Wings of a Butterfly von JaeTee ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Wings of a Butterfly Kapitel 1 – Wie Alles Begann „Und das ist wirklich in Ordnung?“, fragte Anne nun bestimmt schon zum hundertsten Mal. „Jaaah~ und selbst, wenn es nicht so wäre... ändern könnt’s keiner von uns...!“, antwortete ich schulterzuckend. „Also ist es doch nicht in Ordnung!“, rief sie etwas verstört aus. „Doch, verdammt! Und jetzt geh endlich! Du verpasst deinen Flug sonst noch!“, erwiderte ich und schob sie mitsamt ihrem Gepäck vor die Tür, verabschiedete sie noch kurz, dann herrschte Stille in der Wohnung, in der wir bisher gelebt hatten. Zum ersten Mal, seit ich hier war, ... zumindest soweit ich mich entsinnen konnte. Nach diesem fast schon Rauswurf meiner einzigen Freundin hier in diesem Land, wo ich niemanden verstand, ging es mir keinesfalls besser. Mein gesamtes Leben würde jetzt den Bach runter gehen... meinen Job in einem Hotel hatte ich vor kurzem verloren – dort konnte ich mich zumindest in Englisch verständigen –, die Miete der Wohnung, die ich bis eben mit Anne geteilt hatte, war nun viel zu hoch... Ich musste schleunigst zusehen, dass ich einen neuen Job bekam, sonst würde ich früher oder später auf der Straße landen. Jeder wird sich jetzt sicher fragen, wie es soweit kommen konnte, dass ich in einem fremden Land festsaß und nicht zurück konnte... Das ganze begann vor etwa dreiviertel Jahr... In meiner Heimat, Deutschland, hatte ich keinen festen Job bekommen, hielt mich mit Nebenarbeiten über Wasser... doch dann bekam ich das Angebot, hier in Japan in einem englischsprachigen Hotel zu arbeiten. Da eine meiner Freundinnen für eine Weile in Japan war, was zu ihrem Studium gehörte, und sie nichts dagegen hatte, dass ich bei ihr lebte, nahm ich an. Eine Zeit lang lief alles gut... aber dann wurde die Hotelkette von einer anderen Gruppe aufgekauft. Der neue Chef beschloss, dass jemand, der nur kaum Japanisch verstand, nicht in der Lage sei, in seinem Hotel zu arbeiten. So wurde ich entlassen. Eine Zeit lang danach bekam ich hier und da kleine Arbeiten. Mal als Babysitter, mal als Aushilfe in der Küche eines Imbissstandes. Aber nie dauerte der Job lange genug an, um mein Konto wirklich zu füllen. Ich lebte also meist am Limit, doch dank Annes finanzieller Unterstützung war das immer noch okay gewesen. Jetzt, da dies wegfiel, stand ich vor einem großen Problem. Mehr aus Langeweile als aus Hoffnung griff ich zu einer der aktuelleren Zeitungen. Da ich kaum etwas lesen konnte, blätterte ich nur durch. Nur der internationale Teil, welcher praktischerweise auf Englisch war, war interessant... mehr oder weniger... Ich überflog nur die Schlagzeilen... aber was war das??? Da war doch wirklich eine Stellenanzeige –welche Seltenheit- sogar für mich verständlich. Gesucht war eine Haushälterin... oder etwas Vergleichbares. Jemand, der die Wohnung hütete, für die Mahlzeiten und Einkauf sorgte... dafür schien die Bezahlung recht gut... und außerdem ging aus der Anzeige hervor, dass ich, falls ich diesen Job bekommen würde, dort wohnen könnte... gut, die Formulierung sagte eher müsse, aber für mich kam das mehr als nur gelegen. Also los! Ab ans Telefon. Ich rief bei der angegebenen Nummer an, eine junge Männerstimme antwortete... war auch gleich begeistert, dass ich mich meldete... Er klärte schnell das Wichtigste und wir vereinbarten, dass ich in zwei Tagen dort einziehen könne. Das Telefonat dauerte mehr als eine Stunde... irgendwie waren wir wohl vom eigentlichen Thema abgekommen... Als wir uns dann doch verabschiedet hatten, rief ich auch gleich bei den wichtigsten Behörden an, sodass ich die Wohnung ab einem bestimmten Tag abmeldete. Annes Sachen wurden sowieso bald geholt und zurück nach Deutschland gebracht, sodass eh kaum etwas geblieben wäre. Den Rest würde ich dann verkaufen. Mein Eigentum beschränkte sich eigentlich auf meine Kleidung und nur wenige andere kleine Sachen, da die Wohnung bei meinem Einzug ja schon völlig fertig eingerichtet war. Ich konnte übermorgen kaum erwarten, doch ich fürchtete mich auch etwas. Dieser Job war eine durchweg neue Herausforderung. Gut, ein Hotel, das war das Eine, aber ein Privathaushalt... nun gut, irgendwie würde ich das schon meistern – musste ich ja auch! ~Zwei Tage später~ Ich hatte schon am Vortag alles zusammengepackt, was ich mitnehmen würde. Plötzlich klingelte das Telefon. Es war der junge Mann, der mich einstellen wollte. Ich war froh, dass ich das Telefon noch nicht vom Strom genommen hatte. Er meinte, wenn es mir möglich wäre, könnte ich schon eher kommen, da sich erst heute ergeben hatte, dass er eher Schluss hatte, sodass mehr Zeit bleiben würde, mir alles zu zeigen. Dieses Angebot nahm ich natürlich dankend an. Ich machte mich deshalb also auf den Weg zu der angegebenen Adresse. Da er gemeint hatte, ich könne meine Sachen später holen, hatte ich diese vorerst in der Wohnung zurückgelassen, die durch all die Kisten – und auch noch durch meine fehlenden Sachen – wirklich verlassen aussah. Ich staunte nicht schlecht, als ich ein riesiges, mit Glas verkleidetes Hochhaus als die genannte Adresse ausmachte. Erst dachte ich, ich hätte vielleicht etwas falsch verstanden, als ich jedoch den Namen ´Takarai` auf einer der Klingeln las, war mir klar, dass ich mich nicht geirrt haben konnte. Ich betrat das Gebäude und fuhr mit dem Lift bis fast ganz nach oben. Im Flur blieb ich erst einmal stehen: Was für eine Aussicht. Herrlich. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Von ganz oben konnte man bestimmt die ganze Stadt überblicken. Der Gedanke reizte mich. Irgendwann würde ich das bestimmt herausfinden. Dann wandte ich mich allerdings dem Flur zu, entdeckte auch bald das Appartement, welches ich gesucht hatte, und klingelte. Nur wenig später wurde die Tür von innen geöffnet. Für Augenblicke erstarrte ich, als ich sah, wer da vor mir stand. Ein braunhaariger (auch wenn ich mir sicher war, die Reste einer früheren Blondierung zu sehen), relativ kleiner (kaum größer als ich), aber durchaus sexy Mann stand vor mir und lächelte mich freundlich an. Dann bat er mich, einzutreten. Ich kam der Aufforderung nach und stand plötzlich inmitten einer riesigen Wohnung. Vor mir lag ein großes, nein, eher riesiges, Wohnzimmer, welches hell gestaltet war. An der Fensterfront stand ein weißer Flügel. Rechts von mir zweigten die Küche und zwei weitere Zimmer ab. Links befand sich das Bad. Die Küche war im Vergleich zum Rest eher klein und erinnerte zum Teil an eine Bar – wäre da nicht eine gewisse Unordnung gewesen, die unmöglich zu leugnen war. Das Bad hingegen war wieder geräumig; eine Dusche, eine riesige Badewanne, Fußbodenheizung (was ich nicht erwartet hätte) und auch ansonsten einfach wow. Gerade wollte er mir mein Zimmer zeigen, als das Telefon klingelte. Er wies mich an, mich doch schon selbst etwas umzusehen und begab sich dann zum, oder besser auf die Suche nach dem, Telefon. Ihn dabei zu beobachten, wie er es verzweifelt suchte, entlockte mir ein Lächeln, (hier war wohl wirklich ne menge zu machen XDD) dann betrat ich den letzten Raum, ich wollte ja schließlich nicht lauschen. Dieses war ebenso weiträumig, wie die vorherigen. Ein so großes Zimmer hatte ich noch nie gehabt. Es besaß ebenfalls eine Fensterfront, die man allerdings mit Jalousien abdunkeln konnte. Allgemein war es gemütlich eingerichtet... wenn auch noch ein wenig leblos... aber das würde sich wohl noch ändern. Im Wohnzimmer war es unterdessen leiser geworden. Als ich aus dem Zimmer trat, fand ich meinen zukünftigen Arbeitgeber, dessen Vornamen ich immer noch nicht kannte, auf dem Sofa liegend und etwas schreibend, was ihm der Anrufer wohl gerade sagte, vor. Da ich nicht stören wollte, trat ich an die Fenster. Schnell stellte ich fest, dass die breiten Fensterbänke regelrecht danach riefen, sich auf sie zu setzten und die Stadt zu beobachten. Noch wollte ich das allerdings nicht tun. Also ging ich zu dem Flügel, der im Licht der, nun langsam untergehenden, Sonne regelrecht zu glühen schien. Gedankenverloren strich ich darüber. Dann schweifte mein Blick zu dem Telefonierenden. Jetzt erst konnte ich ihn richtig ansehen. Vorher war er ja nur durch die Wohnung gewuselt. Im Moment allerdings lag er ruhig da, hatte nicht mehr den fröhlichen Gesichtsausdruck von vorhin, wirkte eher ernst und professionell, auch wenn es hätte locker wirken müssen, so, wie er dort auf dem Bauch lag und telefonierte. Doch so recht wollte dieser Eindruck nicht entstehen. Nur für Momente betrachtete ich die veränderten Gesichtszüge, dann erschrak ich. Dieser Kerl hatte verdammte Ähnlichkeit mit... mit Hyde... aber nicht nur vom Äußeren... auch mit der Stimme würde es hinkommen. Erschrocken sah ich ihn an... das konnte doch nicht sein... nie im Leben... warum um alles in der Welt sollte jemand wie er jemanden wie mich einstellen? Schnell ging ich in Gedanken alles durch, was ich über ihn wusste... nun ja, das war wohl nicht viel... aber immerhin: der Nachname war derselbe... musste ich also zusehen, dass ich seinen vollständigen Namen erfuhr... Oh Gott, wenn das stimmte, was ich dachte... aber gut... auch dann müsste ich damit leben... war nur die Frage, ob er das konnte... jetzt gab es aber sowieso kein Zurück mehr. Kapitel 1 – Wie alles begann – Ende – * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * Zeit: 25.05.2006 20.30 Uhr bis 26.05.2006 1.45 Uhr Musik: Hyde – 666, Roentgen – und Musik von MoonChild Für: Alle Hyde-Fans und especially for Nyoko *knuddel* Anmerkung: Alles, was gesprochen wird, ist Englisch. Außer das Gespräch mit Anne, da sie auch Deutsche ist. Ansonsten nur Englisch. Da ich mit meinen Kenntnissen dieser Sprache nicht gerade angeben kann, hab ich die Texte zum Großteil weggelassen und werde kaum bis keine wörtliche Rede verwenden, auch wenn ich die Dialoge in Gedanken auf Englisch durchspreche... Aber des Verständnisses halber mach ich das Deutsch... außerdem würde das ne sprachliche Katastrophe werden *Word anschielt* Sollte irgendwo ne andere Sprache auftauchen, sag ich das dazu. ^-^ Hoffentlich liest das überhaupt wer *zweifelt*. Über Kommentare würde ich mich wie immer freuen. Kapitel 2: Welcome To My Little World ------------------------------------- Kapitel 2 – Welcome To My Little World Nach wenigen Minuten beendete er das Telefonat, dann wandte er sich wieder mir zu. „Und? Was sagst du? Meinst du, du hältst es hier aus?“, fragte er scherzend. „Weiß ich noch nicht. Die Wohnung wäre jedenfalls nicht der Grund.“, ging ich auf den Scherz ein. „Dann ist ja gut...“, meinte er noch kurz und lächelte wieder wie zuvor. „Ach ja, was ich fragen wollte: Gibt es irgendwas Besonderes, woran ich mich halten muss? Gewohnheiten, regelmäßige Termine, oder irgend so etwas?“ Unterdessen war er neben mich getreten, sodass wir beide zum Fenster hinaus in die Ferne sahen. Er drehte sich um, stand nun mit dem Rücken ans Fenster gelehnt und blickte mich von der Seite her an. „Schön, dass du fragst, aber eigentlich gibt es da nichts Besonderes.“, dann griff er in die Tasche seiner Weste und brachte eine Packung Zigaretten zum Vorschein. „... und bei dir?“ „Nur eins: Ich hab allgemein ein Problem mit Rauchern...“, erwiderte ich und lächelte ihn dabei an. „Oh.. na dann...“, unterdessen steckte er das Päckchen weg, behielt nur die einzelne Zigarette in der Hand. Ich dachte schon, ich hätte etwas Falsches gesagt, doch im nächsten Augenblick hatte er auch schon die Tür zum Balkon geöffnet, welcher mir noch gar nicht so aufgefallen war und trat hinaus. Tatsächlich zündete er die Zigarette erst draußen an. Kurz schaute ich ihm erstaunt hinterher, dann folgte ich ihm schließlich. Wieder war er es, der das Gespräch aufnahm. „Weißt du, Eigentlich weiß ich deinen Namen immer noch nicht. Normalerweise ist das das Erste, was ich erfahre, und nicht die Abneigungen.“, stellte er mehr für sich selbst fest und musste über diese Tatsache grinsen. „Geht mir doch genauso...“, murmelte ich, etwas verlegen wegen dieser Offenheit. „Nenn mich einfach Ina... mein ganzer Name wäre viel zu lang.“, meinte ich nur. Musste ja nicht jeder diesen furchtbar langen Namen kennen. Wer nennt seine Tochter schon Ina Isabella Marie? Wie klingt denn das? „Okay, also Ina-chan“, sagte er lächelnd und legte dabei den Kopf etwas schief. „Du darfst dir aussuchen, wie du mich nennst. ... Jedenfalls, amtlich gesehen, heiße ich Takarai Hideto.“ Bei der Vorstellung, ihn so zu nennen, wie ich wollte, musste ich lachen, was von ihm nicht unbemerkt blieb. „Was ist denn?“, fragte er deshalb nach. „Ach nichts weiter. Ich musste nur gerade an einen anderen Hideto denken. Der hat es immer gehasst, Hi-chan genannt zu werden.“, log ich halb. Bis eben war ich wirklich versucht gewesen, ihn so zu nennen. Aber eigentlich hatte ich diesen Gedanken schon aufgegeben, als DIESER Hi-chan hier neben mir doch wirklich meinte:“ Also wenn du unbedingt willst, dann nenn mich halt so...“, dabei starrte er regelrecht in die entgegengesetzte Richtung, sodass ich nicht ausmachen konnte, ob ihn das nun eher amüsierte, oder er schmollte. Das ging aus der Art und Weise, wie er es sagte nämlich nicht hervor. Aber ich hatte das Gefühl, es ginge schon in Ordnung, wenn ich ihn so nannte. Während ich noch ein wenig die umwerfende (nein, nicht wörtlich XDD) Aussicht genoss, hatte er fertig geraucht und war schon halb auf dem Weg nach drinnen, , doch er hielt in der Bewegung inne, als ob er noch etwas sagen wollte, sagte dann aber doch nichts, schaute mich lediglich kurz an und verschwand dann wieder im Inneren der Wohnung. Eigentlich hätte ich noch ewig dort stehen können, aber bald wurde es auch mir zu frisch, da etwas Wind aufgekommen war. Während ich dort gestanden hatte, war ich das Gespräch noch einmal in Gedanken durchgegangen. Hatte ich es also doch mit dem echten Hyde zu tun. Ich war ja mal gespannt, was mich da noch alles erwarten würde... naja, so konnte mein Leben wenigstens nicht langweilig werden. Als ich das Wohnzimmer betrat und die Balkontür hinter mir schloss, kam er gerade aus seinem Zimmer. „Hier! Das ist für dich!“, meinte er und gab mir drei Schlüssel. Einen für Briefkasten, Haus- und Wohnungstür. „Ich muss noch mal kurz los, du kannst ja währenddessen deine Sachen holen. Ich beeil mich, wieder da zu sein.“, fügte er dann noch an. Kurz darauf verließ er die Wohnung. Unterdessen hatte ich mich entschlossen, seinem Rat zu folgen und meine Sachen zu holen. Ich verließ die Wohnung also kurz nach ihm. Knapp eineinhalb Stunden später war ich wieder zurück. Ich öffnete die Tür und erwartete schon fast, dass helles Licht mich begrüßen würde, doch dem war nicht so. Es war eher Stockfinsternis, die mich willkommen hieß, sodass ich erst einmal den Lichtschalter suchen musste. Nachdem ich das gemeistert hatte, brachte ich meine wenigen Sachen in mein Zimmer. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es fast schon 21:00 Uhr war. Da Hi-chan (ich liebe diesen Namen, sodass ich den auch meistens verwenden werde... wenn wer was dagegen hat: SAGEN!!) sich beeilen wollte und wohl deshalb auch bald kommen würde, ging ich in die Küche. Eigentlich, um etwas zu Essen zu machen, aber das Küchenchaos hielt mich davon ab, also begann ich erst einmal damit, notdürftig Platz zu schaffen. Kurz bevor ich dann schließlich die Wohnungstür zufallen hörte, war ich fertig... mit beidem... Essen machen und aufräumen. Unterdessen war wieder fast eine Stunde vergangen. Auch nachdem er wieder da war, blieb es ruhig. Erstaunt schaute ich ins Wohnzimmer. Das Licht war noch aus und ich dachte erst, ich hätte mich verhört, doch dann sah ich ihn auf dem Sofa sitzend. Er hatte den Kopf auf die Lehne zurückgelegt, sodass es wirkte, als starre er Löcher in die Luft. Doch er hatte die Augen geschlossen. Als ich näher kam öffnete er sie jedoch und schielte zu mir herüber. Ich setzte mich neben ihn. „Hi...“, sagte er dann leise, fast schon kraftlos. „Hi“, meine ebenso leise Erwiderung. „Sorry, hat länger gedauert, als gedacht. Ich hab noch jemanden getroffen, dem ich eigentlich nicht über den Weg laufen wollte.“, erklärte er ruhig. „Ich hab mit dem Essen gewartet. Kommst du, Hi-chan?“, fragte ich, bevor ich aufstand und ihm die Hand hinhielt. Diese nahm er an, erhob sich ebenfalls und kam mit mir zurück in die Küche. Während dem Essen sah er sich in dieser um, als hätte er sie ewig nicht in diesem Zustand gesehen und bedachte mich mit einem Blick, der nur schwer zu deuten war. Befand sich wohl irgendwo zwischen Tadel, Amüsement, Bewunderung und Überascht-sein (wahrlich schwer zu deuten... sogar schwer vorzustellen XD). Wer weiß, wie lange dieser Chaoszustand schon angedauert hatte. Eigentlich interessierte es mich nicht wirklich. Das Essen an sich verlief ruhig, er sagte kaum etwas, war wohl wirklich ziemlich geschafft. Danach blieb er sitzen und starrte abwesend nach draußen, bis ich ihm sagte, er solle lieber schlafen gehen, ihm schließe ja fast schon im Sitzen ein. „Hmm... ja...“ Damit quittierte er meine Bemerkung und verließ die Küche danach tatsächlich. Er ging auch in sein Zimmer, aber es war mir dann doch zu dumm, zu kontrollieren, ob er auf mich gehört hatte. Alt genug war er ja wohl selbst! Nachdem ich die Küche wieder in ihren alten Zustand (nicht den, den er fabriziert hatte, sondern den, in den ich sie versetzt hatte) gebracht hatte, ging auch ich zu Bett. Ich wollte mich gerade hinlegen, als mir ein Zettel auffiel, auf welchen „Welcome to my little world“ stand, und der mich zum Lächeln brachte. Ich legte ihn zur Seite und schlief bald darauf ein. Es würde wohl nicht allzu schwer werden, mich hier einzugewöhnen. Das zumindest hoffte ich. Kapitel 2 – Welcome To My Little World – Ende – Kapitel 3: Alone... Together... ------------------------------- Kapitel 3 – Alone... Together… Am nächsten Morgen wachte ich recht früh auf. Schon gegen 8 Uhr... und das ohne Wecker, was für mich Langschläfer schon rekordverdächtig war. Ich stand sofort auf, um zu sehn, was wohl am Morgen auf mich wartete. Doch ich fand die Wohnung verlassen vor. Nur eine Nachricht wies mich darauf hin, dass ich mit dem Abendessen nicht warten müsse, da es wohl später als gestern werden würde. Das schockte mich schon etwas, denn immerhin war er dann über 12 Stunden unterwegs. Wie zum Teufel hielt er das durch??? Auf die Dauer kann das doch nicht gut gehen. Aber na gut, so blieb mir wenigstens Zeit, die Wohnung in einen vorzeigbaren Zustand zu bringen und mich auch etwas hier „auszubreiten“. Erst einmal lüften, denn der Geruch von Zigaretten war nicht zu verkennen... um nicht zu sagen, dass er nur eine Vermutung nahe legte: potentieller Kettenraucher! Aber das konnte man ihm ja noch abgewöhnen... Auch wenn das Arbeit bedeutete. (*devilgrien*) Während ich lüftete, begann ich damit, meine Sachen auszupacken. War ja nicht viel... Danach war das Wohnzimmer mit all seinen Rumpelecken fällig. Und ehe ich mich versah, war es kurz nach Mittag. Also machte ich erst mal Pause und aß zum ersten Mal heute etwas. Das Wetter war seit gestern besser geworden. Die Sonne schien, keine Wolke bedeckte den strahlend blauen Himmel und es war angenehm warm. Ich entschloss mich kurzerhand, nach draußen zu gehen. Immerhin war ich ja nicht an diese Wohnung gebunden. Schnell hatte ich einen Block und ein paar Stifte + meine Kamera, ohne welche ich nie das Haus verließ, in eine meiner Lieblingstaschen verfrachtet. Nur wenig später hatte ich es mir in einem nahe liegenden Park gemütlich gemacht und war, wie so oft, dabei, zu zeichnen. Obwohl der Park nicht sehr groß war, war er wunderschön. Ein Teil war traditionell Japanisch, aber ein anderer erinnerte stark an den Park in meiner Heimatstadt. Doch im Augenblick zog mich der japanische Teil bedeutend mehr an. Er bot auch viel mehr Möglichkeiten, zu zeichen und zu fotografieren. Ich war vollauf damit beschäftigt, den Anblick, den mit der kunstvoll angelegte Garten bot, in einer Skizze festzuhalten, als sich plötzlich jemand neben mir ins Gras setzte und mir dabei zusah. Nach einer Weile fragte er in etwas gebrochenem Englisch, seit wann ich jetzt schon zeichnete, da er das Bild wirklich gut fand. Ich antwortete... und bald hatte sich ein Gespräch entwickelt, das keinesfalls uninteressant war, auch wenn ich über seine Aussprache manchmal nur schmunzeln konnte. Ich erfuhr dass dieser Mann, Satoru hieß und hier in der Nähe arbeitete, jedoch heute frei hat. Eigentlich wollte er sich mit jemandem treffen, doch es hatte sich ergeben, dass dieser arbeiten musste, sodass er seinen freien Tag wohl oder übel alleine verbringen musste. Über dem Gespräch hatte ich ganz vergessen, weiterzuzeichnen, doch obwohl ich nicht fertig war, gefiel es sogar mir zur Abwechslung mal relativ gut. Es war wohl etwa 16 Uhr, als wir uns verabschiedeten. Vorher hatten wir unsere Handynummern vorsichtshalber ausgetauscht, da wir beide vorhatten, uns mal wieder zu treffen. Was daraus werden würde, stand zwar noch in den Sternen, aber die Zukunft würde sich schon noch schnell genug zeigen. Ein paar weitere Stunden brachte ich damit zu, schöne Plätze für Photos zu suchen, die ich später meinen Freunden in Deutschland schicken würde. (Jaja, das nimmt Stunden in Anspruch... bei mir kann das schon auch mal passieren ^-^) Als ich wieder zuhause war, war von Hi-chan, wie sollte es auch anders sein, keine Spur, aber das hatte ich ja vorher schon gewusst. Trotzdem machte es mich betrübt, alleine zu sein. Das hatte es auch früher schon, doch seit ich in Japan war, war es regelrecht krankhaft geworden. Man konnte meinen, ich bekam fast schon Panik, wenn alles um mich herum still war und ich wusste, dass niemand anderes da war. Solange ich etwas zu tun hatte, war das überhaupt kein Problem für mich, aber wenn dann Langeweile dazu kam... naja... Ich wollte den Gedanken nicht weiter ausbauen, also schnappte ich mir meinen Discman und ein Buch und setzte mich auf den Balkon Die Zeit verging so schneller, und ehe ich es richtig gemerkt hatte, war es dunkler geworden... bedeutend dunkler, sodass das Lesen schwer fiel und ich nach drinnen gehen musste, um dort bei Licht weiterzulesen. Eine große Schwierigkeit stellte das nicht dar, da es in der Wohnung so etwas wie eine Kissenecke gab, die geradezu prädestiniert dafür war, es sich dort gemütlich zu machen und zu lesen. Ich schnappte mir also meine Sachen und verkroch mich dorthin. Außer der kleinen Leselampe löschte ich alle Lichter, so war die Atmosphäre viel angenehmer, zumal sie auch viel besser zu einem Thriller passte, als halbe Festbeleuchtung. Es war wohl wieder Etliches an Zeit vergangen. Das Buch hatte ich schon bis weit über die Hälfte durchgelesen, als ich das leise Klacken der Wohnungstür vernahm. Da ich noch Musik hörte, war das Geräusch nur gedämpft, aber ich war mir sicher, dass er sich auch so bemüht hatte, leise zu sein. Nicht einmal das Licht schaltete er ein. Ich hatte auch meine Leselampe und den Discman ausgeschalten, da ich ihn weder erschrecken, noch stören wollte. Leise ging - oder besser schlich er - zur Küche, holte sich nur etwas zu Trinken, dann ging er in sein Zimmer. Kurz darauf öffnete sich die Zimmertür ein weiteres Mal. Er ging zum Balkon um zu Rauchen, dann aber stoppte er vor meinem Zimmer. Irgendwie fühlte es sich jetzt seltsam an, hier zu sitzen und zu beobachten, was ich sonst gar nicht mitbekommen hätte. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt breit und schaute hinein, blieb allerdings wie erstarrt stehen, als er bemerkte, dass ich nicht da war. Er schaute sich erschrocken um und fragte dann leise: „Ina-chan??“ „Hm?“, meinte ich ebenfalls leise. Trotzdem zuckte er zusammen – hatte wohl nicht mit einer Antwort aus dieser Richtung gerechnet. „Ah da bist du!“, sagte er und trat dann näher zu mir, drehte den Dimmer auf ein Minimum, sodass man besser sehen konnte. Obwohl ich damit auch so kein Problem hatte, meine Augen hatten sich schon längst an die Dunkelheit gewöhnt. „Warum hast du mich gesucht, Hi-chan?“, fragte ich, nachdem er sich neben mich gesetzt hatte. „Die Antwort ist zur Abwechslung mal einfach... Lass es mich so sagen... Mir ist etwas... uhm... unwohl, wenn ich alleine bin... und es war so ruhig... darum... Das ist auch einer der Gründe, warum ich so froh war, als du angerufen hast...“, erklärte er, wobei er einige Pausen machte und wohl nach den richtigen Worten suchte. Über die Tatsache, dass es ihm genauso ging, musste ich lächeln. Das hätte ich nie gedacht, aber es beruhigte mich irgendwie, dass ich so nie alleine sein würde. Jetzt endlich legte ich das Buch ganz zur Seite, hatte eh keinen Sinn mehr... und spät war es auch schon. „Sag mal: Wann bist du heute Morgen eigentlich gegangen? Als ich aufstand, warst du schon weg...“, traute ich zu fragen. „Zwischen 7.00 und 7.30 glaub ich. Ich wollte dich nicht wecken...“, kam die Antwort nach kurzem Nachdenken, dann neigte er sich etwas zu mir. „Darf ich mich... bei dir anlehnen? ... Ina-chan?... Bitte...“ „Wenn du möchtest... klar... spricht nichts dagegen...“ Nachdem ich das gesagt hatte, legte er seinen Kopf auf meine Schulter und rückte näher heran. Erst jetzt bemerkte ich, dass er sich vorhin noch umgezogen haben musste... nun trug er eine leichte, schwarze Stoffhose und ein offenes, weißes Satinhemd, welches leicht seinen Oberkörper umfing und meinen Arm, wo es ihn berührte, kitzelte. (*sabber* Vorstellen muss man sich das... haaaach... ich liiiieeeebe Satinhemden...) Alles in Allem sah er, wieder einmal, wirklich gut aus. Und insgeheim hoffte ich, dass er sich so nicht jedem zeigte. Er atmete tief ein und meinte dann: „Und? Was hast du heute den ganzen Tag über gemacht?“ „Hmm... hab mich ein bisschen eingerichtet und dann war ich in einem Park hier ganz in der Nähe. Hab dort gezeichnet und jemanden wirklich nettes kennen gelernt... Dann hab ich noch ein paar Photos für Freunde in Deutschland gemacht... Tja... und als ich wieder da war hab ich halt gelesen und wohl etwas die Zeit vergessen.“, antwortete ich wahrheitsgemäß mit einem Wink auf das Buch, das mich so gefesselt hatte. Vorsichtig wagte ich es nach einer Weile des Schweigens, meinen Kopf auf seinen zu legen, was ihn allerdings nicht zu stören schien. Die Stille war nicht unangenehm. Ich hörte ihn leise neben mir atmen und dachte schon, dass er eingeschlafen sei. Ich rutschte etwas tiefer in die Kissen, was ihn dazu brachte, sich anders hinzulegen, sodass sein Kopf schlussendlich auf meinem Bauch zum liegen kam. Hatte er wohl doch noch nicht geschlafen. Dennoch war ich mir kurz darauf sicher, dass er ins Land der Träume abgedriftet war. Dabei sah er einfach extrem niedlich aus, sodass ich es mir nicht traute, aufzustehen und zu gehen. Ihn wecken wollte ich allerdings auch nicht. Sein Tag war nun wirklich lang genug gewesen. So blieb ich liegen. Eine Weile genoss ich diese ungewohnte Nähe, schlief dann aber wohl auch ein. Und dieses Mal brauchte ich keine Angst zu haben, dass er nicht da sein würde, wenn ich aufwachte. Kapitel 3 – Alone... Together… - Ende – Hosted by Animexx e.V. 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