Nirvana - Kristall der Macht von Juna ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Auf einem großen Kontinent namens Nirvana, wo Riesen und Menschen friedlich zusammenleben, wurde Luna, eine kleine Elfe geboren. Sie war zierlich, hatte spitzzulaufende Ohren, grasgrüne Augen und wunderschönes, braunes Elfenhaar. Sie lebte in einer armen Familie, bestehend aus ihrem Großvater Kalém und ihrem 3 Jahre älteren Bruder Ajax. Genau genommen war es nicht ihre richtige Familie, sondern nur ihre Adoptivfamilie. Dennoch liebte sie sie sehr. Als die Elfe noch klein war, erzählte ihr Kalém immer Geschichten über Drachen und andere Wesen, die überall in Nirvana lebten. Auch erzählte er von einem mächtigen Kristall, den die Varos, gemeine Ungeheuer, die sich in den hintersten Wäldern Nirvanas verstecken, immer wieder zu stehlen versuchen. Er sagte mit dem Kristall könne man den Schutzzauber von Cometax, einem Drachenparadies, wo neue Drachen geboren werden und alte friedlich ruhen, durchbrechen. Würde ihnen das gelingen, so könnten die Varos zu den Drachen durchdringen und sie für ihre gemeinen Absichten missbrauchen, oder schlimmer noch – sie vernichten. Die Elfe konnte sich noch daran erinnern, dass Kalém einmal sagte, er wüsste, wo der Kristall ist. Was die Elfe nie gedacht hätte: Sie würde bald tiefer in diese Geschichte verwickelt sein, als sie es sich je gewünscht hätte. Luna schaute aus dem Fenster der kleinen Hütte. Der Himmel war grau und es würde sicherlich bald anfangen zu regnen. Sie betrachtete den kleinen Acker vor dem Haus. Er war voller Steine und Unkraut. Früher hatte Kalém auf ihm gearbeitet, doch jetzt war er viel zu alt dazu. Er lag meistens den ganzen Tag im Bett und studierte irgendwelche alten Schriften. Er stand nur auf, um zu essen oder zu kochen. Er redete auch nicht mehr so viel wie früher mit Ajax und Luna. Ajax war meist den ganzen Tag im Wald zum Jagen. Sie konnten sich kein Fleisch leisten, deshalb versorgte er die Familie mit Nahrung. Luna arbeitete den ganzen Tag bei anderen Familien und bekam dafür Geld. Doch war es längst kein Geheimnis mehr, dass sie eine Elfe war. Die Dorfbewohner meinten Hausarbeit fiel ihr viel leichter als gewöhnlichen Menschen und müssten sie deshalb auch nicht so gut bezahlen. Dabei konnte Luna doch nicht zaubern. Sie konnte lediglich die Naturkräfte beeinflussen, mehr nicht. Hausarbeit fiel ihr genauso schwer, wie ganz gewöhnlichen Menschen auch. Bei den Riesen hingegen fand sie schon mehr Anerkennung. Sie schätzten ihre Fähigkeiten sehr. Was wohl daran liegt, dass Riesen, genau wie Elfen, sehr naturbezogene Wesen sind. Luna zog sich einen Pulli über und machte sich auf den Weg zu der Familie, wo sie heute arbeiten würde. Die Familie war zwar die schlimmste von allen, doch Kalém hatte ihr erlaubt heute nicht so lang zu arbeiten. Gleich hinter der Straßenecke war die Schmiede. Dort musste sie Werkzeuge reichen und sauber machen. Luna betrat die Schmiede. „Hallo Luna. Wurde ja auch Zeit!“, sagte der Hausbesitzer in einem barschen Tonfall. Luna war gerade dabei einen Besen in die Hand zu nehmen, als es draußen schrecklich laut wurde. „Was ist da los?“, brüllte der Schmied und hastete zur Tür. Menschenschreie waren zu hören. „Varos! Sie waren hier!!!“ Ein Mann war durch die offen stehende Tür in die Schmiede gehetzt. Der Schmied packte den Mann beim Kragen. „Du! Du sagst mir jetzt auf der Stelle was hier los ist!“, fuhr er ihn an. Luna zuckte zusammen. Der fremde Mann schien schreckliche Angst zu haben. Sein Gesicht war merkwürdig verzerrt. Er zögerte kurz. Schließlich sagte er: „D-Du kennst doch das Elfenmädchen oder?“ Luna trat einen Schritt näher, um sie besser verstehen zu können. „Ihr Haus... das Haus von dem Elfenmädchen, es steht in Flammen!“ Ohne nachzudenken und mit Tränen in den Augen hastete Luna zur Tür. Sie stieß den fremden Mann und den Schmied beiseite und hetzte die Straße hinauf in Richtung zu Hause. Schon von weitem sah sie, wie Rauch emporstieg. Zudem erkannte sie den vagen Umriss eines gebückten alten Mannes. „Kalém!“, stieß Luna keuchend hervor. „Was ist passiert?“ Luna trat näher an Kalém heran, um zu schauen, was er da mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Nach Luft schnappend ließ Luna sich neben ihren Adoptivgroßvater fallen. „Nein!“ Dicke Tränen kullerten ihr über die Wangen. „Neiiiiin!!!“ Ihre Finger gruben sich fest in die warme, feuchte Erde. Vor ihnen lag Ajax schwer verletzt. Seine Arme waren vor seinem Brustkorb merkwürdig verschränkt und sein Gesicht war ganz zerkratzt. Blut lief ihm über die Wange. Luna schaute ihm in seine glasigen Augen. „Wer hat dir das angetan?“, schluchzte Kalém. Auch er konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken. Für einen Augenblick glaubte Luna Ajax’ Mundwinkel kurz zucken gesehen zu haben. Die Elfe nahm seine Hand. „Luna...“, flüsterte Ajax. Sie bückte sich über Ajax um ihn besser zu verstehen. „Luna, hör zu. Varos...Sie haben den Kristall gestohlen...“ Ajax’ Stimme klang rau. „Sie wollen Cometax vernichten. Ich konnte sie nicht mehr aufhalten. Es tut mir leid...“ „Aber das ist nicht deine Schuld!“, schluchzte Luna. „Nein, Luna...hör zu. Du musst jetzt stark sein. Immer wenn Nirvana von Bösem bedroht wird, schicken die Drachen ein Junges von ihrer Insel, damit es Nirvana gemeinsam mit seinem Reiter retten wird. Den Kristall haben die Varos vielleicht, doch glücklicherweise ist es mir gelungen das hier vor ihnen zu verbergen...Jetzt ist nicht Nirvana, sondern Cometax in Gefahr...“ Ajax schloss die Augen. „Sei tapfer Luna und pass auf es auf.“, beendete er schließlich den Satz. Kurz darauf wurde seine Hand kalt und die Farbe wich aus seinem Gesicht. Es begann zu regnen. Erst tröpfelte es nur, dann schüttete es wie aus Eimern. Es war als würde der Himmel mitweinen, um seine Trauer zu demonstrieren. Der Regen hatte die Flammen gelöscht und es blieb nur noch die Asche des Hauses. Nach ein paar Stunden, die Luna und Kalém stumm neben Ajax verbracht hatten, beschlossen sie den Leichnam an einem würdevollen Ort zu begraben. Ein Riese aus dem Dorf war gekommen und hatte den beiden seine Hilfe angeboten. Dankend nahmen die beiden an. Kalém wies ihn an Ajax zu dem Acker hinüber zu bringen. „Wollt ihr ihn wirklich dort begraben?“, fragte der traurige Riese. Auch wenn er den tapferen Jäger nie wirklich gekannt hatte, schien ihn sein Tod doch zu berühren. „Ja. Ich werde für ihn ein schönes Grab ausheben und es schmücken. Leg ihn dahin und tritt einen Schritt zurück.“, antwortete die Elfe. Der Riese tat wie geheißen. Luna murmelte ein paar Worte in der Elfensprache, woraufhin die Erde, an der Stelle, wo Ajax lag, zu sinken begann. Kalém hastete noch einmal zu Ajax und bückte sich zu ihm hinunter. Schließlich kehrte er wieder zurück. Er hatte etwas in den Armen. Luna setzte ihre Arbeit fort und ließ zum Schluss Rosen aus dem Boden sprießen. „Schätze Ajax hat dir da ne ganz schöne Aufgabe hinterlassen.“, meinte Kalém. Er weinte immer noch. Kalém drückte der Elfe das in die Hand, was er soeben aus Ajax’ Armen genommen hatte. „Ein Drache!“, stieß die Elfe hervor. Kalém lächelte. „Er will, dass du seine Reiterin wirst.“ Der Drache war ziemlich schwer, obwohl er noch sehr klein war. Er war am ganzen Körper azurblau nur seine Augen waren merkwürdig dunkelrot. Von seinem kräftigen Hals bis zur Schwanzspitze war sein Körper mit Zacken durchzogen, die alle in einer Reihe verliefen. Der Drache riss seinen Rachen auf. Luna lachte. „Wie heißt du denn, mein Kleiner?“ Crysta . Luna hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass der Drache ihr antworten würde. Kalém hatte ihr aber schon oft erzählt, dass Drachen sich nur mit ihren Reitern im Geiste unterhalten. Luna verspürte wieder Glück und Freude, obwohl sie immer noch geschockt war, von dem plötzlichen Tod ihres Bruders. Von diesem Tag an kümmerte sich Luna um Crysta. Sie ging zusammen mit ihr auf die Jagd und spielte mit ihr. Sie hatten sogar die Hütte wieder aufgebaut. Die beiden verstanden sich immer besser und wurden langsam unzertrennlich. Crysta stellte sich als sehr aufgeweckt und verspielt heraus. Doch nicht nur das. Sie war richtig schlau und konnte trotz ihres jungen Alters Luna den ein oder anderen Rat geben, wenn sie in Schwierigkeiten war. Crysta war Luna allerdings nicht zum Vergnügen gegeben. Als Crysta groß genug war, beschloss Luna mit ihr aufzubrechen, um Cometax und mit ihm viele Drachen vor den Varos zu retten. Kalém übereichte Luna ein wenig Proviant. „Pass auf dich auf. Du bist das einzige, was ich noch habe.“, fügte er hinzu. Kalém drückte Luna. „Und pass auf Crysta auf.“ Luna wollte schon aufbrechen, als sie plötzlich den Riesen von Ajax’ Beerdigung erspähte. „Luna! Warte!“, rief er. „Tut mir Leid. Ich muss los. Die Varos werden mit der Eroberung Cometax’ nicht auf mich warten...“, antwortete sie. „Das sicher nicht, nein.“, lachte der Riese. Luna hatte noch nie einen Riesen lachen gesehen. Es sah ziemlich komisch aus. „Nimm das. Das ist ein Sattel für deine Drachendame. Drachenschuppen sind verdammt scharf, glaub’ mir.“ Luna bedankte sich herzlich bei ihm. Crysta stupste Luna mit der Schnauze an. Hey! Richte auch von mir Dank aus, meinte Crysta. Die Elfe tat wie geheißen. Der Riese freute sich und befestigte den Sattel an dem Drachen. Crysta duckte sich, um Luna den Aufstieg zu erleichtern. Das Elfenmädchen landete mit einem leichten, anmutigen Sprung in dem Sattel. Mit gewaltiger Kraft stieß sich die Drachendame vom Boden ab und mit nur einem einzigen Flügelschlag flogen beide hoch über Nirvana. Du weißt wo Cometax ist, nicht? fragte Luna. Klar. Wir werden es in einem halben Tag erreichen. Varos brauchen Monate dafür, aber die können ja auch nicht fliegen. Schreckliche Gestalten, die aussahen wie Menschen, deren Haut jedoch pechschwarz war, näherten sich in kleinen Booten Cometax. Crysta, Luna und die Drachen des Paradieses erwarteten sie schon. Noch vor Sonnenuntergang hatten die Drachendame und die Elfe die Insel erreicht. Die Drachen hatten sie zunächst nicht auf die Insel gelassen, doch als Crysta hervortrat und ihnen die schreckliche Nachricht überbrachte, ließ man sie Cometax betreten. Drei starke Drachen kamen angeflogen. Sie sprachen mit Crysta. Luna erspähte den Anführer der Varos. Er hielt den Kristall in die Luft und war gerade dabei etwas zu murmeln. Noch bevor er fertig war, stürzte sich Crysta auf ihn hinab und stahl ihm den Kristall mit ihren Klauen. Luna murmelte ein paar Elfenworte und schon zersprang der Kristall in tausend Teile. Jetzt gab es nichts mehr was den Schutz Cometax zerstören könnte. Das schienen auch die Varos begriffen zu haben und ruderten eilig zurück. Vielen Dank ihr beiden. Ihr habt uns sehr geholfen, wenn ihr wollt könnt ihr hier bleiben, meinte einer der älteren Drachen. „Nein, vielen Dank. Ich muss zurück und mich um meinen Großvater kümmern.“ In Ordnung, aber ihr seit hier immer willkommen! Luna stieg auf Crysta und flog mit ihr gen Himmel. Was man nicht alles innerhalb ein paar Monate erleben kann, meinte Luna zu Crysta. Auf einmal stirbt der ältere Bruder und man trifft einen echten Drachen mit dem man gleich eine ganze Insel retten muss. Sie lachte, dann streckte sie vorsichtig beide Arme vom Körper und balancierte das Gleichgewicht aus. Sie setzte sich aufrecht hin, brüllte ihre ganze Freude in die Morgenluft. Der eisige Wind, der ihr entgegen kam, trieb ihr Tränen in die Augen. Alles, was sie in den letzten paar Monaten erlebt hatte, schien vergessen. Der Drache flog jetzt ganz dicht am Meer. Vorsichtig setzte er eine Kralle ins kalte Wasser. Wasserspritzer flogen in alle Richtungen. Sonnenstrahlen trafen sie, was sie wundervoll golden schimmern ließen. Crysta legte ihre Flügel dicht an den Körper an, um möglichst schnell fliegen zu können. Nie hatte die Elfe ein solches Gefühl der Freiheit erlebt. Immer nur war sie gefangen gewesen, eine Sklavin ihrer Mitmenschen, abhängig von dem Geld, was ihre Arbeit ihr ein brachte. Doch jetzt – wenn auch nur für diesen Augenblick – war sie frei. Und glücklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)