Miss Keep-Your-Distance von Carikku (Auftrags-Killer) ================================================================================ Kapitel 8: Episode 4: Freiwillig... ----------------------------------- Freiwillig... Trysha steckte den Schlüssel, den sie schon die ganze Zeit über bei sich gehabt hatte in das Zündschloss und startete den Motor. Sie hoffte, dass sie nicht zu unfreundlich gewesen war. Aber was sie noch mehr hoffte, war, dass die beiden nicht gemerkt hatten, wieso sie abgehauen war. Das mit dem Duschen war nur ein willkommener Vorwand gewesen, damit sie nicht mitbekamen wie es in ihr aussah. Wenn sie dageblieben wäre, hätte Lefti garantiert bemerkt, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Dass sie in Wirklichkeit gar nicht so viel vertragen konnte wie er dachte. Der ganze Abend war die reinste Achterbahnfahrt für ihre Nerven gewesen. Trysha trat auf das Gaspedal und fuhr in Richtung ihres Blockes. Am liebsten wäre sie gleich da geblieben, aber sie musste noch in die Zentrale und dann Lefti sein Motorrad zurückgeben. Sie seufzte und bog ab in die Michigan Avenue. Trysha biss die Zähne zusammen. Wann würde sie endlich aufhören diese Rolle zu spielen? Sie raste durch die Stadt bis sie bei dem Hochhaus, das sie ihr zu Hause nannte, angekommen war. Sie stieg ab und fuhr mit dem Fahrstuhl hoch zu ihrer Wohnung wo sie dann erst einmal lange und heiß duschte. Leftis Blut vermischte sich mit dem dampfenden Wasser und verschwand im Abfluss. Sie steckte ihre Arbeitsklamotten in die Wäsche und ging zu ihrem großen Kleiderschrank. Sie warf einen Blick auf ihren Wecker, drei Uhr. Sie seufzte, schätzungsweise würde sie heute erst um vier oder halb fünf ins Bett kommen. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Schrank und durchwühlte ihn. Sie entschied sich kurzerhand für eine schwarze, enge Röhren-Jeans und ein vornehmes, lilanes Spagettiträger-Top. Es war draußen warm genug dafür. Für die Fahrt auf dem Motorrad zog sie sich allerdings eine dunkle Jacke über. Dann füllte sie Sparkys Napf, verließ auch schon wieder die Wohnung und steuerte die Zentrale an. Trysha öffnete die Tür zu dem riesigen Raum und steuerte zielstrebig auf den Schreibtisch ihres Vaters zu. Reilly war in irgendwelche Zahlenfolgen vertieft, als sie an den Tisch trat. „Wir müssen uns unterhalten“, eröffnete sie das Gespräch. Als Reilly ihre Stimme hörte blickte er sofort auf, was eigentlich selten war. Auf seinem Gesicht breitete sich ein schmieriges und überlegenes Grinsen aus. Trysha starrte ihn verwundert an. Sie wusste nicht so recht, worüber er sich freute, vielleicht darüber, dass sie wiedergekommen war? Aber das wäre ja was ganz Neues. Dann erlosch sein Grinsen schlagartig und die bekannte Härte trat an dessen Stelle. Komischerweise beruhigte das Trysha. „Wo ist dein Kollege?!“, fragte ihr Vater und guckte hinter sie. „Der ist bei Giovanni, aber er wird es schaffen“, erklärte sie und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Aber das ist nicht das, worüber wir reden müssen. Es geht um den Auftrag.“ „Habt ihr ihn nicht erledigt?!“, ihr Vater wirkte geschockt. „Oder hast du etwa wieder Zeugen am leben gelassen?!“ „Nein, der Auftrag ist erledigt, keine Zeugen. Es ist nur so, wir müssen den Auftraggeber überprüfen. Ich glaube er hat-“ Plötzlich fing ihr Vater an zu lachen. Aber kein normales Lachen, eher so als würde er jemanden auslachen. Trysha zog eine Braue hoch. Sie glaubte nicht, dass er über sie lachte. Ihr Vater lehnte sich im Stuhl zurück und murmelte irgendwas vor sich hin, dann lachte er wieder überlegen. Trysha verstand überhaupt nichts mehr. Wieso lachte der denn nur? Das Verhalten ihres Vaters machte sie wütend. „Hör mir zu!“, schrie sie ihm zu, sodass er es hören konnte. Ihr Vater starrte sie kurz an und räusperte sich: „Ja, ja. Was ist denn?“ Genervt fuhr Trysha fort: „Also die drei Typen die wir töten sollten, sie hatten Waffen dabei, die waren praktisch voll ausgerüstet. Die wussten von der Sache, da bin ich mir sicher. Die wusste sogar, dass wir zu zweit waren.“ Trysha erinnerte sich daran, dass einer gesagt hatte: Einen hätten wir. „Na ja, zumindest wussten sie, dass wir nicht nur einer waren. Und ich glaube, dass sie den Auftrag hatten uns zu töten.“ Das hatte Trysha aus dem geschlossen, was die Typen gesagt hatten. Die Frau hatte gesagt du hast meinen Komplizen getötet, das bedeutete sie waren ein Team. Und aus dem einen hätten wir, konnte man schließen, dass sie jemanden töten sollten und schon einen hatten. Sie hatte schon die ganze Zeit diesen Verdacht gehabt, aber sprach ihn erst jetzt aus: „Ich denke, der Auftraggeber hat sich einen Spaß daraus gemacht, zwei verschiedene Organisationen aufeinander zu hetzten.“ Reilly fing nur von neuen an zu Grinsen. „Aha?“, meinte er. „Was heißt denn hier Aha? Denkst du ich erfinde das oder wie?“, schrie sie ihn an. Was war nur mit ihrem Vater los? Er fing wieder an gehässig zu lachen und schüttelte den Kopf. „Was ist denn daran so lustig?“, fragte sie ihn verwirrt und immer noch aufgebracht. Ihr Vater lachte nur noch lauter und wand sich in seinem mit schwarzem Leder bezogenem Schreibtischstuhl hin und her. Er konnte sich gar nicht wieder ein kriegen und griff nach dem Telefonhörer. Er kicherte immer noch als er jemanden am anderen Ende begrüßte. „Hallo George!“, er zog die Worte in die Länge, sodass sie überheblich klangen, „Und sind deine kleinen Freunde schon wieder zurück gekommen?“ Reilly horchte einen Moment. „Nein? Ach wie schade. Meine nämlich schon. Komisch was?“ Dann lachte er erneut, diesmal in den Hörer. Trysha versuchte sich einen Reim darauf zu machen. „Du schuldest mir zehn Riesen, Kumpel!“, sagte Reilly spöttisch. Dann kam eine längere Pause und Reillys Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Was soll das heißen?! Das war ja wohl mehr als fair! Du hattest sogar einen mehr als ich, also bitte!“ Wieder eine Pause, dann musterte Reilly Trysha und sagte grinsend: „Nein. Sie sind nicht zu verkaufen. Aber du zahlst deinen Einsatz auf jeden Fall, dass das klar ist!“ Dann legte er auf und grinste vor sich hin. Tryshas Gedanken ratterten. Ihr gingen die Worte der Frau durch den Kopf als diese gesagt hatte: Ich werde dich zu meinem Boss bringen. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Das war alles geplant gewesen. Das hier war eine Inszenierung ihres Vaters und George, dem zweiten Boss einer solchen Organisation in Chicago. Und sie war mitten rein gestolpert ohne es zu merken. Wütend schrie sie ihn an: „Ach so ist das! Du schreckst auch vor gar nichts zurück! Ich fasse es nicht! Wie kannst du nur deine eigenen Leute aufs Spiel setzten?!“ „Reg dich doch nicht so auf“, sagte ihr Vater gelassen, es schien ihn gar nicht zu interessieren, dass sie es raus bekommen hatte. Er hatte es wahrscheinlich sogar gewollt! „Ich soll mich nicht aufregen?!“, sie stützte sich mit den Händen auf der Tischplatte ab, „Wann soll ich mich denn deiner Meinung nach sonst aufregen?!“ Es war Trysha egal, dass fast jeder im Raum zu ihnen herüber starrte. Reilly kramte kurz in einer Schublade herum und holte zwei Umschläge raus. „Hier, eure Bezahlung“, er streckte ihr die Umschläge mit dem Geld entgegen. Sie riss es ihm wütend aus der Hand und schleuderte es mit einer schnellen Bewegung zu ihm zurück. „Das kannst du behalten!! Weil ich-“, sie stockte. „Kündige?“, fragte ihr Vater spöttisch und zog eine Braue hoch, „War es das, was du sagen wolltest?“ Trysha schauderte. Das hatte sie wirklich sagen wollen. Es war eine Kurzschlussreaktion gewesen und sie hatte in ihrer Wut die Folgen vergessen. „Ich hoffe du weißt was das bedeuten würde“, sagte ihr Vater und grinste wieder schleimig. Ja, sie wusste es nur zu gut. Reilly beugte sich zu ihr vor und flüsterte bedrohlich: „Du willst doch nicht, dass Sheyla was Schlimmes passiert, oder?“, fragte er sie, als wäre sie ein kleines Kind. „Nein, ich...“, Trysha verstummte und biss sich auf die Unterlippe. „Du willst doch nicht, dass ihr Kind ein Waise wird, oder?“, fragte er weiter. Trysha schwieg. Sheyla war ihre Schwester. Sie war ein paar Jahre älter als Trysha, aber sie wusste nicht, dass sie eine jüngere Schwester hatte. Ihr Vater hatte Sheyla genauso unter Kontrolle wie Trysha, nur, dass diese das nicht wusste. Er zwang sie zu nichts, er benutzte sie lediglich als Druckmittel, damit Trysha für ihn arbeitete. Reilly spielte bei Sheyla immer den großzügigen Vater. Reilly hatte sie aus der Stadt geschafft, bevor Trysha geboren wurde und irgendwohin gebracht, wo sie jetzt ihr eigenes Leben lebte. Trysha hatte schon öfters versucht raus zu bekommen wo Sheyla wohnte, aber sie war praktisch unauffindbar. Sie könnte in Europa wohnen oder in Asien und Trysha hätte nichts davon gewusst. Reilly erpresste Trysha mit Fotos, von Sheylas glücklicher Familie. Sie und ihr Mann hatten ein Kind namens Rebecca bekommen. Sheyla und Trysha sahen sich ähnlich, sie hatten die gleichen Augen und Haare. Trysha schloss die Augen. Ihre Mutter war bei ihrer Geburt gestorben, das war wahrscheinlich ein Grund dafür, dass ihr Vater sie so sehr hasste. Obwohl Trysha sich nicht vorstellen konnte, dass er jemanden jemals mehr geliebt hatte als sich selbst. Sie hatte keine Wahl, wenn sie kündigte, würde ihr Vater, das Leben ihrer einzigen Schwester und deren Familie auch noch zerstören. Es reichte wenn einer leiden musste. Trysha würde nicht zulassen, dass er ihnen etwas antat. Trysha öffnete die Augen wieder und funkelte ihren Vater an. „Ich fahre jetzt zu Lefti“, sagte sie und stieß sich von dem Schreibtisch ab. „Euer nächster Auftrag ist nächste Woche Freitag! Sag ihm er soll diesmal pünktlich sein, sonst gibt's Abzüge!“, rief er ihr noch hinterher. Trysha zwang sich weiter zu gehen und schüttelte den Kopf kaum merklich, es hatte keinen Zweck sich gegen dieses Scheusal zu wehren. Als sie wenig später zum zweiten Mal an diesem Tag an Giovannis Tür klingelte, fühlte sie sich unsicher. Sie war überzeugt davon, dass die Operation gut gegangen und Lefti wieder gesund wurde. Das war nicht ihre Sorge. Sie überlegte ob sie es Lefti erzählen sollte. Ihm erzählen sollte, dass ihr Vater dieses kleine Arrangement geplant und sie beide ausgenutzt hatte um Geld zu gewinnen und seinen Spaß zu haben. Lefti musste auch Verdacht geschöpft haben, schließlich war er angeschossen worden und nicht blöd im Kopf. Dann öffnete sich auch schon die Tür und Giovanni begrüßte sie, auch zum zweiten Mal heute, herzlich. Auf ihren fragenden Gesichtsausdruck hin sagte er: „Es geht ihm gut. Ich konnte die Fremdkörper erfolgreich und restlos entfernen. Er wird keine bleibenden Schäden haben. Im Moment liegt er im Wohnzimmer auf dem Sofa und guckt Football mit mir“, Giovanni grinste. „Heute spielen die Chicago Bears.“ Das erklärte natürlich alles. Trysha folgte Giovanni ins Wohnzimmer, es war geräumig eingerichtet. Gegenüber von der Tür waren eine Fensterreihe und eine Balkontür. Der Raum war abgedunkelt und die einzige Lichtquelle war der große Fernsehbildschirm, er stand so, dass Trysha, die grüne Grasfläche mit den verschiedenfarbig angezogenen Spielern sehen konnte. Ein Stück davor stand ein kleiner Couchtisch, auf dem etliche volle und leere Bierflaschen standen. Über die schwarze Sofalehne konnte Trysha Leftis blonden Haarschof sehen. Er war angespannt auf den Bildschirm gerichtet. „Wir spielen gegen die Tennessee Titans“, flüsterte Giovanni ihr zu. Trysha fragte sich wieso Footballfans dazu neigten von der Mannschaft, dessen Fans sie waren in der ersten Person Plural zu sprechen. Sie gehörten doch eigentlich gar nicht zu der Mannschaft und sie spielten auch nicht mit. Was sollte dann dieses wir? „Scheiße!“, hörte sie Lefti leise fluchen. Giovanni starrte auf die Anzeige, 15 zu 9 für die Bears. „Ja!“, rief Giovanni und Lefti drehte sich zu ihnen um. „Es ist noch alles drin, wir sind erst im zweiten Quartal!“, er nahm einen Schluck Bier und erst jetzt bemerkte er Trysha. „Dir scheint es ja wieder gut zu gehen“, stellte Trysha fest während Giovanni sich neben Lefti auf das große Sofa setzte und nervös den Football mit den Augen verfolgte. „Ja, na ja“, sagte Lefti, „Könnte besser sein, aber es geht.“ „Ich war gerade in der Zentrale“, erklärte sie ihm. Lefti wurde ernst und schaute kurz rüber zu Giovanni. Er schien zu überlegen. Dann warf er einen letzten Blick auf das Spielfeld und sprang aus dem Sitzen über die Sofalehne und kam auf den Beinen wieder auf, die Bierflasche stellte er auf den Boden. Trysha staunte, wie konnte er nach so kurzer Zeit schon wieder solche Kunststücke vollführen? Anscheinend ignorierte er den Schmerz einfach. „Wir müssen reden“, sagte er knapp und Trysha folgte ihm aus dem dunklen Raum in die Küche. Sie betraten die kalte Küche, in der nur ein paar Kontrollleuchten, der elektrischen Geräte blinkten, bis Lefti nach kurzem Suchen den Lichtschalter umlegte. Ein Deckenlicht erhellte den Raum, die Küche war geräumig und langsam fragte sich Trysha ob Giovanni eine Putzfrau hatte. Sie wusste, dass er nicht verheiratet war, konnte sich aber auch nicht vorstellen, dass er so ordentlich war. Die Küche war fast ausschließlich cremefarben gehalten. Vereinzelt hingen Fotos an den Wänden, mit italienischen Autos oder Frauen darauf. Lefti ging durch den Raum und lehnte sich ihr gegenüber an den Herd, wobei er lässig die Beine und Arme kreuzte. Trysha drehte sich einen Stuhl zu Recht und setzte sich. Er hatte ein frisches Hemd an, wahrscheinlich von Giovanni, deswegen war es auch etwas zu klein. Er musterte sie mit einem stechenden Blick und um das Schweigen zu brechen fragte sie: „Ich wusste gar nicht, dass du ein Fan von den Titans bist.“ „Woher auch?“, fragte er und Trysha zuckte mit den Schultern. „Wie kommt das?“ Er seufzte. „Ich bin in Alabama aufgewachsen und habe ganz in der Nähe des Flusses gewohnt. Wir sind dort oft baden gegangen...“ „Aha, ein Südstaatler also?“, fragte sie und schmunzelte. „Wenn du es so nennen willst“, er bemerkte, dass sie sich Mühe gab eine vernünftige Unterhaltung aufzubauen und dabei sogar nicht mehr so bissig wie sonst war. Ihr feuchtes, frottiertes Haar, floss über ihre Schultern und sie bedachte ihn mit einem bezaubernden Lächeln. Er schob den Gedanken beiseite, aber es tat ihm trotzdem ein wenig Leid als er brüsk meinte: „Ich will nicht mit dir über meine Herkunft reden.“ Damit beendete er das Thema und ihre gute Laune. Ach wirklich?, dachte Trysha bitter, sie hatte gehofft den unangenehmen Teil des Gesprächs noch ein wenig hinaus zu zögern. „Was hat dein Vater gesagt?“, fragte Lefti gerade heraus. Trysha bemerkte, dass er noch etwas mitgenommen aussah. Seine Haare waren durcheinander, er sah müde aus und durch den Blutverlust war er noch ganz blass um die Nase. „Eigentlich nichts besonderes“, log sie und fixierte einen Punkt neben seinen Kopf. Lefti zog eine Braue hoch. „Nichts besonderes?“, fragte er, „Hast du ihm erzählt was mit mir ist?“ „Ja, teilweise“, antwortete Trysha, es stimmte, sie hatte mit ihrem Vater nicht viel über Lefti geredet. „Teilweise“, wiederholte Lefti, „Und was hast du ihm über den Auftrag erzählt?“ Er hatte die Arme immer noch verschränkt und musterte sie eindringlich. Trysha schlug die Beine übereinander und ließ ihren Schuh auf und ab wippen. „Ich hab ihm gesagt, dass wir den Auftrag erledigt haben und es keine Zeugen gibt.“ „Das ist alles?“, fragte Lefti. Trysha verschränkte ebenfalls die Arme und zögerte. Sollte sie ihm doch die Wahrheit sagen? „Ja, das ist alles“, log sie dann. „Verdammt!“, fluchte er und stieß sich von dem Herd ab, er baute sich vor Trysha auf, „Falls du es immer noch nicht kapiert hast, wir sind ein Team, ob es dir gefällt oder nicht. Ich kriege es früher oder später sowieso heraus, also kannst du es mir auch gleich beichten. Dir muss doch aufgefallen sein, dass an der Sache irgendwas nicht stimmte! Oder wie erklärst du dir sonst zum Beispiel die bewaffneten Typen?!“ Trysha schwieg, er hatte Recht. Lefti stieß einen ungeduldigen Seufzer aus und ließ sich erschöpft auf einen Stuhl neben ihr Fallen. Es musste sein, er war ihr Partner, ihr Kollege, er musste es erfahren. Also stand Trysha auf und ging in dem Raum auf und ab, während sie Lefti schilderte, was sie in der Zentrale in Erfahrung gebracht hatte und wie ihr Vater mit der ganzen Sache in Verbindung stand. Dass Reilly die ganze Sache organisiert hatte und sie Teil eines Kräftemessens geworden waren. Lefti verstand und alles fügte sich zusammen, sodass es einen Sinn ergab. Als Trysha fertig war, wartete sie auf seine Reaktion. „Zehn Riesen?“, fragte er ungläubig, „Ganz schöner Wetteinsatz.“ Trysha nickte und Lefti lachte kurz künstlich auf. „Würde gern wissen, was für einen Anteil wir daran haben“, überlegte er spöttisch. Trysha fuhr zusammen. Wenn sie schon mal dabei war, konnte sie ihm auch alles erzählen. „Ich schätze...“, setzte sie an und lächelte unsicher, „Gar keinen mehr.“ Lefti schaute sie verwirrt an und fragte: „Wieso das?“ „Na ja. Vielleicht habe ich auch etwas überreagiert, aber ich habe ihm die Umschläge mit dem Geld gegen den Kopf geworfen, nachdem ich raus bekommen hab was los war.“ Lefti starrte sie an, aber aus seinen Gesichtsausdruck konnte sie nicht erkennen, ob er es richtig oder falsch fand. Sie wandte den Blick von ihm ab und setzte sich wieder auf den Stuhl. Und dann fing er an zu lachen. „Ich stelle mir gerade vor wie er das Geld gegen den Schädel bekommt!“, sagte er lachend. Trysha grinste. „Ja, er sah ziemlich verwirrt aus.“ „Und was hat er dann gesagt?“, wollte Lefti wissen. Trysha überlegte. „Na ja, zuerst hab ich noch gesagt, dass-“, sie hielt inne. „Ja? Was hast du gesagt?“, fragte er gespannt. Trysha wich seinem Blick aus und sah aus dem großen Küchenfenster auf das Licht der Straßenlaterne, die auf der anderen Straßenseite stand. „Ist nicht so wichtig“, sagte sie. „Doch! Komm schon. Sag' es mir“, drängte er weiter. Trysha sprang auf und stellte sich vor ihn. „Nein! Das geht dich gar nichts an! Außerdem bin ich müde, also lass uns fahren!“ Lefti erhob sich ebenfalls, sein Gesichtsausdruck war jetzt ernst, fast bedrohlich. „Langsam nervt es mich, dass du immer denkst du müsstest alles vor mir verheimlichen! Ich will nicht sagen, dass es falsch war, dass du ihm das Geld wieder zurück gegeben hast, auch wenn du dich bei der Entscheidung über mich hinweggesetzt hast, aber ich finde ich habe ein Recht darauf zu erfahren, wieso ich meine Bezahlung für das hier-“, er deutete auf seine Wunde, „Nicht bekommen werde!“ Er war wirklich größer als sie und hatte sich so dicht vor ihr aufgebaut, dass sie zu ihm hoch gucken musste und es ihr doppelt bewusst wurde. Sie stach ihm mit dem Zeigefinger in die Brust, als wollte sie die Luft aus einem Ballon heraus lassen. „Wenn du es unbedingt wissen willst: Ich wollte kündigen!“, sagte sie zu recht aufgebracht. Als ob sie mit ihrem Finger eine Wirkung erzielt hatte, wich der wütende Ausdruck von Leftis Gesicht und er senkte den Blick. Er atmete aus und wusste nicht wohin mit seinen Händen, also stemmte er sich eine in die Seite und kratzte sich mit der anderen am Kopf. Dann schaute er sie entschuldigend an, während er fragte: „Und? Hast du?“ Trysha tat als würde sie überlegen, ob sie es ihm sagen sollte. Sollte er doch noch ein bisschen zappeln! Schließlich mischte er sich in ihre Angelegenheiten ein. Nach einer Pause ließ sie sich dazu herab ihm zu antworten: „Nein.“ Lefti setzte sich wieder und starrte auf seine Hände, dann meinte er langsam, als hätte er sich gut überlegt was er sagen wollte: „Wieso nicht? Manchmal glaube ich, dass du den Job nicht magst... oder sogar nicht ausstehen kannst. Deswegen frage ich mich, warum du ihn trotzdem weiter machst, obwohl das die beste Chance wäre aufzuhören?“ „Wer sagt, dass ich den Job nicht leiden kann?“, fragte Trysha störrisch. „Ach komm schon! Ich weiß, dass dein Vater uns nur in ein Team gesteckt hat, weil du zu viele Zeugen am Leben lässt. Das muss doch irgendwas bedeuten. Außerdem-“ „Nein. Es hat nichts zu bedeuten!“, unterbrach sie ihn bestimmt, „Und jetzt lass uns endlich fahren!“ Lefti wusste, dass das Gespräch beendet war und er nichts mehr aus ihr heraus bekommen würde, also stand er erledigt von seinem Stuhl auf. Er war hundemüde und er merkte, dass es ihr genauso ging. „Okay, ich bring dich nach Hause.“ Trysha nickte und sie verabschiedeten sich noch dankend von Giovanni, der sich gerade die Verlängerung ansah, mittlerweile stand es 21:21. Bevor Lefti losfuhr sagte Trysha ihm noch, dass sie in der kommenden Woche Freitag ihren nächsten Auftrag hatten. Es war das erste Mal, dass sie ihm freiwillig eine Information gab, die ihre gemeinsame Arbeit betraf, und obwohl Lefti es bemerkt hatte, ließ er sich nichts anmerken. *** So, die 4. Episode ist fertig! Langsam nimmt die Geschichte gestalt an! *freu* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)