Um den Preis einer Münze von Johhanna (Von der Rückehr des Sommers) ================================================================================ Kapitel 1: Vormarkt ------------------- Kapitel 1 "Vormarkt" Der Magier Mente war nicht angezogen wie man sich einen Magier im allgemeinem vorstellte. Dafür war es seiner Meinung nach einfach zu kalt. Seine offiziellen Roben hatte er in seinem Holzwagen, der sich schon im Dorf befand, zusammen mit seinem Wegbegleiter Päilo, dem Priester, der die Vorzüge einer warmen Taverne genoss, während Mente die Vorzüge einer Wanderung genoss. Es waren heutzutage nicht viele, da man einfach nicht gemütlich Wandern konnte, bei der Kälte, dennoch beschwerte sich Mente nicht. Er glaubte, er wäre noch viel zu jung dafür. Hier in den Westlichen Landen war es noch lange nicht so kalt wie in seiner Heimat, einem Dorf im Zentrum der Nördlichem Landen. Auch war er recht dick angezogen, in Pelzen, die seiner Meinung teurer waren, als es anständig sein könnte, dennoch war es ein besserer Schutz als es eine Rüstung ihn bieten könnte. Kein Bandit hatte ihn angegriffen, alle zwielichtigen Gestalten hatten ihn mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt, denn kein Adliger der sich eine solche Kleidung leisten konnte, würde ohne Leibwache losziehen und das hieß, dass es sich entweder um einen Hochrangigen Magier, Priester oder einen Assasinen handelte. Mit keinem der dreien konnte man sich ungestraft anlegen. Bald erreichte Mente den ersten Hof vor dem Dorf Vormarkt. Vormarkt war entstanden, als über den Fluss Tamen eine Brücke gebaut wurde damit in der Hauptstadt der Westlichen Landen der Handel verbessert würde. Traditionell legten die Händler dort eine Pause ein, bevor sie zur Hauptstadt weiterzogen. Dort verkauften sie sich gegenseitig Waren zu Spezialpreisen und `einigten ´ sich darauf, welche Preise sie später nehmen würden. Das war natürlich verboten, aber solange die Bewohner von "Vormarkt" keinen Bericht erstatteten konnte den Händlern niemand etwas Beweisen, und die Bewohner von Vormarkt hielten dicht, so lange es der Stadt gut ging, und dafür sorgten wiederum die Händler. Mente und Päilo waren nach Altherra, gerufen worden, eben die Hauptstadt der Westlichen Landen. Er hatte nie viel mit ihr zu tun gehabt, denn dort war der Hauptsitz der Priester und der große Tempel des Schöpfers. Die Magier hielten nicht viel von den Priestern. Mente hielt nicht viel von dem uraltem Scheinkrieg, der ausgefochten wurde, dennoch, sonst erledigten die Priester ihre Angelegenheiten selbst, und nun wusste nicht ein Mal Päilo, der wohl angesehenste Hohepriester aller fünf Reiche, warum sie herzitiert worden waren. Päilo und Mente hatten in der alten Stadt Gerembano den grausamen Unfall eines Magiers korrigieren müssen. Als sie dann ihre Briefe bekommen hatten, unterschrieben vom Hoherat der Priester des Schöpfers und dem Direkter der Magierakademie, mussten sie sofort aufbrechen. Das Haus des Magiers, in dem sich ein starker Dämon eingenistet hatte, hatten sie dann vorläufig versiegelt um sich schnellstmöglich auf den Weg machen zu können. Eigentlich arbeiteten Priester und Magier nicht zusammen, nur Magieprobleme besonderer Stärke kombinierten Magier und Priester ihre Kräfte. Die Magie der Priester waren so unterschiedlich, dass kein Mensch beide beherrschen konnte. In der Ausbildung wurde oft der Vergleich gezogen, das die Magie der Priester und die Magie der Magier so unterschiedlich wie die Elemente waren. „Die Macht der Magier ist so Energiereich und gefährlich wie ein Feuer, der Glauben der Magier ist so unergründlich und launisch wie das Meer.“ Das war es, was sein Meister immer und immer wieder beigebracht hatte, als sie gemeinsam durch die Dörfer gezogen waren. Magier vertraten die Ansicht, ganz im Gegensatz zu den Priestern, die Meinung, dass man an praktischen Beispielen am besten lernt. Erst wenn man von dem Stand eines Adepten in den Stand eines Magiers erhoben worden war, durfte man die Akademie betreten und gefährlichere Beschwörungen erlernen. In den Stand eines Erzmagiers konnte man dort jedoch nicht erhoben werden. Es gab keine vorgeschriebene Prüfung um erhoben zu werden. Man wurde erhoben, wenn man besondere Fähigkeiten und Weitsicht gezeigt hatte. Mente wollte sich keinesfalls an die seine Erinnern. Nun sann er darüber nach, was ihn erwarten würde. Sonst arbeiteten Magier und Priester wirklich nur im Kampf gegen Dämonen zusammen, da sie die Magie beider Gruppen beherrschten. Ein weiterer Erzdämon vielleicht? Er hoffte es nicht. beinahe hätte er dafür gebetet. Bald konnte Mente Pferdegeräusche und das feilschen der Händler. Sobald er um die nächste Kurve des Waldweges gegangen war, sah er auch schon das Dorf, das zu einem Drittel aus Häusern, zu einem anderem Drittel aus Tavernen und Schmieden und zum letztem Drittel aus Kolonnen von bewachten Planwagen. Mente musste nicht lange nach der Taverne suchen, Päilo hatte bestimmt die ausgesucht, die ihm am teuersten aussah genommen. So schritt Mente, die ständigen `Sonderangebote´-machenden Händler ignorierend, auf eine Taverne zu, die protzig mit Lampen und Holzornamenten verziert war. Ein Junge entzündete gerade die Lampen, obwohl die Dämmerung kaum eingesetzt hatte. Diese Taverne hatte viel Geld, und Mente wusste woher. In Gedanken verloren trat Mente ein. Bald kam ein stämmiger Mann auf ihn zu. Er war wohlhabend gekleidet und verhielt sich trotzdem unterwürfig. `Wohl der zu Gold gekommene Inhaber.´ dachte sich Mente. Er mochte den Wirt auf anhieb nicht. er versuchte sich mit seiner Kleidung auf den selben stand wie seine Gäste zu heben und würde trotzdem immer ein Bediensteter sein, der sich für etwas besseres hielt als er war und jemals werden könnte. „Wie kann ich ihnen dienen mein Herr?“ „Sagen sie mir bitte welche Zimmer Päilo gemietet hat.“ „Sehr gerne mein Herr, sind sie der Mann, von dem er gesprochen hat? Dann folgen sie mir bitte.“ Mente folgte ihm bis in den zweiten Stock bis vor eine verzierte Eichenholztür. Der Wirt verbeugte sich und ging. Mente machte sich nicht die Mühe anzuklopfen und trat einfach ein. In dem Zimmer gab es keine Betten, jedoch zwei weitere Türen. Er war reich eingerichtet mit Vorhängen und einem großem Tisch, auf dem drei Mahlzeiten standen, eine davon unangetastet und nur noch lauwarm. Es gab auch einen Kamin, vor dem Sessel standen. Auf einem dieser Sessel saß Päilo. Er war wohl etwa doppelt so alt wie er, aber trotzdem groß und stämmig. Er hatte seine dicken Sachen vor den Kamin gelegt und seine Beine weit ausgestreckt. Er drehte sich zu Mente um und schaute ihn mit seinen selbstsicheren blauen Augen an, die auch tatsächliches Talente und Willenskraft wiederspiegelten. Die Fähigkeiten, die ihm, neben seinem Glauben, zu einem Hohepriester der Kirche der Gerechtigkeit gemacht hatten. Der Gott Theus gab ihm die Kräfte, die er zu beherrschen gelernt hatte, und die ganz genau so groß waren wie sein Glauben und sein Vertrauen. `Und manchmal´ fügte Mente in Gedanken hinzu `ist seine Arroganz genauso groß.´ „Hallo du lust'ger Wandersmann“ begann er amüsiert, „Ich habe hier etwas zu essen für dich und Shira kümmert sich um unser Gepäck.“ „Und du bist wirklich sicher, da sie auch weiß, wie sie mit dem Gefährlichehrerem Inhalten umgehen muss?“ „Vertrau mir, sie ist zwar kaum mehr als ein Mädchen, aber ich war im Tempel ihr Mentor und sie war gelehrig und... Hey, grins doch nicht so! ich weiß, das alle hinter meinem Rücken tuscheln, wir wären verlobt, aber ich wusste nicht, dass du dazu gehörst!“ „Nein, nein, ich hab was ganz anderes Gedacht. Hast du eigentlich hier schon etwas aufschnappen können, über den Grund unserer Anwesenheit?“ „Nein, Shira soll ein paar Leute ausfragen, aber ich habe mitbekommen, das auch hier alle Kalender konfisziert worden sind.“ „Seltsam... was können Kalender schon ausrichten? Und warum wurden bisher alle Astrologen, die wir getroffen haben so eingeschüchtert worden sind. Was steckt wohl dahinter?" „Ich weiß es nicht...“ Eine Stille der bedrückenden Ungewissheit befiel den Raum, unterbrochen das Knacken von Kaminfeuer, dann vom knurren von Mentes Magen. Päilo grinste ihn an. Wenn man zusammen gegen einen Dämon kämpfte musste man sich gegenseitig vollkommen vertrauen, und dieses Vertrauen hatte alle Förmlichkeiten und viele Feindlichkeiten beseitigt. Manchmal fragte Mente sich, wie sich unter diesen Umständen der Konkurrenzkampf zwischen der Religion und der Magie gebildet hatte. Getrieben von seinem Hunger setzte sich Mente an den Tisch und begann zu essen. Das essen war, überraschenderweise, nicht mal so schlecht. Der Wirt schien wenigstens sein Geld nicht durch Betrügereien in der Küche zu verdienen. Zu oft war ihm vorgesetzt worden, was die Wirtsfamilie nicht mehr essen wollte. Päilo sah nachdenklich in das Feuer. Und sprach dann ganz ernst aber auch etwas unsicher zu ihm. „Spürst du das eigentlich?“ Mente sah kurz auf, kaute so nachdenklich wie möglich um dann, ebenso ernst zu antworten: „Was denn?“ „Ich weiß es nicht... irgendwas, aber etwas spezielles. Es fühlt sich anders an... Man kann es nicht in Worte fassen, es ist so... wie sich deine Magie angefühlt hat...“ Die eigene Magie fühlt sich Vertraut an, sie kommt von innen, sie ist wie Wasser, das aus einem See geschöpft wird, und der Magier ist der See. Wenn Magier und Priester gemeinsam Magie wirken, vereinen sich ihre Kräfte und die Magie des jeweils anderen umgibt einen, umschlingt und umarmt einen bedrohlich und schützend, je nach dem, ob die Magie feindlich oder freundlich gesinnt ist. Päilo fuhr fort. „Es ist so allumfassend, aber nicht greifbar!“ Langsam nickte Mente. Auch er hatte es gespürt, wahrscheinlich anders als der Priester, aber da war etwas, was vollkommen falsch war, wie ein Jucken an einem Körperteil das er überhaupt nicht besaß. Es war schon eine ganze Weile da gewesen, nur war man sich dessen kaum bewusst. Jedoch war das Gefühl in letzter Zeit stärker in Mente geworden. Was war es? Auf ein mal kam Shira herein. Sie war eine junge Frau, weit mehr als nur ein Mädchen, sie war eine Frau, die nur neben Päilo wie ein Mädchen wirken musste. Ihre Haare hatten die Farben eines Kastanienbaums im Herbst und ihr gut gebauter Körper wurde beinahe Komplett verhüllt von der weißen Robe der Novizen. In ihren blauen Augen trug sie die Begeisterung und Zuversicht aller, die dem Tempel der Gerechtigkeit beitraten. Irgendwann verwandelte sich dieser Idealismus bei jedem in Resignation und dann, wenn man Glück hatte in Zuversicht. Jedem Novizen wurde eingebläut, das dieser naive Idealismus eine unmögliche Einstellung war, dennoch schworen sich alle Novizen, niemals so zu werden, wie ihre Meister. Diese Einstellung sorgte dafür, dass Shira immer versuchte, Päilo zu beeinflussen, was er immer gelassen hinnahm und sie mit Logik bisher immer zu überzeugen gewusst hatte. Shira mochte das nicht besonders und schmollte immer, wenn er es wieder schaffte, das richtige zu tun, wenn sie zuvor etwas anderes hatte tun wollen. „Stellt euch vor, hier sind noch mindestens ein duzend anderer Novizen! Ich habe mit ein paar von ihnen gesprochen und auch sie wollen auch alle nach Altherra, ein paar haben furchtbar mit ihren Meistern angegeben, da hab ich denen erst einmal gesagt...“ Langsam verebbte Shiras Redeschwall, unter dem mahnendem Blick des etwa doppelt so alten und des etwa vierfach so alten Mannes. Mente war nicht wirklich sauer wegen Shiras Respektlosigkeit gegenüber der Meister, sondern eher etwas amüsiert, in Altherra jedoch konnte jeder Hohepriester, und davon gab es dort genug, denn Hohepriester wurde man zumeist durch Politik und nicht durch Leistung, ihr für solche Etikettenbrüche gleich mehrere Wochen in einer Klosterzelle aufbrummen, und eigentlich war sie ganz praktisch und Päilo mochte sie. Päilo nahm das ganze in bisschen ernster. „Hör mir mal zu, mein Kind, wenn du wirklich nichts besseres zu tun hast, als mit mir vor anderen Novizen zu protzen, wie ein kleines Kind, dann gehörst du vielleicht noch nicht hier hinaus in die weite Welt, ganz besonders wenn du noch nicht ein mal gelernt hast, wie du dich höher gestellten gegenüber verhalten musst!“ Shira sank in sich zusammen. Zwischen Novizen und Meister muss eben ein gewisser Respekt herrschen, dieser allerdings ist nicht aufrecht zu erhalten, wenn man gemeinsame Abende am Lagerfeuer verbrachte oder seinen Meister vollkommen geschwächt nach einem Kampf pflegen muss. Deshalb musste der Respekt hin und wieder wieder aufgefrischt werden. das war zwar manchmal etwas schmerzhaft für den Novizen, aber eben leider nötig. Auch Shira schien die Prozedur schon zu kennen, sackte in sich zusammen wie ein gescholtener Hund und berichtete nun sehr viel weniger aufdringlich. Päilo nickte immer wieder freundlich, um ihr zu zeigen, das er sie trotzdem mochte. „Also, Meister, ich habe mit einigen anderen Novizen getroffen. Sie sind alle mit ihren Meistern auf den Weg nach Altherra, Meister.“ Nur Hohepriester durften sich bei den Priestern Novizen auf reisen mitnehmen, und wenn so viele Hohepriester nach Altherra zurückgerufen worden waren, hieß das, dass es so etwas wie eine Versammlung aller Hohepriester geben würde. Das hatte es noch nie gegeben. Mente und Päilo waren angemessen erstaunt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)