Augenblicke von Rici-chan (♥RenxHoro♥ ♥One-Shot-Sammlung♥ 18 kapp ist da!) ================================================================================ Kapitel 17: Wiedersehen ----------------------- Wiedersehen Es wurde richtig warm. Die Sonne strahlte über die Wolken hinweg und tauchte sie in ein warmes Licht. Davon war natürlich im Flugzeug nicht viel zu merken, die Klimaanlage versorgte sie mit angenehm frischer und kühler Luft. Ren schmiegt sich an den warmen Körper neben sich und atmete tief durch. Die letzten Tage waren etwas stressig gewesen. Da er 18 geworden war und alle Geschäfte und rechtliche Ansprüche als Tao Oberhaupt auf ihn über gegangen waren, war er fast in Arbeit erstickt. Und zwar wirklich in Arbeit, nicht was andere Personen als solches sehen… „Alles in Ordnung?“, fragte sein Liebhaber, während jener durch sein Haar fuhr. Ihm wurde nun oft gesagt, dass er etwas an sich hatte, das zum kuscheln einlud. Wenn er daran dachte, wie oft er als kalt und gefühllos hingestellt worden war… Ren lächelte, wie er es erst nach einem gewaltigen Schmerz gelernt hatte. „Nein, bin nur müde“, und lehnte sich noch mehr an seine Stütze. Diese streichelte ihn weiter und nahm ihn wie er war. So warm innerlich und manchmal direkt, egoistisch aber auch erwachsen und verantwortungsbewusst. Und zwang ihn zu nichts. Wenn er so zurück dachte, fühlte er sich einfach nur sehr, sehr müde. Müde von den ganzen Anstrengungen, dem Schmerz, dem wachsen. Einfach von allem. In einer Stunde würden sie in Tokio ankommen, danach bräuchten sie noch etwa eine halbe Stunde um Yohs Haus zu erreichen. Und dort würden sie alle wieder sehen, die er ein Jahr lang nicht gesehen hatte. Mit dem Asakura hatte er regelmäßig Kontakt, sodass dieser über sein Leben bescheid wusste. Viele andere dagegen nicht und er hatte auch nicht das Bedürfnis gehabt, sie zu informieren. Warum sollte er? Wen sollte es interessieren? Ihn sicher nicht. Erschöpft döste er so in den Armen seiner geliebten Person, wohl geschützt und behütet. _ _ _ Gähnend rutschte der Ainu sich in seiner Lehne zu Recht. Das Züge aber auch immer Verspätung hatten! Konnte der Typ sich den nicht eher auf die Gleise bringen? Das er den Verkehr so lahm legen musste… So würde er noch zu spät kommen! Mehrere Stunden Zugfahrt reichten aus, um sein Gemüt anzuspannen… Und er würde Ren wieder sehen. Wie würde er wohl reagieren? Das letzte Bild, was er vor Augen hatte, war ein verletzter, blasser Ren. Ein Tao, der ebenso enttäuscht war wie Horo von sich selbst. Und seine dummen Gefühle, sein hin und her gerissen sein, und diese verdammte Entfernung zwischen ihnen. Anders hatte er es sich nicht erklären können. Und dazu war Ren eine eher gefühlskalte Person gewesen. Es war, als brauchte er ihn nicht. Da hatte er sich wohl geirrt, wenn er an das verletzte und entsetzte Gesicht zurück dachte… Er hatte halt noch immer Schuldgefühle. Aber er liebte Mio nun einmal. Inzwischen hatte er sie sogar fast über – sie war nun einmal nicht Ren. Zweifel wurden immer lauter, schließlich hatte Ren wegen seines Betrügens Schluss gemacht. Danach war er nur mit Mio zusammen gewesen… und hatte sogar die Freundschaft zu Ren gefährdet. Unruhig biss er sich auf die Lippe. War Mio wirklich so wichtig für ihn gewesen? Schließlich war er mit Ren fast ein Jahr zusammen gewesen… und zum Ende hin wurde er immer offener, als hätte er endlich seine Schale geknackt. Er hatte gerne Geduld gehabt, schließlich hatte Ren nun einmal eine nicht gerade nette Kindheit hinter sich. Und er war oftmals stärker als er annahm. So viele Sachen auszuhalten, so viele Gefühle zu unterdrücken, Geduld zu üben… das konnte nicht jeder. Hätte er doch aber öfter gelächelt… Das ganze hatte Horo natürlich nicht davon abgehalten im Internet nach dem Chinesen zu schauen. Das war ihr vorrangiges Kommunikationsmittel in ihrer Beziehung gewesen. Natürlich hatten sie auch telefoniert, aber die Kosten wären zu hoch gewesen, hätten sie nur dass getan. So blieb es eine Beziehung über Internet. Dort konnte er ab und an in manchen Foren etwas darüber lesen, das Ren sich verändert habe. Das er jobben gegangen wäre, obwohl er es nicht nötig hatte. Nur um menschenfreundlicher zu werden. Wenn er sich Ren als Kellner vorstellen musste, schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht. Hatte er sich auch äußerlich verändert? War er gewachsen? Und wie würde er nach diesem Jahr Pause reagieren? Ren hatte diese selbst verlangt, um davon loszukommen, wie er gemeint hatte. Damit er ohne Hintergedanken wieder mit ihm reden konnte. Ohne Eifersucht oder gar Hass, damit die Verletzungen heilen konnte. Obwohl sicher eine Narbe bleiben würde. Aber solange er sich mit Ren unterhalten konnte, ihn wieder necken konnte – das reichte ihn schon. Er hatte ihn richtig vermisst, wenn er einmal Zeit hatte nachzudenken. Sein Leben war sonst sehr von seiner Arbeit, Schule und natürlich Mio erfüllt gewesen. Ihm fehlten die Endlosdiskussionen, dass sie so unterschiedliche Meinungen hatten und natürlich Rens immerwährende Intelligenz, die ihn öfter mal auf den Boden der Tatsachen zurück geholt hatte. Und nun sahen sie sich wieder… Er musste zwar daran denken, das Ren wahrscheinlich jemand neuen hatte, aber er konnte sich ihn ehrlich gesagt mit niemand neuen vorstellen. So schüchtern wie Ren immer war, wie sensibel, so unwohl zwischen fremden Menschen… Wie sollte er da jemand neuen kennen lernen? Und doch kam etwas Eifersucht hoch. Sein ehemaliger Ren, der ihn geliebt hat, der versucht hat offen zu sein, der so brav war, der unterstützt hatte, der nur für ihn lachte. So vieles nur für ihn getan hatte. Horo ließ noch weiter seine Gedanken schweifen, horchte aber ebenso auf die Lautsprecheraussagen, dass die Bahn nun frei war. Endlich ging es weiter. _ _ _ „Waaahh!“, gähnte Ren genüsslich und rieb sich die Augen. Dieser Jetlag immer! Sein Lover war natürlich unberührt. „Was denn? So ausgebrannt und müde?“ „Pff!“, meinte der Chinese da nur schnippisch. „Komm, da vorne ist es schon!“ Das stimmte, vor ihnen erhob sich das Asakuraanwesen. Licht erhellte den Kiesweg, als der Fahrer hielt. Beide stiegen sie aus und ließen sich die Koffer geben. Sie würden ja eine ganze Woche hier bleiben. Yoh schien sie gehört zu haben und öffnete die Tür vor ihrer Nase. „Herein, Ren, Hao! Willkommen zurück!“ _ _ _ Scheiß Verspätung! Der Ainu schleppte den Koffer hinter sich über den unebenen Weg und sah entfernt eine Ahnung des Anwesens. Endlich war er da! Die Feier hatte sicher schon begonnen. Hoffentlich hielten sie etwas für ihn warm! Angekommen, verschwitzt und gestresst durch die Zugfahrt, klopfte er an. Ein langhaariger Asakura machte ihm auf. „Hey, hi Ainu!“, rief er vergnügt. „Komm, gib deinen Koffer, sag den anderen hallo!“ Horo grunzte nur. Nur weil sie Hao ´gereinigt´ hatten, hieß das nicht, dass er ihn mochte. Aber er war zu erschöpft, um sich weiter darüber zu ärgern. Aber bevor er auch etwas hätte sagen können, nahm der Asakura wirklich seine Koffer und schleppte sie von dannen, als wären sie federleicht. Solche Energie besaß er selbst dagegen nicht mehr. Er zog die Schuhe aus und kam in eine sehr bunte Angelegenheit. Nach seinem relativ ruhigen Leben in Hokkaido und der kurzen Flut an fremden Menschen auf dem Bahnhof war es dagegen aber fast ruhig. Anna redete mit Tamao über irgendwelche Mädchensachen, Lyserg sah und hörte teetrinkend dabei zu. Hao müsste oben sein, Yoh war anscheinend sicher gerade mit Ryu zum abwaschen verdonnert worden. Die meisten hatten schon gegessen, während sich Manta und… Ren anscheinend einen Wettkampf an der Konsole lieferten. Horo sah nur seinen Rücken, der dünner und dennoch größer geworden war, die Haare waren kürzer, aber seine Gebärden waren wie eh und je. Horo hatte nur das Bedürfnis einfach diese Gestalt nach so langer Zeit zu umarmen, zu wissen, dass sie real war. Er ging einen Schritt in diese Richtung, fast magnetisch angezogen von der dunkel gekleideten Person… Aber er kam gar nicht dazu, da bereits Ryu und Yoh ihn belagerten. Er drückte fast allen die Hand oder wurde erdrückt. Dennoch wollte er doch Ren sprechen! Dieser hatte ihn doch sicher mitbekommen, hatte gehört was Yoh gesagt hatte, musste doch ebenso ihn wieder sehen wollen, dennoch konnte er nun keinen Blick auf ihn erhaschen. Nachdem die Begrüßung etwas abgerungen zu Ende war, war Ren bereits verschwunden. Inzwischen verlor Manta sichtlich gegen Anna, die mal wieder keinen Blick auf den Trubel warf. Als er endlich gelöst war, sollte er sich in die Küche setzen, um noch etwas zu essen. Da ihm keiner folgte, nahm er einfach mal an, dass er Ren dort vorfinden würde. Und er hatte recht. Nur war Hao ziemlich nah bei dem Chinesen. Waren sie etwa… zusammen? Ren schaute auf als er die Tür hörte. Einen Herzschlag lang verzog keiner eine Miene. Horo hatte sich nicht wesentlich verändert. Seine Gesichtszüge waren noch etwas markanter geworden, sein Haar länger und hatten ein tieferes Blau als zuvor. Leichte Schatten ließen auf Bartstoppeln schließen, da er den ganzen Tag unterwegs gewesen war. Nur seine Klamotten waren neu. Und trotzdem zog sich in Rens Brust etwas zusammen. Die Narbe? Ren dagegen war erwachsener geworden. Seine Züge waren sowohl weicher als auch härter geworden. Als würde er sich immer nur noch bestimmten Personen öffnen. Sein Pony war kurzer und bedeckte die Augen nicht mehr. Er hatte freie Sicht. Auch schien er sichtlich gewachsen zu sein, wie er an einem alten T-Shirt erkennen konnte, welches sie zusammen gekauft hatten. Dieses war damals fast zu groß gewesen, inzwischen schmiegte es sich locker an seinen Körper. Wo er wie immer nur schwarze Sachen trug. Und in seiner Hosentasche war die Hand von Hao, der anstatt beim Abwasch zu helfen sich lieber anderweitig vergnügte. Das hätte Ren ihn nie machen lassen! Nach einem kurzen Blinzeln lächelte Ren allerdings. Kein Schlagen, kein Schreien wegen dem, was vor einem Jahr passiert ist. Er hatte alles erwartete, nur nicht das. Und er war verdammt froh darüber. Anscheinend hatte er seinen Ren wieder. _ _ _ Nachdem Ren ihm noch etwas warm gemacht hatte und Hao nach einem Kuss zu den anderen gegangen war, saßen sie sich gegenüber, Ren einen Tee trinkend und er noch essend. So viel konnte er reden, über so viele Themen. Ein ganzes Jahr war vergangen, ohne das er etwas gehört hatte. Wie ging es seiner Familie? Seiner Katze? Der Schule? Der … Beziehung? Wenn er ihn so ansah, kam er sich etwas zeitversetzt vor. Und dann doch wieder nicht. Er hatte das kaputt gemacht, was übrig gewesen war. „Und? Wie geht’s so?“, machte Ren schließlich den ersten Schritt. Man sah ihm nicht an, wie er sich fühlte. War er gebrochen? Noch verletzt? Wie weit konnte er gehen? War das ein Neuanfang? Oder nur Höflichkeit? „Nun ja… fragen wir eher wie es dir geht?“ Er hatte zwar Schuldgefühle, aber am meisten gelitten hatte sichtlich Ren. „Mhh“, machte er erst nur typisch und nahm einen Schluck Zitronentee. „Sagen wir so, Horo… Ich hab mich verändert. Es tat weh. Es ist eine Narbe geblieben. Wir können gerne wieder eine Freundschaft knüpfen, du warst der erste der mir so oder so gesehen nah war. Aber ich will nichts von deinem Beziehungskram wissen. Damit das klar ist.“ Horo nickte nur brav, erleichtert. Fast gerührt. Er konnte wieder mit Ren reden! Mit ihm quatschen, lachen… nur halt nicht küssen. Wollte er das überhaupt? „Aber darf ich über deine bescheid wissen?“, fragte er zu Rens Verwunderung. Der Chinese seufzte. „Hao wird’s dir sicher auf die Nase binden. Aber die davor…“ „Davor?“ blinzelte nun Horo. Hatte Ren mehrere gehabt? War er so einsam gewesen? Ren grinste nur. „Denkst du, ich bin ein Mauerblümchen geblieben? Ich hab manches ausprobiert, da kannst du dir sicher sein. Hier ne Affäre, dort eine… sogar mit einem Mädchen habe ich es probiert. Keine Angst, weder sie noch ich wurden verletzt. Ich war von Anfang an offen und habe gesagt was ich suche.“ Horo war noch sichtlich baff. Der REN hatte Affären? Der, der sich nicht mal getraut hatte jemanden in der Öffentlichkeit anzufassen? Zu Küssen? Aus Angst vor Worten und anderem? Anscheinend… hatte sich Ren ganz schön verändert. Und der Chinese genoss sichtlich die Verblüffung seines Gegenübers. „Vergiss das essen nicht.“ „Oh, eh ja.", plapperte Horo nur und aß dann auch weiter. „Aber… waren die wenigstens gut im Bett?“ Ein kleines Problem bei ihrer Beziehung war gewesen, das Ren zwar ein gutes Händchen gehabt hatte, Horo hingegen sich sichtlich dumm angestellt hatte. Er hatte Ren so gut wie keine sexuelle Lust beschert. Natürlich war es schön gewesen, aber nicht gut. „Ich muss meine eigene Unfähigkeit doch an jemanden messen“, musste er grinsen. Über ihre Beziehung schien Ren ganz locker sprechen zu können… „Nun ja… gezählt an der Erfahrung und der Dauer der Beziehung… warst du der schlechteste.“ Nun war Horo beleidigt. „Mensch, vielleicht habe ich mich aber verbessert?“ Mit solchen Worten erreichte er genau das Gegenteil. Goldene Augen funkelten ihn böse an. „Horo, du weist schon, das du in einer Beziehung steckst? Und ich nie zum Fremdgeher werden würde.“ „Steckst du in keiner Beziehung? Was ist mit Hao?“, fragte Horo verwundert. „Das ist… kompliziert. Wohl eher ne Bettbekanntschaft. Hao ist nicht fähig zu lieben und außer dir habe ich nie jemanden geliebt bisher…“ Horo war erneut getroffen von den Worten, die so ehrlich und so traurig klangen, dass ihm das Herz schwer wurde. Ren hatte bisher nur ihn geliebt? Hatte er sich zu niemand anderen hingezogen gefühlt? Einfach geliebt? Anscheinend verschenkte er seinen Körper nun schneller als sein Herz… Aber anscheinend hatte er wirklich niemanden verletzt. Wer würde sich den schon ansonsten auf jemanden einlassen, der nur Wärme suchte? Bettwärme? Aber er hatte eigentlich erwartet, das der Zug Horo schon lange abgefahren war... aber anscheinend waren noch ein paar Wagons da. Ansonsten hätte er sich doch sicher neu verliebt, oder nicht? Horo hatte inzwischen aufgegessen und Ren seinen Tee ausgetrunken. Sie unterhielten sich noch kurz über die Schule, was sie in Zukunft planten. Obwohl Horo Mio sichtlich heraus ließ. Obwohl Ren nicht wo wirkte, als hätte ihm das wenn etwas ausgemacht… Aber es machte Ren etwas aus. Etwas verträumt blickte er aus dem Küchenfenster. Es war so nostalgisch. Hier mit Horo zu sitzen. Zu reden. Mit seiner alten Liebe. Wenn er daran dachte mir wem und was Horo die Zeit gemacht hatte, wurde er fast eifersüchtig. Er war wohl einfach nicht gut genug gewesen. Und das hatte ihn dazu bestärkt, sich zu verändern. Er hatte ganz schön gelitten, hatte an sich gearbeitet, an seiner Scham und an seiner Offenheit. Beides wäre nun kein Problem mehr. Und ein winziger Teil von ihm wollte wirklich wissen, ob Horo sich verbessert hatte. Ob es noch wie damals war. Aber es war nicht mehr wie damals. Und würde es nie wieder sein. Müdigkeit ungeahnten Ausmaßes schlug über ihn zusammen. „Nun ja… ich geh dann mal schlafen. War ne langen Tag. Nacht, Horo.“ „Nacht, Ren-chan.“ Da erreichte nur ein müdes Lächeln seine Lippen. _ _ _ Wenn er doch nur schlafen könnte! Der Chinese hatte zusammen mit Hao ein kleines extra Zimmer. Natürlich taten sie hier nichts Unanständiges. Er war aber sichtlich froh jemanden bei sich zu haben. Die Wärme des Asakura brachte ihn sichtlich dazu auf dem Boden zu bleiben. Die Nähe zu Horo reizte schon. Er fühlte sich so freier, dennoch juckte die Narbe ab und an noch unangenehm. Hatte er sich heimlich Hoffnungen gemacht? Das es wieder etwas werden könnte? Und auch hier war es wieder einmal Hao, so direkt und unermüdlich, das ihm fast der Atem stockte. Warme Hände schlangen sich um seinen Bauch und behielten sich bei ihm. „Denk nicht so viel nach. Ich hab es förmlich in deinen Augen gesehen. Du liebst ihn noch, was?“ „Nein… so ganz stimmt das nicht.“ Er würde lügen, wenn er meinen würde, dass ihm seine erste Liebe nichts mehr bedeutete. Das bedeutete aber noch lange nicht, dass er diese Beziehung zulassen würde! „Aber ich bin kein Fremdgeher“, wehrte er sich und drehte sich so, das er in die tiefen brauen Augen blickte. „Nein, dein Verstand herrscht noch immer über dein Herz, mein Guter. Obwohl du schon besser geworden bist.“ „Alter Besserwisser“, musste Ren nur kichern, bevor Hao ihn zu einem Kuss heran zog. Ihm Wärme gab. Sie hatten beide ihr sogenanntes Herz an jemand anderen verschenkt, wo es nicht möglich war das es erwidert wurde. Aus moralischen Gründen oder einfach aus Stolz. Allerdings sorgten sie gegenseitig dafür, dass man nicht allzu einsam wurde. So auch diese Nacht. _ _ _ Und ebenso konnte ein Ainu nicht besonders gut schlafen. Was Ren wohl gerade machte? Ob er etwas Besonderes mit Hao tat? Das Zimmer war zu weit weg, als dass er etwas hätte hören können. Es interessierte ihn aber. Und es hatte etwas seinen Stolz verletzt, dass er am schlechtesten gewesen sein sollte. Das konnte doch nicht sein! Hatte er sich wirklich so dumm angestellt? In Punkto Gefühlen sicher… Im Moment war er nur froh, das sie miteinander reden konnten. Morgen musste er sich bei Mio melden, da sie sich sonst Sorgen machen würde. Aber er hatte sie gerade echt über. Er mochte sie und alles, aber… es kamen keine Widerworte, keine Erwartungen. Gar nichts. Keine guten Gespräche. Dabei war sie nicht dumm. Und nun traf er hier Ren wieder… Theoretisch würde Mio nichts erfahren, aber Ren würde niemals fremdgehen, oder besser zu einem solchem werden. Das hatte er selbst gesagt. Eigentlich sollte er keine solchen Gedanken hegen. Schließlich wollte er selbst nie betrogen werden. Aber es reizte ihn doch schon ziemlich. Und da Ren eh abblocken würde… Er würde es nie zulassen, nicht? Und er würde ihn sicherlich nicht mit seinem Charme herum kriegen, oder? Naja, erst einmal aufs Klo. Zu viel Cola getrunken. So stand der Ainu auf und machte sich auf den Weg. Als er an Yohs und Annas Zimmer vorbei kam, war er extra leise, aber er hörte nichts, bis er das Zimmer darauf bemerkte. Rens und Haos Zimmer. Und er hörte ein Seufzen, was ihm Gänsehaut bescherte. Rens Seufzen. Gott, er hatte ihn nicht einmal zu so etwas bringen können… Nicht mal das! Unbemerkt schlich er näher und erspähte ein paar Gestalten im Dunkeln. Da das alte Gasthaus meistens nur Schiebetüren besaß, musste er sie nur etwas geräuschlos rücken, um vollen Einblick zu haben. Der Mond schien deutlich in das Zimmer, und das erste was er sah, war das Ren Hao einen blies. Fantastisch. Selbst das dürfte er nur einmal erleben. Hier ging Ren gleich wissend zur Sache, mit leicht rotem Kopf, was wohl eher von der Erregung als von der Scham kam. Er bewegte den Kopf sichtlich auf und ab, während Hao leise zuckte und eine Hand in dessen Haar verkrampfte. Das waren Lover… Sie flüsterten, sodass Ren aufhörte und seinen leichten Yukata öffnete, sodass Horo nun vollen Blick auf dessen leicht veränderten Bau hatte. Und auf welche Freizügigkeit Ren sich angeeignet hatte. Unabsichtlich hatte er einen leichten Ständer bekommen. O Gott. Ren würde Hao gleich reiten… Obwohl Horo sowohl wusste, dass es sich nicht gehörte, als auch das Ren ihn dafür schimpfen würde, musste er weiter zusehen. Wie Ren sich nackt nieder ließ, leise stöhnte, Hao ihn innig küsste und sie es trieben, als gebe es kein Morgen. Wenn Ren wenigstens bei ihm so gewesen wäre… einmal… Er wünschte sich so sehr, das einmal auszukosten. Diese weiche Haut, die sich stöhnend unter IHM wand, nicht unter jemand anderen… Eifersucht kochte ebenso hoch wie eine sichtliche Erregung. Die beiden waren leise, dennoch sah man Ren die Erregung an. Ebenso wie er die Hüfte bewegte… himmlisch. Und schließlich kam Ren auch nach relativ kurzer Zeit. Er bäumte sich auf, Hao bewegte die Hüfte nochmals und kam anscheinend tief in ihm. Und ohne Gummi… bevor sie ihn bemerkten schlich er sich davon, weiter Richtung Klo. Nun würde er sich dort wohl auch Erleichterung holen müssen… „Ren? War das nicht mal mies?“, grinste Hao deutlich, als der Chinese sich ihm entzog und schwitzend halb neben ihm lag. „Ja, klar… aber er sollte mal sehen was er verpasst hatte. Außerdem hat sich das so ergeben, das war nicht geplant!“, erinnerte er den Braunhaarigen. „Selbst Schuld wenn er zu guckt. Eine klitzekleine Rache muss schon sein.“ „Ich färbe wohl ab, was?“ „Kann durchaus sein.“ _ _ _ Am nächsten Morgen frühstückten sie alle zusammen, Ren wurde einkaufen geschickt, da heute Tamao und Yoh kochen sollten. Alle hatten sich noch eine Menge zu erzählen, wie Horo durchaus mitbekam. Manchmal musste er bei Lyserg zweimal hinhören, damit er sein durch seinen englischen Akzent gefärbtes Japanisch richtig verstand. Er fragte Anna schnell ob er etwas machen musste, als sie verneinte, ging er Ren hinterher. Draußen schien die Sonne strahlend vom Himmel und nur einige Wolken waren zu sehen. Guten Mutes wieder etwas mit Ren zu reden rannte er kurz ein paar Meter, ehe er neben dem Chinesen zum stehen kam. „Anna meinte ich soll dir helfen!“ „Lüg nicht so rum, du willst nur quatschen.“ Meinte Ren sichtlich mies gelaunt. Horo zog erstaunt die Augenbrauen hoch, war das so offensichtlich gewesen? „Gut, aber ich kann dir ja trotzdem helfen, oder?“ „Als ob ich deine Hilfe brauchen würde…“, schnaubte der Chinese nur. „Früher hast du sie gebraucht“, erinnerte er ihn. Er hatte Ren so viel Neues gezeigt, dass der Schwarzhaarige sich oftmals an ihn geklammert hatte und dazu schüchtern auf seine Worte gehört hatte, als wären sie seine Bibel. „Das ist lange her, Baka“, meinte Ren eher tonlos. Nun sah Horo erst, wie erschöpft der Chinese doch war. „Ja, klar… Ren, was ist denn? Was ist los? Gestern warst du nicht so genervt…“ Ja, gestern hatte Horo auch keine Mio angerufen. Gestern hatte die Narbe nicht so gezwickt. Gestern war er sich noch nicht bewusst gewesen, wie gut es Horo die ganze Zeit über gegangen sein musste, während er gelitten hatte. Wie er teilweise noch immer litt. Aber sowas war ja egal... Während er so hart gearbeitet hatte, und dennoch nicht mal Horos Level erreicht hatte. Denn er war erstaunlicherweise selbst nach seinen bisherigen Beziehungen nicht glücklich, und noch immer eifersüchtig auf Horo. Auf sein Leben, auf sein Glück, und verdammt noch mal, das er ihn nicht gebraucht hatte. Er hatte Horo oft gebraucht, Horo ihn nie. Er kam sich so dumm und schwach vor… „Sagen wir, ich bin etwas genervt, reicht das als Antwort? Oder willst du noch was wissen?“ „Hey… nur mal die Ruhe…“, beschwichtigte der Größere ihn nur. „Ich will dir nur beim einkaufen helfen, ok?“ „OK“ Und mehr tat Horo am Ende auch nicht. Er redete nicht mehr mit Ren, dieser nicht mit ihm, und sie kauften stillschweigend die Liste ein. Selbst auf dem Nachhause Weg sprach Ren kein Wort mit ihm. Während sich Horo seine Gedanken machte. Wie konnte er das brechen? Würde Ren so überhaupt auf seine Reize eingehen? Im Supermarkt hatte jemand Ren angesprochen, und während jener früher nur rot geworden wäre, ließ er hier so jemanden einfach abblitzen, eiskalt. Der Kerl hatte ihm richtig leid getan. Früher war Horo derjenige gewesen, der ständig angesprochen worden war. Und nun Ren, da dieser endlich seine Schüchternheit überwunden hatte. Auch seinen Groll ihm gegenüber? _ _ _ „Hao… ich mag nicht…“ „Komm, hier sieht uns doch keiner… und ich weis genau dass du es willst… oder denkst du an eine ganz bestimmte Person?“ „Nein… tu ich nicht, aber... ah…“ _ _ _ „Ren?“, fragte Horo in den Raum, wo sich der Chinese kurz zuvor noch aufgehalten hatte. Hier war er nicht mehr. Dabei wollte er doch endlich wieder richtig mit ihm reden. Sich aussprechen. War Ren wirklich noch wütend? Oder war das nur eine Laune? Schließlich war er erst so gewesen, als die Sprache auf Mio gekommen war… Ren konnte doch nicht etwa eifersüchtig sein? Noch etwas empfinden? Wenn er aber an Hao dachte, der heute Morgen kurzfristig zu ihm gekommen war… Und zuerst hatte er eine Predigt erhalten. Wie Ren gelitten haben sollte. Was er gemacht haben sollte, und wie sehr er noch an Horo hang. Das er deswegen nur mit Hao zusammen war, damit er ihn endlich vergessen konnte. Und so weiter. Aber Horo konnte das nicht glauben, nicht nachdem, wie genervt Ren heute gewesen war. Wie sehr er anscheinend nicht wollte, dass etwas passierte. Aber Horo machte sich auch Gedanken. Woher kam sein plötzliches wollen, Ren zu haben? Nur weil er ihn nicht mehr besaß? Er hatte öfter Schuldgefühle gehabt, mehr als er sich eingestehen wollte. Wenn Ren ja sagen würde, würde er es sofort machen. Natürlich auch geheim halten. Aber er bräuchte nur eine Regung von ihm… O Gott. Nachdem er Ren nicht in dessen Zimmer gesehen hatte, war er auf dem Weg zum Bad gewesen. Ren hatte früher öfter mal in der kleine Badewanne dort entspannt, wenn ihm alles zu viel wurde. Hatte er gerade Ren leise schreien gehört? Aufgebracht wandte er sich dem Bad zu, in deren Vorzimmer anscheinend gerangelt wurde. Sofort schob er die Tür auf, nur um beinahe auszurasten, wegen dem was er da vor fand. Hao hatte Ren zu Boden gedrückt, beide hatten nur leichte Bademäntel an. Rens Oberkörper war von Malen nur so übersät, wehrte sich aber sichtlich gegen Haos Begehren. Erschrocken schauten beide auf, Ren etwas verängstigt, verwirrt, erleichtert und wütend zu gleich. Diesen kurzen Moment nutzte Hao sofort und pinnte die Arme des Chinesen an den kalten Boden unter ihnen. „Was guckst du so Ainu? Du störst…“ „Nein, Hao, aufhören!“, bat Ren im selben Augenblick dagegen nur. Im Moment war es nur noch peinlicher, das Horo ihn so, schwach und in Haos Händen, der sicher etwas vor hatte, gesehen hatte… Dabei hatte er sich doch verändert! Er brauchte keine Hilfe mehr! Und da brannte fast eine Sicherung durch bei dem blauen Schamanen. Er zehrte Hao von Ren weg und schlug ihn zu gleich nieder. Anstatt sich zu wehren packte Hao nur die Hände des Ainus und hielt alles Weitere auf. „Was mischst du dich ein?“ „Du bist doch am vergewaltigen! Sowas macht man nicht!“ „Und verletzen tut man einen auch nicht! Du hast es doch auch nur getan, also was für ein Recht nimmst du dir heraus, mir zu sagen was ich tun soll, hä?“ Horo erstarrte, während Ren sich aufrappelte. „Das war etwas völlig anderes! Ich habe Ren nie gegen seinen Willen genommen!“ „Aber du bist fremd gegangen! Du hast ihn seelisch verge-…!“ Dieses Mal bekam Hao eine geklatscht, von Ren, dessen Bademantel noch immer schief hing. Er bedeckte seinen zierlichen Körper gerade so, sodass er noch ärmer als sonst wirkte. „Hao, das reicht! Hau ab! Du hast genug gespielt!“ „Gespielt!?“, war nun der Ainu verwirrt, der nun hinter Ren stand, welcher die beiden Streithähne getrennt hatte. „Ja, gespielt! Wenn du nur Horo her locken wolltest, hättest du einfach gleich sagen sollen was du willst!“ Was, das war alles inszeniert? Dabei schien Ren wirklich nicht gewollt zu haben… Sanft legte der Blauhaarige eine Hand auf die zierliche Schulter, die daraufhin weg zuckte. Ein kurzer Schmerz durchfuhr den Ainu. „Aber Ren! Das hatte ganz anders gewirkt!“, meinte er und blickte dann zu Hao, der sich grinsend den Yukata richtete. „Blaumann, du scheinst es nicht zu verstehen, oder?“, fing der Braunhaarige an. „Ach, halt das Maul Hao! Jetzt tu nicht so als wüsstest du alles besser!“ „Weis ich doch aber! Du magst ihn noch immer, kommst aber nicht drüber weg! Warum wolltest du sonst nicht, wo du doch so Sex geil bist?“ „Halt einfach deine Schnauze! Was bildest du dir ein zu wissen was ich fühle? Er ist mir egal! Wenn ich was gewollt hätte, hätte ich ihn schon lange ins Bett gezogen!“ „Hättest du nicht!“, sprach Hao in so einer Eindringlichkeit, das sogar Ren zurück zuckte. Horo war zum stillen Beobachter geworden. „Schließlich ist er der einzige, der dir weh getan hat! Du hast dich auf keinen anderen eingelassen, außer ihm! Und er würde dich übrigens wieder fallen lassen, nur mal so!“ „Hey, ich stehe neben dir!“, protestierte Horo dann, wurde aber von Ren unterbrochen. „In diesem einen Punkt hat er aber recht! Du hast Scheiße gebaut und würdest es immer wieder! Geh.“ Inzwischen standen sie Schritte entfernt von einander, Ren aufgelöst, Horo verwirrt und beleidigt. „Warum aber..?“ „Geh einfach Horo! Bevor ich mich vergesse und du eine Freundschaft vergessen kannst!“ „Wie amüsant! Jetzt sagst du endlich mal was. Ich sehe aber nicht weiter zu, ich gehe lieber aufs Zimmer, streitet schön weiter!“ „Hao, bleib gefälligst hier!“ „Tschüßi!“ „…“ „Er ist wirklich immer noch ein Arschloch, oder?“ „Da hast du Ausnahmsweise mal Recht…“ --- Als Ren sich umgezogen hatte und dann stillschweigend zur kleinen Terrasse ging, folgte Horo leise. Irgendwas war hier falsch. Warum sollte Ren noch etwas von ihm wollen? Und hatte er ihn nicht schwer verletzt? War der Zug nicht schon lange abgefahren? Es war so verworren und er war sich seiner selbst nicht mehr sicher. Während Ren sich gerade mal wieder selbst hasste. Wie konnte es so weit kommen? Hao hatte ihn nehmen wollen, aber er konnte seinen kopf nicht frei machen. Was durchaus passieren kann. Dann kam Horo rein, und alles lief außer Kontrolle. Und sein eigenes Herz schmerzte wie seit langem nicht mehr. Vielleicht, weil Horo einen Schritt hinter ihm stand? Und sein Atem ihn berührte? Inzwischen standen sie beide auf dem kleinen Balkon. „Ren…?“ „Ja?“ Irgendwie mussten sie ja anfangen. Und Horo tat es einfach damit, Ren zu umarmen. Dieser versteifte sich im ganzen Körper, schob ihn aber nicht weg. „Das wollte ich schon die ganze Zeit machen…", gestand sich Horo ein. Dann stieß Ren ihn aber weg und funkelte ihn wütend an. „Toll du Macho, du denkst anscheinend noch immer nicht an die Gefühle anderer, oder? Du Schwein.“ Das war das erste Mal, das Ren wirklich meinte was er sagte und es den Blauhaarigen auch verletzen sollte. Zum Spaß hatten sie sich oft gestritten und beschimpft, aber richtig wütend waren sie nie gewesen. „Wie meinst du das? Hao hat doch gemeint das du mich…“ „Das bestimme immer noch ich!“, schrie Ren nun fast. „Rallt es den keiner von euch? Klar mag ich dich noch! Du warst der Erste, der mir nah war, der mich geliebt hat, der mir Mut gemacht hat! Einfach meine erste Beziehung, verdammt! Ich hatte nach deiner Scheiße einen richtigen Schock, ich hab gekotzt und geblutet, und das habe ich nicht vergessen, das ist nicht weg! Denkst du wirklich, das selbst wenn ich es wollte, was mit dir machen würde? Nur um danach wieder zu bluten? Da du dir immer anscheinend das nimmst, was du gerade nicht hast?“ „Hast du nun Gefühle für mich oder nicht?“, fragte Horo direkt, und erstaunlich ruhig. Das war ihm selbst bewusst. Er hasste sich manchmal dafür. Vielleicht sollte er einfach Single bleiben… „Ja, verdammt!“, regte sich der Chinese auf. „Klar habe ich die! Aber ob ich die Zulasse, ist noch immer meine Sache!“ Er erinnerte sich nur zu gut. Horo. Sylvester. Fremde Arme, ein Kuss. Ein Lächeln das nicht für ihn bestimmt war. Und er würde das niemanden antun, nur weil Horo seinen Spaß wollte. „Na warum aber lässt du es nicht zu? Willst du verarmen, oder was? Würdest du mir nicht glauben wenn ich sagen würde, das ich es ernst meine?“ „Nein, natürlich nicht, du Idiot!“ „Jetzt reicht es aber!“, meinte der Ainu und drückte Ren an das Balkongitter, sodass dieser erschrocken auf keuchte. „Denkst du auch mal an mich? Wie sollte ich mich wohl fühlen, weil du so verletzt geschaut hattest? Ich hab dir erzählt wie zerrissen ich mich gefühlt habe! Dann hatte ich ewig nichts von dir gehört, sodass ich dachte du hat es dich umgebracht!“, brachen die Gefühle nun hervor. „Denkst du, ich hatte keine Schuldgefühle?“ „Es kam mir nicht so vor! Dir tat es nie leid, das du nicht mehr mit mir zusammen warst!“ „Das ist eine Lüge!“ Ren zuckte zurück. Horo hatte ihn sonst nie angeschrien. Er war immer zärtlich gewesen. Sanft und liebevoll. Und nie wütend auf ihn. „Natürlich hab ich dich vermisst und es tat mir leid! Ich habe oft nach gedacht, ob es nicht bescheuert und viel zu schnell abgelaufen ist, und-…“ „Ja, um deine Gefühle machst du dir also Sorgen?“, machte Ren dann einen auf Sarkastisch. „Ach ne! Denkst du auch an Mio? Was sie denken würde, wenn sie wüsste, was du hier anbietest? Du denkst immer nur an dich!“, schrie er und riss sich los, bevor Horo ihn fest hielt und an sich drückte. Ren erschauerte bei der so bekannten, nostalgischen Wärme. „Ja, das mag sein! Das ändert aber nichts daran, das ich dich will! Am liebsten hier und jetzt! Ob nun auf lange Zeit oder nicht…“ „Ich bin aber kein Fremdgeher! Und ich will nicht wieder verletzt sein!“, wehrte Ren sich, während er dagegen ankämpfte, fast geküsst zu werden. „Das ist mir egal! Du kennst mich doch…“ Und dann küssten sie sich. Horo mit Druck und einer solchen Leidenschaft, das Ren der Atem stockte. Er presste seine Lippen aufeinander, damit nicht mehr daraus wurde. Sein Herz schlug wie wild, Adrenalin pumpte durch seine Adern. Er wollte doch nicht! Und er wollte doch. Horos Geruch, diese Lippen, einfach alles was er vermisst hatte. Was ihn so viel gekostet hatte. Was ihn so verletzt hatte. Horo löste den Kuss und wandte sich Rens Hals zu, der sich automatisch von Horos Gesicht abwandte, während eine Hand in seine Jogginghose fuhr. Erschrocken hielt Ren den Atem an. „Horo, hör auf! Ich will das nicht! Bitte, hör auf!“, jammerte er fast schon. Er fühlte sich so erdrückt, verwirrt, und nieder gerungen. Und fast vergewaltigt. Horo aber fasste ihn unten an, natürlich merkend, dass da keine Regung kam. Verwundert sah er in Rens abgewandtes Gesicht und entdeckte Tränen. Ren. Der vor ihm weinte. Dieser hatte noch nie vor ihm geweint, immer nur heimlich. Und nun wegen ihm. Schon wieder. Langsam zog er sich zurück und ließ Ren dann frei stehen. Dieser war so neben sich, dass er nur versuchte nicht zu weinen. Zu intensiv war das Geschehen gewesen, zu heftig die Auseinandersetzung. Und zu warm die alte Umarmung, die alten Hände. Und dennoch fühlte er sich so mies. Das er dem beinahe nachgegeben hatte. Und das er gleichzeitig mehr wollte. Wieder wollte. Nochmals in den Armen dieser Person liegen wollte. Und sich doch nicht hingeben konnte. Und das alles wegen Horo. „Ich hasse dich“, flüsterte er Tränen erstickt. „… und ich liebe dich doch, du Idiot.“ Meinte Ren als letztes und ließ den Ainu dann alleine auf dem Balkon zurück. --- „Was ist den mit euch nun los?“, fragte Hao interessiert, als er neben Ren stand, der müde und ausgelaugt das Geschirr abwusch. „Ich dachte, ihr würdet es treiben und wieder zusammen kommen!“ „Du Einfaltspinsel…“, meinte Ren nur lahm. „Denkst du echt, ich würde es nochmal mit jemanden probieren, der mich betrogen hat? Der seine Freundin beinahe schwanger werden lassen hat? Der mich nur haben will weil ich nicht mehr ihm gehöre? Dem ich nur Ersatz bin?“ Müde blickte er auf. „Ich hab dieses hin und her satt. Und ihn auch. Morgen fliege ich wieder zurück, so kann ich das Treffen nicht mal genießen… dabei wollte ich noch Cluedo mit Lyserg spielen…“ „Bleib bitte“, meinte dann eine Blauhaarige Person. Horo trat ein und erschreckte die beiden Anwesenden sehr. Ren seufzte. „Du alter Stalker…“, murmelte er nur. „Ja, das vielleicht auch, aber… „, er holte tief Luft ,„es tut mir leid was gestern passiert ist, aber ich kann es nun mal nicht rückgängig machen. Bitte bleib noch, ich lasse dich in Ruhe oder reise ab wenn du willst, aber fahr bitte noch nicht… ich hab dich ein Jahr nicht gesehen! Ich hab mich so gefreut dich wieder zu sehen!“ Hao blickte kühl von einem zum anderen. Beinahe hätte er etwas gesagt. Und zwar etwas Böses. Auch wenn er nur eine Sexbeziehung mit Ren hatte, war dieser doch viel zu schade für diesen Nichtsnutz. Der verletzte, und es nicht ahnte. Sich nicht entscheiden konnte. Ren wäre so oder so viel zu gut für ihn. Aber er bezweifelte auch, das Ren die Stärke besitzen würde, ihm abzusagen. Dafür war der Blauhaarige noch viel zu tief im Herzen des Schwarzhaarigen. Leider. Er konnte Horo auch nicht verstehen. Wieso hatte er eine Tussi Ren vorgezogen? Der Chinese war stark und kühl, am Anfang noch schüchtern, was er aber immer mehr abgelegt hatte, er war klug und durchaus attraktiv. Und wurde betrogen. Das war etwas, was man nie wieder gut machen konnte. Seiner Meinung nach zumindest. Ren dagegen sah seinem Gegenüber nochmal genau an. Inzwischen war er noch stärker geworden, konnte sich sogar einigermaßen vorstellen, was in Horos Kopf herum ging. Nicht das er es gut heißen würde oder ähnliches. Aber Horo wirkte müde, sein Haar ungepflegt und er hatte Sorgenfalten auf der Stirn. Anscheinend hatte er sich wirklich mal Gedanken gemacht… Aber seine Entscheidung war bereits getroffen. Kühl und präzise, wie früher schritt er auf den Ainu zu. „Nein.“, sprach er deutlich aus. „Ich werde fahren. Und… wir werden uns nie wieder sehen.“ Sowohl Horo als auch Hao waren überrascht. „Aber, Ren, ich wollte doch…!“ Aber Ren schlug ihn nur mitten an die Schläfe, so stark, das Horo gegen die Küchenzeile flog. „Das wollte ich schon die ganze Zeit machen…“ Verletzt und befriedigt sah der Chinese auf den Ainu, der nun unter ihm lag. „Du hast mich einfach zu sehr verletzt, und so wie du dich letzte Nacht aufgeführt hast, hast du nicht mal das das Recht ein Kumpel zu sein. Ich hasse dich.“ Ren wendete sich und zog Hao mit sich aus der Küche, wo er den anderen sagte, dass er abreisen würde. Horo blieb nur perplex zurück, hielt sich die Wange und war dabei seinen ganzen Körper zu verkrampfen. Er hatte es verdorben. Er hatte Spielen wollen und alles verloren. Und er hatte einen verdammt guten Freund verloren. Ihm war selbst bewusst, das er sich Scheiße aufgeführt hatte. Natürlich sollte man nur mit einer Person zusammen sein! Nur eine lieben. Aber Ren… Er hatte sich in seinem Herz eingebrannt. Er war derjenige, mit dem er am längsten zusammen gewesen war. Der immer so süß war, mit dem er Diskussionen ohne Ende geführt hatte. Und den er verletzt hatte. Er hatte verstehen können, das Ren keinen Kontakt mehr haben wollte. Er hatte trotzdem versucht, wenn er mal die Zeit hatte, etwas über ihn heraus zu finden. Zu versuchen, Informationen zu bekommen. Was machte er? Wie lief die Schule, was machte die Familie? Und nun hatte er alles verspielt, sogar die Chance dass sie Freunde blieben. Er hatte versagt. Und er fühlte sich so schlecht, wenn er daran dachte heim zu kehren. Wie würde er Mio gegenüber treten können? Brachte er das fertig? Und blutete Ren den gar nicht das Herz? Konnte er ihn so einfach abschieben? Er wollte das nicht! In einem letzten Versuch stand er auf, wischte sich die Tränen ab und sprintete in Rens Zimmer, wo dieser gerade seinen Koffer packte. Der Chinese erschreckte sichtlich, hatte er anscheinend nicht erwartet Horo noch mal zu erblicken. Kaum trafen sich ihre Blicke aber, wendete der Kleinere sich ab. „Was suchst du hier? Geh.“ „Aber Ren, ich will dich nicht noch einmal verlieren!“ „Verlieren?“, brach Ren nun herum. „Verlieren? Wohl eher abschieben! Na hör mal! Wer hat hier wen betrogen? Und komm mir nun nicht mit irgendwelchen Gefühlen! Wenn es dir ernst gewesen wäre, dann…!“ „Aber ich war nun einmal einsam, Ren! Du warst nicht da!“ „Verdammt, das war ich doch auch, du Nichtsnutz! Hab ich mir deswegen irgendjemand anderen genommen? Nein!“ „Verzieh dich also… bevor ich dich schlage!“ „Aber… Ren… bitte…“, machte Horo immer verzweifelter. Nicht gehen! Ren sollte nicht gehen! Er hatte sich so darauf gefreut… „Bleib doch bitte, ich mache doch gar nichts!“ „Du bist da, das reicht aus. Und nun geh beiseite!“ Das wenige was Ren mitgenommen hatte, lag nun in seinem kleinen schwarzen Koffer bereit. Aber Horo konnte und wollte ihn nicht durchlassen. „Bitte, Ren!“ „Hör doch nun endlich mal auf! Geh zu deiner Mio! Du hast jemanden! Ab jetzt!“ „Aber…“ Und scheinbar eiskalt ging Ren an ihm vorbei, drängte sich, damit sie keinen Kontakt hatten. Wütend traurig und noch immer zerrissen, bei dem Gedanken an den verzweifelten Horo hinter ihm, der ihn nur zum bleiben überreden wollte… Der ihn umarmt hatte… Kurz blieb er stehen. „Ich habe dich geliebt, Horo.“, sprach der Chinese und verschwand dann aus Horos Leben. *+*+* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)