Hinter den Nebeln von Ionna (Der Schein trügt meistens...) ================================================================================ Kapitel 2: Solltest du das nicht wissen? ---------------------------------------- Bei dem Versuch mich zu bewegen stellte ich fest, dass mein Gesicht das Einzige war das ich noch bewegen konnte. Noch immer sah ich nur das riesige Tor, schlank hoch und anmutig. Der spiegelglatte Marmor , der aber nicht zu spiegeln schien, hatte keinerlei Unebenheiten oder Übergänge; die ganze Wand schien aus einem riesigen, schneeweißen Stück Marmor zu sein . Noch nie zuvor hatte ich so ein schönes und großes Bauwerk gesehen. Ehrlich gesagt hatte ich noch nie etwas größeres als das Rathaus in unserem Nachbardorf gesehen. Die Bauart erinnerte mich an die Schilderungen über elbische Baukunst. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass Menschen zu so perfektionistischer hoher Baukunst fähig seien konnten. Das kaum wahrnehmbare Geräusch das mein Entführer machte, als er langsam und anmutig um mich herum ging, riss mich zu meiner derzeitigen Situation zurück. Er ist ein Elb! Er hatte fließend lange, weiße Haare, die ihm knapp bis unter die Achseln gingen. Alles an ihm war länglicher, Arme, Beine, Hände, Finger, Gesicht... Er hatte große, längliche, schräg nach oben spitz zulaufende Augen, die ihm dadurch ein katzenähnliches Aussehen verliehen. Seine Kleidung könnte man als nicht behindernde Kampfkleidung bezeichnen, über relativ normale Stoffkleider hatte er einen ledernen Wams, seine Unterarme waren mit festem Leder geschützt und die Schienenbeine wurden von den wildledernen Stiefeln und darauf angebrachte, aus hellem Silber gefertigte, Schienen geschützt. An seiner Seite baumelte ein elegantes hellsilbernes schmales Schwert, dessen Scheide mit filigranen silbernen Einlegearbeiten verziert war und auf seinem Rücken hing ein schmaler zierlich wirkender, straff gespannten Bogen und ein halbvoller Köcher. Alles in allem wirkte es aber dennoch elegant. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen blieb er vor mir stehen, beugte sich leicht nach vorne, dabei flossen seine Haare wie Wasser über seine Schultern, dann richtete er seinen himmelgrauen Blick direkt in den meinen. Es schien mir als würde er mich durchleuchten, jeden Winkel meiner Selbst zu durchschauen... dabei konnte ich meinen Blick nicht aus dem seinen befreien. Nach einer Ewigkeit, so schien es mir, richtete er sich wieder zu einer kerzengeraden Haltung auf. „Was hattest du dort im Wald zu suchen? Niemand geht bei Nebel in den Wald. Ich dachte das hätten wir euch Menschlingen beigebracht!“, seine Stimme enthielt eine zu erahnende Melodie, die man nicht beschreiben kann, hatte aber einen schneidenden Tonfall, der meine Nackenhaare abstehen ließ. Seine Züge gaben keinerlei Gedanken oder Gefühle preis, sie waren Regungslos. Ich wartete, - ich musste ja warten. Seine Augen ruhten auf mir ohne auch nur zu zwinkern. Plötzlich wurde mir bewusst dass ich antworten sollte. warum ich in den Wald gegangen war? Ich brauchte Wasser und wollte zum Brunnen, und dabei hab ich mich in dem Nebel verlaufen! Ziemlich dumme Ausrede, nur leider war sie war. Ja, man hatte uns Menschlingen zu Genüge klar gemacht, dass wir bei dichtem Nebel nicht in den Wald zu gehen haben und am besten in unseren Häusern bleiben; und das nicht nur wegen der Gefahr sich zu verlaufen. Jedes kleine Kind kennt die Geschichten über die magischen Kriege die in den Nebeln stattfinden... Und jedes weiß auch das es sich da am besten ganz raushält. Das ist einfach nichts für Menschen. Nur ich musste Mal wieder eine festverankerte Grundregel missachten. Dem Elb dürfte inzwischen klar geworden sein, dass er von mir keine Antwort mehr bekam, da er sich umdrehte und nachdenklich den Kopf auf die Hand stützte. Währenddessen sausten tausende von verschiedenen Ausgangsmöglichkeiten meiner Situation durch den Kopf, eine unangenehmer als die andere. Blitzartig drehte er sich um und schaute mir wieder so unangenehm in die Augen. „Dem Gesetz nach müsste ich dich töten.“, sagte er ohne seine Stimme zu heben oder zu senken, „doch du wirst sowieso da draußen sterben. Aber sie es als Chance.“ Auf einmal stand er direkt vor mir, führte die Hand in einer langsamen Bewegung an meinem Gesicht vorbei und griff, die Finger am Anfang gespreizt, in die Luft als umschließe er etwas. Meine Gedanken würden wie von einem Fluss weggerissen und dann legte sich ein leichter Nebel um sie. Meine Blick wurde unscharf und alles verschwamm, ich blinzelte ein paar mal um wieder einen klaren Blick zu bekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)