The demon inside von abgemeldet (Yin und Yang) ================================================================================ Kapitel 1: Yin und Yang ----------------------- - The Demon Inside - Mireille saß auf einem Stuhl, ihre Beine an die Stuhlbeine und ihre Hände hinter der Lehne gefesselt. Sie war zwar nicht geknebelt und auch ihre Augen waren nicht verbunden, aber war das angesichts ihrer sonstigen Unbeweglichkeit nur ein kleiner Trost. In Gedanken versunken, wie sie sich aus dieser Misere befreien könnte, nahm sie die Gegenwart einer anderen Person erst spät wahr und fuhr deswegen um so heftiger zusammen. „Weswegen bist du so nervös?“ Sie versuchte ihre Atmung zu kontrollieren und wieder Herr ihrer Gedanken zu werden, als die Stimme erneut erklang. „Du befindest dich in einer sehr... ungünstigen Lage.“ Mireille drehte ihren Kopf nicht, um zu sehen, wer da sprach. Sie wusste es bereits. Sie hatte diese Stimme schon einmal gehört. Nein, das durfte nicht sein. Wie konnte das nur passieren...? „Was glaubst du, wirst du jetzt tun?“ Stille. „Kannst du überhaupt etwas tun?“ Stille. Schritte in ihre Richtung verieten Mireille, dass sich die andere Person in Bewegung gesetzt hatte. „Soll ich dir etwas verraten?“ Mireille fing an zu zittern. Sie war jetzt direkt hinter ihr. Sie spürte ihren Atem im Nacken, als sie ihr sanft ins Ohr flüsterte: „Sie hat versagt!“ Wieder Schritte. Sie ging um den Stuhl herum, bis sie direkt vor Mireille stand. Sie beugte sich zu ihr runter, ihre Nasenspitzen berührten sich beinahe, so nah kam sie Mireille’s Gesicht. Mireille’s Augen weiteten sich angsterfüllt, sie hielt den Atem an und das erste Mal in ihrem Leben betete sie um göttlichen Beistand. Ihre leuchtend blauen Opale füllten sich langsam mit Tränen, als sie in die kalten, gnadenlosen Augen blickte, die den sicheren Tod versprachen. Die Augen, die einst voller Leben und Ausdrucksstärke waren, die Mireille stundenlang betrachten und in ihnen immer wieder etwas Neues entdecken konnte, Melancholie verströmende Tiefen, in denen man sich auf ewig verlieren konnte, die dennoch geleuchtet haben wie ein brauner Kristall, waren jetzt sowohl hass-, als auch spotterfüllt. Ein leises Schluchzen war zu hören, als Mireille innerlich zusammenbrach. O Gott! „Es ist mir ein Freude, dich so zu sehen, Tochter Korsikas! Soll ich dir etwas verraten?“ Eine einzelne Träne lief über Mireille’s Wange. „Ich werde dir nicht zuhören!“ „Warum denn nicht? Bin ich nicht mehr deine ’geliebte’ Partnerin?“ In ihrer Stimme schwang ein sarkastischer Ton mit, als sie Mireille anlächelte. „Du bist nicht meine Partnerin. Sie ist kein Monster, so wie du!“ Kirika hob den Kopf. „Ach, nein?“ Sie verengte die Augen und ihr Mund war nur noch ein schmaler Strich. „Schon vergessen, dass auch ich Kirika bin?“ „Nein! Kirika ist kein Monster. Sie hat ein Herz und eine Seele und – “ Mireilles Stimme brach. Sie brachte kein Wort heraus. Sie konnte nicht fassen, was passiert war. Kirika....warum..? „Ach, weißt du, ich habe eigentlich keine Lust, mich lange mit dir aufzuhalten. Hmm...Ich habe überlegt, wie ich dich besiegen kann. Sicher, es wäre ein Leichtes für mich, dich zu töten, aber würde mich das wirklich befriedigen? Was glaubst du?“ „Du wirst mich nicht besiegen können. Sie würde das niemals zulassen!“ schrie Mireille direkt in das Gesicht dieser Kreatur, dessen Gesicht zu einer grausamen Grimasse verzogen war. „Kirika und ich sind ein und dieselbe Person. Es wird dir niemals möglich sein, deine liebe, handzahme Kirika von dem ach- so- bösen Monster zu trennen. Wir sind die zwei Seiten einer Medaille, Licht und Schatten, Liebe und Hass.“ „Nein. Ich...ich...“ „Was versuchst du dir einzureden? Gib es auf! So wie Kirika aufgegeben hat.“ „Was...?“ „Ja! Sie hat erkannt, dass sie nicht stark genug ist, gegen mich anzukämpfen. Es wäre gar nicht möglich. Wie soll man auch gegen sich selber kämpfen? Das führt schließlich zu keinem Ergebnis, nicht wahr? Nein, sie hat sich in die Hände der Macht ergeben und ihr Schicksal akzeptiert. Das hättest du auch tun sollen, oder besser deine Eltern. Eine einzige Entscheidung hat sie all ihren Einfluss und sogar ihr Leben gekostet. Aber Altena hatte recht, sie haben ihren Zweck erfüllt, wie alle, die als Opfer für Noir gefallen sind.“ Mireille weinte jetzt. Sie konnte ihre Emotionen nicht kontrollieren und sah auch keinen Sinn mehr darin. Sie würde bald sterben, wenn kein Wunder geschieht. „Deine Schwäche schockiert mich ein wenig. Ich war immer der Ansicht, dass du sehr stark bist, trotz allem. Na ja, ich habe mich wohl geirrt. Aber das tun wir schließlich alle einmal, nicht wahr?“ Kirika lächelte und drehte sich um, ging von Mireille weg. „Mir ist doch tatsächlich etwas eingefallen. Damit werde ich dich nicht einfach nur in die Tiefen der Hölle verbannen, sondern dein Innerstes vernichten.“ Es war neben Kirikas langsamen Schritten nur noch ein leises Wimmern zu hören. Mireille hatte den Kopf gesenkt, die Tränen liefen ihr ungehindert über die Wangen und tropften von ihrer Nasenspitze auf ihren Rock. Dann drehte sich Kirika ruckartig herum und zog dabei ihre Waffe aus dem Schulterholster. Ihre Augen in Wahnsinn geweitet, den Mund zu einem Grinsen verzogen, hielt sie den Lauf ihrer Beretta auf Mireille’s Kopf gerichtet. „Sieh’ mich an!“, sagte sie mit einer leisen, bedrohlichen Stimme. Mireille schaute nicht auf. „Sieh’ mich an!!“, schrie Kirika und spannte den Hammer ihrer Waffe. Als Mireille immer noch keine Anstalten machte, aufzusehen, war Kirika mit einem Satz wieder vor ihr und riss mit der freien Hand ihr Gesicht gewaltsam zu ihr hoch. Mireille’s tränen- und angsterfüllten Augen trafen die kalten Kirika’s und Mireille verstummte vollkommen. Kirika hielt ihr den Lauf direkt an die Schläfe und funkelte sie hasserfüllt an. „Ich sagte, sieh’ mich an! Du bist ein erbärmlicher Feigling, Mireille Bouquet, und das weißt du.“ Sie ließ die Waffe und ihre Hand sinken und trat vom Stuhl zurück. Als sie sich umdrehte, war der Hass verschwunden und nur Sarkasmus und der Ausdruck der Überlegenheit waren noch da. Es ist eine Schande, dass es dir möglich war mich im entscheidenen Moment in die Schranken zu weisen. Ich hätte dich dort draußen in den Ruinen getötet, aber ... Und es ist auch deine Schuld, dass Chloe jetzt tot ist. Sie und ich sollten Noir werden. Nur die stärksten Pflänzchen werden die Prüfungen überstehen. Sie war stärker als du. Und darum hättest du an dem Tag sterben sollen. Ich werde es dir nie verzeihen, dass du sie mir genommen hast. Du hast deine weichherzige Partnerin dazu gebracht, sie zu töten, weil du zu schwach warst, dich selber zu schützen. Du hast mir das genommen, was mir am meisten bedeutet hat. „Du hast sie getötet. Kirika hat sie getötet und du bist Kirika. Das waren deine Worte, oder?“ Mireille’s Stimme war tränenerstickt. ‚Es tut mir so leid, Kirika, vergib mir!’ dachte sie und schloss die Augen, als ein unerträglicher Schmerz ihr Herz durchfuhr. „Ja, ich bin Kirika, aber meine schwache Seite hat allein durch dich die Kontrolle erlangt. Ich hatte sie fast vollkommen erstickt, ihre letzten verzweifelten Anstrengungen, sich zu wehren und die Dunkelheit in ihr zurückzudrängen, zu nichte gemacht, und wollte nur noch dich als das letzte Hindernis auf meinem Weg zu Noir vernichten, als sie sich erneut aufbäumte...wegen dir, verdammt!“ Die letzten Worte schrie Kirika wieder, von ihrer sonstigen Ruhe und Besonnenheit keine Spur mehr. „Fast zwei Jahre habe ich gewartet. Tief in ihrer schwarzen Seele habe ich gelauert und auf den richtigen Moment gewartet um herauszukommen und meinem Schicksal gerecht zu werden.. und dann?“ Sie brach ab. Der Zorn war wieder da, sie funkelte Mireille an, ihre Augen bedrohliche Schlitze. „Doch jetzt ist es geschafft. Ich bin Noir. Zwar nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber dennoch Noir. Und ich habe meine Pflichten, die zu erfüllen mein einziger Wunsch ist. Ich bestrafe die, die es wagen, ihre Hand gegen Noir und die Soldats zu richten. Und du warst so töricht. Nun wirst du deine gerechte Strafe erhalten.“ „Töte mich doch einfach. Rede nicht so lange, tu’ es einfach!“ krächzte Mireille. Sie wollte alles andere als sterben. Lieber hätte sie ein Leben zusammen mit Kirika geführt, weit weg von all dem hier, aber jetzt... „Nein, Mademoiselle Bouquet, meine Intentionen gehen in eine etwas andere Richtung.“ Mit diesen Worten kam das höhnische Lächeln zurück auf Kirikas Gesicht und sie hob die Waffe. „Deine Strafe wird grausamer sein, als der Tod, denn der ist für jemanden wie dich zu gnädig. Ich werde das zerstören, was dir am meisten bedeutet. Das einzige, was dir noch geblieben ist, werde ich dir nehmen und so werde ich dich mit zerstören!“ In diesem Moment hob Kirika die Waffe bis zu ihrem Kopf und hielt sich die Waffe an ihre eigene Schläfe. Ihre Augen weiteten sich erneut im Wahnsinn und ein sie fing leise an zu lachen. Mireille stockte der Atem, als sie begriff, was Kirika/ der Dämon im Sinn hatte. „Nein, hör auf, tu’ das nicht!“ „Tja, Tochter Korsikas, c’ est la vie, oder besser c’ est la mort. Sag ‚Lebe wohl, Kirika’!“ „NEIIIIIIIIIIIIIN!!!!“ B A N G Kirikas Kopf wurde von der Wucht der Kugel zur Seite geworfen, sie stürzte zu Boden, die Waffe entglitt ihrem Griff. Mireille zerrte an ihren Fesseln, schrie und strampelte, doch konnte nichts tun. Nach wenigen Augenblicken saß sie zusammengesunken auf dem Stuhl und wimmerte. Es war vorbei, Kirika war tot. Das Monster hatte recht. Jetzt war sie endgültig geschlagen. The end Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)