Miss Keep-Your-Distance von Carikku (Auftrags-Killer) ================================================================================ Kapitel 14: Episode 7: Raus mit der Sprache! -------------------------------------------- Raus mit der Sprache! Lefti sah das riesige Gewirr aus Straßen, durch sein getöntes Helmvisier, schon von weiter weg. Diese waren übereinander, untereinander und kreuz und quer durcheinander. Er hielt Ausschau nach einem Schild und da fand er es auch schon. Er zog auf die rechte Spur hinüber und bog von der 90 auf die 94 West nach Milwaukee ab. Ohne Rücksicht auf Verluste und ob schon ein Auto links neben ihm fuhr, zog er von dem Beschleunigungsstreifen auf die 94ste und rauschte weiter. Die meiste Zeit fuhr er links und überholte alle Fahrzeuge. Lefti hatte noch über neunzig Meilen vor sich und wollte diese so schnell wie möglich hinter sich bringen. Heute morgen hatte er sich Zeit gelassen, weil er eigentlich gar keine Lust auf diesen Trip hatte und war erst nach Mittag losgefahren. Aber was für eine Wahl hatte er denn? Er musste raus finden wieso das mit Carry passiert war und was dieser Odelly von ihm wollte! Dieser Telefonanruf ließ ihm keine ruhige Minute mehr. Vielleicht könnte er ja in Milwaukee übernachten, dann müsste er heute nicht mehr zurück fahren... Er wechselte die Spur und überholte, woraufhin jemand hinter ihm laut hupte. „Ja, ja“, murmelte er. „Rechts überholt man nicht, ich weiß schon.“ Und schon trat er das Gaspedal wieder durch. Als Lefti sein Motorrad später vor dem Police Department parkte hatte er schlechte Laune. Ihn nervten jedes Mal wenn er unterwegs war und einen längeren Weg hinter sich zu bringen hatte diese Familienbullis, dessen Insassen Mütter waren, die immer Recht haben mussten und bei jeder Gelegenheit hupten. Obwohl sie selbst den Verkehr am meisten aufhielten, indem sie höchstens 120 fuhren, weil sie ja Kinder im Auto hatten! Es könnte ja etwas passieren! Aber in Wirklichkeit hatten sie nur Angst vor hohen Geschwindigkeiten und... na ja darum ging es jetzt nicht. Er musste sich auf diesen Odelly konzentrieren und auf das, was der im Schilde führte! Er stieß die Tür zum Department auf. Hoffentlich hatten sie Odelly schon fest genommen, dann würde es leichter werden mit ihm zu reden. Ansonsten musste er ihn erst noch selbst aufstöbern, worauf er auch gut verzichten konnte. Lefti begrüßte den Officer, der hinter einem Tresen an einem Computer saß mit einem knappen: „Hey.“ „N' abend!“, grüßte der etwas rundliche Mann zurück und steckte sich den Rest seines Burgers in den Mund. „Ich wollte fragen ob sich ein gewisser Rudolph Christian Odelly hier befindet?“ Der Mann sah ihn skeptisch an und fragte: „Sind Sie sein Bruder?“ Bruder!? Fuhr es Lefti durch den Kopf, wie kam der denn da drauf? „Nein, nur ein Freund“, log Lefti sehr überzeugend, wie er selbst fand. „Ach so. Na ja, mal schauen“, der Mann wandte sich seinem Computer zu. „Also, ja... ja. Sie meinen den Fall aus Chicago! Wir sollten Mr. Odelly schon mal unter Arrest stellen...“ „Und?“ „Ja. Wir haben ihn bereits. Ziemlich schlimmes Verbrechen... Wenn er es wirklich begangen hat, dann kann er sich schon mal auf den Knast gefasst machen. Und ich glaube wir haben ihn schon festgenagelt. Eine Nachbarin des Opfers sagte aus, dass sie gesehen hat, wie er aus dem Hintergarten des Opfers kam. Verdächtig was?“ „Äh... ja. Ja!“, Lefti nickte schnell. „Aber wissen Sie was? Es wird noch schlimmer!“ Was für eine Trantüte! Da musste er ja gar nicht nachbohren... „Er selbst hatte behauptet der Fingerabdruck, den sie auf ihrem Briefkasten gefunden hatten - das war übrigens der einzige - wäre dorthin gekommen, weil er gucken wollte wer dort wohnt“, plapperte der Officer weiter. „Ja und warum wollte er das?“, fragte Lefti möglichst interessiert. „Weil... weil er einen Brief einstecken wollte“, der Mann machte eine Pause und starrte ihn aus großen Augen an. „Einen Liebesbrief.“ Lefti zog die Brauen ungläubig zusammen und lachte dann los. „Einen Liebesbrief?! Wie lächerlich!“, stellte er fest. „Ja, das habe ich mir auch gedacht. Er meinte er hätte sie im Internet kennen gelernt!“, der Mann fing an zu glucksen und Lefti fing auch wieder an, zumal er aus zuverlässiger Quelle, nämlich von Carry selbst, wusste, dass sie nicht ins Internet ging weil sie sich damit nicht aus kannte. Ich habe das Gefühl, immer wenn ich einen Computer anfasse mache ich ihn kaputt, also lasse ich es einfach, hörte er sie sagen. „Und was soll in diesem Liebesbrief gestanden haben?“, fragte Lefti, obwohl er wusste, dass es keinen gab. „Keine Ahnung. Mr. Odelly meinte er habe in letzter Sekunde den Nerv verloren und den Brief vernichtet“, ergänzte der Officer und schüttelte den Kopf. „Was für eine dumme Ausrede!“, spottete Lefti. „Obwohl, vielleicht dachte er ja sie hätte einen zweiten Briefkasten hinter dem Haus“, er stützte sich auf dem Tresen ab und schüttelte den Kopf. „Ja. Aber ich dachte Sie wären sein Freund...“, bemerkte der Officer skeptisch. Lefti beeilte sich sein Lachen zu unterdrücken. „Natürlich!“, sollte er jetzt Mitleid oder Bedauern vortäuschen. „Aber, dass er sich so etwas Schwachsinniges einfallen lässt...“, Lefti schüttelte den Kopf. „Ja, ja der gute Rudolph“, würgte er gutmütig hervor. Ihm fiel auf, dass er in letzter Zeit andauernd in irgendwelche anspruchsvollen Rollen schlüpfen musste. Erst der dauergrinsende Verkäufer und jetzt der beste Freund von jemand, den er gar nicht kannte und der wahrscheinlich seine Freundin umgebracht hatte. „Aber finden Sie nicht schrecklich, was er getan hat?!“, fragte der Polizist jetzt leicht empört. „Äh... Richtig!“, Lefti stimmte schnell zu. „Das hätte er wirklich nicht tun dürfen“, er zog eine bedauernde Grimasse und nickte geistesabwesend. „Wissen Sie vielleicht was seine Beweggründe waren?“, fragte der Officer. Leftis falscher Gesichtsausdruck erlosch ein wenig und wurde etwas düsterer. „Deswegen bin ich hier...“, murmelte er zu sich selbst. „Wie bitte?“, hakte der Officer nach. „Ich habe das akustisch-“ „Schon gut! Kann ich mit ihm sprechen?“, unterbrach Lefti ihn wieder freundlich. „Ja natürlich, Sie scheinen ja gut befreundet zu sein“, willigte der Officer ein. Entweder der Typ war ein totaler Trottel, oder Lefti könnte demnächst mal über eine Schauspielkarriere nachdenken. „Warten Sie ich rufe kurz den Zuständigen an“, er wandte sich ab und telefonierte lauthals. Irgendwann hielt er die Sprechmuschel zu und fragte: „Ich weiß, Sie sind Freunde und so... aber würden Sie sich eventuell dazu bereit erklären raus zu kriegen, wieso er Mrs. Villano getötet hat und uns dann davon in Kenntnis setzen?“ Lefti zuckte zustimmend mit den Schultern und meinte: „Von mir aus.“ Der Officer zog eine Braue hoch. Diese Zustimmung reichte ihm wohl nicht. Lefti holte Luft: „Ich meine, auf jeden Fall! Auch wenn wir Freunde sind, das ist ja schließlich ein Verbrechen! Damit darf er nicht durch kommen. Aber ich schätze er hatte einen guten Grund, weil sonst ist Rudolph ein ganz netter und... gerechter... und ähm lieber... Mensch.“ Gott, klang das schwul! Jetzt nickte der Officer und sprach weiter in das Telefon. Schließlich legte er auf. „Also gut. Folgen sie mir!“, er stand auf und stieß die Tür zu einem Gang auf. Nach etlichen Türen blieb er stehen und schloss sie mit einem seiner vielen Schlüssel auf. Die Atmosphäre änderte sich bei dem Betreten des nächsten Ganges. Es war dieses Gefühl von Vorsicht, was einen überkam, wenn man wusste, dass nicht weit entfernt von einem gefährliche Dinge waren. Das war so ähnlich wie im Zoo bei den Löwenkäfigen oder Elefantengehegen. Man weiß, dass sie nicht raus kommen können, aber man spricht trotzdem leiser und verhält sich möglichst unauffällig. Denn man weiß, dass man in freier Natur keine Chance gegen sie hätte. Das hier war aber kein Zoo sondern die Vorstufe zu einem Gefängnis. Hier gab es keine gefährlichen Tiere sondern gefährliche Menschen. Und der Grund, warum Lefti diese Atmosphäre nicht spürte war, weil ein Löwe in freier Wildbahn eine reelle Chance gegen einen anderen Löwen hätte. Der Officer stieß rechts eine Tür auf und wies ihn an rein zu gehen. Drinnen erwartete ihn noch ein Officer. Lefti erkannte im ersten Augenblick, dass der ein ganz anderes Kaliber als der zahme Empfangsofficer hatte. „Hi. Ich bin Officer Meyer.“ Lefti nahm die schlanke Frauenhand in seine. Sie hatte einen festen Händedruck. „Smith“, stellte er sich mit falschem Namen vor, schließlich war er selbst ein Verdächtiger in diesem Fall. Sie war groß, schlank und trug drei Milimeter-Absätze und warf gerade ihr braunes Haar zurück. Sie hatte ihre Uniform irgendwie weiblich umgestaltet. Hochgekrempelte Ärmel, aufgeknöpftes Dekolleté und weiße Rüschenbluse. „Wissen Sie, ich glaube zwar nicht, dass Sie und Odelly befreundet sind oder dass sie Smith heißen. Aber da sie uns nützlich sein können werde ich sie nicht nach ihrem Ausweis fragen. Hat Ernie ihnen erzählt was Sie zu tun haben?“ Ernie? Fragte sich Lefti kurz, das musste der dicke Officer hinter ihm sein. „Ja. Ich werde mein Bestes geben“, knirschte er. „Ich hoffe Sie wissen wie man hiermit umgeht?“, sie drückte ihm ein Diktiergerät in die Hand. Lefti musterte es kurz irritiert. Er hatte schon öfters mit diesen Teilen gearbeitet und kannte sich mehr als gut mit ihnen aus. „Ja weiß ich.“ „Na dann...“, sie ging an ihm vorbei und strich mit ihren frisch manikürten Fingernägeln über seine Wange. „Sie wissen was zu tun ist.“ Oh ja. Das wusste er. Aber es wird dir nicht viel bringen Schätzchen, dachte er bei sich und steckte es in die Innenseite seiner Motorradjacke. „Und enttäuschen Sie mich nicht“, mahnte sie noch, bevor ihr falsches Lächeln wieder in Autorität um schwang. „Dann bringe ich ihn mal her. Machen Sie es sich schon mal bequem.“ Lefti setzte sich auf einen der Stühle und wartete bis Officer Meyer seinen Freund herein bugsierte und auf den zweiten Stuhl schubste. Rudolph Christian Odelly war ein dürrer, schwarzhaariger Mann dessen Augen fies funkelten, er trug einen knielangen, dunkelbraunen Baumwoll-Mantel. Alles in allem war er eine große, ziemlich dunkle Erscheinung, aber trotzdem irgendwie vornehm, was im Kontrast zu der am Saum dreckigen und etwas zerrissenen Stoffhose stand. Er war Lefti auf Anhieb unsympathisch. Meyer befestigte Odellys behandschellte Hände hinter seinem Rücken am Stuhl. „Na also“, sagte Odelly gespielt froh. „Ich hatte mir schon gedacht, dass du kommen würdest.“ Er warf Lefti einen viel sagenden Blick zu. Der ahnte wohl, dass Lefti sich als Bekannter ausgegeben hatte. Officer Meyer fixierte Lefti nochmal scharf und verließ dann den Raum. „Und wie ist es dir ergangen?“, fragte Lefti und startete einen Smalltalk, während er das Diktiergerät heraus holte und anfing es zu bearbeiten. Odelly verstand was er vor hatte und stieg mit ein. „Na ja, was soll ich sagen? Ging mir schon mal besser...“ Lefti hätte beinahe gelacht bei dieser Bemerkung, riss sich jedoch zusammen und fragte scheinheilig: „Wer war eigentlich diese Mrs. Villano?“ „Ihr Vorname war Carry, sie war nur eine Freundin aus dem Internet. Die Officer denken ich hab sie umgebracht“, Odelly klang fast schon ein wenig traurig und Lefti warf ihm einen anerkennenden Blick zu, dieser grinste gewinnend. Es machte ein leises Knacken, als Lefti das Diktiergerät aufbrach, er drehte das Gerät herum und musterte das Innenleben. Mit ein paar schnellen Handgriffen manipulierte er es so, dass es nichts mehr aufnehmen konnte, aber trotzdem weiter lief. Die Officer würden ab diesem Zeitpunkt nur noch ein Rauschen wahrnehmen, wenn sie das Gerät abhörten. Das bedeutete er und Odelly waren jetzt unter sich... Lefti steckte das Gerät wieder weg und heftete seinen Blick auf ihn. „Also. Dann lass uns mal Klartext reden. Was willst du von mir?“, Lefti machte eine kurze, bedrohliche Pause. „Und wieso hast du Carry umgebracht?“ Sein Gegenübersitzender veränderte seine Sitzposition ein wenig, anscheinend war es nicht gerade gemütlich am Stuhl fest gekettet zu sein. „Tja, Keaton. Denk mal scharf nach, vielleicht kommst du von selbst drauf.“ Lefti stutzte, der Typ hatte Carry also wirklich getötet. Aber was sollte diese Andeutung? Er hatte nicht den blassesten Schimmer was Odelly meinte. „Ich hab keine Ahnung wovon du sprichst, also rück raus mit der Sprache!“ „Tu doch nicht so! Das kannst du unmöglich vergessen haben!“, höhnte Odelly. „Oder warum bist du sonst in Chicago?“ Ein kurzes Schweigen trat ein. „Du meinst den letzten Auftrag aus Alabama?“, fragte Lefti und runzelte die Stirn. Odelly lehnte sich nach vorne und grinste gehässig, wobei er seine makellose Zähne zeigte. „Genau den.“ In Leftis Kopf prallten die Gedanken nur so aufeinander. Natürlich hatte er seinen letzten Auftrag nicht vergessen, aber er wusste nicht, was dieser mit Carry zu tun haben sollte. In erster Linie war er aus Montgomery weg, wo er ebenfalls als Auftragskiller tätig gewesen war, nach Chicago gegangen, weil es ihm dort zu heiß geworden war. Ein paar Bullen in der Stadt hatten ihn schon auf dem Kiker gehabt, deswegen hatte er sich nach Chicago abgesetzt. Anscheinend war das seinem damaligen Boss Joe nur recht gewesen, denn der hatte ihm promt den Auftrag angeboten bestimmte Infos einer Organisation in Chicago für ihn zu besorgen. Und zwar nicht von irgendeiner Organisation, genau genommen war es Reilly, den es ins Visier zu nehmen galt. Natürlich hatte er das Angebot angenommen, was sprach auch dagegen sich nebenbei noch ein bisschen Geld zu verdienen? Allerdings musste er zugeben, dass er den Auftrag nicht so ernst genommen hatte, schließlich war Joe nicht mehr sein richtiger Boss und so dringend konnten Informationen eigentlich nicht sein. „Was hast du denn bis jetzt in Erfahrung gebracht?“, unterbrach Odelly seine Überlegungen. „Naja, also... ich bin mit seiner Tochter in einem Team.“ Durch puren Zufall, aber das musste Odelly ja nicht wissen. In Wirklichkeit hatte Lefti noch keine einzige der gewünschten Informationen. „Toll, erzähl mir was Neues“, meinte Odelly unbeeindruckt. „Äh... hm“, machte Lefti, da ihm beim besten Willen nichts Nützliches einfiel. Odelly trat plötzlich mit einem Fuß gegen den Tisch und rief: „Da hast du es! Du vernachlässigst unseren Boss!!“, es kostete ihn anscheinend Mühe nicht allzu laut zu werden, damit die Officer ihn nicht hörten. „Er ist nicht mehr mein Boss! Aber da du ihn als unseren Boss bezeichnest muss er wohl deiner sein!“, zischte Lefti. „Da hast du Recht, er ist mein Boss. Aber er hat dir vertrauliche Informationen über diesen Fall mitgeteilt und seine Sorge war anscheinend berechtigt, dass du zur anderen Seite wechselst!“ „Auf welche andere Seite? Ich bin auf keiner Seite und auch nicht auf irgendeine gewechs-“ „Sei bloß vorsichtig, mein Lieber! Joe sieht es gar nicht gerne, wenn jemand nicht schnell und gründlich genug arbeitet. Gerade in so einem wichtigen Fall.“ „Was soll das bedeuten?“, Lefti verstand langsam überhaupt nichts mehr. „Er lässt dich seit einiger Zeit überwachen.“ „Was?!“, platze Lefti geschockt heraus. Wo war er da nur hinein geraten? „Ja! Was denkst du, was ich sonst gemacht habe und woher ich weiß, dass du seit Monaten keinerlei Fortschritte gemacht hast? Mal abgesehen davon, dass du dich überhaupt nicht bemüht hast?“, Odelly kniff seine Augen zusammen und sah ihn über den Tisch hinweg verächtlich an. „Als ich Joe mitteilte, dass du dich lieber mit deinen Liebesromanzen beschäftigst, als deine Arbeit zu erledigen, war er außer sich vor Wut.“ Lefti wusste was als nächstes kam und schluckte seine Fassungslosigkeit mühsam herunter. „Er befahl mir dir einen Denkzettel zu verpassen und deine kleine Freundin zu töten. Hoffentlich bist du dadurch zur Vernunft gekommen“, Odelly zuckte abschließend mit den Schultern und Lefti musste das ganze erstmal ein paar Sekunden sacken lassen, bevor er seine Sprache wieder fand: „Nur deswegen?“, war das Erste, was er heraus brachte. „Außerdem befürchtete er, dass du dich in ihrer Gegenwart verplapperst oder sie gar einweihst, da du ja so viel Zeit mit ihr verbracht hast. Was ich allerdings für Schwachsinn hielt, aber na ja du kennst ja Joe. Ich hab einfach nur seinen Befehl befolgt.“ Langsam wurde es Lefti wirklich zu viel. So wichtig konnten diese beschissenen Informationen doch gar nicht sein! „Sag deinem Boss, dass ich Beruf und Privates sehr gut unterscheiden kann!“ „Sag es ihm selbst!“, erwiderte Odelly bissig. „Stimmt ja! Ich vergaß, dass du so dumm warst dich bei deiner überflüssigen Mission erwischen zu lassen!“, konterte Lefti aufgebracht. Eine Zeit lang starrten sich die beiden schweigend an. Schließlich seufzte Odelly und meinte: „Ich gebe dir mal einen Rat“. Er beugte sich vor, soweit das angekettet überhaupt ging. „Ich glaube nämlich, dass Joe dich weiterhin bespitzeln wird, also zieh das Ding schnell und sauber durch, dann hast du es hinter dir und bist aus der Sache raus.“ Großartige Idee!, dachte Lefti ironisch und grinste gequält. Das sagte sich so leicht. Sein Auftrag lautete spezielle Dateien von Reillys Laptop zu löschen und andere zu kopieren. Reillys Laptop hatte er zwar schon öfter gesehen, aber immer waren Reilly oder andere Mitarbeiter in der Nähe gewesen. Außerdem hatte Lefti sich noch nie richtig damit befasst, deswegen wusste er auch nicht ob das Ding in der Zentrale blieb wenn Reilly Feierabend machte. Das war wohl das Erste was er demnächst heraus finden würde. Wenn dem nicht so war, musste er wohl bei Reilly einbrechen oder dergleichen. Zugegeben, er hatte wirklich noch keinen Plan, geschweige denn etwas unternommen. Aber musste man deswegen gleich Carry umbringen? Junge, junge. Was waren das nur für Dateien? „Danke für den Tipp“, knirschte Lefti sarkastisch und seine Stimme troff nur so vor Geringschätzung gegenüber diesem Mann, der einen lieben Menschen einfach auf Befehl umgebracht hatte. Wie konnte man nur so ignorant, so herzlos und so ein Arschloch sein?, fragte er sich und schnaubte. Er musste hier weg! Gerade wollte er sich verabschieden, als ihn schlagartig eine grausame Erkenntnis traf: Genau das war auch sein eigener Job. Ihm wurde bewusst, dass er genauso war wie Odelly. Er tat dasselbe. Er war genauso skrupellos, herzlos und grausam wie er. Das war ihm noch nie in den Sinn gekommen, denn bis jetzt hatte Lefti die Sache immer so gesehen: Es war egal wer es tat. Immerhin hatte der Auftraggeber eine Anordnung gemacht und wenn Lefti diese nicht ausführte, dann würde eben irgend ein anderer es tun. Er hatte sich nie wirklich Gedanken über die Gefühle anderer gemacht. Aber in diesem Moment dachte Lefti an die Menschen, die er mit seinen hirnlosen Taten, dem einfachen Folgen von Befehlen, verletzt hatte. Damit meinte er nicht nur die Toten, ihm wurde klar, dass diese auch Freunde, Verwandte oder andere Menschen gehabt hatten, denen es so erging wie ihm jetzt mit Carry. So gerne er diesen Gedankengang auch ignoriert hätte, sich eingeredet hätte, dass das etwas anderes war und er weiterhin seinen Prinzipien folgen konnte, es funktionierte nicht. Nicht mehr. Jetzt verstand er auch, warum Trysha ihn vor Mannis Shop zurück gehalten hatte, als der Kunde noch im Geschäft war. Schadensbegrenzung war der Grund gewesen. Ihr war es also schon länger bewusst. Lefti nahm sich vor seine Arbeit gründlichst zu überdenken. Aber nicht hier und nicht jetzt. Erstmal hatte Odelly Recht und er musste diesen letzten Auftrag aus Montgomery erledigen. Nebenbei musste er natürlich weiterhin für Reilly arbeiten, damit der keinen Verdacht schöpfte und Lefti leichter an die ach so wichtigen Informationen dran kam. Lefti erhob sich mit steinerner Miene und murmelte ein grimmiges: „Bis dann“, bevor er den Raum wütend und mit noch einem anderen, ihm undefinierbaren Gefühl verließ. „Viel Glück“, rief Odelly ihm noch gespielt freundschaftlich hinterher, wobei sich Lefti der Magen umdrehte. Er stieß die Tür zum Eingangsbereich schwungvoll auf und knallte das Diktiergerät auf den Tresen, woraufhin Ernie ihn fragend musterte: „Wie ist es gelaufen?“ Lefti gab sich nicht die Mühe sich zu verstellen, zumal er nichts zu befürchten hatte, da Meyer nicht anwesend war. „Richten sie Officer Meyer schöne Grüße von mir aus. Ich denke das Band wird ihnen nicht viel weiterhelfen“, er grinste verschlagen und verabschiedete sich von dem völlig verdatterten Ernie. Dieser griff das Band vom Tresen und wandte sich ab, um eine Bratwurst zu verdrücken. Lefti verließ das Police-Departement und schwang sich auf sein Motorrad. Er würde jetzt nicht zurück nach Chicago fahren. Was er im Augenblick wirklich brauchte, war eine ordentliche Portion ungesundes Fast-Food! *** okay das war Episode 7! =) Bald geht es weiter lg Caro~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)