APD - Teil 2 von CptJH ([File 13 ist fertig!!!]) ================================================================================ File 12 ------- File 12 Es klingelte an der Tür. Eigentlich kein unalltäglicher Vorgang – wäre es nicht vier Uhr am Morgen und hätte uns das Schellen nicht aus dem Schlaf gerissen. Fye und ich hatten gestern noch gemütlich zu Abend gegessen und waren danach dann noch eine Runde spazieren gegangen, bevor wir gegen elf ins Bett gegangen waren. Neben mir murrte Fye irgendwas ins Kissen und drehte sich auf die Seite. „Mach du auf…“, nuschelte er, ohne die Augen aufzumachen. Und das tat ich auch, als es erneut klingelte. Ich war es eigentlich gewöhnt, mitten in der Nacht aus dem Bett geholt zu werden – freuen tat ich mich darüber allerdings trotzdem nicht. Vor allem fragte ich mich, wer jetzt um diese Uhrzeit klingelte… Ich warf mir etwas über, während ich zur Tür ging. „Hokuto…?“ Weiter kam ich mit meinem Satz gar nicht, denn sie drängte sich an mir vorbei und schloss hastig die Tür. Sie war ja doch hin und wieder etwas resoluter – aber so etwas war noch nie vorgekommen. „Es…es tut mir leid, dass ich so spät hier einfalle…aber….“ Ihre Stimme überschlug sich fast, und sie war völlig aufgelöst. „Subaru-chan ist nicht bei Seishiro-san!“ „Und um mir das zu sagen, musst du um diese Uhrzeit hier aufkreuzen…?“ Mein Tonfall war etwas gereizt, aber das lag wohl an der Müdigkeit. „Nein…ich meine, das ist nicht der Punkt! Das war doch ein Vorwand. Er war nie dort!“ „Ja, aber was hat denn das mit mir zu tun…?“ Sie schien wirklich mit sich zuringen und sah mich nur verzweifelt an. Fye kam im Bademantel nun ebenfalls auf den Flur. „Hokuto-chan…? Was ist denn los…?“, fragte er und legte unserer Nachbarin die Hände auf die Schultern. „Du bist ja kreideweiß… Setz dich doch… ist etwas passiert?“ Er schob sie ins Wohnzimmer. Ich folgte einfach mal. Blacky blinzelte verwirrt, als wir ihn um diese ungewöhnliche Uhrzeit vom Sofa vertrieben. „Und jetzt erzähl mal schön der Reihe nach“, sagte ich zu Hokuto. „Kannst du mir helfen?“, fragte Hokuto hoffnungsvoll, nachdem sie ihre Erzählung beendet hatte. Subaru war augenscheinlich verschleppt worden und wurde irgendwo gefangengehalten. Hokuto hatten sie gedroht, ihn als nächstes Opfer der U-Bahnmordserie auszuwählen, falls sie zur Polizei ging und es meldete oder versuchte, ihn womöglich zu befreien. Und das alles nur, weil Hokuto einen Bericht über den Chemiekonzern hatte schreiben wollen… Doch meine Nachbarin hatte es aus Sorge um ihren Zwillingsbruder nicht mehr ausgehalten zu schweigen und hatte deshalb beschlossen, mir alles zu erzählen, in der Hoffnung, dass es niemand sonst mitbekam. Sie hatte Angst gehabt, dass sie beobachtet wurde und hatte deshalb erzählt, dass Subaru sich bei Seishiro aufhielt, falls jemand gefragt hatte. „Tut mir leid, aber sie haben mich vom Dienst suspendiert“, antwortete ich – ich würde ihr wirklich gern helfen, aber momentan konnte ich wahrscheinlich nicht einmal in das Polizeicomputersystem. Sie sah mich groß an. „Was? Aber warum denn das?“ „Angeblich habe ich Zeugenaussagen gefälscht…“, erzählte ich und dann den Rest der ganzen Misere. „Nicht wahr! Wer hat denn das behauptet?“, empörte sich Hokuto. Warum glaubten mir eigentlich alle, außer denjenigen, die dafür sorgen konnten, dass ich meine Marke wiederbekam? „Chiefinspector Moore…“, meinte ich. „Allerdings glauben wir, dass er selbst dahinter steckt“, meinte Fye vorsichtig – so eine Vermutung war natürlich riskant, da es schon direkt unter Rufmord und Verleumdung fiel. Aber ich stimmte ihm zu. Und solange wir das für uns behielten, war das natürlich auch nicht mehr als eine Meinung. „Oh.. dann…dann tut es mir leid. Ich wollte euch nicht noch mehr Probleme machen, als ihr schon habt… und das mitten in der Nacht…“, meinte Hokuto und starrte bekümmert auf den Boden. „Aber…darf ich den Rest der Nacht vielleicht hier bleiben?“, bat sie. Nun – lange war das nicht mehr, denn es war mittlerweile halb sechs. „Natürlich“, sagte ich und nickte. „Moment, ich hole dir eine Decke und ein Kissen…“ „Das ist wirklich lieb von euch – es stört euch doch nicht?“ „Aber nein, Hokuto-chan! Keineswegs“, beschwichtigte Fye sie. „Und später sehen wir weiter, in Ordnung? Wir können Subaru-kun schließlich nicht einfach so hängen lassen, neh, Kuro-chan?“ „Da hast du recht“, meinte ich und lud das Bettzeug auf dem Sofa ab. Na schön. Ich war zwar nicht im Dienst – aber Nachbarschaftshilfe war ja nicht illegal. Auch wenn das vielleicht etwas über die alltäglichen Dinge ging. Und außerdem reizte mich das schon. Von daher konnte ich gar nicht ablehnen. Hokuto sah sehr erleichtert aus. „Vielen Dank! Eigentlich will ich euch da ja gar nicht mit hineinziehen, aber ich wusste einfach nicht mehr weiter…“ „Es ist völlig richtig, dass du zu uns gekommen bist“, versicherte Fye. „Und jetzt schlaf erst mal, dann sehen wir weiter, mh?“ „In Ordnung, ich versuch’s…“, meinte Hokuto und machte es sich auf der Couch bequem. „Gute Nacht.“ „Nacht.“ Fye und ich verschwanden wieder im Schlafzimmer, nachdem wir das Licht gelöscht hatten. „Hast du schon eine Idee, wie wir helfen könnten?“, fragte er, während er wieder ins Bett krabbelte und die Decke über sich zog. „Eigentlich müsste sie zur Polizei und eine Anzeige erstatten – aber wenn Moore wirklich dahintersteckt, dann wäre das zu gefährlich.“ Ich rutschte neben ihn. „Das dachte ich mir auch. Dann bleiben wohl nur noch wir zwei, was?“ Er bettete seinen Kopf auf meiner Brust. „Da werden wir wohl ein wenig Detektiv spielen müssen, was?“ „Wenn die mich dabei erwischen, dann bezweifle ich, dass ich meine Marke jemals wiedersehe…“, meinte ich. „Aber so sieht’s wohl aus.“ Er grinste. „Dann sind wir ja ein Team, so wie früher.“ „Ja, so wie früher…aber eigentlich sind wir das doch noch immer, oder nicht?“ Er tätschelte mir die Schulter. „Richtig. Das sind wir.“ Er küsste mich kurz und schloss dann die Augen. „Schlaf schön.“ „Mhn. Du auch…“ „Das ist wirklich lieb, dass ihr mir helft!“, sagte Hokuto beim Frühstück. „Aber natürlich“, meinte Fye und goss sich Tee nach. „Schließlich geht es um deinen Bruder.“ Es war natürlich riskant, wenn ich auf eigene Faust ermittelte, aber untätig herumsitzen wollte ich natürlich auch nicht. Und solange das Untersuchungsverfahren lief – und ich schätzte, dass das noch eine Weile dauern würde – hatte ich ja nun wirklich nichts zu tun. „Wo wollt ihr anfangen?“, fragte meine Nachbarin und kraulte Blacky hinterm Ohr. „Du könntest uns deine Recherchen und Aufzeichnungen von deinem Roman zeigen…“, meinte ich. Vielleicht fanden sich da ja Anhaltspunkte. „Und du weißt wirklich nicht, warum dein Bruder entführt worden ist?“ „Nein – ich weiß nur, dass er entführt worden ist, weil ich Drohbriefe bekommen habe.“ „Hast du die noch?“ „Ja, natürlich. Aber sie sind natürlich getippt…“ Das hatte ich mir schon gedacht. Man konnte zwar herausfinden, mit welchem Drucker er ausgedruckt wurde, aber diesen dann aufzutreiben… Selbst wenn ich die Unterstützung von Sakura hätte, würde es lange dauern und es war sehr aufwändig. „Ich weiß aber, was drinsteht“, fuhr Hokuto fort. „Nämlich: ‚Keine Polizei, oder es passiert ein Unglück’ und ‚Wir beobachten dich’.“ „Hast du eine Ahnung, von wem sie kommen könnten?“, fragte Fye. Hokuto zuckte mit den Schultern. „Mir würde nur der Chemiekonzern einfallen. Ich habe da nämlich einige brisante Fakten…“ File 12 – Closed Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)