Broken Trust von Cigamina ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Einige friedliche, harmonische Tage verstrichen, in denen sich Ran und Youji häufig trafen. Für den Rotschopf wurde es immer natürlicher, Youji um sich zu haben und immer unerträglicher, ihn abends gehen zu lassen… und doch wagte er nicht, seinen Freund zu fragen, ob dieser nicht über Nacht bleiben wollte. Zu groß war seine Angst, damit etwas zu zerstören oder zu übereilen, je nach dem, was dann passieren würde… dafür war ihm Youji zu wichtig. Er musste selbst den Kopf schütteln, wenn er betrachtete, wie kurz die Zeit ihrer Bekanntschaft erst war… und wie sehr er sich in Youji verliebt hatte. Sie waren noch nicht lange zusammen, und doch meinte er für den Blonden wesentlich mehr zu fühlen als für Brad, selbst am Anfang ihrer Beziehung, als der Amerikaner sich noch für ihn interessiert hatte. Er wollte einfach nichts falsch machen… nichts sollte sein Glück gefährden, nicht dieses Mal… er würde kämpfen, damit das funktionierte zwischen ihnen beiden… und bis jetzt lief es recht gut. Sie verstanden sich gut… eigentlich gingen ihnen die Gesprächsthemen nicht aus, und selbst wenn sich mal einige Momente der Stille über sie legen sollte, so waren es keine Drückenden, Unangenehmen. Natürlich blieb es nicht aus, dass ihre Beziehung auch im körperlichen Aspekt intensiver wurde. Doch keineswegs rasant, sie ließen sich Zeit… oder besser, Youji gab Ran die Zeit, die dieser dringend brauchte, um sich an alles zu gewöhnen und es zu genießen. Niemals ging er unangenehm zu weit, er schien zu spüren, wann er an seine Grenzen stieß. Er erwies sich auch in dieser Beziehung als umsichtiger Charakter, liebevoll, keineswegs forsch oder verlangend. Youji schien warten zu können, und es auch zu wollen, bis Ran von selbst seine Zustimmung gab, ohne ihn vorher zu drängen. Das schätzte Ran an ihm, er wurde wie besonders wertvoll behandelt, wie etwas Besonderes, das es glücklich zu machen und zu achten galt. Und auch dafür liebte er Youji, weil er ihn als gleichwertigen Menschen betrachtete und nicht als simples Lustobjekt. Und trotzdem stahl sich mehr als einmal der Gedanke in seinen Kopf, wie es wohl sein würde, wenn er sich Youji hingab und mit diesem schlief. Wie würde es sein…? Wie mit Brad? Anders? Vom Gefühl her anders? Von der Technik her anders…? Spätestens hier begann er den Kopf zu schütteln und sich anderen Dingen zuzuwenden. Er würde es schon noch früh genug erfahren… nicht an diesem Tag, und auch nicht am nächsten, irgendwann… wenn sie dazu bereit waren. Nur eine Sache lag ihm ein bisschen unangenehm schwer im Magen… und das war das Treffen mit Youjis Manager und bestem Freund Kim. Ja, er hatte zugesagt… doch jeden Tag, an dem das gemeinsame Abendessen näher rückte, wünschte er sich mehr, er hätte niemals zugestimmt. Was, wenn der Abend eine Katastrophe werden würde…? Wenn Kim ihn nicht ausstehen konnte oder ähnliches…? Er mochte gar nicht darüber nachdenken… er hatte Angst auf ganzer Linie zu versagen… nicht gut genug für Youji zu sein und ihn zu blamieren. Und das machte ihm ungemein zu schaffen, sodass er den ganzen Mittwoch lang nichts essen konnte vor Aufregung… er hatte schon regelrechte Bauchschmerzen. Youji hatte ihm mehr als einmal gesagt, er solle sich einfach wie sonst auch verhalten, doch das war schwer in der Gegenwart eines völlig fremden Menschen, dem man sich beweisen musste… hoffentlich ging das gut, dachte er sich, als es am Abend schließlich an der Tür klingelte. ~*~*~*~*~* „Und benimm dich, klar? Sei nett.“ Kim rollte die Augen und blickte Youji finster an. Was hielt der denn von ihm? Immerhin war es er selbst gewesen, der dieses Treffen forciert hatte… wieso sollte er da unfreundlich sein? Drauf und dran, Youji genau das noch einmal mehr zu sagen, wurde er unterbrochen, als die Haustür geöffnet wurde, an der Youji soeben geklingelt hatte. Kim wandte seine Aufmerksamkeit von Youji ab und dem Bewohner der Wohnung im 13. Stock dieses Hauses zu – um diesen erst einmal entgeistert anzustarren. Boah… wow. Youji hatte ja schon einiges erzählt… aber *so* hatte er sich Ran nicht vorgestellt. Er kannte ja Youjis Art, alles, was er toll fand, durch eine äußerst pinke Sonnenbrille zu betrachten… doch hier hatte er wirklich nicht übertrieben. Der Mann *war* hübsch, das konnte Kim nicht bestreiten, obwohl er noch nicht einmal auf Kerle stand. Exotisch, aber geradezu schön. Er war schlank, hatte wirklich flammend rotes Haar, violett funkelnde Augen und blasse, fast schon weiße Haut. Auf der der ein oder andere, dunkle Fleck in der Halsregion natürlich besonders auffiel… Mit diesem Gedanken schnappten seine Gedanken wieder zurück in seine jetzige Situation, in der er den schlanken Rotschopf immernoch wie ein Auto angaffte. Wissend, dass der zierliche Japaner das nicht sonderlich toll fand, bemühte er sich, seine Überraschung zu verstecken und Youjis Schätzchen anzulächeln. Dieses erwiderte die Geste etwas scheu, ehe er zwei Schritte in seine Wohnung zurücktrat und die beiden Amerikaner dazu aufforderte, ihm zu folgen. „Hi… please, come in…“ Oh… noch etwas, das Kim überraschte. Erst einmal sprach der Rotschopf wie selbstverständlich Englisch – Youji hatte ihm wohl gesagt, dass Kim der japanischen Sprache noch nicht so ganz Herr war – und dann auch noch ziemlich akzentfrei… wow, das war für einen Japaner ungewöhnlich… aber gut, er hatte auch ein ganzes Jahr in den Staaten verbracht. Youji kam der Bitte sofort nach und folgte seinem Freund, schloss ihn sanft in die Arme, als er den Weg in die Wohnung für Kim geräumt hatte. Der Blonde überreichte seinem Freund den Strauß Blumen, den er vorhin auf dem Weg zu Ran für diesen gekauft hatte, gut 30 weiße Lilien. Der Rotschopf errötete leicht und lächelte Youji an, wurde dafür von dem Autor auf die Lippen geküsst. Als er sich wieder von diesem gelöst hatte, streifte er sich seine Schuhe ab. Ach ja… das musste man hier ja machen… so wollten es zumindest die meisten Leute in Japan immernoch. Die kamen über ihre Traditionen auch nie hinweg… Als sich Kim ebenfalls seiner Schuhe entledigt hatte, wurde ihm auch schon eine schmale, fragil aussehende Hand entgegen gestreckt. Zuerst verstand Kim nicht, doch als er in Rans anderem Arm die Jacke Youjis erblickte, fiel bei ihm der Groschen. Er streifte sich seine Jacke ab und gab sie Ran, welcher beide Kleidungsstücke an der Garderobe aufhängte und sich dann wieder den beiden Amerikanern zuwandte, den Blumenstrauß, den er der Einfachheit halber kurz zur Seite gelegt hatte, nahm er wieder in seine Hände. Ein bisschen nervös wirkte er, fand Kim, denn er warf immer wieder kurze, unsichere Blicke in Youjis Richtung, als hätte er keine Ahnung, was er nun tun sollte. Vielleicht hatte er das auch nicht, Youji beschrieb ihn immer als so zurückhaltend und unsicher… deshalb war es auch kaum verwunderlich, dass Youji seinem Freund charmant zur Hilfe kam, in dem er einfach die Zügel in die Hand nahm. „So… dann räumen wir doch erst mal die Förmlichkeiten aus dem Weg. Ran, das ist Kim Anderson, mein Manager und Babysitter. Kim, Ran Fujimiya, mein Freund.“ Kim, die Anspielung auf seine Person bewusst überhörend, lächelte den zierlichen Rotschopf an und streckte ihm seine Hand hin. „Sehr erfreut, dich kennen zu lernen, Ran. Ich darf dich doch duzen, oder?“ Der Japaner ergriff zögerlich seine Hand und nickte leicht, zeigte sich mit dem Vorschlag einverstanden. Kim fiel die zarte Haut des anderen sofort auf… und auch, dass die schmale Hand ziemlich kühl war, als wäre dem Rotschopf kalt. Oder vielleicht war es auch einfach die Nervosität… Ran zog seine Hand wieder zurück und wies dann auf einen Raum am Ende des geräumigen Flurs, den Kim von seinem Standort aus als das Wohnzimmer identifizieren konnte, Sofas und Fernseher bewiesen es. „Gehen wir ins Wohnzimmer… da können wir uns setzen…“ Aus irgendeinem Grund lief der zierliche, junge Mann rot an. Weia… auch da hatte Youji wohl nicht übertrieben… äußerst schüchtern… da hatte der Blonde sich was geangelt… Um Ran einen Gefallen zu tun, lächelte er und folgte der schwachen Geste, betrat das Wohnzimmer und sah sich dort ein bisschen um. Hmhm, Geschmack hatte der Kleine. Gefiel Kim, Dekoration und Einrichtung. Obwohl es im 13. Stock lag und der Lift kaputt war… und dafür konnte Ran nun wirklich nichts. Aha, da fing es schon an. Dieser Effekt, den Youji ihm beschrieben hatte: Sobald man auch nur drei Worte mit Ran gewechselt und ihn sich ein bisschen betrachtet hatte, fiel es sehr schwer, auf irgendetwas, was den Rotschopf betrat, sauer zu sein. Eben, als er die 13 Stockwerke hatte hoch laufen müssen, hatte er Ran mitsamt seiner Wohnung zum Teufel gewünscht… doch jetzt, da er gesehen hatte, wie nervös und unsicher der junge Mann wirklich war, konnte er das nicht mehr. Dafür fand er Ran viel zu niedlich… und zu zerbrechlich, als dass man ihm etwas Unnettes sagen oder auch nur wünschen könnte. Der Amerikaner ließ sich auf einem der beiden Sofas nieder und blickte zu Ran und Youji auf, die gerade auch die Sitzgelegenheiten erreicht hatten. Ran hatte seine Hand in Youjis gelegt… Kim kam nicht umhin zu denken, dass gegen Rans Youjis Hände fast schon wie Pranken anmuteten. Und dabei hatte der Blonde eigentlich im Vergleich mit anderen auch schon recht schmale Hände… Der Blonde ließ sich auf dem anderen Sofa nieder und wollte Ran neben sich ziehen, doch dieser gab dem Zug nicht nach. Er warf einen scheuen Blick in Kims Richtung, ehe er die Lider senkte. „Kann ich… etwas zu trinken anbieten…? Wein… oder Bier…? Das Essen… dauert noch einen Moment, Entschuldigung…“ Wieder wurde er rot… Kim würde später Youji mal fragen, ob das normal war, oder ob das nur an seiner Anwesenheit lag. Wenn ja, dann musste er den jungen Mann ziemlich verunsichern… „Das macht doch nichts. Und ein Glas Wein wäre toll, danke.“ Er war ungeahnt freundlich… damit hatte er nicht gerechnet. Er kannte sich eigentlich recht gut und hatte damit gerechnet, dass Ran länger brauchen würde, um das Eis zu brechen… doch irgendwie… hatte Kim das Eis bereits gebrochen… oder anders, Ran hatte es mit seiner Unsicherheit und Niedlichkeit schmelzen lassen, ganz passiv… irgendwie ein Phänomen… Youji blickte zu Ran auf und erhob sich ebenfalls wieder, lächelte den Rotschopf sanft an. „Ich helfe dir tragen, Ran. Dann kann ich mir auch aussuchen, was ich trinken möchte.“ Gute Ausrede für: ‚Ich möchte mal kurz mit dir allein sein.’ Sobald sie die Küchentür zumachten, konnte es gefährlich werden… so ganz war Kim über den physischen Stand dieser Beziehung nicht im Bilde, aber die Knutschflecken ließen schon auf einiges schließen… Der Rotschopf nickte, sodass die beiden gemeinsam in Richtung der Küche liefen und in dem Raum verschwanden, doch die Tür blieb glücklicherweise offen. Kim hörte leise Stimmen, doch was sie sagten, vermochte er nicht zu sagen. Wahrscheinlich sprachen sie sowieso Japanisch miteinander… er würde einfach warten, bis die beiden mit den Getränken wiederkamen. ~*~*~*~*~* „Alles in Ordnung, Darling?“ Der Blonde umarmte seinen Freund sanft, schmiegte sich eng gegen dessen Rückseite. Der Rotschopf, der gerade dabei war, seinen Blumenstrauß in eine große, blaue Vasen zu stellen, entspannte sich ein bisschen und lehnte sich gegen ihn zurück, legte den Kopf in den Nacken, um Youji zumindest verkehrt herum in die Augen sehen zu können. „Ich glaube schon…“ Youji küsste die weichen, duftenden Haare und lächelte ermunternd, während seine Hände mit langen Strichen über Rans Schultern fuhren. „Bleib ganz ruhig, Ran. Das hier ist keine Prüfung, ich möchte bloß, dass sich zwei mir sehr wichtige Menschen kennen und mögen lernen. Sei einfach du selbst, dann kann gar nichts schief gehen. Und bis jetzt läuft es doch gut, er ist echt freundlich heute Abend. Sieht aus, als hättest du ihn schon gewonnen…“ Der Rotschopf entspannte sich ob seiner Worte noch ein bisschen mehr und wandte sich zu Youji, um diesem ins Gesicht sehen zu können. „Ist er sonst…nicht so freundlich…?“ Der Blonde lächelte und küsste die blassen Lippen, umfasste mit seinen Händen sanft Rans Wangen. „Na ja… normalerweise geht er anders mit Leuten um, die ich ihm vorstelle… wahrscheinlich ist er irgendwo ein bisschen eifersüchtig. Aber du scheinst eine Ausnahme zu bilden.“ Der Rotschopf schien aufzuatmen und schmiegte sich in Youjis linke Hand, schloss für einen Moment die Augen. „Hauptsache, er kann mich einigermaßen leiden… und hält mich für geeignet…“ Youji strich zärtlich über die hohen Wangenknochen, ehe er seinen Geliebten erneut küsste, intensiver und länger dieses Mal. Diese Diskussion hatten sie schon das ein oder andere Mal geführt, sodass es ihm nicht wirklich nötig erschien, noch einmal darauf einzugehen. Ran würde schon sehen, dass Kim nichts gegen ihn haben würde, sobald er ihn näher kannte. Er kannte Kim schon lange genug, um ihn so einschätzen zu können. Sobald Kim erkannte, dass Ran Youji wirklich liebte, würde sich dieser zufrieden geben… er gönnte Youji sein Glück, daran zweifelte der Blonde keinen Moment. Nach wenigen Minuten beendete er den Kuss, blickte seinem Freund dennoch in die Augen. Diese schienen zu leuchten, drückten wortlos alles aus, was Ran für ihn fühlte. Sanft strich er seinem Freund über die Wange; jetzt schien ihm ein geeigneter Zeitpunkt, um diese Sache anzusprechen… denn eine zweite Chance, Ran an diesem Abend allein und ungestört anzutreffen, würde sich wohl so schnell nicht mehr ergeben. So holte er noch einmal tief Luft und stellte seinem Geliebten die Frage, die ihm schon seit ein, zwei Tagen auf der Zunge brannte. Er war vorsichtig mit seinen Worten und seiner Stimmlage, um nichts in der Welt wollte er, dass Ran seine Frage missverstand. „Ran… hättest du was dagegen, wenn ich… bis morgen früh bleibe?“ Die Reaktion seines Freundes fiel zu seiner Erleichterung so aus, wie er es sich im günstigsten Fall vorgestellt hatte: Ran schien die Frage zu durchdenken, abzuwägen, was er jetzt sagen sollte. Was gut war, denn so sagte er nicht direkt nein. Auch schien er sich nicht unter Druck gesetzt zu fühlen, was Youji sich auch schon ausgemalt hatte. Denn das wollte er nicht, selbst wenn Ran ja sagte, würde nichts geschehen, was der Rotschopf nicht auch wollte. Wie dämlich wäre Youji, wenn er dieses ihm geschenkte Vertrauen so einfach wieder wegwarf, und das für gar nichts…? Denn das, was er wollte, war kein Sex mit einem Partner, der nur mitmachte, um ihn nicht abweisen zu müssen… er wollte Ran, wenn dieser sich wirklich bereit fühlte, und sonst gar nicht. Der Rotschopf hielt Youjis Blick für ein paar Momente, schien in seinem Gesicht nach etwas zu suchen, das er nicht fand, also senkte er den Kopf. Er schien immernoch zu überlegen, und um ihm seine Gedanken ein bisschen zu erleichtern, fügte Youji noch etwas an. „Einfach nur so natürlich, ohne jegliche Hintergedanken. Ich mag es nur nicht, alleine zu schlafen und aufzuwachen… gerade da vermisse ich dich besonders.“ Bei diesem letzten Kommentar verzogen sich Rans Lippen zu einem leichten Lächeln. Noch einen Moment ließ er Youji zappeln, doch dann nickte er zögerlich. „Einverstanden… aber ich stehe morgen schon um sechs wieder auf, ich muss arbeiten.“ Youji lächelte strahlend, als er Rans Zusage erhielt, und zog den Jüngeren an sich, um ihn auf die Stirn zu küssen. „Das ist okay, ich verschwinde morgen früh dann, wenn du gehen musst. Oder ich könnte dich auch fahren, ich bin mit dem Auto da.“ Dann würden sie auch ein bisschen länger schlafen können… was gut war, denn Youji hasste es, so früh aufstehen zu müssen… auch wenn es ihm mit Ran zusammen sicher leichter fallen würde. Der Rotschopf schien einen Moment zu überlegen, ehe er Youji stirnrunzelnd anblickte. „Und wie kommt Kim dann nach Hause? Ihr seid ja sicher nicht mit zwei Autos gekommen, oder?“ Der Blonde winkte ab und löste sich von seinem Freund, um die auf der Anrichte bereit gestellten Gläser und Getränke zu inspizieren. „Den schicken wir nachher mit einem Taxi ins Hotel. Der wird eh Wein trinken, und mit Alkohol im Blut fährt er nirgendwo hin. Wenn er hier mit Promille erwischt wird, gibt das nur unnötigen Ärger.“ Das schien Ran einzuleuchten, denn er nickte leicht und trat dann zu Youji, um Kim ein Glas Wein einzuschenken. „Okay… ich würde mich freuen…“ Youji lächelte seinen Freund zärtlich an und suchte sich dann sein Getränk aus, was ein Glas Traubensaft für ihn bedeutete, und für Ran goss er nach vorsorglicher Nachfrage einfach ein Glas mit kühlem Wasser voll. Ran war kein großer Fan von Säften und ähnlichem, am liebsten waren ihm warme Getränke wie Kakao und Cappuccino oder einfach Wasser. Als sie beide fertig waren, lief Ran noch einmal kurz zum Herd hinüber und kontrollierte einige Töpfe, was Youji Zeit gab, sich die Küche anzusehen. Ran hatte hier gedeckt, für drei Personen, und jetzt schmückten die Lilien noch zusätzlich zu verteiltem Geschirr und Servietten die Tischmitte. Einige Schüsseln standen sich schon auf dem Tisch, in die Youji kurze Blicke warf, um zu sehen, was sich im Inneren befand. Aha, jetzt hatte er eine Idee, was es heute geben würde. Das hatte sich Ran gut ausgedacht, hierbei konnte sich jeder mischen, was er gerne haben wollte. Denn ihre drei sehr unterschiedlichen Geschmäcker in einem Gericht zu vereinen wäre sicher schwierig gewesen… Ran kam gerade wieder zu ihm herüber geschlendert, er schien alles zu seiner Zufriedenheit inspiziert zu haben. Ein sanftes Lächeln wurde zwischen ihnen ausgetauscht, ehe sie sich die Gläser schnappten und diese zusammen zurück ins Wohnzimmer trugen, wo Kim schon auf sie wartete. ~*~*~*~*~* Der Amerikaner nahm lächelnd sein Glas von Ran entgegen und bedankte sich bei diesem, ehe er einen Schluck des Rotweines kostete – und erstaunt war, denn der Wein war ziemlich gut. Er schielte zu Youji hoch, welcher wissend lächelte. Aha, da wusste jemand ganz genau, welchen Wein er bevorzugte… und hatte es seinem Freund gleich weitergegeben. Ihm sollte es recht sein, so konnte er seinen Burgunder auch hier trinken… „Der Wein ist prima. Darf man fragen, was es Gutes zu Essen gibt?“ Fragend blickte er Youjis schüchternen Freund an, welcher sich auf dem Sofa niedergelassen hatte und sich an seinem Wasserglas festhielt. Er schien angespannt zu sein… entweder immernoch durch Kims Gegenwart, oder in der Küche war etwas beredet worden, das dem zierlichen Japaner nicht gefallen hatte. „Shabushabu… das ist ähnlich wie Sukiyaki, nur dass man es sich bei Tisch selbst zusammenstellt.“ Na, wenigstens mit dem zweiten Gericht konnte Kim halbwegs etwas anfangen… also viel verschiedenes Gemüse, Fleisch und wahrscheinlich Reis dazu… so wie viele japanische Gerichte eben aussahen. Aber auf die Gewürze und Machart kam es an, und da dachte er an Youjis Aussage zurück, die den zierlichen Rotschopf als guten Koch beschrieb. Der Blonde hatte Rans Kochkünste nun schon mehrfach austesten dürfen, sodass er das wohl schon einigermaßen beurteilen konnte. Na ja, Kim würde sich überraschen lassen. „Gut…“ Er ließ seinen Blick kurz durch den Raum streifen, ehe er etwas ansprach, das ihm aufgefallen war. Vielleicht würde ja mal eine Konversation in Gange kommen… „Sag mal, die Bilder da drüben, da steht doch Auguste Rodin drunter… sind die wirklich von ihm? Ich dachte immer, der hat nur Skulpturen gemacht…“ Ran sah kurz über seine Schulter, wo die beiden Kunstdrucke in silbernen Ramen hingen, ehe er sich leicht lächelnd wieder Kim zuwandte. „Ich war auch überrascht, als ich die gesehen habe. Aber er hat auch ein paar Sachen gemalt, ich habe ein bisschen recherchiert und…“ Und schon hatte Kim seine Konversation in Gang gebracht, so leicht ging das. Er war angenehm überrascht, dass Ran sich einmal mit Kunst zu beschäftigen schien und dann noch so viel darüber wusste… das hätte er nicht gedacht. Und noch weniger hätte er gedacht, dass Youji auch ein bisschen was beitragen konnte… also entweder interessierte sich Youji doch mehr für Kunst, als Kim gedacht hatte, oder er hatte über Ran in den letzten Wochen einiges mitbekommen… und dies erwies sich als richtig, denn im Laufe des Gesprächs kam heraus, dass das Pärchen auch schon mal gemeinsam im Museum für Kunst gewesen war… und das überraschte ihn noch mehr. Youji im Museum…? Und dann auch noch in einem für Künste…? Kim hätte nicht gedacht, dass das jemand fertig bringen würde… Dem Braunhaarigen begann diese Beziehung irgendwie zu gefallen… er mochte die Art, wie Ran und Youji sich ergänzten, wenn sie etwas gemeinsam erlebtes erzählten, und wie sie miteinander umgingen. Eigentlich recht pflegeleicht, Kim fühlte sich nicht wie das fünfte Rad am Wagen, da die beiden Männern nicht ständig aneinander klebten, Ja, sie saßen nebeneinander auf dem Sofa und berührten sich an den Händen, oder Youji hatte einen Arm um Ran gelegt, doch mehr taten sie nicht in Kim Gegenwart. Wofür dieser sehr dankbar war, denn er mochte es nicht, bei sowas daneben zu sitzen. Er fühlte sich immer, als sollte er das wirklich nicht sehen, kam sich einfach komisch vor. Doch das blieb an diesem Abend komplett aus. Angenehm… auch, als sie am Tisch saßen, konnten sie sich weiter unterhalten, auch wenn dadurch das Essen ziemlich in die Länge gezogen wurde, doch keinen von ihnen schien es zu kümmern. Die Stimmung war gut und auch Ran taute immer weiter auf, begann frei über Witze zu lachen und errötete nicht mehr ständig, er schien sich an Kims Anwesenheit zu gewöhnen. Insgesamt verlief der Abend für alle Beteiligten sehr positiv, Ran stieg in Kims Wertschätzung und umgekehrt, und Youji war glücklich, dass diese beiden ihm wichtigen Menschen sich so gut zu verstehen schienen. Natürlich kannten sie sich noch nicht richtig, doch daran konnte man ja arbeiten… der Grundstein für eine positive Entwicklung war gelegt. Nach dem Essen, das die beiden Gäste, zu Rans großer Erleichterung, als äußerst deliziös eingestuft hatten, wechselte man wieder ins Wohnzimmer auf die bequemen Ledersofas über, um dort den Abend mit ein bisschen Wein ausklingen zu lassen. Sogar Ran beteiligte sich daran, die Weinflaschen, die er auf Youjis Rat hin gekauft hatte, zu leeren. Was hieß, dass insgesamt doch einige Gläser getrunken wurden. Was Kim und Youji nicht viel ausmachte, an Alkohol gewöhnt waren sie beide zur Genüge, doch Ran stieg der Alkohol sichtbar zu Kopfe. Er trank nur ganz selten Alkohol und vertrug noch dazu nicht besonders viel, sodass er schon nach wenigen Gläsern offensichtlich schon zu viel von dem vergorenen Traubensaft intus hatte. Jedoch hatte er eine komische Art, seine Betrunkenheit auszuleben: Nämlich absolut nicht auf lautstarke Weise, oh nein. Eher das Gegenteil trat ein. Ran wurde unglaublich still und anhänglich… er kuschelte sich an Youji, hatte den Kopf auf dessen Schulter gelegt und die Augen geschlossen, als würde er schlafen… doch er schlief nicht, denn ab und zu öffnete er die Augen wieder und sah sich um, als erwartete er, dass etwas um ihn herum geschah. Kim fand es lustig, ihm dabei zuzusehen, aber da er und Youji sich von da an allein unterhielten, beschlossen sie wenig später, die ganze Veranstaltung da zu beenden. „Ich glaube, da muss jemand ins Bett, wenn er morgen um sechs Uhr aufstehen will…“ Lächelnd blickte Youji auf seinen Freund hinab, ehe er zu Kim hinüberblickte, welcher die beiden lächelnd musterte. Sie waren wirklich süß… er kam nicht herum, zu denken, dass Ran so anhänglich war wie ein kleines Tier, wenn er betrunken war. „Kim… ich bleibe heute Nacht hier, ja? Ich kann ihn jetzt nicht alleine lassen…“ Ja, klar… was für ein billiger Vorwand, dachte Kim amüsiert für sich… aber es war ihm egal, sollte Youji doch tun, was er tun wollte. Er war jetzt schon gespannt darauf, ob Youji morgen mit einem dicken Grinsen auf dem Gesicht nach Hause kam oder nicht… dann würde man darauf schließen können, was Youji mit dem armen, volltrunkenen Ran noch so alles angestellt hatte… Der Braunhaarige winkte ab und erhob sich dann von der Ledercouch, auf der er bis jetzt gesessen hatte. „Schon klar, bring dein Schätzchen ins Bett. Ich fahre dann zurück ins Hotel.“ Von Youji erntete er einen skeptischen Blick und dann ein Kopfschütteln. „Nichts da, du hast jede Menge Promille. Wenn du damit erwischst wirst… du weißt, man mag Ausländer nicht so ganz hier, vor allem Amerikaner… nimm dir lieber ein Taxi.“ Kim war drauf und dran zu widersprechen, doch er ließ es bleiben, weil er einsah, dass Youji Recht hatte. Wahrscheinlich würde er bei seinem Glück erwischt werden und dann eine saftige Strafe zahlen müssen… oder man würde ihm den Führerschein gleich entziehen, wenn er viel Alkohol im Blut hatte… und das wollte er eigentlich nicht. Also lieber das kleinere Übel, das Taxi zahlen… „Wo du Recht hast, hast du Recht. Fein, dann hole ich mir ein Taxi. Kann ich mal kurz telephonieren, Ran?“ Der zierliche Rotschopf nickte leicht, kuschelte sich noch näher an Youji dabei. Mit einem Grinsen stand Kim auf und lief hinüber zum Telefon, um sich ein Taxi zu holen. Für gewöhnlich brauchten diese nicht sonderlich lang, deshalb ging er gleich nach dem kurzen Telefonat zurück zu dem kuschelnden Pärchen, um sich zu verabschieden. Lächelnd sah er zu, wie sich Youji umsichtig von Ran löste und aufstand, was ihm dieser mit deutlich weniger Sicherheit nachtat. Der Blonde griff die Hand seines Freundes, um diesem ein bisschen Festigkeit im Falle eines Falles zu bieten. „Wir bringen dich noch bis zur Tür.“ Gesagt, getan, also gingen sie zu dritt zur Haustür, wo sich Kim Jacke und Schuhe überstreifte, ehe er sich noch einmal lächelnd zu dem Pärchen umdrehte. „So… ich bedanke mich für den netten Abend und das tolle Essen. Hat mich gefreut, deine Bekanntschaft zu machen, Ran.“ Mit diesen Worten streckte Kim Ran die Hand hin, welche dieser mit seiner freien ergriff und ebenfalls leicht lächelte. „Mich auch…“ „Bis morgen, Kim. Kannst mich zum Frühstück erwarten.“ Tja, dann würde Youji wohl auch früh aufstehen müssen, wenn Ran das musste… was erklärte, warum er dann schon wiederkam… Kim fragte sich, warum Youji sich genau diese Nacht ausgesucht hatte, um bei Ran zu bleiben… es hätte andere gegeben, an deren Morgen man nicht hätte aufstehen müssen… aber na ja, Youji wusste schon, was er tat, dieses Betthäschen. „Mal sehen, ob du was kriegst. Gute Nacht, Ran!“ Mit diesen Worten und einem Augenzwinkern verließ Kim die Wohnung, überließ das Pärchen dem weiteren Voranschreiten der Nacht. Er würde derweil mit dem Auswerten dieses Treffens beginnen, doch er war sich recht sicher, dass es ihm gefallen hatte. Ran war wirklich in Ordnung, Youjis pinke Brille war dieses Mal wohl nicht ganz so pink gewesen… ~*~*~*~*~* Ran lehnte mit dem Rücken an seiner Haustür, Erleichterung machte sich in ihm breit. Es war überstanden… Kim war weg, der Abend war soweit gut verlaufen… das freute ihn, denn er schien nicht völlig versagt zu haben… Starke Arme umfingen ihn sanft und zogen ihn an Youjis Körper, hielten ihn zärtlich fest. Weiche Lippen drückten sich auf seine Wange, dann auf seine Haare. „Na siehst du… ist doch gut gelaufen. Ich hab dir ja gesagt, dass er dir nicht wird widerstehen können.“ Es tat gut das zu hören… er drückte sich an Youjis Körper, wollte seinen Freund spüren… es ging ihm so gut, ihm war so warm, innerlich wie äußerlich… woran mit Sicherheit auch der Alkohol Schuld war, aber Ran war es egal. Er war froh, Youji bei sich zu haben, nicht allein sein zu müssen… er hatte sich danach gesehnt, Youji auch nachts bei sich zu haben… weshalb war er vorhin so unsicher gewesen, als Youji ihn gefragt hatte…? Er wusste es nicht so recht… doch es war nicht wichtig, wichtig war, dass Youji hier war und nicht weit weg… Der Blonde streichelte ihm sanft den Rücken, küsste ihn in den Nacken, woraufhin Ran aufseufzte. „Wir sollten schlafen gehen, hm? Sonst bist du morgen auf der Arbeit müde, und das wäre sicher nicht so toll.“ Er nickte leicht, ließ sich von Youji in sein Schlafzimmer führen. Bett klang gut… er fühlte sich müde… doch irgendwie nicht so wirklich bereit, einfach schlafen zu gehen… „Gehst du dich umziehen, Ran?“ Wieder kam er Youjis Frage sofort nach, suchte sich Schlafklamotten aus dem Schrank zusammen und verschwand dann kurz im Bad, um sich umzuziehen und seine Zähne zu putzen. Als er wieder aus dem Bad tapste, vom Alkohol ein bisschen unsicher auf den Beinen, wartete Youji schon auf dem Flur auf ihn. Er hatte ein paar seiner Kleider abgelegt, trug nur noch ein T-Shirt und Boxershorts. Ähnlich dem, was Ran trug, doch statt des T-Shirts trug der Rotschopf ein Pyjamaoberteil mit Knöpfen. Der Blonde lächelte und deutete in Richtung Badezimmer. „Hast du noch eine Zahnbürste? Ich hab ja nichts dabei…“ Ran gab ihm seine Ersatzzahnbürste und ging schon mal vor in sein Schlafzimmer, sich immernoch fragend, was ihn vorhin so alarmiert hatte… im Moment fühlte er sich nur wohl, in leicht angespannter Erwartung, was jetzt passieren würde… so stellte er sich seinen Wecker für den nächsten Morgen und schlüpfte unter seine warmen Decken, wartend, bis Youji aus dem Badezimmer zurückkam. Was dieser nach einigen Minuten auch tat, auf seinem Weg zum Bett das große Licht ausschaltend. Dies hatte allerdings keinen großen Effekt, denn durch das große Fenster schien der helle Vollmond in das Zimmer, sodass es nicht im geringsten dunkel war. Ran sah Youji dabei zu, wie er das Zimmer durchschritt und machte dem Älteren Platz, als dieser das Bett erreichte. Sanft lächelnd schlüpfte sein Freund zu ihm unter die Decken und zog Ran sofort wieder in seine Arme, was der Rotschopf als Aufforderung sah, sich erneut an Youji zu kuscheln. Eine warme Hand begann sanft seine Wange zu streicheln, ehe ein Paar weicher Lippen zärtlich die Seinen berührte. „Ich liebe dich…“ Ran erwiderte die Worte, ehe er die kurze Distanz erneut überwand und seinen Freund küsste, erwartend seine Lippen öffnete. Youji kam der Einladung sofort nach, liebkoste Rans Mund zärtlich mit seiner Zunge. Ran seufzte zufrieden, das hatte er den ganzen Abend gewollt… doch vor Kim war es ihm unangebracht erschienen… und jetzt waren sie allein… jetzt konnte er versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen. Er hob seine Hände und vergrub die eine in Youjis Haaren, unwillig, den Blonden den Kuss beenden zu lassen, die andere ließ er den Rücken des Blonden hinabstreichen. Zufrieden mit dem Seufzen, das Youji ausstieß, drückte sich Ran an den Älteren, zeigte ihm, dass er es auch wollte. Der Blonde beendete den zum Schluss sehr tief und leidenschaftlich gewordenen Kuss und wandte sich Rans Nacken zu, hinterließ seine Male auf der weißen Haut. Der Rotschopf reckte sich ihm entgegen, genießerische Laute entkamen seinen Lippen. Das war gut… er mochte das, Youji zeichnete ihn als seines… es fühlte sich gut an, jemandem zu gehören… Ein verwundertes Japsen entfloh seiner Kehle, als er Youjis öffnende Finger an den obersten Knöpfen seines Pyjamas spürte, gefolgt von einem leisen Stöhnen, als die Lippen seines Freundes tiefer wanderten, zärtlich seine Halsbeuge liebkosten und sein Schlüsselbein entlangfuhren. Ran reckte sich in die Liebkosungen, wollte mehr von ihnen… gleichzeitig hob er seine Hände über den Kopf, kreuzte sie dort, wie er es gewohnt war. Leicht spreizte er seine Beine und reckte sich Youji entgegen, signalisierend, dass er bereit für mehr war. Doch anstatt einfach weiterzumachen, verharrte Youji für einen Moment reglos, ehe seine Lippen von Rans Haut verschwanden, sehr zu dessen Enttäuschung. Mit einem leisen, protestierenden Laut öffnete er seine Augen und sah, dass Youji sich über ihm abstützte, sich nicht aus seiner Position neben ihm bewegt hatte. Er blickte auf Ran hinab, musterte ihn für einige Momente, ehe er sich neben ihn sinken ließ. Eine Hand streichelte wieder seine Wange, strich ihm sanft einige hineingefallene Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Wir sollten wirklich schlafen gehen, Ran.“ Der Rotschopf blinzelte, ehe er die Tiefe dieser Worte verstand. Sein Herz begann zu pochen, als er das hörte, und seine Augen blickten Youji unsicher an. Hatte er etwas falsch gemacht? Ja, musste er wohl, denn eben war Youji noch nicht der Meinung gewesen, jetzt schlafen gehen zu müssen… seine Wangen wurden heiß und er senkte seine Hände, umschlang seinen Körper dabei, zog seine Beine an. „Was… habe ich falsch… gemacht…?“ Er musste etwas getan haben, um Youji zu verärgern… sonst hätte er doch nicht aufgehört… Youjis Hand verharrte einen Moment, ehe der Blonde seine Arme um Ran schlang und diesen an sich zog. Seine warmen Hände streichelten sanft Rans Rücken, versuchten seine verspannten Muskeln zu lockern. „Du hast nichts falsch gemacht… ich bin mir nur sicher, dass du das hier bereuen würdest morgen früh. Hab ich nicht Recht? Du bist betrunken, Ran… hast du nicht vorhin noch Zweifel daran gehabt, ob ich überhaupt hier übernachten kann? Du hast Angst gehabt, dass etwas passieren könnte, wozu du nicht bereit bist, wie mit Brad damals… denk nach, Ran.“ Brad… Zweifel… ja… er hatte Zweifel gehabt… doch woran… daran, dass Youji… wofür er nicht bereit war… Und schließlich fiel der Groschen. Langsam kam es zurück, was ihn vorhin so unsicher gemacht hatte… und mit einem Mal brannte Rans Gesicht, er schämte sich…wie hatte er das nur vergessen können…? Er hatte Angst davor gehabt, wie er reagieren sollte, wenn Youji mit ihm schlafen wollte… und jetzt war es genau umgekehrt gewesen… sie hätten Sex gehabt, wenn Youji es nicht verhindert hätte, dessen war er sich sicher… er war drauf und dran gewesen, sich Youji hinzugeben… oder besser aufzudrängen… Er verspannte sich, als er das dachte, und fühlte sich auf einmal wieder ziemlich nüchtern… ernüchtert… was hatte ihn nur geritten…? Wie hatte er sich nur so verhalten können… „Es… es tut mir Leid!“ Wie hatte das nur passieren können? Youji schien seine Aufgebrachtheit zu spüren, denn er schob Ran ein wenig von sich weg und hob mit einer Hand dessen Kopf, sodass sie sich in die Augen blickten. Ran erwartete fast, Spott zu sehen, weil er so schlecht von Youji gedacht hatte und nun er selbst das gemacht hatte, wovor er solche Angst gehabt hatte, dass Youji es tun könnte… doch in den im Mondschein leuchtenden Augen seines Freundes sah er nichts als Liebe und Verständnis für ihn schimmern. „Shh… es muss dir nicht Leid tun, Darling… du hattest einfach zu viel Alkohol, das ist alles. Es ist nicht deine Schuld.“ Er sah seinem Freund in die Augen, suchte, ob Youji das wirklich so meinte, wie er es sagte, ehe er leicht nickte. Trotzdem schämte er sich… nur langsam entspannten sich seine Muskeln unter Youjis nun wieder streichelnden Händen, eine fuhr durch seine Haare und die andere fuhr beruhigend seinen Rücken auf und ab. Nie wieder würde er Alkohol auch nur anrühren… er hatte noch nie erlebt, so dermaßen das Wissen um seine Taten zu verlieren… und das wollte er auch gar nicht mehr erleben… Youji küsste ihn sanft auf die Haare, drückte Ran zärtlich an sich. Er stieß ihn nicht weg… Brad hätte das sicherlich getan, hätte Ran sich etwas von dieser Tragweite geleistet… doch Youji tröstete ihn, half ihm über seine Scham hinweg… „Lass uns schlafen, Ran… okay?“ Ja… das war wohl definitiv das beste… Ran löste sich ein wenig von Youji und drehte sich auf den Bauch, drückte sich jedoch sofort wieder an seinen Freund. Auf dem Bauch schlief er besser ein, und jetzt wollte er gerade ganz, ganz schnell in seinen Träumen versinken… morgen würde er das hier wohl wieder konfrontieren müssen, doch jetzt wollte er schlafen, es vergessen… „Gute Nacht…“ Er war müde, fühlte sich jetzt sogar ausgelaugt… und so sehr, wie er sich ins Land der Träume wünschte, war es kein Wunder, dass er so schnell einschlief, dass er nicht einmal mehr Youjis Gutenachtwunsch mitbekam. ~*~*~*~*~* Youji hatte seinen Kopf in seine Handfläche gestützt und betrachtete seinen schlafenden Geliebten im Halbdunkel des Raumes. Rans Rücken hob und senkte sich regelmäßig, der Rotschopf schien einen friedlichen Schlaf gefunden zu haben… doch davon konnte bei Youji keine Rede sein. Was war das eben nur gewesen…? Diese Haltung, die Ran plötzlich eingenommen hatte… als hätte Youji einen Knopf gedrückt und Ran so in diese Position gebracht… vielleicht hatte er das auch… vielleicht hatte er etwas gemacht, das diese Reaktion bei Ran ausgelöst hatte… denn einfach so machte man das doch nicht… oder? Youji jedenfalls hatte sowas noch nie gesehen… er konnte sich diese Haltung nicht erklären… es hatte so ausgesehen, als hätte Ran darauf gewartet, dass man ihm die Hände zusammenband… Aber… hieß das, dass er das irgendwie… schon gemacht hatte…? Aber wenn ja… dann nicht nur einmal, denn um eine solch automatische Reaktion hervorzurufen, musste man das praktisch ständig machen, um so instinktiv zu reagieren. Aber… Youjis Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, als er plötzlich eine Idee hatte. Dieser Bastard… Ran eiskalt verführen, ihn betrügen und dann auch noch so drillen…? Hatte Crawford, dieses Arsch, das zu verantworten…? Wenn ja, dann war er noch widerlicher als Youji ihn sich vorher vorgestellt hatte. Wie konnte er nur…? Wieso drängte er Ran in eine solche Pose, völlig ihm ausgeliefert und wahrscheinlich recht hilflos, wenn seine Hände wirklich gebunden gewesen waren. Schon, es hatte seine Reize, im Bett Fesseln und ähnliches zu benutzen, aber doch nicht ständig… es wurde doch langweilig, wenn der Partner nicht auch aktiv werden konnte, selbst wenn dieser eher den passiven Part darstellte. Youji jedenfalls ging es so… er wollte, dass beide Partner gleichberechtigt waren, auch in ihrer Freiheit zu agieren. Dass Brad Ran dazu gezwungen hatte, ihn gegen dessen Willen gefesselt hatte, schloss Youji direkt aus. Nichts ließ darauf schließen, auch war Rans Reaktion keine abwehrende oder eine aufgebende gewesen, sondern eine des Gefallens, der Erregung. Ran hätte es vielleicht auch irgendwie durchschimmern lassen oder wäre im Allgemeinen Körperkontakt abgeneigter… auch dieser Vollidiot von einem Onkel hatte Ran nie etwas in dieser Richtung angetan… nein, es musste wirklich Brad Crawford und dessen Dominanz gewesen sein, andere Freunde hatte der Rotschopf ja vor diesem nicht gehabt… Er wollte fluchen, doch er tat es nur innerlich, da er nicht wollte, dass Ran noch einmal aufwachte. Dieser Hohlkopf! Youji hätte sich wirklich aufregen können in diesem Moment… da würde morgen ein nettes Gespräch auf sie warten. Er musste Ran verständlich machen, dass er diese alten Verhaltensweisen ablegen sollte, und zwar in allen Bereichen. Youji gefiel das gar nicht, er hatte nicht das Bedürfnis, seine Partner so sehr zu dominieren, dass er sie zur Handlungsunfähigkeit zwingen wollte. Das ging ihm gegen den Strich… gleichzeitig musste er Ran vermitteln, dass es nicht an ihm lag, dass es nicht seine Schuld war… warum der Rotschopf sich auch immer so sehr von Crawford hatte bedrängen lassen… vielleicht, um ihn nicht zu verlieren… oder… na ja, er kannte es doch nicht anders, wenn Crawford ihn gleich von Anfang an so behandelt hatte… Youji würde diesem arroganten Arschloch ins Gesicht spucken, wenn er ihn einmal sah, das schwor er sich. Ran sollte sicht nicht schämen, nicht für etwas, wofür er zumindest aktiv nichts konnte. Youji kannte seinen Freund nun schon ein bisschen und war sich sicher, dass der Rotschopf morgen früh, wenn er aufgewacht war und sich erinnert hatte, was passiert war, sich furchtbar schämen würde, weil er so etwas gewagt hatte, um es in Rans Worten auszudrücken. Crawford hatte ihn wirklich gut gedrillt… der Jüngere suchte grundsätzlich immer die Schuld bei sich selbst. Auch das musste aufhören… das einzige, was wirklich von seiner Seite aus zu all seinen Problemen beigetragen hatte, war seine Art, sich immer unterzuordnen, sich nicht zu wehren, wenn ihm etwas nicht gefiel. Er nahm alles an, egal, wie er sich dabei fühlte… Youji seufzte und rutschte näher an seinen Freund, streichelte ihm sanft durch die roten Haare. Er tat ihm Leid… er hatte schon so viel durchmachen müssen in seinem jungen Leben… Der Blonde nahm Ran vorsichtig in seine Arme, drückte seinen Geliebten an sich und küsste ihn auf die Stirn. So hatte er sich diese erste, gemeinsame Nacht nicht vorgestellt… er war von ein bisschen Schmusen und dann Schlafen ausgegangen… er war überrascht gewesen, als Ran ihm signalisiert hatte, dass er gegen mehr nichts einzuwenden hatte… und war erst einmal darauf eingegangen, mit der festen Intuition, genau dann aufzuhören, wenn er spürte, dass sein Freund nicht mehr wollte. Was für eine blöde Idee, wenn er darüber nachdachte. Ran war ziemlich angetrunken gewesen und er selbst hatte wohl auch das ein oder andere Glas zu viel gehabt… wie hatte er das nur zulassen können? Die Situation so auszunutzen… er musste sich bei seinem Freund entschuldigen, nicht umgekehrt… und dann diese komische Reaktion… Youji schloss seine Augen, platzierte Rans Kopf unter seinem Kinn. Er freute sich jetzt schon auf den nächsten Morgen… das würde ein sehr… interessantes Gespräch geben… allzu viel Zeit würden sie nicht haben, um alles zu bereden, aber zumindest angestoßen werden musste das Thema, daran führte kein Weg vorbei… In der Stille des halbdunklen Raumes glitt auch Youji langsam ins Land der Träume über, Ran fest in seinen Armen haltend, den nächsten Tag mit angespannter Ruhe erwartend. ~*~*~*~*~* Warum er am nächsten Morgen ganz plötzlich aus seinem Schlaf auffuhr, wusste Ran beim besten Willen nicht. Was er wusste, war, dass es noch dunkel war draußen, wobei das im Winter über die Uhrzeit gar nichts aussagte. Nach einem Blick auf seinen Radiowecker auf dem Nachttisch jedoch hätte er sich am liebsten wieder umgedreht und weitergeschlafen, denn die grün leuchtenden Ziffern zeigten viertel vor fünf an… mehr als eine Stunde früher, als er eigentlich aufzustehen pflegte… Er fühlte sich platt… einfach nur fertig… In einem Versuch, wieder einzuschlafen, kuschelte sich der Rotschopf an den Körper seines noch tief schlafenden Freundes und schloss seine Augen. Er seufzte leise, Youji war so schön warm… er hatte das vermisst, sich an jemanden schmiegen zu können, der ihm Sicherheit und Geborgenheit gab. Besonders in der Nacht… Ran zog die Daunendecke ein bisschen höher, wobei seine Hände gegen die obersten, offenen Knöpfe seines Pyjamaoberteils stießen. Zuerst wunderte er sich darüber, er machte die Knöpfe doch immer – dann kamen die Ereignisse der letzten Nacht mit einem Schlag zurück. Woraufhin er sich nicht mehr an Youji kuscheln wollte, sondern möglichst schnell aus dessen Armen winden. Was er auch tat, wenn auch recht vorsichtig, da er den Blonden nicht aufwecken wollte. Mit leicht geweiteten Augen befreite er sich aus der Umarmung seines Freundes, seine Gedanken fuhren Achterbahn. Wie hatte das nur passieren können…? Youji hatte gesagt, dass es nicht seine Schuld war… aber das stimmt nicht, er hatte den Wein ja selbst getrunken… dabei wusste er doch ganz genau, wie er auf Alkohol reagierte… er hatte Youji regelrecht angesprungen… oder besser, sich anspringen lassen… Seine Wangen wurden heiß, als er daran dachte. Es hatte ihm gefallen… das konnte er nicht bestreiten. Nur eigentlich hätte das nicht passieren dürfen… Youji hatte Recht gehabt, er hätte es jetzt gerade bereut… denn er fühlte sich nicht bereit dafür… bei weitem nicht. Gott, wieso musste Alkohol ihn immer in ein hypersensibles Nervenbündel mit Zuneigungsbedürfnis verwandeln…? Als er endlich aus dem Bett entkommen war, stand er in seinem Schlafzimmer und fröstelte leicht, da es unter den Decken, an Youjis Körper geschmiegt, so viel wärmer gewesen war. Bademantel… diesen holte er sich aus seinem Schrank und streifte ihn über, woraufhin er sich gleich ein wenig besser fühlte – aber nur die Temperaturen betreffend. Er wandte sich um und verknotete den Gürtel seines Bademantels, mit gequältem Blick zum Bett hinüber sehend, in dem Youji noch tief schlief. Was hatte er getan…? Youji hatte ihn abgewiesen… was dachte er nur jetzt von ihm? Zuerst so ein Theater machen, weil er sich nicht bereit fühlte, und es dann selbst initiieren… wie billig und jämmerlich musste das gewirkt haben… Blut schoss ihm in die Wangen, als er darüber nachdachte. Wie peinlich… wieso nur hatte er so viel Wein getrunken…? Ran wandte sich auf dem Absatz um und verließ hastig das Zimmer, nackte Füße machten auf dem Parkettboden fast keine Geräusche. Er durchquerte das Wohnzimmer und zog die Tür zum Balkon auf, woraufhin ein Schwall eiskalte Morgenluft ins Wohnzimmer drang und ihn sofort wie eine eisige Stahlhand umklammerte, doch es war ihm egal. Fröstelnd trat er hinaus auf den Balkon und schlang seine Arme um sich, rieb seine Hände seine Schultern auf und ab. Es war eiskalt… aber er wollte hier draußen sein, um sich den Kopf frei blasen zu lassen, drinnen würde er es nicht aushalten. Wozu hatte er sich da nur hinreißen lassen…? Er hatte das nicht gewollt… eigentlich nicht, nur durch den Alkohol… verdammt… wieso hatten sie nicht einfach nebeneinander einschlafen können, ohne dass noch irgendetwas passierte…? Wieso hatte er sich mitreißen lassen…? Normalerweise hätte er Youji, wenn er nicht von selbst irgendwann aufgehört hätte, so wie er es gestern gemacht hatte, zu verstehen gegeben, dass er gar nicht mehr wollte… wieso hatte er nur betrunken sein müssen? Wieso, wieso, wieso?! Gerade als er dachte, er würde sich am liebsten ohrfeigen dafür, was er gestern Nacht getan hatte, legten sich plötzlich warme Hände auf seine eiskalten Schultern. Doch anstatt sich in diese zu schmiegen und nach Wärme zu suchen, verspannte sich Ran unter der Berührung, da er wusste, woher sie kam… „Ran… komm wieder rein, du holst dir den Tod hier draußen… und dann auch noch barfuss.“ Zuerst wollte er es einfach ignorieren, das nun folgende Gespräch so lange wie möglich hinauszögern, aber er wusste, dass es keinen Sinn machte. Es würde auf jeden Fall angesprochen werden… er gab den Widerstand auf und ließ sich von Youji wieder zurück in seine Wohnung führen, wo es schon bedeutend wärmer war. Sein Freund schloss die Balkontür und wandte sich dann Ran zu, welcher sofort die Augen niederschlug, Youji nicht in die Augen sehen konnte. Er hörte den Älteren seufzen und schon war Youji wieder bei ihm, warme Hände rieben ihm über Schultern und Arme. „Ran… wegen letzter Nacht…“ Der Rotschopf verspannte sich noch mehr, als Youji direkt zum Punkt kam, und konnte gar nicht anders, als seine Arme um sich zu schlingen und sich mit leiser Stimme zu entschuldigen. „Ich… es… es tut mir Leid… ich wusste nicht… hätte nicht…“ „Hey…“ Unerwarteter Weise wurde er in Youjis Arme geschlossen, die warmen Hände streichelten seinen Rücken auf und ab. Aber… er war nicht sauer…? Nach dem, was Ran sich gestern geleistet hatte…? Volle Lippen gaben ihm einen Kuss auf die Haare, ehe der Ältere wieder das Wort erhob. „Du musst dich nicht entschuldigen, Ran… wir hatten beide zu viel Wein. Du hast es vielleicht angefangen, aber hattest im Verhältnis wohl mehr Alkohol, als dir bekommen ist… ich habe eine relativ hohe Toleranz, du definitiv nicht. Deshalb muss ich mich eigentlich bei dir entschuldigen, ich hätte es gleich stoppen müssen… aber ich war eben auch angeschwipst und habe auch nicht ganz gerade gedacht…“ Der Rotschopf hob den Kopf, als er das hörte, und starrte Youji an. Er gab sich selbst die Schuld…? Aber… er selbst hatte es vermasselt, nicht Youji! „Nein, es war meine Schuld…“ Doch Youji schüttelte den Kopf und lächelte dann, ehe er Ran durch die Haare strich. „Wir hatten beide Schuld… also Schwamm drüber? Und kein Alkohol mehr für uns, hm?“ Der Rotschopf wollte zuerst noch einmal widersprechen und die gesamte Schuld auf sich nehmen, doch es würde nichts bringen… Youji hatte eine andere Meinung, von der er sich auch nicht abbringen lassen würde, das wusste Ran. Also nickte er leicht, um seine Zustimmung zu geben, dachte aber noch einmal, dass es definitiv seine Schuld gewesen war. Und ja, definitiv kein Alkohol mehr… Er schmiegte sich an Youjis warmen Körper, ließ sich von diesem durchwärmen. Der Ältere trug immernoch nur Shorts und T-Shirt, sodass seine Körperwärme ziemlich schnell zu Ran durchdrang. Er hörte Youji einmal tief Luft holen und dachte, dass der Ältere noch einmal ansetzte, um etwas zu sagen, doch auch nach einigen Augenblicken sagte der Blonde nichts. Leicht runzelte Ran die Stirn und wollte sich gerade von Youji lösen, um zu sehen, was los war, da wurde er plötzlich vom Boden aufgehoben und fand sich in Youjis Armen wieder. Automatisch schlag er seine Arme um den Nacken seines Freundes und sah ihn fragend an. „Was machst du…?“ Der Blonde lächelte und wandte sich dann in Richtung Schlafzimmer. „Ich dachte, wir könnten noch ne Runde schlafen gehen… wir haben noch ein bisschen, bis wir aufstehen müssen.“ Das war wahr… da konnte man schon noch ein bisschen schlafen, dachte Ran bei sich. Und diesmal würde es garantiert nichts anderes geben als Schlaf… Der Rotschopf ließ sich zurück in sein Schlafzimmer tragen, wo er abgesetzt wurde und mit Youji zusammen wieder ins Bett kroch, unter der Decke war es sogar noch ein bisschen warm. Den Bademantel zog er aus und schob ihn einfach vom Bett, wegräumen konnte er ihn auch später noch… lieber kuschelte er sich jetzt an Youji und legte seinen Kopf auf dessen Brust. Warme Hände strichen ihm sanft durch die Haare, woraufhin er leise seufzte und die Augen wieder schloss. Nur noch ein bisschen schlafen… Eineinhalb Stunden später klingelte schließlich der ungnädige Wecker und sie mussten endgültig aufstehen. Beide waren nicht begeistert, doch Ran war es ja gewohnt – ganz im Gegensatz zu Youji, der sich nicht erinnern konnte, jemals so früh aufgestanden zu sein. Ran grinste bloß und ließ seinen Freund noch ein bisschen liegen, während er ins Bad ging. Während er ihr Frühstück vorbereiten würde, konnte Youji sich ebenfalls in Ordnung bringen. So hatte er noch eine Viertelstunde im Bett, in der er noch ein bisschen schlafen konnte… Schließlich konnte man auch Youji dazu bringen aufzustehen und ins Bad zu gehen, während Ran ihnen ein Frühstück herrichtete. Er pflegte morgens nicht sehr viel zu essen, deshalb hatte er dafür auch nicht viel im Haus, doch er hatte noch ein bisschen mehr gemacht, damit Youji irgendwie satt wurde. Ran hatte nämlich so im Gefühl, dass Youji sein Frühstück doch wichtig war… Morgenmuffel und Langschläfer, der er ja offensichtlich war… Satt wurden sie schließlich beide, Youji aß einfach noch die wenigen Reste vom gestrigen Abendessen und wurde so satt – und Ran fragte sich, wie man allen Ernstes morgens sowas vertragen konnte. Er begnügte sich mit einer Tasse Tee und einer Schüssel Suppe, das reichte ihm völlig. Bis sie schließlich von zuhause weg kamen, dauerte es nach dem Frühstück noch ein bisschen. Ran musste noch seine Sachen packen – und irgendwie kam das Pärchen nicht so recht voneinander los. Ran hatte eigentlich keine Lust zu arbeiten, lieber würde er mit Youji hier bleiben, und der Blonde schien derselben Meinung zu sein. Immer wieder versanken sie in lange Küsse, wollten nicht mehr voneinander lassen – taten es aber doch immer, da sie es sonst niemals in Youjis Wagen geschafft hätten – sondern höchstens noch in Rans Schlafzimmer. Doch da sie beide bei vollem Bewusstsein waren, passierte das nicht. Schließlich saßen sie doch in Youjis Wagen und fuhren in Richtung Verlag. Die meiste Zeit schwiegen sie, aber es war ein leichtes Schweigen. Youji lächelte still vor sich hin und Ran hing seinen Gedanken nach, die sich immer wieder um Youji drehten. Als sie schließlich am Ziel angekommen waren, war es schon kurz vor neun, sodass Ran sich nach einem tiefen Kuss beeilte, aus dem Wagen zu steigen. Zu spät kommen wollte er nicht, nicht direkt schon Ärger mit Boss Crawford am frühen Morgen… er wollte sich schon auf den Weg machen, da öffnete sich das Fenster auf der Fahrerseite und Youji lächelte ihn an, streckte einen Arm durch das Fenster. „Sehen wir uns heute Abend?“ Ran überlegte nicht lange, ehe er nickte. Er griff noch einmal nach Youjis Hand und lächelte, ehe er sich bückte und seinen Kopf durch das geöffnete Fenster steckte, um seinen Freund auf die vollen Lippen zu küssen. „Um acht?“ Youji lächelte intensiv und nickte dann, hob seine zweite Hand, um Ran über die Wange zu streichen. „You got yourself a date, boy.“ Der Rotschopf grinste und richtete sich dann wieder auf, ehe er Youjis Hand noch einmal drückte. „Bye bye.“ „See ya, Darling.“ Bei diesen Worten und nach einem letzten Lächeln für Youji wandte Ran sich um und ging auf das Verlagshaus zu – und wäre fast stehen geblieben, als er Brad Crawford an der Eingangstür stehen sah. Der Schwarzhaarige blickte klar in seine Richtung, er schien gerade vorgehabt zu haben, das Gebäude zu betreten, als er Ran gesehen hatte. Für einen Moment runzelte der Rotschopf die Stirn, sein Herz schlug ein wenig schneller als sonst, doch dann hob er den Kopf und ging mit festen Schritten auf die Eingangstür zu. Was ging es Crawford an? Er hatte einen neuen Freund, den er nun wirklich nicht verstecken musste. Er war stolz darauf, mit Youji zusammen zu sein, und Bradley Crawford war Geschichte. Unwiderruflich. Als er näher kam, erkannte er auch langsam den Blick auf dem Gesicht seines Ex-Freundes. Wie immer wirkte er überaus kühl und emotionslos. Aber Ran kannte ihn… Crawford mochte ihm keine Liebe entgegengebracht haben, aber der Rotschopf war zwei Jahre lang mit ihm zusammen gewesen, das reichte, um ihn ein bisschen besser lesen zu können. Und das, was er da sah, gefiel ihm. Es war nicht wirklich Eifersucht, dafür hatte er Crawford ja zu wenig bedeutet, doch der Amerikaner schien doch überrascht – und das gefiel Ran. Damit hatte er wohl nicht gerechnet… dass sich Ran tatsächlich wieder aufrappeln würde. Dieser miese, arrogante Bastard… Der Rotschopf brachte ein kühles Lächeln auf sein Gesicht und lief geradezu auf seinen Ex-Freund zu. „Konnichiwa, Crawford-san.“, sagte er mit betont höflicher Stimme und ging ohne einen weiteren Gruß an seinem Chef vorbei, ließ ihn einfach an der Tür stehen. Diese fiel hinter ihm ins Schloss, Crawford war ihm nicht gefolgt – und Ran grinste. Zumindest ein bisschen von dem Schmerz, den er erlitten hatte, konnte er wohl an Crawford auslassen… und ab jetzt war der Gute Luft für ihn. Er würde ihn spüren lassen, dass er ihn bei Gott nicht brauchte… damit dieser egozentrische Mistkäfer ja nicht auf die Idee kam, er könnte ihn vermissen. ~*~*~*~*~* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)