Station 92 von Rici-chan (RenxHoro! ~abgeschlossen~) ================================================================================ Kapitel 4: Streit ----------------- Kapitel 4: Streit >4. Sie können sich streiten...< Da saß Horo nun, neben einen sich nicht bewegenden Chinesen. Erst aus der Nähe bemerkte er, wie fein dessen Haare waren. Ganz untypisch für einen Jungen. Seine Wimpern waren aus der Nähe gesehen auch lang, wie die eines Mädchen. Und tiefschwarz. So sehr sich der Ainu auch auf Rens Brustkorb konzentrierte, nahm er keinen Atem war. Hielt er die Luft an? Den Horo spürte eindeutig einen Herzschlag. Misstrauisch beäugte er den Schwarzhaarigen. Dieser spielte ihm eindeutig etwas vor. War er so dagegen dieses kahle weiße Zimmer zu verlassen? Horo schien erst noch seinen nächsten Schritt zu überlegen. Er reagierte nicht mehr so überrascht oder gar perplex wie am Morgen. Das ganze hatte ihn schon mit einer seltsamen Routine ausgefüllt zu haben, obwohl man sich doch schon Gedanken machen sollte wenn eine Person wie tot vor einem liegt. Der Ainu verengte die Augen etwas, bis er einen Gedankenblitz hatte. Und zwar einen gewaltigen. Ren benahm sich wie ein Kind, welches auf keinen Fall auf seinen Erzieher hören wollte. Und was war die beste Methode solch ein Kind zu dem zu bewegen was man möchte? Man lockt es, zwingt es oder bestraft es wenn es es nicht tut. Trotzdem war sein Vorhaben nicht ungefährlich. //Was macht der denn? Will der die ganze Zeit so stehen bleiben? Lange kann ich die Luft nicht mehr anhalten...// Ren hielt jetzt schon über eine Minute die Luft an. Er hielt es für einen guten Plan so zu tun als würde er nochmals umkippen - Horo würde zu den Schwestern gehen und er könnte sich verdrücken. Aber falsch gedacht. Kurz nachdem Ren schon illern wollte, was der Ainu tat, konnte er ganz plötzlich einen warmen Atem an seinen Lippen spüren. Erst wusste er nicht, oder wollte vielleicht gar nicht wissen, was das war, aber plötzlich erinnerte er sich daran, was es war. Ein Kuss. Mit so einem hatte ihn erst Anna heute Morgen gerettet. Aber das hier war eindeutig nicht die Itako. Denn um jemanden wiederzubeleben brachte es nichts einfach seinen Mund auf die geschlossenen Lippen des anderen zu drücken. So brachte man keine Luft in die Atemwegen des anderen. Das hier war eindeutig ein Kuss. Und wenn man die restlichen Reanimationen in seinem Leben abzog war das der erste Kuss des Chinesen. Ren riss die Augen auf und kniff sie dann zusammen, während er die Person über ihm von sich wegdrückte, oder wenigstens etwas Abstand zwischen sie brachte. Der Chinese drehte den Kopf zur Seite und hustete erstmals, zuwider war ihm das was gerade passiert. Horo kniete sich dann mit emotionsloser Miene neben den Chinesen und sah wie dieser sich den Mund abwischte mit dem Handrücken, bevor er dem Ainu einen hasserfüllten Blick schenkte. "Was fällt dir ein??", fragte er, während er sich aufsetzte. Horo musste bei dem etwas geröteten Gesicht das sich nun bildete einfach grinsen. "Ich dachte du wärst tot, da kann man doch..." "Ich war nicht tot! Gefällt dir es wildfremde Leute zu knutschen?" "Nö, aber du hast nur so getan als ob...", meinte er und kam Rens Gesicht unangenehm nah, "..und da musste ich dich doch bestrafen." Ren blinzelte. Noch nie hatte ihn jemand so gedemütigt, geschweige denn solche Mittel gegen ihn angewandt. Aber der Chinesen fasste sich wieder, und statt hasserfüllt schauten seine Augen nun kalt die seines Gegenübers an. Eine Kälte, die Horo schlucken ließ. "Und selbst, wenn ich so getan hätte, hast du kein recht mich einfach so zu küssen! Was denkst du dir überhaupt dabei jemanden wie mich so zu erschrecken? Hast du heute nicht gemerkt dass ich einfach mal ganz schnell vor dem Essen tot umfallen kann? Oder willst du es nicht wahrhaben?! Mir ist noch nie eine so naive Person untergekommen, die sich so bedeppert benimmt!", schloss der Chinese seine Argumentation. Luftholend. Horo musste diese ganzen Vorwürfe erst einmal verarbeiten, denn so jemanden, der ihn, ja, so kam es ihm vor, so hasste, war ihm noch nicht begegnet. Ein anderes Gefühl glühte nun in dem sonst so sanftmütigen Ainu auf, das es schaffte dass sein Herz schneller schlug und ihm die Kraft gab sich zu wehren. "Ich und naiv?", antwortete er erst in einem gereizten, aber noch beherrschten Ton. "Ich würde erst einmal dich ansehen bevor du unmögliche Theorien über mich aufstellst, die gar nicht stimmen! Wer von uns beiden sucht den Streit und ist einfach zu kindisch mal nach draußen zu gehen? Wer von uns in diesem Raum ist einfach nicht in der Lage mal zu tun worum andere ihn bitten? Ich weis sehr wohl, dank deines ´tot umfallens´ heute morgens, das du Herzkrank bist. Und? Tausende Menschen sind das und die fallen nicht tot um wenn man mal lauter ist!" "Ach? Tausende von Menschen? Aber ansehen voller Mitleid tust du mich und nicht sie! Fast jede Sekunde stirbt ein Mensch an einem Mord, einem Unfall, was weis ich! DENEN solltest du dein Mitleid schenken, nicht mir! Davon habe ich schon genug!" "Ach ja? Aber selbst bemitleiden tust du dich selbst wie sonst wer?" Beide waren sich inzwischen sehr nah gekommen, saßen halb auf dem kühlen Boden gegenüber. Horos letzter Satz hatte den Chinesen etwas aus der Fassung gebracht, der sich nun krampfhaft an der Stelle seines eigenen Shirts festhielt, wo sein Herz schlug. "Ja, und selbst wenn ich mich bemitleide, ich darf das verdammt noch mal! Hast du solche Schmerzen wie ich? Hast du schon 2 ganze verdammte Jahre auf dieser verfluchten Station zugebracht? Nein, hast du nicht! Du hast doch überhaupt keine Ahnung was hier abgeht und wie die Leute hier sich fühlen! Das manchen sich aus den Fenster stürzen weil sie es nicht mehr aushalten und das andere schreien in der Nacht qualvoll wegen den Schmerzen die sie haben, weil noch mehr Schmerzmittel sie umbringen würde!" Ren hatte sich inzwischen so reingesteigert, dass ihm Salzwasser in die Augen trat. Ihm kam es vor, als würde er all das, was ihm hier zu schaffen machte, was ihm dazu brachte sich nicht mehr wie ein Mensch zu fühlen, einfach hochkam und ausgesprochen werden musste. Das Horo ihm nur hilflos zuhörte bestärkte ihn noch in seiner Tat und er sprach um einiges lauter weiter. "Und selbst wenn, selbst wenn du eine Transplantation deines beschissenen Organs bekommst, darfst du denn Rest deines Lebens Tabletten nehmen! 15 Stück am Tag oder mehr! Du kannst vielleicht deinen Traumberuf nicht ausführen, andere Leute werden dich niedermachen weil du die ganze Zeit trinken musst! Denkst du echt, wenn du hier raus kommen solltest, was ja das unwahrscheinlichste ist, geht dein Leben so einfach weiter? Pustekuchen! Höchstwahrscheinlich wirst du tot irgendwo im Keller landen wo deine ganze besondere fortgeschrittene Art der Krankheit festgehalten wird indem sie dich ausnehmen wie eine Weihnachtsgans und deine Niere später verstaubt in irgendeiner Ausstellung zeigen!" Ren holte keuchend Luft. Er hatte sich selten, nein, nie in den letzten Jahre so aufgeregt. Horos Augen waren immer noch etwas entsetzt, verblüfft, gar aufmerksam. Aber keine Regung davon das Ren unrecht hatte. Dieser musste jetzt komisch grinsen. "So sieht die Realität aus Baka", meinte und stand wackelnd auf, sich an der Seite der nächsten Wand abstützend und Horo den Rücken zeigend, "also willkommen im wahren Leben! Ich wünsch dir noch viel Spaß!" Etwas Ironie klang mit, während sich der Schwarzhaarige tapsend auf die Badtür zu bewegte. Er musste kurz husten. Ohne ein weiteres Wort ging er ins Bad und schloss die Tür. Ihm war jetzt schlecht. Aus welchem Grund auch immer. Horo saß noch vollkommen eingenommen von Rens Worten fast apatisch auf dem Boden. Alle Wörter aus Rens Mund schienen doppelt und dreifach nachzuklingen. Seine Augen schlossen sich und er versuchte Klarheit in seinem Kopf zu schaffen. Diese Stille die sich über das Zimmer gelegt hatte half hierbei aber leider nicht. Diese Stille, als würde nur jemand darauf warten dass etwas passiert. Eine angespannte Stille. Horo atmete tief aus und ein, richtete sich auf und ging leicht neben sich auf sein Bett zu, auf welches er sich halb fallen ließ Das Resultat daraus war das seine beiden Beine auf der linken Seite des Bettes herunterhingen und fast den Boden berührten, während er seinen Kopf in dem Kissen verbarg. Ren hatte Recht. Er hatte keine Ahnung wie es auf so einer Station zuging. Wo Menschen starben. Und wie hatte er es sich eigentlich vorgestellt? Ein paar Tage hier, eine Transplantation und wieder in das normale Leben starten? Er war wirklich naiv gewesen. Als Strafe dafür fühlte er sich nun seltsam leer. Er hatte heute sowieso so viele verschiedene Gemütsregungen erlebt, dass es fast gut tat, mal nichts zu fühlen. Aber er musste dem Chinesen doch etwas entgegensetzen, oder? Horo stellte sich Ren vor, und wie er auf verschiedene Antworten reagieren würde. Aber eigentlich hatte er den Schwarzhaarigen nicht so eingeschätzt. Das, was er bis jetzt von ihm erlebt hatte war auch sein Charakter, aber die Krankheit schien auch nun diesen zu beeinflussen. Der Ainu seufzte und drehte sich so dass er richtig im Bett auf die Ausgebreitete Tagesdecke lag. Diese war auch weiß. Horo konnte ab und zu auf diesem Flecken ausmachen, er mochte sich nicht vorstellen woher sie stammten. Von Blut? Oder noch etwas eckligerem? Aber diese Abdrücke waren so schwach, das man sie nur erkannte wenn man genau hinsah. Nebenbei schlich sich eine Erkenntnis ein, die ihn traurig stimmte, aber ihn auch wach rüttelte. Er war einfach einer von vielen, von vielen Leuten auf der Welt die krank waren. Ren hatte Recht mit seiner Behauptung, dass es so viele gab. Würde er überhaupt Mitleid wollen? Er wusste es jetzt nicht genau. Er besaß zudem Familie, eine Familie die um ihn weinen würde wenn er tot wäre. Aber was war, wenn diese Familie auch irgendwann starb? Das tat sie sicher, aber dadurch würden sich wohl die Kinder seiner Schwester nicht mal an ihn erinnern... keiner würde mehr an ihn denken wenn er jetzt sterben würde. Er wäre ein Toter von vielen. Eine Gänsehaut lief über seinen Körper. Das ganze, wie es zusammenhang und was ein Tod eigentlich bedeutete, wurde ihm auf einmal so richtig bewusst. Hatte Ren wohl Familie? Eine Schwester? Wenn nicht, wegen wem wartete er nun schon 2 Jahre hier auf Erlösung? Er klang nicht so, als könnte er noch länger warten, körperlich wie seelisch. Die Uhr zeigte nun an das es bald Kaffeetrinken gab. Aber auf einmal hatte der Blauhaarige, der essen eigentlich als eine seiner liebsten Beschäftigungen zählte, überhaupt keinen Hunger mehr. Jedenfalls nicht wirklich. Sein Blick wanderte aber nun doch wieder zu einem Gegenstand, der eigentlich nicht hierher passte. Der Joghurt, um denn er und Ren sich gestritten hatten und denn er nun essen könnte. Horo setzte sich auf und nahm den Joghurt ohne zögern in die Hand. Denn diesen Joghurt hatte er von derselben Person erhalten die ihm vor wenigen Minuten beschimpfte. Horo musste schmunzeln als er an ihren kleinen Zweikampf dachte. Vielleicht war ihre Beziehung zueinander doch noch zu retten. Das hoffte er zumindest. Er mochte Ren eigentlich. Er fand seinen Charakter interessant und es machte einfach nur unheimlichen Spaß sich mit ihm zu unterhalten. Er würde es schade finden, wenn sie sich nun die ganze restliche Zeit, die sie hier verbringen würden, anschreien würden oder gar anschwiegen. Das würde ihm Leid tun. Etwas in Gedanken öffnete er den Joghurt und nahm den kleinen Löffel, und kurz darauf schmeckte er die Früchte auf seiner Zunge. Er musste lächeln. Sicher würde es noch eine Chance geben, dass er und Ren sich vertrugen! Der Chinese hatte ihm etwas beigebracht, da würde er diesem sicher auch noch etwas Neues zeigen können, oder? Ach was, sicher! Fröhlich grinsend aß der Ainu den Joghurt auf, sich heute doch mal wieder richtig wohl fühlend in seiner Haut. Vorerst. //Dieser Baka...// Ein gewisser schwarzhaariger Chinese stützte sich noch immer auf das Waschbecken und starrte direkt auf den Abfluss von diesem. Vor seinen Augen wurde es erneut schwummrig und dann wieder klar. Dieses ganze hin und her ließ Übelkeit in seinen Magen aufsteigen. Sicher hätte er sich schon erbrochen, wenn da nur etwas mehr in seinem Magen gewesen wäre... Dieser Ainu hatte ihn tatsächlich so weit gebracht, dass er sich aufregte, wütend wurde und fast vollkommen die Fassung verlor. Das dürfte nicht sein! Er dürfte nicht so viele Gefühle zeigen. Sonst dachten die Schwestern wohl noch, dass es ihm besser ging... Aber das genaue Gegenteil war der Fall. Sein Herz schmerzte fürchterlich, so wie es das eigentlich nur in der Nacht tat, wo er nicht schlafen konnte. Es schlug zwar, aber dafür schmerzhaft und verkrampft. Jeder verdammte Herzschlag tat weh, so furchtbar weh. Und keiner war bei ihm der ihn hielt, wenn er solche Schmerzen hatte. Schon so lange, viel zu lange ertrug er das alles. Er musste kurz husten, aber langsam löste sich die Verkrampfung. Ganz langsam, während jede Sekunde endlos lange verstrich, senkte sich der Schmerzpegel und er vermochte es wieder ruhiger zu atmen. Ganz gleichmäßig. Dafür verursachte der Gedanke an die kommenden Nacht einen unsäglichen Schauer. Er würde wieder einmal schreckliche Schmerzen haben. Sie würden ihn wach halten, ihn dazu bringen sich die Decke zu krallen und sich hin und her zu winden. Am Anfang konnte er sich die Zeit am Abend mit einem guten Buch vertreiben, aber dann wurde es schwierig. Klopf klopf Ren schreckte hoch, und etwas Schweiß rann ihn an der Schläfe herab. Der Chinese wischte ihn sich weg und starrte zu der weißen Tür. Wie hätte diese auch eine andere Farbe haben können, wenn man sich in einem Krankenhaus befand? "Ren - ... Tao - kun? Kann ich mal... rein?" Ren erkannte die Stimme sofort. Aber sie klang seltsam gedrückt, als würde sich der Ainu eine Hand vor dem Mund halten. "Moment...", sprach der Jüngere und stellte kurz das Wasser am Waschbecken an. Es war am Anfang sowieso noch kalt, aber das würde ihm jetzt gerade gut tun. Aber dennoch war es doch blöd. Wie sollte er Horo nach diesem Ausbruch in die Augen sehen? Moment. Spürte er da jetzt etwa Schuldgefühle? Ne, oder? Wie auch immer, früher oder später musste er so oder so hier heraus. So wusch er sich kurz das Gesicht, trocknete es sich an und ging, nach einer kurzen Prüfung in dem Spiegel, wieder zur Tür. "Horo-...", fing der Chinese nun an, während er besagte Tür öffnete, aber er wurde unterbrochen, zur Seite gedrängelt, bis ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. "Wa-..?" Der Chinese war regelrecht sprachlos. Und wegen diesem Mistkerl hatte er sich Gedanken gemacht? Ren wollte da jetzt reingehen, Horo eine pfeffern und ihm klar machen, das man so mit ihm nicht umgehen kann! Seine Hand war auch schon an der Türklinke, als er ein würgen vernahm. Er blieb stumm und erstarrt stehen. Dem Ainu ging es nun schlecht? Natürlich, ohrfeigte sich Ren innerlich selbst, schließlich hatte er Kontrastmittel zu sich genommen. Aber ein Blick auf die Uhr verriet ihm das er sicher noch nichts essen konnte. Weswegen war ihm dann schlecht? Ein Blitzschlag traf ihm, dass er sich seinem vorherigen Geschenk bewusst wurde. Dieses lag leer auf dem Nachtschrank des Ainus. Ren seufzte und lehnte sich an die Tür. Er hörte, wie schlecht es dem Ainu ging. Und er war es anscheinend nicht so gewöhnt wie er selbst, wieso auch? Ihm ging es bis vor ein paar Tagen gut. Er hatte Freunde und Familie, war sicher ganz erträglich in der Schule und musste sich mit 16 Jahren Gedanken darüber machen was er mit seiner Zukunft anfangen würde. Diese konnte er nun vollkommen ins Klo werfen. Man hörte auch, dass anscheinend nichts heraus kam. Er jammerte ja auch, dass er heute verhungern würde, dass alle ihn auf eine unfreiwillige Diät setzten. Ren selbst müssten sie zum essen zwingen. Aber Gott sei Dank hielt er sich noch so dass man das nicht für nötig hielt. Aber noch 2 Kilogramm weniger und er würde sich angekettet wieder finden... Der Chinese lehnte seine Stirn kurzzeitig an die Tür, entfernte sich dann darauf von dieser und ging zu seinem Bett. Auf diesem stapelten sich die verschiedensten Bücher. Ren setzte sich auf das Bett und griff wahllos nach einem von ihnen. In der Hand hielt er "Tintenherz". Das war zwar eigentlich ein fast Kinderbuch, aber zwischen phylosophischen Zitaten eine nette Abwechslung. Das nächste Geräusch was er vernahm gehörte der Klospülung. Anscheinend war Horo jetzt fertig. Ren wollte nachdenken, entscheiden was er nun tun sollte - aber genau wie bei dem Joghurt schien sein Gehirn auszusetzen und sich das Herz einzuschalten. Er nahm die Lektüre und legte sie beiseite, stand auf. Kurze Zeit später hörte man wie er sich auf dem Gang mit der nächsten Schwester unterhielt. //Gott verdammte Scheiße...", fluchte der Ainu innerlich, als er sich den Mund ausspülte um den sauren Geschmack zu vertreiben. Er fluchte oft, da er auch sehr tollpatschig war und es passieren konnte dass sein Fuß Bekanntschaft mit der nächstgelegenen Ecke machte. Er hatte sich nie darüber Gedanken gemacht dass man eigentlich nicht fluchen sollte, es gehörte aber einfach zu seiner Persönlichkeit. Der Ainu warf denn Kopf zurück und etwas Wasser perlte noch von seinen Augenbrauchen hinab. Er hatte sich, so dachte er sich, noch nie in seinem Leben so bewusst schlecht gefühlt. Hinzu kam das Seitenstechen, das ihm seit er über der Toilette hing, nicht mehr losließ. Aber er hatte schon früher oft Seitenstechen bekommen... War das denn schon ein Anzeichen für seine niedrige Nierenaktivität gewesen? Nein. Er war auch nie sehr ausdauernd gewesen. Er hatte zwar in dem heimischen Vereinen mitgemischt, aber war nirgendwo wirklich ein Teilnehmer gewesen. Er hätte sich bestimmt auch noch die Zähne geputzt, wäre da nicht ein gewisser Chinese in das Zimmer eingetreten. Horo wollte etwas sagen, denn er konnte sich vorstellen das er den ach so stolzen Chinesen beleidigt hatte, weil er nur so schnell mal im Bad verschwand und ihn ausschloss. Aber gegen seiner ganzen Erwartungen bekam er nur eine Tablette und ein Glas Wasser in die Hand gedrückt. Und das von einem sehr gelassenen, gar teilnahmslosen Ren, der so schnell wie er das Zimmer betrat auch wieder hinausging. Abermals einen verwirrten Ainu hinter sich lassend. Dieser starrte auf die weiße Pille und zählte eins und eins zusammen. Ihm war schlecht, Ren hat es gehört und ihm ein Mittel dagegen besorgt. Horo sah nochmals auf die Medizin bevor er sie nahm und schluckte. Zum Glück hatte er so viel Übung darin das er sie ohne Nachgeschmack hinterspülen konnte. Aber danach wurde er wieder etwas unsicher. Diese Launen des Chinesen waren ihm langsam etwas gespenstisch. Denn wie konnte es sein, das eine Person ihn erst anschrie und danach dafür sorgte das es ihm besser ging? Mit diesen Fragen und nur noch einem leicht flauem Gefühl im Magen ging er aus dem Bad, machte das Licht aus und erblickte dann denn Chinesen auf seinem Bett. Mit einem Buch in der Hand. Er musste wirklich gern lesen, Horo tat dies nur wenn es notwendig war. Da Ren aber in Ruhe weiterblätterte, ihn nicht bemerkte oder absichtlich ignorierte, setzte er sich dann auf sein Bett, welches noch immer gegenüber lag. Und dann herrschte Stille. Nur ab und zu vernahm man das Rascheln von Papierseiten. Horo gab es nach einer Weile auf Rens Augen zu folgen und lehnte sich seufzend zurück, an die Decke schauend. Er würde viel zu gerne mal hier rausgehen. Doch wie, wenn er denn Weg nicht wusste? "Tao-ku~hun?", fragte Horo nun eine geraume Zeit später. Eine relativ kurze Zeit. Ren verdrehte die Augen und antworte auch etwas melodisch. "Ja~ha?" "Zeigst du~hu mir den We~heg nach dra~hußen?" Horo führte seine Sprache ebenso fort. "Nu~hur unter e~einer Bedingung" "Und wel~cher~her?" "Das ich nicht mi~hit muss" "Einverstanden" Und so legte Ren sein Buch beiseite und war für seine Verhältnisse schnell an der Tür. Horo folgte ihm verdutzt. Auf einmal doch? Ren ging ihren Gang entlang, nach links, den anderen Gang hinab. Und genau dort befand sich neben verschiedenen Grünpflanzen, die mal wieder Wasser brauchten, etwas versteckt ein kleiner Aufzug. Horo staunte nicht schlecht. In dem grauen Ungetüm drückte Ren die "E". Horo versuchte sich den Buchstaben zu merken, denn er wollte doch schon auch wieder zurückfinden... Sie fuhren herunter bis in das Erdgeschoß, und zu Horos Verwunderung ging Ren ja sogar mit aus dem Fahrstuhl hinaus; er hätte ihn auch einfach absetzen können. Horos Augen begangen zu strahlen, als er nach mehreren Blinzeln die grüne Fläche sah, die Bäume die Schatten spendeten. Hier draußen fand er es viel besser. Fröhlich grinsend ging er zu einem der Bänke und stützte sich auf deren Lehnen. Mit Kinderaugen sah er nach dem Wasserbecken, das in der Sonne schimmerte. Wozu das wohl gut war? Es war höchstens so tief das er bis zu den Knien in dem nassen Element stehen würde. Ein schwarzhaariger Chinese hingegen musste schmunzeln. Danach vernahm er schon ein Rattern des Fahrstuhls hinter sich. Er reagierte geistesgegenwärtig und drückte von außen den "Öffnen" Knopf, was denn Aufzug wieder in seiner Position ruhen ließ. Er sah erneut zu dem Ainu, welcher sich auf das Wasserbecken zubewegte. Er war schon viel zu weit weg als dass Ren ihm hätte sagen können, das er wieder gehen wollte. Er fasste es ja selbst nicht, das er denn Baka nach draußen geschafft hatte. Vielleicht waren seine heimlichen Schuldgefühle jetzt zufrieden. Aber er wollte Horo schon sagen, das er gehen würde. Schreien wollte er nicht und ging so zu dem Blauhaar, welcher kichernd vor dem Wasser kniete. Er hatte an dem ganzen Spaß wie ein kleiner Junge. Ren stand hinter ihm und meinte in normaler Tonlage "Ich gehe dann mal..." und wollte sich abwenden. Aber falsch gedacht. Horo stand auf und hielt ihm am Arm fest. "Kannst du wirklich gleich, aber wozu ist diesen Becken gut?" Er wollte den Chinesen auch nebenbei noch etwas hier draußen behalten, denn Ren schien Sonnenlicht wohl nur sehr selten zu sehen. "Das ist für so eine der Therapien. Das Wasser macht teile der Bewegungen leichter, ist aber auch nur für Leute die nicht im Rollstuhl sitzen", erklärte dieser derweil in einem Ton, als hätte er dem ganze schon beiwohnen müssen. "Warst du da schon mal dabei?" "Ja, im Frühling, und es war scheiße kalt" Horo kicherte. Ren schmollte darauf und versetzte dem Ainu einen leichten Stoß an die Schulter. Er sollte mit diesem dümmlichen Grinsen aufhören. Das sah ja fast schon so aus als würde er dem Chinesen einfach so verzeihen, für die Worte, die er so streng missbraucht hatte. Leider geriet die ganze Situation dann außer Kontrolle. Horo war auf so einen fast freundschaftlichen Schubsen nicht gefasst gewesen, fiel nach hinten ins Becken - und zehrte den Chinesen mit. Nach einem großen Platsch! und einen jammern des Ainus lagen die beiden halb übereinander im Wasserbecken. Horo öffnete die Augen, wischte sich dann das Wasser aus diesem. Sein Steiß tat furchtbar weh. Aber als er in zwei schon fast feurige goldene Augen blickte, sah er schon einen ganz anderen Schmerz auf sich zukommen. +-+-+ Erst einmal danke für die ganzen Kommentare. ^^ Ich freue mich, das ich euch mit der Story sozusagen etwas "aus der reserve locke". ;) Zum anderen: Ich habe mich köstlich amüsiert, als viele meinten das ich mich prima informiert habe - stimmt ja zugegebenerweise teils auch. XD Meine Mutter ist Krankenschwester, und so bin ich wohl auch damit großgeworden... Ich habe auch ein 14 tägiges Prkatikum in einem Krankenhaus durchgeführt, sodass ich auch eigene Erfahrung habe. Diese Verarbeite ich mit der Story. ^^ War alles nicht immer rosig... Ich versuche mich für das nächste Kapp zu beeilen, wenn es mein Zeitplan zulässt. ^.^v Rici-chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)