Silent Hill von Schattenläufer (Otherside) ================================================================================ Kapitel 5: Nebel ---------------- Reggy streckte seine Arme aus und stand da wie ein blinder Dirigent eines Orchesters. Der Nebel hatte kein Stück nachgelassen. Es kam ihm sogar so vor, als wäre er noch dichter geworden, seit er die Straße verlassen hatte. Dass er diese verlassen hatte merkte er nur daran, dass Sand unter seinen abgetragenen Schuhen knirschte. So stolperte er voran. Die Arme, deren Finger er bereits nicht mehr sehen konnte, ausgestreckt, damit er nicht plötzlich gegen einen Baum oder dergleichen laufen würde. Die Füße über den Boden schlurfend. Kurz bevor er den Sandweg betrat, wäre er fast eine Treppe hinunter gefallen. Dies sollte ihm kein zweites Mal passieren. War dies wirklich nur der Nebel, oder sollte ihn vielleicht sein Augenlicht verlassen haben? Diese Frage versuchte er immer, wenn sie aufkam, so gut es ging zu verdrängen. Er schaffte es auch einigermaßen, doch eine unschöne Befürchtung blieb und sorgte für ein mehr als nur etwas flaues Gefühl in der Magengegend. “Inspirieren, na klar. Vielleicht wenn ich auch nur die Hand vor Augen sehen kö.... Au verflucht!” Irgendetwas hatte ihm beim Laufen die Beine weggezogen und Reggy fiel längs zu Boden, in den staubtrockenen Sand, der durch den Aufprall etwas aufgewirbelt wurde, nur um sich langsam wieder über den Boden, und Reggy, zu verteilen. Er stand auf und schüttelte den Sand aus seinen Haaren. Während er seine Kleidung abklopfte versuchte er sich umzusehen. “Okay, wo steckst du, Komiker?” fragte er genervt in irgendeine Richtung, hoffend dass es die Richtige war. Das unwohle Gefühl kehrte einiges stärker als vorher zurück. Wer auch immer ihm ein Bein gestellt hatte musste mehr sehen können als er, was bei dem vermeintlichen Nebel aber schier unmöglich war. Keine Antwort. Er versuchte sich umzusehen, doch egal wie sehr er sich auch anstrengte, er sah nur den Nebel, der so undurchsichtig war wie eine Mauer. Nach einiger Zeit machte er ein paar Schritte rückwärts, darauf hoffend, dass er nicht in die Richtung ging aus der er gerade kam. Er wollte sich gerade zum Rennen umdrehen, als er mit dem Rücken gegen etwas stieß, das sich wie ein Gitter anhörte. Mit den Händen tastete er nach hinten. Es schien tatsächlich ein Gitter zu sein. “Verflucht!” Er wollte gerade weiter laufen, als er etwas in seinem Rücken bemerkte und die Hand drüber gleiten ließ. “Ein Griff?” Tatsächlich. Reggy drückte den Griff runter und das Gitter, welches sich als Tor heraus stellte, öffnete sich. Rückwärts stolperte er auf die andere Seite, während der vom Nebel unsichtbare Sand unter seinen nur wegen der dunklen Farbe gerade noch so erkennbaren Schuhen knirschte. “Bin also doch nicht blind.” murmelte er deutlich erleichtert. Der Nebel schien hier etwas lichter zu sein, so konnte er zum Beispiel nicht nur seine Schuhe, sondern direkt vor sich auch einige Grabsteine erkennen und langsam auch wieder den Boden. Er ließ das Tor hinter sich scheppernd ins Schloss krachen. Genau in diesem Moment schreckte eine Person vor einem der Grabsteine hoch. Reggy zuckte beim Anblick der hochfahrenden Frau zusammen. Er hatte sicher nicht erwartet einen Menschen hinter einem der alten und teils verwahrlosten Grabsteine hervor kommen zu sehen. “Oh, es tut mir Leid!” Begann die Frau mit knapp schulterlangem braunen Haar und altem Wollpulli. Dazu trug sie noch eine braune Hose, aber sonst gab es nichts weiter Interessantes an ihr. “Nein, es tut mir Leid! Ich hätte das Tor nicht so zuwerfen sollen!” Bei diesen Worten wandte er sich zum geschlossenen Tor um und sprach dann weiter. “Mein Name ist Reggy Myers. Und Ihrer?” “Ich... ich heiße A...” An diesem Punkt brach die zögerlich begonnene Antwort gänzlich ab. “A?” Reggy sah wieder in Richtung der Frau, doch diese war wie vom Erdboden verschluckt. Suchend ließ er seinen Blick schweifen, doch die Frau schien sich in Luft, oder in diesem Fall eher Nebel aufgelöst zu haben. “Was zur Hölle? Bilde ich mir jetzt schon Personen ein? Rege, alter Junge, ich glaube die Luft hier bekommt dir nicht!” Nach einem weiteren Blick über den Friedhof sagte er: “Ich sollte mich wohl lieber auf den Weg machen. Vielleicht lässt der Nebel in der Stadt ja noch weiter nach.” Er schritt über den Friedhof und fand am anderen Ende ein weiteres Tor. Der Autor wollte auch dieses öffnen, doch es wollte sich einfach nicht öffnen lassen. “Das beschissene Tor ist total eingerostet!” fluchte er. Es weiter ankeifend trat und warf er sich dagegen. Einen Moment später brach eine rostige Metallstange aus dem Tor und fiel hinter diesem scheppernd zu Boden. Kurz danach gab auch das Tor nach und öffnete sich quietschend. Zufrieden begutachtete Reggy sein Werk. “Na also! Das Tor, das mich aufhalten kann, gibt es nicht!” sagte er grinsend. Doch verschwand dieses Grinsen sofort, als ein Schrei die Stille durchbrach. “Was zur Hölle war das?” Der Schrei kam von irgendwo hinter ihm. Recht nah hinter ihm. Für seinen Geschmack deutlich zu nah. “Ich glaube, das sollte ich lieber mitnehmen.” Er hob die Metallstange auf und lief das nun unbrauchbare Tor nicht weiter beachtend los in Richtung Stadt. Nur wenige Schritte vom Friedhof entfernt wurde der Nebel wieder dichter, doch immerhin konnte er noch ein wenig erkennen. Kurze Zeit später erreichte Reggy eine Straße. Das Knirschen unter seinen Schuhen wich einem ihm angenehmeren Geräusch. “Ah, endlich eine richtige Straße!” Wieder begann sich der Nebel zu lichten und direkt vor ihm auf einer Kreuzung stand ein Mann Mitte 30. Er hatte blondes Haar und eine grüne Jacke. Als er Reggy bemerkte sah er ihn einen Moment lang an und fragte dann: “Haben Sie auch gerade diesen Schatten bemerkt? Er ist in diese Richtung verschwunden.” Reggy schüttelte den Kopf und sah in die ihm gedeutete Richtung und sagte dann: “Sicher, dass Sie etwas gesehen haben? Vielleicht hat Ihnen der Nebel nur einen Streich gespielt. Ich habe mir auch schon so einiges eingebildet.” Damit meinte er die Frau, bei der er sich inzwischen sicher war, dass er sie sich nur eingebildet hatte. Personen verschwanden schließlich nicht einfach. “Was machen sie eigentlich in dieser Stadt?” Mit diesen Worten, wollte Reggy ein Gespräch beginnen, doch als er den Blick wieder auf den Mann richten wollte, war auch dieser verschwunden. “Scheiße! Ich werd hier noch verrückt!” Er fasste sich an die Stirn. “Vielleicht bin ich nur übermüdet. Hier irgendwo gab es doch mal ein Hotel. Vielleicht gibt es da auch ein Bett! Vielleicht keinen Zimmerservice mehr, aber was soll´s?” Mit diesen Worten machte Reggy sich auf die Stadt zu erkunden und dabei so etwas wie ein Hotel zu finden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)