Die andere Welt von Blonde_Hexe ================================================================================ Kapitel 3: Ich sterbe viel betrauert und Klaus heißt eigentlich ganz anders. ---------------------------------------------------------------------------- Hi Leute! *grins* hier ist mal wieder ein neuese Kapitel! Viel spaß dabei! ^^ Während wir ohne sonderliche Hast in den weitläufigen Garten hinaustraten, beschlich mich ein sehr ungutes Gefühl, das ich mir zuerst nicht recht erklären konnte. Gewiss, von der Sicherheit meines bisherigen Lebens war nicht mehr allzu viel übrig geblieben. Wenige Stunden hatten genügt um all das zu Wege zu bringen, aber das war es nicht. Ich hatte mich zu meinem eigenen Erstaunen überraschend schnell in diese neue Situation hinein gefunden. Ändern konnte ich daran sowieso nichts. Ich spürte Skaras warme Hand, den leichten Druck ihrer Finger und blickte aufmunternd zu ihr hin. Ein eisiger Schreck durchzuckte mich wie ein starker Stromschlag. Beinahe hätte ich Skaras Hand los gelassen. Nichts von ihr war zu sehen nur tiefe undurchdringliche Schwärze. Nicht einmal meine eigene Hand konnte ich erkennen. Nichts von Klaus und Skörin, die vor uns gehen mussten. Ich war unwillkürlich stehen geblieben. Doch Skara zog mich mit sanftem Druck weiter. Vor uns hörte ich die stampfenden Schritte der vier Männer. Die Welt war hier offenbar noch nicht zu Ende und vom Rand der Erdscheibe würde ich dann wohl auch nicht fallen. „Wir werden jeden Augenblick wieder etwas erkennen können“, hörte ich Skaras Stimme neben mir. „Skörin hätte uns aber auch darauf aufmerksam machen können.“ „Worauf?“ flüsterte ich in die Dunkelheit hinein zu Skara hin und ärgerte mich im gleichen Moment über mich selbst. Es gab überhaupt keinen Grund zu flüstern. Aber die herrschende Dunkelheit verlockte dazu. In Skaras Stimme schwang ein leises Lachen mit, als sie antwortete: „Was ein zufälliger Beobachter sehen könnte, würde ihm zwar niemand glauben, aber, sein muss es nicht unbedingt.“ Ich brauchte nicht mehr zu fragen. Ohne Übergang wurde es taghell. Skara hatte recht. Niemand würde einem Menschen glauben schenken, wenn er das erzählen sollte, was ganz nahe vor meinen Augen lag. Wie aus blankgeputztem Messing gefertigt, lag ein schlanker länglicher Schiffskörper vor uns. Ein wunderschön gearbeiteter, weit nach vorne ausladender Drachenkopf bildete die Spitze und selbst der kunstvoll gestaltete Schwanz fehlte nicht. Wappenähnliche Darstellungen zierten die gesamte Längsseite, allerdings fest an den blanken Rumpf gefertigt. Fast die gesamte Oberseite dieses Schiffes bestand aus funkelndem kristallähnlichem Material, das sich in unzählige dreieckige Facetten gliederte. Allerdings gewährte es keinerlei Sicht in das Innere dieses gut sechzig Meter langen Kolosses. Das Ding war ohne Zweifel von oben gekommen. Unter seinem Gewicht waren zwei mächtige Bäume geknickt und zersplittert wie Streichhölzer. Die starken Äste und Zweige bildeten ein fast undurchdringliches Gewirr. Klaus und ich waren unwillkürlich stehen geblieben. Zu groß war unser Erstaunen über das, womit wir so unvermittelt konfrontiert wurden. Die Ähnlichkeit zu den Drachenschiffen der Wikinger war unverkennbar. Aber auch Darstellungen in alten chinesischen Sagen berichteten von solchen Körpern die durch die Himmel reisen konnten. Skara drängte sich nahe an mich und blickte mich ganz lieb lächelnd an. „Dieses Schiff wird uns vor den Droohr in Sicherheit bringen.“ „Wohin Skara, wohin geht diese Reise und wo endet sie?“ Skörins kraftvolle Stimme enthob sie einer Antwort. Wir nennen unsere Heimat Wröllfag. In eueren alten Sagen trägt sie den Namen Asgard.“ „Ich habe es geahnt.“ sagte Klaus. „Die Ornamente auf dem Schlüssel Skaras waren ein zu deutlicher Hinweis. „Ich hätte verdammt noch mal selbst darauf kommen können.“ „Wir sollten uns besser beeilen.“ Drängte einer der beiden Männer, die uns abgeholt hatten, zur Eile. „Es gibt nur den einen Weg von der Erde ins All und auch die Anderen müssen ihn nutzen. Dieses Schiff ist nicht für einen Kampf mit mehreren Einheiten von ihnen ausgerüstet und du mein Freund, brauchst wohl dringend einen Arzt.“ Während wir schneller auf das Schiff zugingen, stellte ich verwundert fest, dass auch dieser Mann ganz offensichtlich meine Sprache einwandfrei beherrschte. Ich war ihm dankbar dafür, dass er sich nicht mit den anderen in seiner eigenen Sprache verständigte, sondern aus Rücksicht auf mich und Klaus deutsche Worte verwendete. Seine eigene hatte nur wenig Ähnlichkeit mit irdischen Sprachen. Dann ging plötzlich alles sehr schnell. Ein fürchterliches Heulen erfüllte plötzlich die Luft. So schrill und kreischend, dass es schmerzhaft empfunden wurde. Der Donnerschlag der folgenden Explosion löschte mein Gehör für etliche Sekunden aus. Die Luft wurde gewaltsam aus meinen Lungen gerissen und blutrote Schleier tanzten vor meinen Augen. Eine kräftige Hand ergriff meinen Oberarm und zerrte mich weiter. Ich bekam noch mit, dass ich Skara unter keinen Umständen loslassen wollte, dann löschte der donnernde Knall einer zweiten Explosion alles fühlbare aus. Zwei blaue Lichter waren es, die sich bis in mein Bewusstsein vorarbeiteten. Diese blauen Lichter gehörten zu einem messingfarbenem Gesicht das über mich hinweg nach vorne blickte. Zwei kraftvolle Arme mussten mich umklammert halten, denn ich konnte mich nicht bewegen. Mein Verstand begann sehr schnell wieder zu arbeiten. Wer auch immer mich da trug, rannte mit unglaublicher Schnelligkeit auf das Schiff zu und schnellte wenig später mitsamt seiner Last über fünf Meter empor zu einer hell erleuchteten Öffnung. Nur Minuten später gaben mich die schimmernden Arme aus ihrer Umklammerung frei. Sie gehörten zu einem künstlich geschaffenem Wesen, das in allen sichtbaren Teilen bis ins winzigste Detail einem Menschen nachgebildet war. Der Körper selbst war unter der gleichen Kleidung verborgen die alle an Bord dieses Schiffes trugen. Sie schien aus Stoff und Leder gefertigt. Das Wehrgehänge bestand aus einem breiten Gurt, der über die linke Schulter zur Hüfte lief und sich dort mit dem Gürtel durch eine schwere Gemme verband. Ein breites Schwert mit einer etwa achtzig Zentimeter langen Klinge und feste Stiefel vervollständigten die Ausrüstung. Etwas, das an die bei uns gebräuchlichen Schusswaffen erinnerte, konnte ich nicht sehen. Das Atmen wurde mir zusehends schwerer. Ein stechender Schmerz begleitete jeden Atemzug. Etwas warmes breitete sich zwischen meinen Schulterblättern aus und meine Beine mußten aus Watte bestehen, denn sie gaben unter meinem Gewicht nach. Skaras erschrockene Stimme und zwei schimmernde Arme, die wieder nach mir griffen, waren die letzten Eindrücke, die ich vom Beginn meiner Reise in eine andere Welt mitnahm. Dann wurde es immer dunkler um mich her. * * * * * * Alles, was meine Augen mich erkennen ließen, war ein Gewirr aus hellen und dunklen Schatten, die wie Gespenster um mich herum geisterten. Nur ihre Stimmen konnte ich sehr klar und deutlich hören. Sie sprachen mit gedämpfter Lautstärke Ein guter Freund von ihnen musste so schwer verwundet worden sein, dass sie keinerlei Hoffnung hatten, ihn noch lebend in ihre Heimat zu bringen. Verdammt, warum konnte ich nur so wenig erkennen. Es hätte mich doch auch interessiert um wen sie sich solche Sorgen machten. Der arme Kerl tat mir irgendwie leid. „Es tut mir schrecklich leid Skara“ sagte die Stimme beruhigend. “aber da ist nichts mehr zu machen. Der Splitter hat sein Rückgrad vollkommen zerrissen. Seine Lunge schwer geschädigt und sein Herz durchbohrt. Es ist ein Wunder, dass überhaupt noch Leben in ihm ist. Hier versagt auch unser Können. Zuhause hätte er vielleicht eine winzige Chance, aber hier mit unseren beschränkten Bordmitteln.“ Die Stimme verstummte mit hörbarem Bedauern und ich hörte ein Mädchen weinen. Auch wenn ich es nicht sehen konnte, wusste ich, es war Skara. Ich war fast ein wenig eifersüchtig auf den Mann um den sie weinte. Es wurde dunkler um mich herum und kälter. Die Stimmen und Töne rückten in immer weitere Ferne. Nichts von außen drang mehr zu mir herein. Ich war in mir selbst gefangen. Meine Gefühle aber waren frei von jeder Angst. Tief in mir begann sich etwas aufzulösen das mich bisher blockiert hatte. Ich wusste, dass ich keine Angst haben musste, denn ich konnte nicht sterben. Was auch immer ich an Verletzungen erlitten haben mochte, sie waren für ein Wesen meiner Art völlig bedeutungslos. Bei diesem Gedanken erschrak ich zutiefst. Ich war doch ein Mensch und sterblich und wusste doch im selben Augenblick, tief in meinem Inneren, dass dem nicht so war. Aber was war ich dann. Ich war doch auf der Erde geboren , hatte als Mensch unter Menschen gelebt. Gewaltsam verdrängte ich diese Gedanken. Wer oder was ich auch immer war, das konnte ich später noch klären. Es gab jetzt andere, wichtigere Dinge, für die ich all meine Kräfte brauchen würde. * * * * Unendlich langsam kehrte das Gefühl für meinen Körper zurück. Ich wusste nicht, wie lange ich starr und leblos dagelegen hatte. Mein Herz schlug gleichmäßig und ruhig und auch meine Atemzüge waren ruhig und tief. Ich öffnete die Augen und blickte mich um. Der Größe und Einrichtung nach war es wohl eine Mannschaftskabine, in welche man mich gebracht hatte. Ich musste unwillkürlich lächeln. Der Mann, um den sie sich gesorgt hatten und um den Skara Tränen geweint hatte, war wohl ich gewesen. Im festen Glauben, einen Toten vor sich zu haben, hatten sie mich dann wohl hierher gebracht und auf diese Liege gelegt. In meine kalten leblosen Hände hatten sie ein Schwert gegeben, das ich noch immer umklammerte. Ich richtete mich langsam auf und legte das Schwert seitlich ab. Mein scheinbarer Tod brachte mich ihnen gegenüber in arge Bedrängnis. Wie sollte ich ihnen meine Auferstehung erklären, ohne das Geheimnis um meine Person zu lüften. Denn ich wusste nun, dass ich nicht der Mensch war, als den sie mich gekannt hatten, aber ich könnte ihnen nicht erklären wer oder was ich war. Das wusste ich nämlich selbst nicht. Es war, als ob ein stählerner Ring diesen und andere Teile meiner Erinnerung versperrte. Verwundung und notwendige Regeneration hatten diese Sperre zwar etwas gelockert, aber ganz konnte ich sie nicht aufbrechen. Aber kraftvoll stürmte meine Erinnerung dagegen an. Während ich noch versuchte Ordnung in meine vielfältigen Gedanken zu bringen, wurde mir die unnatürliche Ruhe und Stille die mich umgab bewusst. In mir begannen alle Alarmglocken gleichzeitig zu schrillen. In einem Schiffskörper dieser Größenordnung wurde es nie ganz still. Die Lebensgeräusche der Besatzung, das dumpfe Dröhnen der Wandler für die zum Flug benötigten Energien oder das Arbeitsgeräusch der Raumklimaanlagen verstummte nie ganz. Ich wusste all diese Dinge so selbstverständlich, wie eins und eins zwei ist. Aber ich hätte niemandem sagen können woher. Der Erdenmensch hätte es sich vielleicht vorstellen können. Die Gewissheit darüber sicherlich nicht. Verdammt, es wurde Zeit für zwei Dinge. Ein kräftiger Schluck aus einer Bulle und die vollständige Rückkehr meiner Erinnerungen. Aber wie es jetzt aussah, würde ich wohl auf beides noch etwas warten müssen. Mit der Rechten ergriff ich das Schwert und löste den Sicherungsring aus seiner Verankerung. Damit wurde es zu einer äußerst gefährlichen Waffe, deren Möglichkeiten weit über deren mittelalterliches Aussehen hinausging. Alle Energien die in ihm schlummerten auf einmal freigesetzt, hätten selbst dieses Schiff in einen Haufen glühenden Schrottes verwandelt. Vorsichtig erhob ich mich und ging die wenigen Schritte zur Verbindungstüre hinüber. Soweit, die Wände selbst durchlässig zu machen, war die Technik der Asen also noch nicht. Ich schüttelte bei diesem Gedanken unwillig den Kopf. Wie sollten sie, meldete sich meine innere Stimme, die mir seltsam vertraut war. Dazu mussten noch Jahrtausende technischer Entwicklung verstreichen. Jahrtausende einer Entwicklung, die die allerwenigsten Lebensformen im Universum durch ihr von der Natur vorgegebenes Verhalten, nie vollenden konnten. Da waren sie wieder, die Bruchstücke von Wissen, Gedanken und Erinnerungen, die sich gewaltsam in mein Bewusstsein drängen wollten und ebenso machtvoll zurückgehalten wurden. Aber dafür hatte ich jetzt keine Zeit. Zuerst musste ich die Ursache für diese unheilvolle Ruhe um mich her klären. Denn sie verhieß nichts gutes. Bereits ein Blick durch die offene Türe hinaus, auf den breiten das ganze Schiff durchziehenden Gang, zeigte mir, dass meine Befürchtungen nur allzu berechtigt waren. Drei Männer der Besatzung lagen recht übel zugerichtet leblos am Boden. Für sie kam wirklich jede Hilfe zu spät. Und ich musste auch nicht lange raten, wer für ihren gewaltsamen und grausigen Tod verantwortlich zu machen war. Ich kannte nur eine Lebensform in dem uns bekanntem Teil der Galaxie, die ihre Opfer völlig willenlos werden ließen und sie dann regelrecht von oben bis unten aufschlitzten. Es gehörte zur Entwicklungsgeschichte dieser einem Wurm so ähnlichen Geschöpfe, ihre Beute durch ein starkes elektrisches Feld zu lähmen, dann deren Leib zu öffnen und die als Nahrung hochwertigen Innereien zu verspeisen. Da sie nie auf einen ihnen ebenbürtigen Gegner getroffen waren, hatten sie auch nie eine andere Art des Tötens entwickelt. Auch die Asen konnten sich nur dank ihrer hochentwickelten Technik gegen sie behaupten. Kam es zu einer direkten körperlichen Begegnung, siegten fast immer die Droohr. Der widerliche Geruch dieser unangenehmen Kreaturen lag noch in der Luft. Sie waren trotz aller Entwicklung die sie hinter sich hatten und die sie befähigte mit leistungsfähigen Raumschiffen weit in das Weltall vorzustoßen, Aasfresser geblieben. Sie hatten sich nicht gescheut, ihren Hunger an den von ihnen getöteten Asenkriegern zu stillen. Die übel zugerichteten Leichen zeigten es nur allzu deutlich. Langsam ging ich den von der Notbeleuchtung nur spärlich beleuchteten Gang in Richtung der Schiffszentrale entlang. Wenn überhaupt, dann konnte ich mir nur dort ein Bild der vergangenen Ereignisse machen. Sehr wahrscheinlich gab es so etwas wie eine bildhafte Aufzeichnung der letzten Stunden. Auch irdische Flugzeuge besaßen ja einen Flugschreiber. „Achtung“ meldete sich meine innere Stimme. Aber es war unnötig darauf zu achten. Ich wusste es auch so, spürte es mit jeder Faser meines Körpers. Sie waren da und sie griffen mich mit aller Macht ihrer natürlichen Waffen an. Langsam und bedächtig drehte ich mich um, blickte den kurzen Weg den ich gegangen war zurück. Sie waren zu dritt. Die Türe des Raumes aus dem sie getreten waren, stand noch halb offen. Sie hatten sich hoch aufgerichtet und in ihren Klauen hielten sie ihre spitzen Dolche. Ich spürte die Macht ihres konzentrierten Angriffes. Ihre etwas starre Haltung zeigte, dass sie mit aller Kraft die in ihnen steckte, versuchten, mich zu ihrer Beute zu machen. Ich hob langsam das Schwert und ging ganz ruhig auf das widerliche Trio zu. Aber noch ehe die flammende Energie des Schwertes von mir freigesetzt wurde, um alle drei in Asche zu verwandeln, geschah etwas auch für mich völlig unerwartetes. Die Droohr richteten ihre Dolche gegen sich selbst und beendeten auf diese Weise ihr irdisches Dasein. Fast lautlos sanken ihre unförmigen Körper zusammen und blieben mit letzten Zuckungen reglos liegen. Vorsichtig näherte ich mich dem Raum, aus welchem sie auf den Gang hinausgetreten waren. Die Körper zweier toter Krieger zeigten, dass sie auch hier ihr grausiges Mahl abgehalten hatten. Der Fußboden war vom Blut der Opfer rot verfärbt. Inmitten dieses unschönen Bildes lagen die Körper zweier toter Droohr. Auch sie hatten ihre Waffen gegen sich selbst gerichtet. Für die Toten konnte ich nichts mehr tun. Ich trat wieder hinaus auf den Gang. Eine schreckliche Angst erfüllte mich in diesem Augenblick. Erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, dass sich ja auch Skara, Klaus und Skörin an Bord dieses Schiffes befanden. Waren auch sie von den Droohr ..... Ich weigerte mich diesen Gedanken zu Ende zu denken und doch entstand vor meinem geistigen Auge das Bild einer jungen Frau, deren Körper vom Hals bis zum Schoß aufgeschnitten war. Gewaltsam verdrängte ich diese Vorstellung und eilte so schnell ich konnte, dem Raum am Ende des Ganges zu, der wohl die Zentrale beherbergen musste. Das breite, mächtige Schott war von innen verriegelt. In mir entstand die Hoffnung, dass sich zumindest ein Teil der Besatzung, darunter auch Skara, dahinter in, wenn auch zweifelhafter Sicherheit, befanden. Denn die Droohr hätten sicherlich Mittel und Wege gefunden, sich Zutritt zu verschaffen. Ein dumpfes Dröhnen, das für Sekunden wohl den gesamten Schiffskörper erfüllte, riss mich aus meinen Gedanken. Auch ohne viel Überlegung wusste ich, was sich in diesem Augenblick abspielte. Ein anderes Raumschiff löste seine Verankerung mit diesem Schiff. Ich musste keine hellseherischen Fähigkeiten entwickeln, um zu ahnen, dass es das Droohrschiff war, das die Flucht ergriff. Aber warum verzichteten sie darauf, diese leichte und völlig wehrlose Beute zu vernichten. Befürchteten sie etwa die Asen, welche sich in der Zentrale befanden, könnten ihnen jetzt noch gefährlich werden? In diesem Augenblick öffnete sich zischend das schwere Schott zur Zentrale. Ich drehte mich um und stand einem völlig fassungslosen Skörin gegenüber. Er schien nicht glauben zu können was er sah. Seine Augen waren weit aufgerissen und sein Gesicht kreidebleich. Auch die Nachwirkungen des Angriffes der Droohr, die auch seinem starken Körper erheblich zugesetzt haben dürfte, machten ihm wohl noch mehr als genug zu schaffen. „Hallo alter Freund und Kampfgenosse“ sagte ich lächelnd und da erst wich die lähmende Beklemmung von ihm. Seine Augen lachten und mit lärmender Stimme, die an den Wänden widerhallte, gab er seiner Freude mich lebend wieder zu sehen, Ausdruck. Ich lies das Schwert einfach fallen und dann lagen wir beide uns in den Armen. Versicherten uns lachend, wie sehr wir uns freuten, den anderen noch lebend zu sehen. Fünf, sechs Männer drängten sich zu uns auf den Gang heraus. Ich blickte mich suchend um und die verdrängte Angst um Skara kam zu mir zurück. Skörin, der meinen suchenden Blick bemerkte, legte seinen kräftigen Arm um meine Schultern und zog mich in die Zentrale hinein. Auf einem der wuchtigen Kommandosessel sah Skara und bei ihr war Klaus, der leise und für mich unverständlich auf sie einsprach. Sie hob langsam ihren hübschen Kopf und blickte zu mir her. Ungläubiges Erstaunen spiegelte sich auf ihrem Gesicht. Dann aber sprang sie auf und eilte mit einem Jubelschrei auf mich zu. Alle Angst und alle Not, die noch vor Sekunden ihr Gesicht gezeichnet hatten, waren daraus verschwunden. Mit Tränen in den Augen lag sie in meinen Armen und flüsterte leise „Dass du nur lebst.“ * * * * * Die Asen kannten zwar keinen Whisky. Aber das Gebräu, das sie in golden glänzenden Flaschen für solche und ähnliche Gelegenheiten bereit hielten, war auch nicht von schlechten Eltern. Allerdings tranken wir uns mit sehr ernsten Gesichtern zu. So sehr wir uns auch freuten noch am Leben zu sein und den anderen in die Augen sehen zu können, so bedrückten uns doch alle die schrecklichen Bilder, der von den Droohr getöteten und als Nahrungsquelle zerfleischten Kameraden. Das Schiff der Droohr hatte sich, ohne sich weiter um das bereits Besiegte der Asen zu kümmern, aus dem Staub gemacht. Sie hatten weder den Versuch unternommen, es zu zerstören, noch es zurückzuerobern. Selbst die beiden kleinen Beiboote, mit welchen sie zu uns herüber gekommen waren, hatten sie bei ihrem eiligen Rückzug zurückgelassen. Leicht im grellen Sonnenlicht schimmernd, trieben sie nicht weit von unserem Schiff entfernt im All. Tharon, der Kommandant des Schiffes, lies sie an Bord holen. Dabei machten die Asen eine weitere grausige Entdeckung. Acht der noch vermissten Besatzungsmitglieder wurden mit aufgeschlitzten Körpern darin gefunden. Das Schicksal der anderen noch vermissten vier Männer und drei Frauen war uns damit ohne jeden Zweifel klar. Aber all diese Ereignisse hatten auch für mich eine unangenehme Folge. In den Augen der Asen lag von nun an eine stumme Frage wenn sie mir gegenüber traten. Sie sprachen sie nicht offen aus und auch an der Herzlichkeit ihrer Art änderte sich nicht viel, doch so unbefangen wie früher waren sie nicht mehr. Sie alle hatten mein Sterben miterlebt und hatten von einem toten Körper, der das Schwert eines Krieger in den kalten Fingern gehalten hatte, Abschied genommen. Nun stand ich ohne Schaden genommen zu haben vor ihnen und einige der Drohohr hatten es in panischer Angst vorgezogen, sich selbst zu richten als sich auf einen Kampf mit mir einzulassen. Alle anderen waren in panischer Angst geflohen. Sie schienen mich mehr zu fürchten, als alle Waffen und Krieger dieses Schiffes zusammen. Aber wie hätte ich den Asen ihre stummen Fragen beantworten sollen. Ich kannte die Antwort auf die vielen daraus entstandenen Fragen ja selbst nicht. So sehr ich auch versuchte die tiefe Blockierung meiner Erinnerung zu durchdringen, es gelang mir nicht mehr. Ich befand mich im Augenblick allein in der recht behaglich eingerichteten Messe des Schiffes. Alle anderen Besatzungsmitglieder waren dabei, die recht beträchtlichen Schäden am Schiff zu reparieren. Ich hatte es übernommen bei den Toten die hier aufgebahrt waren, die Totenwache zu halten. In einigen Stunden sollten ihre Körper dem ewigen All übergeben werden. Eine Ehrung, die auch für mich vorgesehen gewesen war und vor deren Ausführung mich der Angriff der Droohr bewahrt hatte. Ob ich diese Art der Ehrerbietung ebenfalls überlebt hätte, daran wagte ich berechtigte Zweifel zu hegen. Skara, die sich angeboten hatte, mit mir zusammen die Toten für ihre Übergabe an die ewigen Götter vorzubereiten, hatte einige Zeit tapfer durchgehalten, obwohl ihr der Anblick der übel zugerichteten Körper sehr zusetzte. Besonders die in Schmerz und Angst erstarrten Gesichter ließen einen nicht mehr los. Stumm und mit Tränen in den Augen war sie hinausgegangen, als Skörin sie auf meine Bitte hin, ablöste. Ohne ein Wort miteinander zu sprechen, hatten wir unsere schwere Aufgabe beendet. Langsam ging ich hinüber an die breite Stirnwand des Raumes. Sie lies sich über eine Tastatur in ein breites Panoramafenster verwandeln, das einen ungetrübten Blick auf die Weiten des Alls ermöglichte. Bereits als ich noch einige Schritte davon entfernt war, verschwamm die metallisch schimmernde Wand und wurde scheinbar für die Blicke durchsichtig. Hier, inmitten dieser unendlichen Pracht aus Milliarden leuchtender Sterne, war Wodans ureigenstes Reich. Ein leises Geräusch wurde hinter mir hörbar. Es war Skara, die den Raum erneut betreten hatte, um gemeinsam mit mir Wache bei den Toten zu halten, deren unsterblicher Teil jetzt wohl schon in den Armen der Götterbotinnen ruhte. Sie blieb dicht vor mir stehen und ihre sonst so fröhlichen Augen blickten mich ernst und fragend an. „Wer bist Du!“ Sagte sie ganz leise und etwas zögerlich. „Du weißt doch wer ich bin.“ Sagte ich ruhig. Skara schüttelte stumm den Kopf. „Nein, ich glaubte es zu wissen. Aber nichts an Dir lässt sich mit uns oder den Menschen vergleichen“ „Ich bin genau der selbe wie vordem Skara.“ Sagte ich und wusste, dass es nicht stimmen konnte. „Du hast die Sichtfläche ins All geöffnet, ohne die Tastatur zu berühren. Keiner von uns könnte das.“ Sie verstummte und schien nach Worten zu suchen, um endlich Klarheit über all jene Dinge zu bekommen, die ihr Auf der Seele lagen. “Ich selbst habe neben dir gekniet und Deine Hände gehalten, als alles Leben aus Dir zu weichen schien. Ich habe einige Stunden bei Dir Wache gehalten, als Du stumm und leblos dagelegen hast ich... „ Sie verstummte und ich konnte die innere Not in ihren Augen sehen. Ich streckte meine Arme aus und zog sie ganz nahe an mich heran. Willig folgte sie dem Druck der Hände und schmiegte sich fest an mich. So standen wir wohl einige Minuten stumm da, dann sagte ich ganz leise um die Ruhe der Toten nicht allzu sehr zu stören. „Ich kann Dir darauf keine Antwort geben Skara, denn ich kenne sie selbst nicht. All meine Erinnerungen sind wie abgeschnitten. Nur eines weis ich ganz genau und dagegen kommt wohl keine Macht an. Was ich bisher für dich empfunden habe, hat sich nicht geändert. Wir hatten keine Zeit darüber zu sprechen und jetzt und hier ist es wohl auch nicht angebracht. Aber eines weis ich genau, ich liebe Dich Skara.“ Sie antwortete nicht, aber ihre Augen wurden groß und dunkel wie zwei kostbare Edelsteine. Ihre Lippen öffneten sich ganz leicht und lächelten mir zu. Nach einiger Zeit löste sie sich behutsam aus meiner Umarmung und gemeinsam, eng beieinander blickten wir hinaus in die für uns unendliche Weite. * * * * * * Alle, die den Angriff der Droohr überlebt hatten, versammelten sich in der Großen Schleuse des Schiffes. Die, die ihr oft noch junges Leben unwiederbringlich verloren hatten, lagen stumm und starr vor uns. Aufgereiht, um ihre letzt große Reise anzutreten. Von ihrer Seele hofften wir, dass sie würdig war, aufgenommen zu werden, in die Reihen der unsterblichen Krieger. Damit der Kampf am Ende der Zeit nicht vergebens sein würde. Wieder drängten sich Bilder, die tief in mir verborgen lagen, an die Oberfläche meines Denkens. Wie oft hatte ich schon vor den sterblichen Resten anderer gestanden. Der Lärm von Kampf und Sterben tönte in meinen Ohren und es kam mir vor, als hörte ich die Schreie der Sterbenden noch einmal. Die Erinnerungen waren so mächtig, dass ich zu taumeln begann und Skörin, der neben mir stand, helfend seinen Arm unter den meinen legte. Einer, der sterbend zu Boden sank, hob mit blutiger Hand noch einmal sein Schwert und schrie mich an „Du sollst für immer verflucht sein Thor von Orvig, für immer“ Thor von Orvig, das war mein Name! Thor von Orvig, aus dem Hause und dem Geschlechte der Roan. Ich musste mich gewaltsam zusammenreißen. Denn, nachdem wir schweigend der Toten gedacht hatten, sprach Tharon die Worte, die seid Äonen von Jahren am Grab der Toten gesprochen wurden, um ihnen die Achtung der noch lebenden mit auf den Weg zu geben. In längst vergangenen Tagen war es das Meer gewesen, das die Gefallenen aufgenommen hatte. Jetzt und hier war es die Kälte des Weltenraumes, die ihr Grab sein Würde. Als wir stumm und in Andacht die Schleuse verließen, musterte mich Skörin fragend. Als er aber meinen klaren Blick bemerkte, entspannte sich seine Mine wieder. Die mächtigen Tore der Schleuse schlossen sich vor uns und während jeder ein stilles letztes Gebet für die Gefallenen sprach, entwich die Luft aus der Schleuse und riß die Körper hinaus in die Endlosigkeit. „Was war denn los“ flüsterte Skörin leise, um die anderen nicht aufmerksam zu machen. Ich blickte ihn schmunzelnd an. „Es gibt einen guten Grund, einem edlen Tröpfchen in einer goldenen Flasche den Garaus zu machen. Einen Grund, dem selbst Dein Schwesterchen nicht widersprechen kann.“ Skörin grinste sein breitestes Lächeln. Denn Skara setzte dem trinkfreudigen Riesen immer wieder Grenzen, wenn sein Durst ihrer Meinung nach mit normalen menschlichen Regungen nichts mehr gemein hatte. In mir fand er zumindest zeitweilig einen Verbündeten. Wenngleich mein Trinkvermögen gegen seines recht bescheiden wirkte. Ein Fläschchen des edlen Branntweins konnte ich ohne nennenswerte Nachwirkungen schon im Verlaufe eines Abends in mich hinein kippen. Skörin aber betrachtete dies als geradezu lächerlich. Wenn er gut aufgelegt war, so reichte der Inhalt einer Flasche gerade eben mal für einen tiefen Zug. Das nötigte mir und auch den anderen an Bord doch einiges an Respekt ab. „Wie sieht der Grund denn aus, mein Freund.“ Wollte er sogleich wissen und sah wohl im Geiste schon einige der glänzenden Flaschen geöffnet vor sich stehen. „Ich kenne jetzt zumindest meinen Namen, und das ist doch ein Grund, eine kleine Nachfeier zu veranstalten.“ Skörin wurde schlagartig wieder ernst. „Dein kleiner Schwächanfall von vorhin? Hat die Feierlichkeit in dir irgendwelche Erinnerungen geweckt.?“ Ich nickte ihm zu. „Darf man erfahren, welchen Namen das Mädchen Deiner Wahl einmal tragen wird?“ Tönte Skaras hell klingende Stimme an mein Ohr und mit munterem Lächeln schob sie ihren Arm unter den meinen. Oder handelt es sich nur um eine geschickte Ausrede, damit mein Brüderchen seinen unstillbaren Durst löschen kann?“ „Ja“ meldete sich Skörin lautstark zu Wort. „ Ich bin auch gespannt, wie Euere Kinder einmal heißen werden.“ Skara blieb stehen und blitzte ihren Bruder mit funkelnden Augen böse an. Als sie merkte, dass wenigstens zehn Männer und Frauen der Besatzung, unser kleines Gespräch mitbekommen hatten und sich diskret abwendeten, da löste sie sich von mir und lief eilig den Gang entlang, ihrer Kabine zu. Skörin wurde wieder ernst. „Wohl alle an Bord haben ihre Trauer um Dich mitbekommen. Nach dem Brauch unseres Volkes gehört sie damit zu Dir. Ich hatte bis zur Stunde noch keine Gelegenheit, mit Dir darüber zu sprechen. Aber Du weißt, wie sehr ich an meinem Schwesterchen hänge. Sie hat sich zu Dir bekannt, mit allen Konsequenzen, die das unter Umständen für sie haben kann. Du weißt, dass sie nie einen Angehörigen der irdischen Völker heiraten könnte, ohne alles aufgeben zu müssen, was bisher ihr Leben war.“ Ich reichte Skörin meine Hand. „Du hast eben wieder ein Stück meiner Erinnerung aufgebrochen. Ich glaube, an dem Ort der meine Heimat ist, herrschen recht ähnliche Regeln. Willst Du im Rat euerer Familie für mich sprechen.?“ Wie sehr sich Skörin über das eben gesagte freute, bewies er damit, dass er mir bei seiner heftigen Umarmung ohne weiteres einige Rippen gebrochen hätte, wenn die Kraft die in mir wohnte, der seinen nicht ebenbürtig gewesen wäre. Mein Körper spannte sich unwillkürlich und sein fester Griff stieß auf harten Widerstand. „Du hast mein Wort.“ Lachte er mich an. „Aber, darf ich jetzt auch erfahren, wie du eigentlich heißt?“ „Thor von Orvig aus dem Geschlecht der Roan.“ Die mächtigen Arme des Riesen sanken nach unten. Mit großen Augen starrte er mich etwas ratlos an. Der Klang meines Namens musste in ihm etwas ausgelöst haben, das ihn zutiefst erschütterte. Ich war mir in diesem Augenblick sehr sicher, dass er das Gehörte einzuordnen wusste. Als er meinen fragenden Blick bemerkte, löste sich seine Spannung. „Dein Name erklärt mir einiges, was sich wohl keiner an Bord im Augenblick erklären kann. Die Familie Orvig und das Geschlecht oder besser. das Volk der Roan, klingt in den Jahrtausende alten Sagen und Legenden wieder. Ist aber auch historisch belegt. Du erinnerst Dich wirklich an nichts darüber.“ Ich konnte nur etwas hilflos den Kopf schütteln. „Komm“ sagte er. „Wir wollen zu Skara gehen, denn ich glaube, auch sie hat ein Anrecht zu erfahren, wer Du eigentlich bist und Dir will ich alles erzählen, was mir über die Roan bekannt ist. * * * * * * Bei unserem Eintritt lagen Skara wohl einige nicht gerade freundliche Worte auf der Zunge, die sie ihrem Bruder an den Kopf werfen wollte. Als sie jedoch den Ernst spürte, der in seinen Augen lag, da blieb sie still. Ihr Bruder, der wohl besser als jeder andere ihre innere Not erkannte und zu deuten wusste, setzte sich neben sie auf die bequeme Liege, die gleichzeitig als Bett und Sitzgelegenheit diente. Vergnügt zog er sie zu sich heran. Und wies mit seiner kräftigen Hand zu mir her. „Ich glaube Schwesterherz, du wirst bald eine Reise an einen Ort antreten müssen, der sich über viele Jahrtausende vor uns verborgen hat.“ Skara blickte zuerst ihren Bruder mit recht verständnislosen Blicken an und dann mich. Ich nickte ihr munter zu und setzte mich ebenfalls zu ihr. Ich war nicht minder auf Skörins nächste Worte gespannt als sie. Skörin blickte einige Sekunden lang recht nachdenklich auf einen für mich nicht erkennbaren Punkt an der gegenüberliegenden Wand. Er schien seine Gedanken zu ordnen. „Es ist so lange her, dass eigentlich niemand mehr den genauen Zeitpunkt benennen kann. Wir lebten noch mit den Menschen zusammen auf der Erde, da gab es heftige Streitereien unter de Führern unseres Volkes, über die verschiedenen Wege, die unsere weitere Entwicklung bestimmen sollten. Dass wir den Weg der Menschen nicht gehen wollten, weder mit ihnen zusammen, noch getrennt, wurde bald klar. Aber eine Gruppe hatte gänzlich andere Vorstellungen. Ein Weg der Gewaltlosigkeit und der, wie sie es nannten, zügellosen Freiheiten, denen nicht im gleichen Maße Pflichten entgegen gestellt wurden, war für sie untragbar. Für sie war die Waffengewalt und die straffe Ordnung die Voraussetzung für die Gewährung von Freiheiten. Das Recht der Einzelperson musste sich immer hinter den Rechten aller zurückstellen. Das Gewinnstreben der Kaufleute und der Machthunger Einzelner war für sie ein Verbrechen, für das sie nur eine Maßnahme kannten, den Tod. Als gleichberechtigte Lebewesen akzeptierten sie nur Angehörige der eigenen Art. Alles, was Fremd oder anders war, verachteten sie oder schränkten es in deren Handlungsfähigkeiten restlos ein. So kam es zu recht bösen und auch mit der Waffe geführten Auseinandersetzungen. In der Hauptsache wurde dese Meinung von einem kleinen Volk vertreten, das ganz am nördlichen Ende des von uns beanspruchten Gebietes lag und in das sich immer mehr Menschen drängten.“ Skörin machte eine kleine Pause und blickte recht nachdenklich zu mir her. Was hinter seiner hohen Stirne vorging lies sich nicht erraten. Seine hellen blauen Augen blickten aber recht freundlich und zufrieden. „Dieses Volk waren die Roan. Als sie in ihrer Denkungsart keine Unterstützung bei uns fanden und immer mehr Fremde aus allen Teilen der Erde ihr fruchtbares, reiches Land bevölkerten, mit Erlaubnis des Rates der Zehn, uns damals wie heute regiert, da verließen sie die Erde. Der Name eines der mächtigsten Fürstenfamilien dieses Volkes waren die Herren auf der Insel Orvig und diesen Namen Thor von Orvig trägt er.“ Skara, die dem Vortrag ihres Bruders still und sehr aufmerksam gefolgt war, blickte mich sehr ernst an. Stumm legte sie ihre schmale Hand auf meinen Arm und lauscht wieder den Worten ihres Bruders. „Lange vor uns“ sprach Skörin weiter, machten sie sich auf, die Erde zu verlassen. Dieser Schritt musste hohe Opfer an Leben von ihnen gefordert haben, da unsere Technik damals längst nicht jene Perfektion erreicht hatte, die jetzt unsere Schiffe lenkt. Der Kontakt zu ihnen riss lange Zeit nicht ab und bestand auch dann noch, als auch wir vor den Menschen flohen und unsere Heimat weitab der Erde neu aufbauten. Dann aber vor etwa sieben Jahrtausenden, zogen sie sich endgültig zurück. Da wir nie herausgefunden hatten wohin die Roan sich zurückgezogen hatten, gerieten sie in Vergessenheit. Ihre harte unerbittliche Art im Umgang mit anderen Lebensformen und ihre allen aufgezwungene Lebensform hatte sie restlos isoliert, vor allem, da sie jedem Versuch eine Einigung herbeizuführen ohne den geringsten Zweifel ablehnten. „Allerdings hätten wir unsere heutige Welt ohne ihre Hilfe niemals besiedeln können. Noch während sich unsere neue Heimat im Aufbau befand, griffen uns insektenartige, hoch intelligente Lebewesen an. Sie hätten uns und auch die Erde ohne das Eingreifen der Roan sehr wahrscheinlich unterworfen. Die Roan behaupteten sie hätten uns ohne Gnade ausgerottet um Lebensraum für sich zu gewinnen. Gnadenlos zerstörten sie die drei Planeten die von diesen Lebewesen bevölkert waren. Nur die Trümmer dieser Welten zeugen noch heute von der unbarmherzigen Art der Roan im Umgang mit anderen Lebensformen. Sie handelten ohne sich mit uns zu verständigen. Die einen behaupteten, sie hätten uns damit gerettet, der größere Teil von uns war jedoch der Meinung, die Verhandlungen mit den Siiren hätten ohne Zweifel zu einem brauchbaren Ergebnis für uns alle geführt. Damit war der Bruch zwischen ihnen und uns bis auf den heutigen Tag besiegelt. Nur die Geschichten, die sich um die grausam geführten Kämpfe zwischen ihnen und den Siiren ranken, sind uns erhalten geblieben. Sind zu längst vergessenen Legenden geworden! Skörin blickte von mir auf seine Schwester und dann wieder auf mich. „Es ist sehr seltsam,“ fuhr er dann fort „dass ausgerechnet jetzt, da sich unser Volk wieder einer tödlichen Bedrohung ausgesetzt sieht, der auch die Erde nichts entgegen zu stellen hat, dass gerade jetzt Du bei uns aufgetaucht bist. Dein Volk hat Dich bestimmt nicht grundlos zur Erde geschickt. Skörins Rede und Gedanken wurden jäh vom schrillen , durchdringendem Ton eines Alarmsignals unterbrochen. Wie etwas böses, unheimliches fuhr dieser Ton in unsere recht nachdenkliche Stimmung. Überall im Schiff wurde es lebendig und auch Skörin und Skara rannten so schnell sie konnten, auf ihre für den Ernstfall vorgesehenen Posten. Meine Person war dafür nicht eingeplant, so blieb ich nachdenklich allein in der Kabine zurück. Doch ich sollte nicht lange allein bleiben. Klaus steckte seinen Kopf durch den sich öffnenden Türspalt und grinste mich mit verschmitztem Lächeln an. „Ich glaube, mein Sohn“ sagte er in seiner gemächlichen Redensart „es wird höchste Zeit für einen ausgezeichneten Schluck und die Rückkehr deiner Erinnerung.“ Bei diesen Worten zauberte er eine jener goldenen Flaschen mit dem wunderbarsten Inhaltstoff, den es geben konnte, hinter seinem Rücken hervor. Grinsend hielt er mir die Buddel hin, damit ich den ersten Schluck daraus nehmen konnte. Dankbar nahm ich seine Gabe an. Ein guter Schluck half mir bestimmt, meine doch recht in Unordnung geratenen Gedanken zu ordnen. Mit festem Griff führte ich den Hals der Flasche zum Mund. Ein tiefer Zug sorgte für die dazu benötigte Menge in meinem Hals. Als ich die Flasche absetzen wollte um sie Klaus zu reichen, sah ich etwas silbernes in seiner Hand aufblitzen. Mit einer für mich völlig überraschenden Geste erreichte seine Hand meine Stirn. Es war als wollte etwas in meinem Kopf explodieren. Das Letzte, was ich mitbekam, war das lachende Gesicht von Klaus und die flinke Bewegung seiner anderen Hand, mit der er die Flasche die aus meiner Hand glitt, auffing. Dann wurde es rabenschwarze Nacht um mich her. Doch bald geisterten Stimmen und Gesichter durch diese Finsternis und ich bemühte mich verzweifelt, die mir bekannten Bilder und Töne zusammen zu bringen. Seltsame, fremdartige Landschaften und Ereignisse huschten wie ein viel zu schnell ablaufender Film an mir vorüber. Dann kehrten überraschend schnell mein Sehvermögen und mein klarer Verstand zurück. Noch immer waren meine Augen auf Klaus gerichtet. Aber ich wusste nun, dass er genauso wie ich, ein Mitglied der heiligen Wache im Tempel des ewigen Weltenbaumes war und auf den bildschönen Namen Skraven hörte. Er zwinkerte mir vergnügt zu und reichte mir ein zweites Mal die Flasche, nicht ohne vorher selbst noch einen tiefen Schluck daraus zu tun. Ich konnte diesen und einen weiteren tiefen Schluck aus dem goldenen Fläschchen gut vertragen. Es war doch für das Bewusstsein ein ziemlicher Schock, wenn das ganze bisherige Leben mit einem Male nichts anderes, als ein eingeimpftes Denkmuster ist und die tatsächliche Erinnerung zurück kehrt. Das Gehirn ist zwar imstande, all das in wenigen Augenblicken zu verarbeiten, aber das Gefühlseben gerät dabei doch bedenklich ins Wanken. Noch immer schrillte der so unversehenes ausgelöste Alarm durch alle Räume des Schiffes und schmerzte fast in den Ohren. Aber was sollte es. Wenn nicht einmal mehr Zeit für einen tiefen Schluck mit einem alten Freund ist, dann taugt auch der beste Alarm nichts. Mit einem tiefen Seufzer verschloss ich die Flasche und bemerkte auch den bekümmerten Blick von Skraven, der deshalb nicht weniger betrübt war als ich. Noch während wir der Zentrale zueilten, erschütterten schwere Schläge das Schiff. Die gesamte Hülle schwang unter der Wucht des Angriffes wie eine übermächtige Glocke. Alles was nicht fest mit dem Schiffskörper verbunden war, wurde zum gefährlichen Geschoss. Auch Skraven und ich konnten uns nicht auf den Beinen halten und wurden wie Puppen umher geworfen. „Die Droohr müssen Verstärkung herbei gerufen haben und greifen jetzt vermutlich mit vier oder fünf Schlachtschiffen das unsere an. Sie wissen jetzt wahrscheinlich, dass Du an Bord bist und wollen Dich unter allen Umständen vernichten. Die Schmach einer Niederlage könnten sie wohl kaum verwinden. Zumal die Informationen, die wir auf der guten alten Erde gesammelt haben, aus ihrer Sicht unsere Heimat nie erreichen dürfen.“ Ein Serie weiterer Schläge erschütterten das gesamte Schiff und lies mich krampfhaft Halt suchen, um mir nicht alle Knochen zu brechen. Belustigt stellte ich fest, dass ich immer noch wie ein Mensch dachte. Das mit den Knochen brechen war bei mir oder Skraven gar nicht so einfach. Noch während ich versuchte, wieder festen Halt unter meine Beine zu bekommen, erschütterte ein neuer heftiger Stoß das Boot und alle Lichter erloschen. Irgendwo schrie eine junge Frau, deren Stimme mir seltsam bekannt vorkam: „Skara“ * * * * * * Ich hoffe, dass es euch gefallen hat! *zu winker* Bitte hinterlasst mir viele kommis! *knuddl* *ganz verrückt danach ist* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)