One moment von FrostLemon (Seto und Mokuba) ================================================================================ Kapitel 1: ...can change so much -------------------------------- One moment can change so much… Seto und Mokuba Der dunkle Himmel war von einem Wolkenschleier überzogen, der auch nur das allerkleinste Funkeln der Sterne verdecken ließ. Jeder einzelne Regentropfen der auf dem Asphalt prallte, donnerte nur so in den Ohren des kleinen Jungen und er hatte das Gefühl taub davon zu werden. Er starrte zu den Wolken hoch und war sich nicht sicher ob er noch lebte oder schon tot war. Der Regen peitschte ihm mit eisiger Wut ins Gesicht und war dabei, die Blutrinnsale, die ihm über Schläfe und aus Mund quollen langsam fortzuspülen. Erschöpft drehte er sich um und sein ganzer Körper ächzte und bebte vor lauter Schmerzen, während seine Lippen ein röchelndes Stöhnen von sich gaben. Der Anblick, der sich vor ihm erbot, ließ ihn schmerzhaft wissen, dass er noch leben müsste. Gerade noch so eben… Denn so ein grauenerregendes Schauspiel würde man gewiss niemals im Himmel erblicken. Der rote Jeep lag verbeult auf der Straße. Die Scheiben waren alle zum größten Teil zerbrochen, nur noch einsame Bruchstücke thronten im Rahmen der Fenster. Sein Blick war unklar und verschleiert, nur schwach erkannte er zwei Personen die in den vorderen Sitzen zusammengesackt waren. Sie bewegten sich nicht… Plötzlich hörte er jemanden schwach seinen Namen flüstern: „Seto…?“ Seto suchte angestrengt mit den Augen die Umgebung ab, um die Quelle der Stimme ausfindig zu machen und sein Blick blieb nur wenige Meter neben dem Auto hängen. Ein kleiner schwarzhaariger Junge lag regungslos auf dem Boden. „Moki, ich bin... hier… Warte, i-ich komm zu dir!“ Mit der wenigen Kraft, die ihm noch verblieben war, zog er sich langsam zu seinem Bruder. Setos Augen brannten vor Schmerz und lauter Müdigkeit. Wenn er seinen Bruder nicht gehört hätte, würde er am liebsten einfach nur hier zusammenbrechen um schlafen zu können und wahrscheinlich auch nie wieder aufzuwachen... „Ich bin hier... I-ich bin hier..." Mokuba war schwer verletzt. Seto konnte keine einzigste Stelle an seinem Bruder ausmachen, die nicht von Wunden und Blut verziert war. Um ihn herum färbte sich der Asphalt langsam rot und bettete den kleinen Jungen in eine Blutlache ein. "Moki, hörst du? Alles wird wieder gut. Ich sage Mutter bescheid das sie einen Krankenwagen rufen soll... Dann liegst du vielleicht für ein paar Tage im Krankenhaus, aber... aber..." Die Stimme von ihm brach ab und machte platz für Tränen, die langsam in seinen Augen aufkeimten und dann seine Wangen zierten. „…aber wenn du dann aus dem Krankenhaus raus bist, gehen wir wieder an den Strand Sandburgen bauen und suchen Muscheln. Wir spielen zu Hause unsere Computerspiele weiter. Da gibt es noch so viel was ich die zeigen möchte, kleiner Bruder..." Doch Seto wusste, dass er gerade nur seinen Traum beschrieb, den er in diesem Moment vor seinem Inneren Auge lebte. Nichts würde so wie früher werden, rein gar nichts... Seto, Mokuba und ihre Eltern hatten einen Autounfall gehabt. Einen Autounfall, der das Leben der beiden Kinder von Grund auf ändern sollte. Der kleine braunhaarige Junge wollte vorsichtig aufstehen, doch ein stechender Schmerz in seinen Knien ließ in wieder zu Boden gehen. Daher musste er sich zu dem Jeep ziehen, Stück für Stück, nur darauf bedacht seinen Bruder retten zu wollen. Seine Finger, die er beinahe vor Kälte nichts mehr spürte suchten die Fahrertür heim, an der er sich dann mit zusammengebissenen Zähnen hochzog. Ihm ins Blickfeld geriet sein Vater, der regungslos in seinem Sitz zusammengesackt war. Er sah aus als ob er Schlafen würde, wenn da nicht das Blut gewesen wäre, das ihm aus Nase und Mundwinkeln lief und somit auf etwas ganz anderes deutete. "Vater… Mach die Augen auf. Mokuba geht es nicht gut." Setos Blickte wanderte kurzzeitig zu der Frau, seiner Mutter, die auf dem Beifahrersitz saß. Ihr Kopf war regungslos auf ihr Dekoltee gesackt und ihrem dunklen Pony war es zu verdanken, das man ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte. "Vater, Mutter sieht auch nicht gut aus! Sie blutet überall! Und du auch, also bitte mach die Augen auf!" In seinen Augen keimte ein erneuter Schwall von Tränen auf, die dann wieder ihren Weg über seine Wangen fanden und langsam zu seinem Kinn wanderten. "Wir brauchen einen Krankenwagen!!" Er musste erschrocken feststellen, dass seine Stimme langsam aber sicher nicht mehr als ein heißeres und erschöpftes Flüstern war. Seine Kraft fing an langsam zu schwinden. Deswegen rutschten seine nassen Finger an der Klinke ab, an der er doch so verbitterten Halt gesucht hatte. Er fiel rückwärts hin und schlug hart mit Hinterkopf und Rücken auf dem Boden auf. Entkräftet sah er ein letztes Mal in den Himmel, bis er dann vor lauter Schmerzen das Bewusstsein verlor. Er hörte nicht mehr wie ein vorbeifahrendes Auto plötzlich quietschend zum Stillstand kam und wenig später die unheimliche Stille des Todesvorhangs von einer lauten Sirene und Blaulicht unterbrochen wurde. Auch nicht mehr wie der Regen heftiger auf den Asphalt zu prassen begann… In seinem Traum spielten sich noch einmal die letzten verhängnisvollen 15 Minuten ab. "Wieso hast du das Geschenk für meine Freundin nur zu Hause vergessen? Oh mein Gott, das war so beschämend..." Seto und Mokuba saßen beide auf dem Rücksitz. "Jetzt zier dich nicht so, dann gibst du es ihr halt das nächste Mal!" Beide lauschten angespannt dem Streit der Eltern. Der Regen hämmerte auf das Dach. Man konnte draußen kaum etwas erkennen, trotz der Scheinwerfer. "Das nächste Mal, sagst du. Wunderbar, jetzt denkt sie sicherlich dass wir ihren Geburtstag vergessen hatten und nachträglich noch was kaufen würden..." "Seto, kannst du mir mal helfen...?" flüsterte Mokuba leise und probierte vorsichtig seinen Gurt zu verlängern, da ihm dieser am Hals schnürte. "Na klar, kleiner Bruder..."lächelte er. Seto wollte seinem kleinen Bruder helfen und schnallte sich ab um auf die Mitte der Rückbank zu rutschen. "Pass auf!!" Wie aus dem nichts sprang plötzlich ein Tier mitten auf die Fahrbahn. Die Eltern merkten es zu spät, da sie in ihrem Gespräch verwickelt waren. Mokuba ließ vor Schreck den Gurt aufschnappen. Setos Vater drehte das Lenkrad scharf ein und wollte dem Tier ausweichen, doch mit einem Mal tauchte aus der Dunkelheit eine Absperrung auf. "Oh mein Gott!!" Das Lenkrad wieder zurück zu reißen hatte keinen Sinn mehr gehabt – es war zu spät. Der Jeep durchfuhr die Absperrung. Mokuba und Seto war für einen Augenblick als ob sie fliegen könnten. Doch dann fiel der Wagen die Klippe runter und prallte auf eine weitere Asphaltstraße auf. Er überschlug sich einige Male... Die Scheiben zerbarsten und die beiden Brüder flogen auf der Rückbank hin und her, eher sie aus dem Fenster geschleudert wurden und irgendwo im Regen auf der Straße landeten. Der Regen hämmerte weiter und spielte ein eisiges Lied. …Das Lied des Todes… Wie kann sich ein ganzes Leben in weniger als ein paar Minuten ändern? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)