich fragt, ich finde das echt übertrieben, immerhin kennt ja niemand meine Identität, außerdem, so hat er mich es gelehrt, ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass Privatkiller nie seines Gleichen erledigen, vorausgesetzt diese pfuschen ihnen nicht in ihren Fall hinein. Jedenfalls war es hier schon angenehmer. Keine Pärchen zu sehen, alles still. Und so erreichte ich Shinjuku ohne nennenswerte Zwischenfälle. Nun hatte ich noch ein paar Minuten bevor ich mich mit Takato treffen sollte. Was sollte ich tun? Nach der Arbeit war ich nun doch etwas hungrig geworden. So beschloss ich in einen der unzähligen kleinen Läden zu gehen und mir einmal Ramen zu bestellen. Kaum betrat ich das kleine, recht gemütlich aussehende Geschäft, wurde ich auch schon neugierig von allen Seiten betrachtet. Nach einer Weile gewöhnte man sich daran. Wenn man hier so aussah wie ich wurde man nun mal schräg angesehen. Ich ging an den Tresen und sagte nur „Ramen“ und deutete mit dem Finger daraufhin, dass ich das Gericht nur einmal bestellen wollte. In etwa 20 Minuten sollte ich mich mit ihm an der alten Statue treffen. Okay, das war gerade so zu schaffen, jedenfalls wenn das Essen nicht ewig auf sich warten ließ. Ich setzte mich an einen Platz der zur Tür hin zeigte und von dem aus ich den gesamten Laden im Blickfeld hatte. Angewohnheit. Zu mindestens hatte ich den ganzen Laden, bis auf einen Tisch hinter mir im Auge. Und dort, so hatte ich das vorhin gesehen, saßen nur ein paar Jugendliche in meinem Alter. Na ja, die Jungs waren vielleicht schon ein, zwei Jahre älter. Bei Japanern war das nicht so auffällig wie bei Europäern. Plötzlich bemerkte ich, wie sie anfingen über mich zu sprechen, nicht gerade leise. „Habt ihr gesehen? Ich hab euch doch gesagt, dass sie eine Ausländerin ist. Habt ihr nicht gesehen wie sie bestellt hat? So bestellt keine normale Japanerin.“ Vielen Dank auch. Nur weil ich sprechfaul bin, bin ich nicht gleich Ausländerin. „Hey, Kiria. Du bist doch so ein Englisch-Ass. Warum geht du nicht mal rüber und sprichst sie an?“ Hm... das könnte amüsant werden.... „Ach kommt schon. Was soll das?“ Das musste wohl Kiria sein. Er schien sich zu zieren. „Keine Sorge. Wir kommen mit an den Tisch. Ist ja groß genug für uns alle.“ Yes!!! Nun wäre es wieder Zeit, etwas Spaß zu haben. Und etwas zu schauspielern. Ich hörte wie sie langsam aufstanden und sich an meinen Tisch stellten. Die anderen zwei schoben den Jungen, der in diesem Fall wohl Kiria sein musste, nach vorne. „Äh.. Can we sit to you, please?” mit großen fragenden Augen sah ich ihm in sein Gesicht. Innerlich musste ich über mich selbst lachen. Wie die Unschuld vom Lande. „Oh, yes, of course! Eating alone is boring at all.” Ich grinste. Die anderen beiden schienen echte Vollidioten zu sein. Sie lächelten so hohl, dass es offensichtlich war, dass sie nicht ein Wort von dem verstanden, was er sagte. Geschweige denn, was ich sagte. „So... what’s your name?” Tja, was nun? „Minako Yuki“ so blöd wie ich die einschätzte würden sie nicht mal bei dem Namen Verdacht schöpfen. „Oh, that’s a pretty name. It’s japanese, do you know?” Na? Sagte ich es nicht. „Yeah. My Mum comes from Japan!” Immer noch dieses Bauerntrampel-Gegrinse. Jetzt mischten sich die anderen ein. „ Sag mal, was redet ihr denn die ganze Zeit?“ Kiria sah mir freundlich in die Augen und wendete sich dann seinen Kumpels zu: „Sie meinte ihr Name sei Minako Yuki und das ihre Mutter Japanerin ist. Warum?“ „Mann. Warum verpasst du denn immer solche Chancen? Schau dir doch mal ihren Körper an. Versuch besser sie in ein Love Hotel zu bringen, anstatt ihren Namen zu erfahren.“ Gerade in diesem Moment versuchte ich einen Schluck Cola zu trinken, doch wenn ich nicht so verdammt große Selbstbeherrschung hätte, hätte ich sie jetzt wohl über den gesamten Tisch bespuckt. „Ähm... Mr.... sorry, what’s your name?” nun lächelte er mich wieder freundlich an. „It’s Kiria Aoi! What’s it?” “What did your friends say?” “Hm? Just ignore it! They’re a little stupid, but friendly. Unfortunately they always think just about one thing.” Er lächelte immer noch, hielt sich aber nun den Kopf und schüttelte ihn. Er hatte so ruhige Augen, richtig angenehm. Ich wollte mich eigentlich nicht so schnell von ihm losreißen, doch die Tür ging auf und Takato kam herein. „Verdammt! Minako! Hast du überhaupt eine Vorstellung wie spät es ist? Ich war gerade auf dem Weg zu unserem Treffpunkt als ich dich hier mit deinen Begleitern und einem halbfertigen Ramen gesehen habe. Du hattest vor mich mal wieder warten zu lassen, oder?“ Ich wendete den Kopf in seine Richtung. „Oh, Takato! Mann, das tut mir echt Leid. Ich dachte eigentlich ich würde es noch rechtzeitig schaffen. Wirklich, aber du weißt doch wie hungrig ich nach der Arbeit immer bin. Also sei nicht böse bitte. Es war ja keine Absicht und es kommt auch nicht wieder vor, versprochen.“ Wenn ich etwas in den Jahren mit diesem Idioten von früher gelernt hatte, dann wie man sich bei Männern einschleimen musste. Darin war ich Meisterin. Nun setzte ich noch diesen bestimmten Blick auf uns schon drehte er sich verlegen weg. Ich wusste er würde rot anlaufen und sich dann dank seiner Peinlichkeit geschlagen geben. Ja, Sieg. Nun wandte ich mich zu Kiria und seinen Freunden. Er grinste mich an. Hm. Er schien nicht überrascht zu sein, jedenfalls nicht so sehr wie seine Kumpels, denn deren Münder standen offen. „Sorry Jungs, aber ich kann eure Einladung leider nicht annehmen. Weder jetzt noch später. Ihr seid einfach nicht mein Typ. Ich muss dann!“ ich stand auf, blieb aber neben Kiria stehen. Ich wollte nicht gehen ohne noch etwas zu ihm gesagt zu haben. „That’s really too bad. If it were you, I would think about it!” Ein bisschen verlegen war er wohl, doch selbst jetzt sah er mich noch mit diesen ruhigen unerschütterlichen Augen an. Schade, ich würde ihn wohl nie wieder sehen. Schließlich hatte Tokyo ca. 8 700 000 Einwohner und dann war nicht mal sicher ob er überhaupt aus Tokyo war, oder ob er hier nur in der Shoppingmetropole Shinjuku zum einkaufen gewesen war. Wirklich schade, aber jetzt gab es andere Dinge um die ich mich kümmern musste. Die Arbeit rief. Besser noch gesagt, sie rief nicht nur, sondern schrie geradezu nach mir, jedenfalls wenn meine Arbeit Takato hieß. „Verdammt, du brauchst nicht so schreien, ich bin weder taub noch ignorant. Ich komm doch schon.“ „Und wie oft soll ich dir noch sagen, dass fluchen sich für Mädchen in deinem Alter nicht gehört?“ Meine Güte. Wer war er? Mein Boss, oder meine Mutter? Aber jetzt bloß nichts Falsches tun. Er schien sowieso schon schlecht auf mich zu sprechen zu sein nach der Sache vorhin in diesem Laden. Also, nett lächeln und ihm ohne umschweife in die Augen sehen. Hehe, ich fand es schon witzig wie schnell man ihn zur Ruhe brachte, wenn er plötzlich einen Ansturm von Schüchternheit bekam. „Nimm’s mir doch bitte nicht übel, ja? Ich hatte einfach Hunger, ehrlich. Wenn ich bemerkt hätte, dass ich zu spät kommen würde, hätte ich mir den Rest einpacken lassen. Sei doch nicht böse!“ Nervös lief er nun ein bisschen durch die Gegend. Wie leicht sich Männer doch manipulieren ließen. „Ist ja gut, ich glaub dir ja, okay? Aber lass es nicht noch mal so weit kommen. In unserer Branche können Sekunden über Leben und Tod entscheiden.“ DAS brauchte er mir nicht zu sagen. Auch damit hatte ich schon so meine Erfahrungen gemacht. Mag sein das ich Anfängerin war, doch auch Anfänger haben schon ein paar Erlebnisse hinter sich. 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