Not being alone von fluffymausi-chan (Sheena/Zelos) ================================================================================ Kapitel 4: Chaos ---------------- Das Ticken der Uhr hatte bis vor kurzem noch etwas Gemütliches, doch unter Zeitdruck änderte sich dieses Bild. Sheena, Zelos und Sebastian arbeiteten so schnell es ging. Sie wären wahrscheinlich auch schon fertig wenn sie Zelos nicht aufgetragen hätten auf die Plätzchen aufzupassen. Das hatte der Rothaarige nämlich binnen Sekunden vergessen und stattdessen von seinen Heldentaten geprahlt, die wenigstens zu 98, 56 % erstunken und erlogen gewesen waren. Davon mal abgesehen waren durch seine Unachtsamkeit 240 Kekse verbrannt und kaum mehr als dunkle Aschehäufchen gewesen. Sie verloren eine weitere halbe Stunde in der Sheena versuchte Zelos zu fassen zu kriegen um ihn vor der Tür im Schnee abzusetzen. Dabei hatte Zelos Sebastian angerempelt, der dabei war einen weiteren Teig anzurühren. Diese Schüssel segelte zu Boden und man konnte in Ozette zu diesem Zeitpunkt das Schreien eines sterbenden Mannes hören. Nachdem besagter Rothaariger zum Schneeschaufeln verdonnert wurde, konnten die anderen beiden endlich die Vorbereitungen abschließen. Sheena ließ sich schweratmend auf das Sofa sinken und schaffte nur noch ein kleines dankbares Lächeln für Sebastian, der ihr einen Tee brachte. Sie fühlte sich, als wenn sie einen überaus schweren Kampf hinter sich hätte. Dabei waren es nur Plätzchen, Glühwein und ein Zwei-Gänge-Menü gewesen. Die Augen schließend lehnte sie sich zurück. Sie hatte nur noch eine Dreiviertelstunde bis ihre Freunde eintrudeln würden. Sie musste sich noch duschen und umziehen. Bei dem Gedanken an das Wahnsinnskleid, das Zelos ihr geschenkt hatte, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Es war wirklich wunderschön und obwohl sie nun wirklich kein großer Freund von teuren Geschenken war, musste sie zugeben, dass es ihr unglaublich gut gefiel. Sie hätte noch eine ganze Weile so daliegen können, hätte ein Rufen von draußen sie nicht aus ihrer wohligen Trance gerissen. Seufzend erhob sie sich, als sie merkte, dass Sebastian nicht zur Tür gehen würde. Wahrscheinlich war er dabei, das Schlachtfeld aufzuräumen. Dieser Depp wird mir draußen sicher nur einen Schneeengel zeigen oder wie gut er seinen Namen in den Schnee pinkeln kann…. „Sebastian, ich geh schon zur Tür!“ Sie streifte sich ihren Mantel über, während sie die Tür genervt öffnete, da wurde sie auch schon herzlich von einem Schneeball begrüßt. „Ich bring ihn um…“, knurrte die nun wieder topfitte Ninja bedrohlich, ehe sie sich nach draußen in die eisige Kälte stürzte um den rothaarigen Übeltäter einzuseifen. Alle Müdigkeit und Bedenken wegen der Kälte waren vergessen, es zählte nur noch diesen Kerl zu erwischen damit sie sich an ihm rächen konnte. „Sheena-Schatz, der hätte dich nicht treffen sollen! So glaub mir doch!“ So schnell ihn seine Beine trugen rannte er durch die Straßen von Meltokio. Vorbei an den schnatternden Groupies, die mehr als nur verwundert durch diese Szene waren. Doch Zelos hatte keine Zeit für Erklärungen, sein Leben stand hier auf dem Spiel und egal wie gerne er Sheena aufzog, so wusste auch er wann das Spiel zu Ende war und ihrem tödlichen Ausdruck auf dem Gesicht zu urteilen hatte er wohl etwas übertrieben. Die Betonung lag auf ‚etwas‘. „Sheenalein, ich bitte dich, verschone mein Leben!“ „Das hättest du dir überlegen sollen, als du noch Gelegenheit dazu hattest! Ich krieg dich ja doch und dann wisch ich mit dir den Boden!“ „Um Himmels Willen dann verschon nur mein Gesicht! An was könntest du dich sonst erfreuen wenn ich völlig entstellt bin?“ „Zelos!“ Ohne es bemerkt zu haben, waren sie an einem Weihnachtsmarkt angekommen, woraufhin Zelos sofort ruckartig stehen blieb. Sheena, die das nicht hatte kommen sehen, segelte frontal gegen seinen Rücken. Keuchend packte sie ihn am Kragen, damit er seine Augen von dem Markt nahm. Sie war immer noch fuchsteufelswild und zitterte vor Wut, als sie plötzlich etwas bemerkte. Etwas war anders an ihm. Er versuchte sein Gesicht so zu halten, damit niemand ihn erkannte. (Obwohl allein seine Haare reichten um ihn zu verraten.) Dieser Mann, der nichts tat um diskret zu sein, der vor Selbstverliebtheit nur so strotzte und die Öffentlichkeit so sehr suchte wie eine Motte das Licht, wollte nicht erkannt werden. Ihre Augen weiteten sich bei dieser Erkenntnis. Wie verpufft war ihre Wut mit einem Mal und sie ließ seinen Kragen langsam los. „Zelos, was..?“ Er antwortete nicht sondern stülpte sich seine Kapuze über, doch es hatten bereits einige Leute ihn erkannt. Binnen Sekunden begann es in jeder Ecke zu tuscheln und Sheena spürte wie auf einmal jede Menge Augenpaare auf ihnen lagen. Der Weihnachtsmarkt wirkte mit jeder verstreichenden Sekunde immer weniger einladend auf die junge Frau, was womöglich auch an der angespannten Stille lag, die sich ausgebreitet hatte und schwer auf ihnen lastete. „Sheena-Schatz, lass uns gehen.“ Er schenkte ihr ein aufgesetztes Lächeln, vielleicht damit sie sich keine Sorgen machte. Dafür war es aber bereits zu spät. Zelos machte auf dem Absatz kehrt um wieder zurück zur Villa zu gehen. Sein Haupt hielt er jedoch nicht gesenkt sondern aufrecht. Er wollte nicht aussehen wie ein geprügelter Hund, immerhin war er Teil der Gruppe gewesen, die die Welten gerettet hatte. Sheena blickte ihm verwirrt nach. Diese Seite kannte sie nicht von ihm. Sie hatte zwar gehört, dass das Volk Probleme mit seinem Heldenstatus hatte, aber dass es sich so entwickelt hatte, hatte sie nicht geahnt. Dieser Mann hatte für diese Menschen sein Leben gegeben und sich für die Vereinigung der Welten eingesetzt. Woher nahmen sich diese Leute das Recht über ihn zu urteilen? Wieso behandelte man ihn wie einen Ausgestoßenen? Aber was noch schlimmer war, wieso hatte er ihr nichts davon erzählt? Sie blickte ihm nach wie er den Platz verließ. Der kalte Wind zerrte an seinem Mantel und wie er so im fallenden Schnee ging, konnte sie nichts gegen das beißende Gefühl in ihrem Inneren tun. Sie war kein Mensch der Worte. Sie war ein Mensch der Taten. Ohne noch weiter nachzudenken lief sie hinter Zelos her um ihn am Arm zu packen, damit er stehen blieb. „Sheena?“, fragte Zelos überrumpelt, doch sie gab ihm keine Zeit für weitere Fragen. Ein weiteres Raunen ging durch die Menge, aber es interessierte sie nicht. Sie nahm seine Hand und verhakte ihre Finger miteinander. Mit einem aufmunternden Lächeln zog sie ihn hinter sich her. Dieser Mann hatte sein Leben für sie alle riskiert und obwohl sie wusste, dass man sich jetzt das Maul über sie zerreißen würde, so wusste sie, dass es nicht bei diesem einen Gerücht bleiben würde. Das würde es nie wenn man mit diesem Mann unterwegs war. Doch sie wusste, dass sie das Richtige getan hatte. Sein aufrichtiges Lächeln war es wert gewesen. ***************** Im Kamin prasselte ein großes Feuer, das ausreichend Wärme spendete und die Wohnung äußerst gemütlich wirken ließ. Leise Jazzmusik war im Hintergrund zu hören und es duftete bereits herrlich nach Essen. Alles war fertig für das Fest. Sheena stand etwas hibbelig neben dem Weihnachtsbaum mit einem Glas Sekt in der Hand und musterte nun bereits zum x-ten Mal ihr neues Kleid. Wie hat dieser Kerl nur so ein tolles Kleid aussuchen können mit meinen Maßen und all… Nein, ich will es vielleicht doch nicht wissen. Bei dem Gedanken wie er mit einer Verkäuferin geflirtet haben könnte, wurde ihr schlecht. Aber so war es doch die ganze Zeit. Zelos konnte sagen was er wollte, er gehörte der ganzen Welt und ihn zu teilen, dafür war sie nicht der Typ. Der Grund für ihre Grübelei betrat das Wohnzimmer in einem geschmackvollen schwarzen Anzug mit weißem Hemd. Er hatte seine langen Haare offen und trug sein weißes Stirnband nicht. Sie konnte nicht lügen, er sah wirklich umwerfend aus und er wusste es auch. Wieso sonst dieses dumme Grinsen auf den Lippen? Sie schüttelte nur den Kopf mit einem leichten Lächeln. Er würde sich doch nie ändern. Aber was hatte sie auch erwartet? Sie nippte an ihrem Glas, als Sebastian zu ihnen trat und Zelos ebenfalls ein Glas Sekt brachte bevor er wieder in der Küche verschwand. Beide standen nun stumm vor dem Weihnachtsbaum. Sie nippte hin und wieder an ihrem Sekt während er den Baum eingehend musterte, als würde er angestrengt über etwas nachdenken. Doch im Grunde wollte sie, dass diese Stille anhalten würde. Sie mochte seine Nähe, wenn er einfach nur still war und sie ihn nicht für irgendwelche Dummheiten foltern wollte. Ihre Augen schließend stand sie so neben ihm und absorbierte dieses Gefühl nicht alleine zu sein. Es war großartig, doch nicht von langer Dauer. „Sheena?“ Kein Kosename? Kein Hunny, kein Mäuschen und kein Liebes? Sie öffnete die Augen und sah zu ihm. Er wirkte auf einmal ernst. Am Rande bemerkte sie wie er sein Glas auf den Kaminsims stellte. Sie konnte ihren Blick aber nicht von seinem Gesicht nehmen. Etwas war sehr seltsam und sie spürte wie die Nervosität in ihr hochkroch. „Ich wollte etwas mit dir besprechen so lange unsere Freunde noch nicht da sind..“ Er brach ab, als würde er nach den richtigen Worten suchen. Sheena hätte fast ihr Glas zerdrückt, so angespannt war sie mit einem Mal und doch konnte sie nicht wegsehen. Seine Augen zeigten auf einmal so viele neue Emotionen, die sie sonst nur eher selten zu Gesicht bekam. Es verwirrte sie auf eine sehr seltsame Art und Weise. Sie stockte. So bekam ihn sonst niemand zu sehen. Diese Erkenntnis ließ sie einen Schritt auf ihn zu machen und das Glas wegstellen. Es war leer. So zeigte er sich nur ihr. Einen weiteren Schritt. Niemand hatte ihn so gesehen. Letzter Schritt. Sie standen einander nun so nah, dass sie jede einzelne seiner Wimpern hätte zählen können. Er war mittlerweile verstummt, was wohl vermutlich an ihrem Verhalten lag. Seine Augen leuchteten fragend im Schatten seiner roten Mähne. Sein Name ging ihr flüsternd von den Lippen und sie hatte die Hand nach seinem Gesicht ausgestreckt. Zelos stand völlig bewegungslos vor ihr und starrte sie nur nachdenklich an, als würde er auf etwas warten. Plötzlich war da diese Anspannung und sie glaubte kaum noch genug Luft zu kommen, so sehr hatten seine Augen sie in seinen Bann gezogen. Das Klingeln der Vordertür ließ sie aufschrecken. Die Magie war wieder einmal gebrochen. Sheena brachte sogleich einen großen Abstand zwischen sie beide bevor sie zur Vordertür eilte. „Sheena, jetzt warte doch!“ Aber Angesprochene hörte nicht auf ihn. Zelos konnte ihr nur hinterher blicken. Er hörte noch wie sie Colette überschwänglich begrüßte ehe er sein Sektglas mit einem Schluck leerte und ihr zu den Gästen folgte. ***************** Nach und nach trudelten die vereinzelten Gäste ein und mit im Gepäck hatte jeder seine verschiedenen Geschenke, die auch sofort unter dem Weihnachtsbaum aufgestapelt wurden. Besonders Genis, Lloyd und Colette fanden viel Spaß daran zu überlegen was in den jeweiligen Päckchen drin sein könnte. Sheena hatte dafür wenig Zeit, denn obwohl Sebastian ihr tüchtig half, hatte sie immer noch eine Menge Arbeit mit dem Catering und dem Essen zu tun. Raine hatte ihr angeboten zu helfen, woraufhin alle Anwesenden auf einen Schlag kreidebleich geworden waren und sofort versucht hatten die Lehrerin mit irgendetwas abzulenken. Pech nur für Lloyd, dass das neue Thema seine Noten waren. Um das Ganze noch schöner für den jungen Mann zu gestalten waren seine beiden Väter auch noch anwesend und redeten ihm, mit tatkräftiger Unterstützung von Raine, eindringlich ins Gewissen. Sheena musste ein Grinsen unterdrücken und gerade als sie dabei war wieder in die Küche zugehen wurde sie von Yuan und Regal abgefangen. „Sheena, lass uns dir zur Hand gehen. Ich kann auch für einen Moment in der Küche stehen. Du wirst es vielleicht nicht für möglich halten, aber jetzt mit zwei freien Händen, bin ich noch um einiges nützlicher.“ „Ich kann‘s mir vorstellen.“, grinste Sheena und reichte ihm ihre Schürze, die sie bisher dauernd getragen hatte um ihr Kleid zu schonen. Beide Männer musterten die junge Frau anerkennend. Sie war eine wirkliche Schönheit. Yuan umrundete sie einmal ehe er neben Regal trat und schelmisch grinste. „War es Absicht sich so hinter der Schürze zu verstecken? Immerhin entgeht einem da ja etwas Bildschönes.“ Regal nickte zustimmend, doch Sheena verschränkte nur die Arme vor der Brust um gespielt beleidigt zu wirken. „Ich glaube ihr habt schon zu tief ins Glas geschaut.“ „Der Anblick ist dennoch überwältigend, Frau Fujibayashi.“, sagte Yuan und verbeugte sich vor ihr nachdem er ihr einen leichten Kuss auf den Handrücken gegeben hatte. Regal konnte nur über seinen Kollegen lachen. Sheena wusste, dass er sie nur hochnehmen wollte, aber sie konnte nichts an der Röte in ihrem Gesicht ändern. Es war schön einmal so behandelt zu werden. Es lenkte sie ab von bestimmten Dingen und eins davon hatte rote Haare. „Ich wusste doch, dass es ihr gut stehen würde.“ Sie spürte wie jemand einen Arm von hinten um sie legte. War ja klar, dass er seinen Pfeffer dazugeben wollte. Sie hätte ihn sonst immer von sich gestoßen aber heute nicht. Vielleicht, weil es ihr einfach gefiel. Zelos hatte etwas Beschützendes an sich, wie er sie so an sich zog. Yuan ließ sich aber wenig davon beeindrucken und wenn überhaupt wurde sein Grinsen noch breiter. „Zelos scheint sich ja gut mit Frauenkleidern auszukennen.“ Altessa und Dirk, die unweit von ihnen entfernt saßen, brachen daraufhin in schallendes Gelächter aus und sogar Sheena konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Zelos, dessen Ego ziemlich angekratzt war, stürzte sich sogleich auf Yuan, wobei beide in die Küche fielen. Man hörte das Scheppern einiger Pfannen und Töpfe bevor Regal beide mit einem überaus bösen Ausdruck im Gesicht hochkantig aus der Küche schmiss. Das wollte schon was heißen. Sheena, die nun endlich wieder etwas Zeit hatte, nahm sich sofort ein Glas Sekt und ließ sich auf einem Sofa nieder. Völlig in Gedanken versunken bemerkte sie die Präsenz einer Person neben sich erst, als diese neben ihr Platz nahm. Es war Kratos. „Man hat alle Hände voll zu tun mit dieser Bande, stimmt’s?“ Sie staunte nicht schlecht, als sie ihn in schwarzer Hose und blauem Hemd erkannte. Er hatte sich ordentlich in Schale geschmissen. „Das kannst du aber laut sagen. Wie der reinste Kindergarten, wobei die Ältesten dabei noch diejenigen sind, die am schlimmsten sind.“ Sie deutete kopfschüttelnd mit einer Handbewegung auf Zelos und Yuan, die immer noch heftig diskutierten ob Zelos Frauenkleider trug oder nicht. Kratos schmunzelte nur, während er an seinem Rotwein nippte. Beide schauten dem Trubel stumm zu, wobei Sheena jedoch dauernd dem Mann mit den roten Haaren mit ihrem Blick folgte. Sie massierte sich die Schläfe. Wieso gerade so ein Schwachkopf? Als jemand ihren Namen rief, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Kratos hatte sie gerufen. „Sheena? Ich wollte mich für die Einladung bedanken.“ Sie winkte sofort nervös ab. „Das musst du doch nicht. Ich.. wir machen das doch gerne.“, lächelte sie verlegen. Hatte sie gerade wir gesagt? Natürlich. Es war ja immerhin Zelos Haus und sie hatten das beide zusammen geplant. Zelos. Wieder war er in ihrem Kopf. Kratos blickte an ihr vorbei zu dem rothaarigen Mann, der gerade dabei war Yuan eine Schleife umbinden zu wollen und dabei Unterstützung von Lloyd und Genis bekam. Sein Blick streifte die gesamten Gäste und nahm einen warmen Glanz an. Sie saßen eine Weile stumm nebeneinander, den Gesprächen der Menschen und der leisen Hintergrundmusik lauschend, bis er die angenehme Stille mit seiner ruhigen Stimme brach. „Das Gefühl von Familie oder Nähe ist unbezahlbar. Man sollte jede Chance nutzen um es festzuhalten. Zu schnell sind solche Momente vorbei.“ Es ging ihm hier vielleicht darum Zeit mit seinem Sohn zu verbringen oder vielleicht an etwas anderem, das Sheena jedoch nicht deuten konnte, aber sie wollte nicht nachfragen. Es war schon seltsam genug, dass Kratos mit ihr ein Gespräch anfing und sich bedankte. Es war eine positive Überraschung, dass dieser Mann auch offen aussprach was er dachte. Ihre Lippen zierte ein herzhaftes Grinsen. „Cheers?“ Sie hielt ihm ihr Glas hin, woraufhin er mit einem kleinen Lächeln sein Glas an ihres stieß. „Cheers.“ ***************** Das Essen verlief weitgehend problemlos. Naja, so problemlos wie es mit dieser Bande möglich war. Genis und Lloyd hatten ordentlich Spaß sich mit Erbsen zu bewerfen, wobei einige der grünen Gemüsekügelchen in Colettes Haaren hängen blieben, die darüber aber nur herzhaft kichern musste. „Habt ihr keine Manieren? Schluss jetzt mit dem Unsinn!“ Nachdem Raine den beiden eine Kopfnuss verpasst hatte, waren sie wieder etwas zivilisierter, obwohl man auch nicht gerade von Raine behaupten konnte, das beste Beispiel zu sein. Sie hatte ihr Essen ‚verfeinern‘ wollen und ohne jetzt zu übertreiben, konnte niemand abstreiten, dass sich ihr Essenshaufen äußerst lebendig verhielt und sich sogar zu bewegen begann. „Raine? Ich weiß nicht warum aber ich habe das dumpfe Gefühl, dass dein Kartoffelpüree mich anschaut.“, flüsterte Regal besorgt. „Papperlapapp. Ich hab es nur etwas anders gewürzt. Fühl dich bitte nicht so schlecht, dass du nicht selbst auf so eine grandiose Idee gekommen bist.“, sagte sie während sie ihn aufmunternd auf die Schulter klopfte. Niemand hätte erwartet, dass dieses Püree sie hätte eingreifen können und dementsprechend waren alle sprachlos, als besagtes Püree auf Raine losging. „Stone blast!“ Genis hatte sogleich einen Zauberspruch aufgesagt um das Vieh zu erledigen, als Presea ihm zuvorkam und die Kreatur samt Geschirr und Tisch mit ihrer Axt durchschlug. Dabei segelte die zum Glück etwas abgekühlte Suppe auf Tabathas Schoß, Kratos bekam ein Stück Truthahn gegen den Kopf und Seles konnte sich gerade noch vor einer Portion Fritten in Sicherheit bringen. Eine unangenehme Stille breitete sich aus und man hörte nur noch die weihnachtliche Musik um Hintergrund spielen, als Zelos lauthals zu lachen anfing, obwohl er nun einen neuen Tisch bezahlen konnte. „Ich wusste gar nicht, dass man so schnell abräumen kann. Presea-chan du überraschst einen immer wieder!“ Daraufhin stürzte sich der eifersüchtige Genis auf den Rothaarigen, woraufhin ein weiteres Chaos losbrach. Sheena und Sebastian, die im Grunde viel Zeit in das Essen gesteckt hatten, kamen auch nicht um ein Grinsen. Zum Glück hatten sie zum größten Teil schon zu Ende gegessen. Regal, Dirk und Colette begannen das Chaos zu beseitigen, während Zelos, Yuan und Kratos einen neuen Tisch herbeischafften. Also ein ganz normaler Tag mit den Helden der Welterneuerung. ***************** Sachte fiel der neue Schnee auf die Erde. Es war nicht mehr so windig wie am Vormittag aber immer noch eiskalt. Sheena wickelte sich ihren dicken Schal um den Hals und den Mantel enger um ihren Körper. Sie hatte einmal nach draußen müssen. Drinnen war es neben chaotisch nämlich auch sehr warm geworden und mit den vielen Gläsern Sekt, die sie schon getrunken hatte, war ihr einmal schwindelig geworden. Trotzdem fand sie den Abend sehr gelungen und sie war glücklich. Definitiv besser, als alleine in Mizuho zu sitzen und dort zu feiern. Es war eine gute Entscheidung gewesen hierherzukommen. Seufzend lehnte sie sich an die Hauswand und starrte in den Himmel. Ihr Atem wurde sichtbar durch die Kälte und sie blickte den kleinen Atemwölkchen nachdenklich hinterher. Sie wollte im Grunde nicht lange hier stehen, denn als Gastgeberin hatte man nicht zu fehlen aber woher hätte sie auch ahnen sollen, dass sie Gesellschaft bekommen würde? Die Tür öffnete sich neben ihr und heraus trat Zelos in seinem dicken schwarzen Mantel und Wollschal um den Hals. Er blickte sich um und seine Züge verloren etwas an Anspannung, als er sie entdeckte. „Willst du mir sagen, warum du lieber hier in der Eiseskälte stehst anstatt mit uns zu feiern? Die wollen die Geschenke so langsam öffnen und nicht ohne dich anfangen.“, meinte er während er sich neben sie an die Hauswand lehnte und sie fragend anblickte. „Hast du mich etwa vermisst?“, grinste sie. Das war im Grunde seine Rolle, aber nach den vielen Gläsern Sekt wusste sie nicht mehr wo ihr der Kopf stand. Sie wollte einmal nicht so verkrampft und schüchtern sein. Schuld war Kratos mit seinen vielen Trinksprüchen. Der Mann hatte so viel Wein gekippt und trotzdem nicht einmal gestottert oder sich versprochen. Zelos Gesicht zierte ein breites Grinsen. „Du kennst die Antwort auf diese Frage.“, lachte er. Er hatte sie noch nie flirten gesehen und er musste sich eingestehen, dass sie etwas eingerostet war. Es machte es aber nicht weniger interessant. „Stimmt.“, murmelte sie mit einem breiten Lächeln. Wieso konnte nicht jeder Tag so unbeschwert und angenehm wie dieser sein? „Wie viele Gläser Sekt?“ Sie guckte schelmisch zu ihm hoch. „3 oder 4. Können aber auch 6 gewesen sein.“, kicherte sie was ihn die Augenbrauen heben ließ. 6 Gläser? Alle Achtung. Er legte einen Arm um ihre Schultern was sie widerstandslos mit sich machen ließ. Sanft geleitete er sie wieder zurück zur Tür und aus diesem elenden Wetter. Er hasste den Schnee. Sheena war jedoch nicht völlig betrunken, nur etwas beschwipst. Sie lehnte sich an ihn um ihn zu stoppen. „Sheena, wir sollten wirklich wieder zurück zu den Anderen. Du willst doch nicht, dass sie sich die schlimmsten Dinge ausmalen.“ Sie lächelte nur und schaute in den Himmel. Im fahlen Schein der Straßenlaterne leuchteten die Schneeflocken golden. Unbewusst griff sie nach seiner Hand und umschloss seine Finger mit ihren. Sie wusste, dass er den Schnee hasste. Sie wusste, dass er ihn an viele schlimme Dinge erinnerte. Doch sie wollte nicht, dass das so bleiben würde. Er hatte ihr damals geholfen, als Corinne gestorben war. Er hatte nicht aufgehört sie wieder ins Licht zu ziehen. Dafür war sie ihm dankbar. Sie stellte sich auf die Zehenspitze und flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Ich bin froh, dass es dich gibt, Zelos.“ Er war sprachlos und wollte etwas sagen, irgendetwas, aber jemand kam ihm zuvor. „Sheena!“ Angesprochene drehte sich hastig um, bereit sofort einen ihrer Elementargeister zu beschwören, als sie Kuchinawa erkannte. Es war mit einem Mal um einiges kälter geworden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)