Miss Keep-Your-Distance von Carikku (Auftrags-Killer) ================================================================================ Kapitel 11: Episode 6: Wie Öl und Wasser... ------------------------------------------- Wie Öl und Wasser... „Heute so pünktlich?“, fragte Reilly und fixierte ihn scharf, was wohl bedeuten sollte, dass er sich das nicht zu oft erlauben konnte. Lefti antwortete nicht sondern zuckte nur demonstrativ mit den Schultern. „Wo bleibt denn meine Tochter?!“, Reilly spähte zur Tür. „Auf die kann man sich auch nicht verlassen!“, meinte er verächtlich. Lefti fragte sich wieso er das sagte, es war schließlich noch vor der abgemachten Zeit. „Ich glaub ich muss sie mal wieder darauf aufmerksam machen, wer hier das Sagen hat“, stellte er fest. Lefti zog eine Braue hoch, der war ja regelrecht auf Streit aus. Reilly zog seinen Schlips zurecht und lehnte sich missgelaunt in seinem Ledersessel zurück. Dann richtete er seinen messerscharfen Blick auf ihn. „Ich habe gleich morgen wieder einen Auftrag für euch, nichts Wildes, nur ein paar Informationen beschaffen...“ „Gleich morgen?“, fragte Lefti überrascht, das war nicht gerade üblich, aber solange es nur Informationen waren. „Ja. Es lässt sich nicht aufschieben. Kommt heute Abend nochmal vorbei, dann erkläre ich es euch genauer“, beendete Reilly das Thema und wechselte auch gleich zum nächsten: „Und? Wie sieht das bei dir aus?“, er gluckste kurz auf, „Hast du Trysha unter Kontrolle oder brauchst du Verstärkung?“ Jetzt fing er an laut und schadenfroh zu lachen, wobei sein Schnurrbart leicht vibrierte. Lefti wusste nicht, ob er auf diese hirnverbrannte Frage überhaupt antworten sollte. Doch das klärte sich ganz von alleine, denn Reilly redete schon weiter: „Ich konnte die als kleines Kind schon nicht leiden.“ Er schüttelte den Kopf und lachte wieder weil ihm wohl gerade ein besonders belustigender Gedanke gekommen war. „Geschieht ihr Recht!“ Lefti war seit dem gestrigen Abend selbst nicht gut auf Reilly zu sprechen, schließlich hatte er sie absichtlich auf eine andere Organisation gehetzt, trotzdem fragte er: „Was geschieht ihr Recht?“ Reilly hörte prompt auf zu lachen und musterte ihn. Anscheinend wunderte er sich, warum Lefti näher nachfragte und überlegte, ob er es verraten konnte. Dann grinste er schleimig. „Tja. Es geschieht ihr Recht, dass sie nichts weiß! Sie weiß gar nichts!!“, er beugte sich nach vorne und nahm einen Bleistift in die Hand um ihn zwischen den Fingern zu drehen. „Sie will es ja wissen! Ha! Da kann sie warten bis sie schwarz wird...“ Er redete immer verworrener. Lefti musste sich anstrengen, damit er das Gemurmel überhaupt verstehen konnte. „Ich werde ihr das Leben zur Hölle machen!“, er zerbrach den Bleistift mit beiden Händen und warf ihn in den Mülleimer. „Und heute-!“, er hörte abrupt auf zu reden und stand auf um durch den Raum zu stapfen und durch eine Tür in einen der kleinen Nebenzimmer zu verschwinden. Lefti starrte ihm verwirrt hinterher. Er verstand gar nichts mehr und es ging ihn auch nichts an. Aber er fragte sich trotzdem, was es mit diesem bizarren Vater-Tochter Verhältnis auf sich hatte. Na ja, er hatte schließlich seine eigenen Probleme... Trysha wappnete sich und stieß die Tür zum Vorraum leise quietschend auf. Sie schritt entschlossen zur Tapetentür. Heute würde sie sich nicht provozieren lassen. Heute würde sie nicht mit ihrem Vater streiten. Sie würde diesen Auftrag sauber und schnell hinter sich bringen, damit sie früh ins Bett kam. Die Woche war schon anstrengend genug gewesen. Sie betrat den Hauptraum und richtete ihren Blick auf den Schreibtisch ihres Vaters. Er war leer. Komisch, dachte Trysha und schaute sich nach Lefti um, sie war überrascht ihn zu entdecken, vielleicht hatte sie damit gerechnet, er würde wieder etwas später kommen. Aber er saß auf einem Stuhl in der Sitzreihe an der hinteren Wand. Er hatte sich zurück gelehnt und die Augen geschlossen. Ihm fehlt wohl auch ein bisschen Schlaf, dachte Trysha resigniert und steuerte auf ihn zu. „Deine Schuhe verraten dich“, klärte er sie mit geschlossenen Augen auf, als sie näher kam. Trysha betrachtete ihre Füße, heute hatte sie keine Lust gehabt vorsichtig zu sein und hatte sich Schuhe mit Absätzen angezogen. „Ja, kann sein, aber es wird schon nichts passieren.“ Er öffnete ein Auge und warf ihr einen scharfen Blick zu, der ihr zeigte, was er davon hielt. Sein Blick wurde noch schärfer und er musste beide Augen öffnen, als er sah, was sie an hatte. Heute trug sie ein eng anliegendes Latex-Minikleid, es war schwarz, trägerlos und betonte ihre kurvenreiche Figur. Dazu hatte sie, ebenso schwarze, Lederstiefel, die bis kurz unter die Knie reichten angezogen. Er musterte den Schwung ihrer perfekten Beine und gab seine Meinung über ihr Killer-Outfit wie es im Buche stand mit einem missmutigem Schnauben wieder. Wenigstens baumelte ein Helm in ihrer Hand, sie hatte sich also einen zugelegt und konnte somit nicht vollkommen lebensmüde sein, fuhr es Lefti durch den Kopf. Trysha grinste in sich hinein, sie wusste wie es funktionierte. Wie sie sich die Männer vom Leib halten konnte. Bei Lefti gab sie sich hart und unantastbar, zudem bemühte sie sich darum unausstehlich zu sein, damit er sie in Ruhe ließ. Andere Männer hielt sie entweder genauso von sich fern, oder indem sie ihnen weiß machte, sie würden nicht an sie heran kommen. Und es gelang ihr meistens. Ja, sie kannte ihre Rolle in und auswendig. Trysha seufzte innerlich und winkte Lefti hinter sich her, denn sie sah, dass ihr Vater gerade zu seinem Arbeitsplatz zurückgekehrt war. „Guten Abend Trysha!“, sagte Reilly gespielt freundlich und schaute auf seine protzige Rolex, „Gerade noch rechtzeitig“ Er musterte sie geringschätzig und machte sich daran in seinen Schreibtischschubladen herumzuwühlen. Schließlich holte er einen Zettel raus und fasste ihren nächsten Auftrag zusammen: „Tja, also heute ist es ein bisschen anders. Ihr müsst in einen kleinen Shop, der hat um diese Zeit noch auf, na ja ihr wisst schon, wegen der Konkurrenz der großen Supermärkte. Was ich sagen will ist, es könnten Kunden kommen, also müsst ihr besonders aufpassen. Aber der Schuppen soll ziemlich abgelegen sein, also solltet ihr keine Probleme haben.“ Seitdem Lefti ihr Partner war, gab ihr Vater ihnen schwierigere Aufgaben. Das war einer der vielen Nachteile. Sie sah wie Lefti sein Gewicht entnervt auf sein anderes Bein verlagerte, ihm war es wohl auch aufgefallen, schließlich hatte er Erfahrung als Alleingänger und erkannte den Unterschied. „Und wen?“, fragte er. „Zwei Männer, sie arbeiten zu dieser Zeit in dem Laden-“ „Bist du sicher, dass sie die Einzigen sind, die dort arbeiten?“, unterbrach Trysha ihn. „Nein!“, fuhr Reilly sie an, „Ist aber auch nicht mein Problem! Wenn da mehrere Leute sind, müsst ihr euch eben um alle kümmern.“ Er grinste seine Tochter an, die seinem Blick standhielt. Reilly drehte den Kopf übertrieben weit in Leftis Richtung, „Nicht wahr?“ Dieser nickte nur zögernd. Reilly lehnte sich zurück, räusperte sich gekünstelt und meinte: „Wir haben von gestern noch eine Rechnung offen.“ Er lachte abgehackt. „Im wahrsten Sinne des Wortes!!“ Daraufhin zog er einen Umschlag, der schon leicht zerknittert war, aus seiner Jackett-Tasche und hielt ihn Lefti, über den großen Schreibtisch, soweit entgegen, dass die Entscheidung bei ihm lag den Umschlag an sich zu nehmen oder nicht. „Meine Tochter hatte sich heute Morgen entschieden den ihren nicht anzunehmen... aber das heißt ja nicht,-“, er legte seine Stirn in Falten und wedelte leicht mit dem Umschlag hin und her, „dass du die gleiche Meinung über dieses kleine Arrangement hast...“ Kleines Arrangement?, fragte sich Trysha und stieß ein missbilligendes Geräusch aus, was ihr Vater gezielt ignorierte. Sie wusste genau, dass er Lefti das Geld nicht anbot, weil er ihn besonders mochte, nein, er tat es nur um sie, seine Tochter, zu ärgern! Lefti warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, sie ließ sich nichts anmerken, schließlich war es seine Entscheidung... Er mochte Reilly nicht, er hatte so eine schmierige Art. Lefti wusste auch, dass er das Geld nicht annehmen sollte, es sich aber dennoch verdient hatte. Ihm war bewusst, dass sich dadurch das ohnehin schon schlechte Verhältnis zwischen ihm und Trysha noch weiter verschlechtern würde, aber schließlich nahm er den Umschlag entgegen. Reilly fing an überheblich zu grinsen. „So ist es recht, Keaton!“, sagte er beifällig und nickte ununterbrochen. „Solche Leute könnte ich hier öfters gebrauchen!“ Lefti steckte den Umschlag in seine Hosentasche und nickte zurück. „Komm wir gucken im Archiv wo der Laden liegt“, schlug Lefti schnell vor um einen Streit zu vermeiden, denn er konnte förmlich spüren wie Tryshas vernichtender Blick zwischen ihm und Reilly hin und her sprang. „Wie hieß der noch gleich?“ „Mannis Kiosk“, wiederholte Reilly. Sie hatten sich gerade in Bewegung gesetzt, als Reilly viel sagend meinte: „Ich hab noch etwas mit meiner Tochter zu besprechen. Keaton, geh doch schon mal vor.“ Also ging Lefti weiter und Trysha blieb widerwillig stehen. „Na Tochter? Hast du es dir jetzt anders überlegt? Willst du deinen Umschlag vielleicht auch?“, er fächelte sich mit dem besagtem Gegenstand Luft zu. „Nein“, sagte sie bestimmt. „Tztztz!“, Reilly schüttelte bedauernd den Kopf, „Tja, dann. Umso besser für mich!“ Er steckte den Umschlag langsam in seine Schublade. Dann lehnte er sich zurück und musterte sie geringschätzig. „War’s das jetzt?“, fragte sie angespannt. „Ich hab deinem Partner auch schon gesagt, dass ihr morgen den nächsten Auftrag habt, also kommt später nochmal her, damit ich euch einweihen kann“, verlangte er hochnäsig. Sie hatte sich vorgenommen sich nicht mit ihrem Vater zu streiten, egal wie gerne sie ihn jetzt angeschrien hätte, dass er seine blöden Aufträge doch selbst machen sollte. Stattdessen meinte sie so neutral wie möglich: „Aha, was ist das denn für einer? Wenn ich nämlich morgen schon wieder jemanden töten soll, kannst du es vergessen.“ Man sah Reilly an, dass er verärgert darüber war nicht die gewollte Reaktion bei ihr hervorgerufen zu haben. „Informationen“, meinte er nur knapp, dann machte er eine schnelle Bewegung mit seiner Hand und beachtete sie nicht weiter. Damit war sie entlassen. Wieso hätte er das Geld auch nicht annehmen sollen?, überlegte Lefti, es war zwar eine Bezahlung für etwas, das er nicht freiwillig gewollt hatte, aber es wäre Verschwendung es nicht anzunehmen. Doch wieso hatte er dann ein so schlechtes Gewissen? Als Trysha etwas später zu ihm stieß hatte sie einen leicht gereizten Ausdruck im Gesicht. „Weißt du wo er liegt?“, fragte sie knapp. „Ja. Aber von wegen Mannis Kiosk!“, spottete Lefti und schüttelte den Kopf. „Der Laden heißt Mannis Shop.“ Trysha nickte zustimmend, ihr Vater war zu nichts zu gebrauchen. “Lass uns fahren.“ Lefti parkte im Schatten einer dunklen Gasse und sie stiegen ab. Während Trysha damit beschäftigt war ihren neuen Helm zu öffnen und ihre Haare wieder in Ordnung zu bringen, machte sich Lefti daran seine Waffen zusammen zu sammeln. Er wühlte in seinem kleinen Kofferraum herum, bis er schließlich fand wonach er suchte, zwei Schalldämpfer, denn heute mussten sie leise sein, damit die umliegenden Wohnblocks nichts mitbekamen. Er warf einen kurzen Blick auf Tryshas Schuhe, beschloss dann aber, dass sie kein großes Problem darstellen würden. Sie würden in den Laden gehen und sich als Kunden ausgeben, obwohl sie weiß Gott nicht wie welche aussahen! Er steckte das kleine Rohr auf seine Waffe und reichte das andere Trysha, die prompt ihre Haare in Ruhe ließ, den Helm beiseite legte und es auch befestigte. „Okay, da geht's lang.“ Lefti ging voraus in die schmale Gasse. Hier konnte unmöglich der Eingang zu dem Laden sein, dachte sich Trysha, die Gasse war viel zu eng und dunkel, außerdem roch es nach Schimmel und die Hauswände waren an manchen Stellen so dreckig, dass man dachte sie wären seit Jahren nicht mehr geputzt worden. Sie hatten wohl in einer Gasse geparkt, die senkrecht zu ihrem Ziel lag, vermutete Trysha. Ihr Verdacht bestätigte sich, als Lefti am anderen Ende stehen blieb und sie auf die gegenüberliegende Straßenseite aufmerksam machte, auf der, etwas rechts von ihnen, ein Schild mit der Aufschrift Mannis Shop hing. Der Shop hatte eine Glastür und ein Schaufenster, unpraktisch, dachte Trysha, da mussten sie noch mehr aufpassen, dass sie nicht gesehen wurden. Im Inneren stand ein Mann hinter der Theke und beobachtete den einzigen Kunden dabei, wie er sich die Zeitschriften ansah. Lefti versicherte sich, dass in der Gasse niemand war bis auf sie und dann spähte er um die Ecke. Die Bürgersteige waren menschenleer, nur eine schwarze Katze jagte eine Ratte aus einem Innenhof auf die Straße. In den parkenden Autos war niemand auszumachen und es fuhren auch im Moment keine vorbei, aber das konnte sich schnell ändern. „Ich glaube die Luft ist rein“, sagte er. „Die Fenster...“, zögerte Trysha und warf einen skeptischen Blick zu den Fenstern aus denen Licht kam. Lefti tat es ihr nach, in diesem Moment wünschte er, er würde wieder alleine arbeiten, dann hätte er diesen Auftrag garantiert nicht bekommen. Aber er wurde langsam ungeduldig, wollte die Sache hinter sich bringen. „Ach egal! Lass uns gehen!“, drängte er. Er war schon halb aus der Gasse getreten als Trysha ihn entsetzt zurückzog. „Was?“, fragte er verwirrt. „Der Kunde!!“, zischte sie. „Was ist mit ihm?“, fragte Lefti und musterte den Kunden, durch das Schaufenster, dabei wie er eines der Magazine aufschlug und die Überschriften las. „Wir sollten warten bis er weg ist...“, sagte Trysha zerknirscht, sodass er ihr einen forschenden Blick zuwarf. „Wieso?“ „Weil-“, sie wich seinem Blick aus, „ich finde wir sollten nicht-“ Sie brach ab. „Du meinst, wir sollten nicht unnötig jemanden töten der nichts getan hat?“, fragte er, seine Belustigung verbergend. Als sie merkte, dass er sie nicht ernst nahm sondern sich über sie lustig machte, schnellte ihr Kopf in die Höhe und sie funkelte ihn aus der Dunkelheit heraus an. „Ja genau! Das meine ich! Oder hast du ein Problem damit? Bist du etwa scharf darauf jemanden einfach zu töten, wenn du es auch verhindern kannst?“ Er schien ernsthaft über diese Frage nachzudenken. „Na ja, eigentlich nicht“, er machte eine Pause. „Allerdings finde ich, wenn du so denkst, hast du den falschen Job erwischt. Schließlich weißt du ja nicht, was die Typen, die getötet werden sollen getan haben. Ich glaube nicht, dass das alles Schwerverbrecher sind...“, er zuckte mit den Schultern. „Den falschen Job!?“, rief sie aus und musste sich wirklich beherrschen um nicht gegen sein Schienbein zu treten, was wahrscheinlich sowieso nicht viel gebracht hätte. Wenn der wüsste wie viel Recht er damit hatte, dachte Trysha beschloss aber ihm vom Gegenteil zu überzeugen. „Erstmal geht dich mein Job gar nichts an und du kannst es mir überlassen als was ich arbeite. Und außerdem habe ich nicht den falschen Job, nur weil ich, im Gegensatz zu dir, wenigstens noch ein Quäntchen Gerechtigkeit in mir habe!“, sie machte eine Geste, die vage in seine Richtung ging. „Und das soll schon was heißen!“ Lefti zog daraufhin leicht die Augenbrauen zusammen und starrte sie herausfordernd an. „Natürlich könnte ich den Mann umbringen, das weißt du ganz genau, aber wieso sollte ich das wollen, wenn ich auch genauso gut eine Minute warten kann und es dann nicht mehr nötig ist?“, fragte sie ihn aufgebracht. „Ach, weißt du was!? Es ist mir auch egal wie du darüber denkst, das ist zumindest mein Standpunkt.“ Sie warf wütend ihre Haare zurück und starrte ihn ebenfalls streitlustig an. „Willst du damit sagen...“, er kam einen bedrohlich, großen Schritt auf sie zu, „dass ich kaltherzig oder so was in der Art bin?“ „Allerdings!“ Lefti stieß einen unterdrückten Seufzer aus und schloss kurz die Augen. Sie konnte einen wirklich zur Weißglut treiben, dachte er. „Außerdem bist du ein Egoist!“, beschuldigte sie ihn weiter. „Ach ja?“, fragte er gepresst. „Und woher weißt du das so genau?“ Sie baute sich auf, indem sie ihre Hände in die Seiten stemmte. „Daran, dass du das Geld von Reilly angenommen hast!“, sagte sie anschuldigend. „Und daran, dass du dich kein Deut darum scherst, dass mein Vater mich damit provozieren wollte!“ Eine leise Stimme in Leftis Kopf, sagte ihm, dass sie Recht hatte, aber er ignorierte es. „Jetzt reicht’s!“, meinte er und packte Trysha bei den Schultern. Er riss sie herum und drückte sie mit dem Rücken an die Wand hinter sich. Er brachte seinen Mund an ihr Ohr und zischte: „Glaub nicht, nur weil wir Partner sind könntest du dir alles erlauben! Du hast nicht das Recht mir Vorschriften oder unberechtigte Anschuldigungen zu machen.“ Trysha hatte so was nicht erwartet und starrte mit weit aufgerissenen Augen an seine Schulter. Irgendwo in der Nähe hörte man die Ratte fiepen und die Katze triumphierend miauen. „Es ist ganz allein meine Sache, ob ich das Geld annehme oder nicht“, machte er ihr klar. „Genauso wie es meine Sache ist, ob ich jemanden während einem Auftrag töte!“ Sie hörte das klimpern seiner metallenen Erkennungsmarke, als er langsam den Kopf zurück zog und sie schweigend anfunkelte. Aber er drohte ihr immer noch mit seinem Körper indem er so dicht vor ihr stand, dass sie sogar sein Aftershave riechen konnte. Kurzerhand schubste sie ihn von sich weg. „Ach ja? Und du glaub nicht, dass du so mit mir umgehen könntest, nur weil du stärker bist!“, fuhr sie ihn an. Leftis Wut wich der Resignation. Es brachte einfach nichts sich mit ihr zu streiten. Sie musste immer das letzte Wort und vor allem Recht haben. Als er schwieg fragte Trysha: „Was ist?“ Er zögerte einen Moment, bevor er ansetzte: „Ich frage mich...“ Er machte eine Pause, weil er nicht wusste, wie er es formulieren sollte, „Warum wir nicht einfach normal miteinander umgehen können? Immer wenn wir uns sehen streiten wir! Das macht den Job nicht gerade einfacher.“ Trysha sah ihn an. „Tja, wir sind halt wie Öl und Wasser“, meinte sie. Woraufhin Lefti wieder einen Schritt näher kam. Und obwohl sie wusste, dass er sie diesmal nicht bedrohen wollte, erhöhte sich ihr Herzschlag abrupt wieder. „Ich würde eher sagen wie Öl und ein brennendes Streichholz...“ Trysha verstand den kleinen Unterschied und grinste. Doch das Grinsen verging ihr, als sie sah, wie er sie anschaute. Seine meergrünen Augen wirkten in der dunklen Gasse irgendwie geheimnisvoll und unergründlich. Und Trysha bemerkte, wie es zwischen ihnen auf einmal knisterte. Was eigentlich total absurd war, er hatte es doch selbst auf den Punkt gebracht, sie mochten sich einfach nicht. Aber trotzdem... Ein seltsames Gefühl überkam sie, ihr Mund wurde ganz trocken und sie fuhr sich mit der Zunge unbewusst über die Lippen. Lefti schluckte und sie nahm die kleine Bewegung seines Halsmuskels viel zu deutlich wahr. Plötzlich hörte sie eine Tür aufgehen und ein Läuten, so wie von Glocken. Beide erstarrten auf der Stelle und fuhren auseinander, die Blicke auf die andere Straßenseite gerichtet, wo die Tür von 'Mannis Shop', sich gerade wieder, von leisen Quietschen und Glockenläuten begleitet, schloss und der Kunde sich, mit einem Magazin unter dem Arm auf dem Bürgersteig entfernte. Leftis Blick verfinsterte sich und er versicherte sich noch einmal, dass kein Mensch, bis auf den Verkäufer in dem Laden und auf der Straße war. „Na dann mal los.“ Wie schaffte er es plötzlich so konzentriert zu sein?, dachte Trysha noch, bevor sie ihm mit rasendem Herzen aus der Gasse folgte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)