Wie Schwarz und Weiß von schmoergelmotte ================================================================================ Kapitel 14: Zweifel ------------------- Moin moin! Da bin ich wieder. Nach einer Ewigkeit *hüstel* Na ja, gut, ich hab viel zu tun gehabt und noch dazu hab ich mich anderen Projekten gewidmet. "Beloved Rival" (HP) ist mittlerweile on. Wer will kann es sich durchlesen. Ansonsten wisst ihr jedenfalls, was mich aufhält XD Ebenfalls ein HP-Projekt "Desire" teilt sich jetzt den Bearbeitungsplatz mit "Wie Schwarz und Weiß". Also auch wenn HP euch nicht interessiert, seid nicht enttäuscht, wenn ich mich nicht nur SW widme. Ich wünsch euch jetzt allerdings viel Spaß beim Lesen. Kapitel 14: Zweifel Das stetige, breite Grinsen, welches ihn die ganze Fahrt über begleitet und seine Mundwinkel zucken lassen hatte, verlor sich, als Thomas über die Haustürschwelle trat. Die Stimmung in seinem Zuhause war nahezu erdrückend und sofort verdrängte die Erinnerung an das Abendessen von vor wenigen Stunden jeden glücklichen Gedanken, der sich auf der Rückfahrt in ihm breit gemacht hatte. Sein Blick fiel auf einen milden Lichtstrahl, der von der angelehnten Tür der Küche ausging. Für einen kurzen Moment dachte er, er könnte sich am besten einfach vorbei schleichen, in seinem Zimmer verschanzen und somit jeder Diskussion aus dem Weg gehen. Doch ihm war klar, dass er davor nicht weglaufen konnte. Wenn er es bis morgen aufschob, würde er die ganze Nacht keine Ruhe finden. Das war immer so. Tief einatmend ging er mit langsamen Schritten näher zu der Tür und biss sich kurz auf die Unterlippe, bevor er sie öffnete. Seine Mutter saß alleine an dem hölzernen Tisch, die Hände um Mund und Nase gelegt und doch konnte Thomas erkennen, dass Tränen über ihre Wangen gelaufen waren. Er schluckte trocken. Ein mulmiges Gefühl nahm Besitz von ihm. Sie hatte ihn längst bemerkt, auch wenn sie ihn nicht ansah. „Sie sind also schon weg?“, fragte er und sprach damit unverkennbar auf seinen Vater und Daniela an. Eigentlich war seine Frage unnötig, denn jetzt, wo er drüber nachdachte, erinnerte er sich daran, dass er auch den Wagen seines Vaters nicht mehr am Straßenrand hatte stehen sehen. „Ja, sie waren nicht mehr lange hier“, erklärte sie und ihre Stimme klang verheult, was Thomas einen weiteren Stich versetzte. „Die Stimmung war ja auch nicht mehr besonders.“ Noch immer sah sie ihn nicht an, sondern blickte starr auf eine Schublade in der Küchentheke, als würde dort gleich ein Messer raus springen. „Es tut mir Leid“, sagte Thomas nur schlicht und setzte sich auf die andere Seite der dunkelroten Eckbank. „Ich weiß, dass es meine Schuld ist und ich wollte dir das Fest nicht vermiesen.“ Er sah wie sich ihre Lippen aufeinander pressten, als versuchte sie, weitere Tränen zu unterdrücken. Beharrlich schwieg sie und das ließ ihn noch nervöser werden. „Hör zu, ich weiß, es war scheiße, aber…“, begann er, doch dann brach er ab. Er wusste einfach nicht, was genau er sagen sollte. Bedrückende Stille herrschte zwischen ihnen und schien den ganzen Raum zu erfüllen. Thomas wusste nicht, wie lange sie so beieinander gesessen hatten, doch er zuckte zusammen, als seine Mutter plötzlich anfing zu sprechen. „Es war nicht nur deine Schuld“, erklärte sie mit rauer Stimme und räusperte sich. Sie sah ihn immer noch nicht an, doch Thomas war schon froh, dass sie wieder sprach. „Daniela hätte vielleicht nicht so forsch sein sollen. Das habe ich ihr auch gesagt. Ich meine, ich finde es nett, dass sie sich Sorgen um dich macht, auch wenn sie das eigentlich nicht müsste, aber ich habe ihr gesagt, dass, egal wie viele Kinder sie schon betreut hat, es nie eine gute Idee ist, seine Hilfe aufzuzwingen und versuchen die Gefühle zu analysieren, obwohl man nur eine Seite, und zwar die von Gregor, kennt.“ Thomas hörte ihr aufmerksam zu und erwischte sich dabei, wie kurz ein wenig Schuldgefühl in ihm aufflackerte, dass er Daniela so angeschrieen hatte, obwohl sie nur helfen wollte. Doch da er sie nicht leiden konnte, verebbte dieses Gefühl schnell wieder. „Sie war eigentlich nur der Tropfen der das Wasser zum Überlaufen gebracht hat“, meinte er schließlich und spielte mit dem Stab an dem oberen Ende seines Ohrs. „Das ganze Gelaber hatte mich schon angekotzt. Wie mein toller Vater sich mal wieder versucht hat, bei allen einzuschleimen. Oh, Benni, lass uns in den Freizeitpark fahren und schenken wir der Annette mal ein bisschen teuren Wein, dann ist sie sicher den ganzen Abend überglücklich. Und dann noch ein kleines Geschenk für Jana. Hui, wir haben uns ja alle so lieb.“ Seine Worte waren zynisch, sein Ton von grausamer Aufgedrehtheit erfasst. Seine Mutter atmete hörbar ein und ließ dann ein leises Seufzen aus ihrem Mund dringen. „Du hast dich vergessen gefühlt“, stellte sie fest, als wäre ihr gerade erst aufgefallen, dass er sich selber nicht mit aufgezählt hatte. Thomas senkte nun auch seinen Blick und strich sich kurz über die geschlossenen Lider, ehe er die Augen wieder öffnete und auf das Muster der Eckbank starrte. „Ich fühle mich nicht nur so, es ist doch auch wirklich so“, zischte er leise, als wäre er auf seine Mutter sauer, obwohl seine Wut seinem Vater galt. „Mich erwähnt er nie und wenn dann nur in abfälligen Bemerkungen, dass ich was gegen die Hochzeit habe oder dass ich mich trotzig wie ein kleines Kind aus Langeweile nicht an Gesprächen beteilige. Das bilde ich mir nicht ein, Mutter. Das ist verdammt noch mal so!“ Ohne es selber zu wollen, war sein Ton lauter und härter geworden, sodass sie leicht zusammen zuckte. „Ich weiß“, sagte sie schließlich mit erstickter Stimme. Thomas spürte, wie die Wut in ihm verschwand und ein schwaches Gefühl von Trauer zurückließ. „Warum tust du dann so, als wäre es egal?“, fragte er und seine Stimme klang nun verletzlich. „Warum tust du dann so, als wäre alles in Ordnung? Findest du es okay, wie er mich behandelt? Denkst du, ich habe es nicht anders verdient?“ „Sei nicht albern“, antwortete seine Mutter schließlich leise und atmete ein weiteres Mal tief ein. „Natürlich finde ich es nicht in Ordnung. Um genau zu sein, finde ich es scheiße. Aber was soll ich dagegen tun, Thomas? Ich möchte nicht immer mit ihm streiten. Benni und Jana hängen an ihm. Ich will einfach nicht, dass er noch einmal weg geht.“ Thomas hatte das üble Gefühl, er wäre ein notwendiges Opfer für den Familienfrieden, den es seiner Meinung gar nicht mehr gab. „Wenn er noch mal gehen würde, wäre er ein noch größeres Arschloch, als er es eh schon ist“, sagte er leise und blickte wieder auf. Zu seiner Verwunderung blickte seine Mutter zurück. In ihren Augen spiegelten sich Trauer und Verzweiflung, aber auch eine gewisse Wut wider. Thomas schloss, dass sie seinem Vater galt und empfand dabei eine leichte Befriedigung. „Du weißt, warum er sich so gegenüber dir verhält“, sagte sie dann schließlich und die Wut in ihrem Blick verschwand. „Wegen der Neonazi-Sache. Du weißt, dass ich da auch alles andere als begeistert von bin. Ich kann ihn in gewisser Weise verstehen, auch wenn ich es nicht gut finde, dass er deswegen so mit dir umgeht.“ Thomas schnaubte leicht. Er hatte keine Lust, über seine Einstellung zu reden und sich zu verteidigen, warum er so geworden war. „Das ist mein Leben“, entgegnete er und stand auf. „Und keiner von euch kann mir sagen, was ich denken soll. In diesem Land herrscht Meinungsfreiheit. Vielleicht sollte Gregor darüber mal nachdenken.“ Sie nickte nur langsam. „Wie geht es Benni?“, fragte er schließlich und bewegte sich zur Tür. „Er ist ein wenig durcheinander, aber als er ins Bett gegangen war, ging es ihm ganz gut. Er hat wieder die üblichen Fragen gestellt. Warum du Gregor so hasst und so, aber ich habe ihm gesagt, er solle nicht darüber nachdenken.“ Thomas fragte sich, warum sie ihm das erzählte. Er hatte nur nach Bennis Befinden gefragt. Wollte sie ihm ein schlechtes Gewissen machen? Das bräuchte sie nicht; das hatte er auch so schon. „Ich geh jetzt schlafen. Gute Nacht“, sagte er schließlich und öffnete die Tür, hörte noch wie sie ihm ebenfalls halbherzig eine gute Nacht wünschte und begab sich schließlich nach oben. Als Thomas am nächsten Tag aufwachte, zeigte der Digitalwecker neben seinem Bett bereits 12 Uhr und selbst durch die geschlossenen Jalousien drang ein leichtes Glimmen des Sonnenlichts. Sein Kopf dröhnte schmerzhaft. Die Nacht war relativ kurz gewesen. Oft war er aufgewacht und hatte erneut über seinen Vater und ihren Streit nachgedacht. Doch es war ein nie enden wollender Kreis und irgendwann hatte er bis jetzt durchgeschlafen. Stöhnend setzte er sich auf und rieb sich mit den Zeigefingern über die Augen. Auf dem Flur hörte er Schritte und schließlich die Stimme seines Bruders, die sich dann jedoch wieder in der Stille verlor. Ein schlechtes Gewissen überkam ihn, wenn er an den Kleinen dachte und er fragte sich, ob Benni ihm noch immer böse sein würde. Ich sollte mich wirklich mehr beherrschen, tadelte er sich selbst, ich kann ja nicht immer abhauen und rasend durch die Gegend fahren. Doch der Anflug von Vernunftsgedanken endete jäh, als er sich das erste Mal an ein weiteres Ereignis erinnerte, dass gestern Nacht passiert war. Er hatte Michael Pleske geküsst. Ein plötzliches Gefühl von Übelkeit zog sich durch seinen Körper und seine Gedanken. Wie hatte er sich nur zu so etwas hinreißen lassen können? Obwohl, eigentlich war es falsch. Er selber hatte Michael geküsst. Nicht andersherum. Was war nur in ihn gefahren? Zugegeben, es hatte sich gut angefühlt und in diesem Moment auch so richtig. Er war emotional aufgewühlt gewesen und verletzt durch die Ignoranz und die Ablehnung seines Vaters, auch wenn er es nicht gern zugab. Wahrscheinlich hatte er sich unterbewusst nach Zuneigung gesehnt und so waren seine Lippen eben plötzlich auf den Lippen Michaels gelandet, während sie sich unbemerkt näher gekommen waren. Aber war das wirklich alles gewesen? Verdammt, das wäre alles so viel einfacher, wenn Michael eine Michaela wäre! Allerdings wäre er bzw. sie dann wohl immer noch ein Punk und wenn es nach seiner Überzeugung ging, hätte er gestern nicht einmal mit Michael rumalbern dürfen. In was reitest du dich da nur rein, Thomas? Mit einem merkwürdigen Ziehen im Magen atmete er rasselnd aus und senkte sein Gesicht in seine Handflächen. Einige Momente verharrte er in dieser Position, als er plötzlich die Türklingel vernahm und nur wenig später dumpfe Schritte auf der Treppe hörte. Seine Augenbrauen zogen sich skeptisch und zugleich erwartungsvoll zusammen. Als die Türklinke schließlich hinunter gedrückt wurde, hielt er kurz die Luft an und hoffte, dass es nicht sein Vater und auf keinen Fall Michael war. Erleichtert stellte er dann aber fest, dass es sein bester Freund war. „Hey, ist dir warm oder hast du bis gerade gepennt, du Schlafmütze?“, begrüßte Nils ihn grinsend und musterte Thomas, der außer einer dunkelblauen Boxershorts nur ein weißes ärmelloses Shirt trug. „War ’ne harte Nacht“, erklärte Thomas und schlug die Decke von seinen Beinen. Nils kam näher und lehnte sich schließlich an die Wand gegenüber dem Bett. „Meine Mutter hat mir gesagt, dass du gestern bei uns warst. Musst wohl sehr verstört gewirkt haben“, erzählte Nils und Thomas fühlte sich peinlich berührt. „Wieder mal Stress mit deinem Alten gehabt?“ Thomas nickte langsam. „Kann man so sagen. Hat gestern von seiner Hochzeit mit seiner ach-so-tollen Daniela geschwärmt. Und dann kam die plötzlich auf die Idee, eine auf Kallwass bei den Rosners zu machen“, sagte Thomas mürrisch und sein Blick verdüsterte sich. „Und dann bist du ausgetickt? Kann ich verstehen.“ „Ich hätte ihm die Fresse polieren können!“, zischte der Jüngere. Nils grinste. „Warum hast du es nicht getan?“, fragte er. Thomas atmete hörbar aus. „Wegen meinen Geschwistern.“ „Du solltest endlich aufhören, dich immer nur für sie verantwortlich zu fühlen“, sagte Nils ruhig aber bestimmt und Thomas kräuselte die Lippen. „Ich dachte, das machen ältere Brüder so“, erwiderte er gelassen. „Ich erinner’ dich nur allzu gern daran, dass wir mal diesen einen Typen vermöbelt haben, weil er deiner kleinen Schwester das Herz gebrochen hatte.“ Nils lachte laut auf und blickte erinnerungsselig an die Decke. „Ja, du hast ihn fest gehalten und ich hab drauf geschlagen“, sagte er vergnügt und blickte wieder zu Thomas. Thomas’ Mundwinkel hoben sich ebenfalls. „Stimmt. Du warst gerade 15 und ich noch 14. Deine Schwester war damals 13 und so gekränkt. Er hatte sie verlassen, weil er dieses Mädchen in dem pinken Badeanzug toller fand, weil sie genau wie er auf dieses BumBum-Kaugummi-Eis von Schöller stand. Und wir haben uns dann wie kleine Helden gefühlt, als wir ihn fertig gemacht haben.“ Sie sahen sich an und lachten beide. Es tat gut, bei Nils zu sein, denn sie verbanden so viele Jahre an gemeinsamen Erinnerungen, dass es ihn immer ablenkte, wenn er sich eigentlich schlecht fühlte. „Er hatte schon die bessere Wahl in dem anderen Mädchen“, meinte Nils dann schließlich. Thomas sah ihn verwundert an. „Wieso? Deine Schwester ist doch nett. Sie hat eine tolle Figur und ein hübsches Gesicht.“ „Na ja, sie ist meine Schwester“, sagte Nils abweisend. Thomas’ Grinsen wurde ein wenig schräg. „Du kannst doch trotzdem sagen, dass sie hübsch ist“, erwiderte Thomas belustigt. „Deswegen verdächtigt dich schon keiner der Inzest, Mann!“ Er zwinkerte und winkelte seine Beine ein wenig an. „Was hast du gestern Abend eigentlich so gemacht?“, fragte Thomas schließlich, um das Thema zu wechseln, als Nils nicht mehr darauf antwortete. „Ich war mit ein paar Jungs unterwegs“, erzählte Nils lässig. „Waren an der Tanke was trinken und sind dann nachher so ’n bisschen durch den Ort gezogen. Schließlich haben wir dann noch ein paar Punks aufgegabelt. Ist allerdings nix passiert. Nach ein bisschen Pöbel sind die abgehauen.“ Es traf Thomas wie einen Schlag in den Nacken, als Nils ihm von den Punks berichtete und unwillkürlich breitete sich wieder ein Gefühl von Übelkeit in ihm aus. Was sollte er denn jetzt darauf sagen? Hey, ich hab gestern auch einen Punk getroffen. Aber ich hab ihn nicht angepöbelt. Nein, ich hab ihn geküsst. – Toll, Nils würde sich überschlagen vor Freude, dachte Thomas sarkastisch. Thomas wurde noch bewusster, dass er mit niemanden über gestern reden konnte. Mit niemanden außer Michael. Ein Anflug von schlechtem Gewissen drang durch seine Gedanken. Er wusste, dass Michael mehr für ihn empfand. Bei dem Gedanken fing sein Magen an zu kribbeln, und doch verkrampfte er sich zugleich. Nur nebenbei bekam er mit, wie Nils sein Zimmer verließ, um zur Toilette zu gehen. Thomas biss sich auf die Unterlippe. Er wusste immer noch nicht genau, warum er Michael geküsst hatte. Es hatte sich schön angefühlt. Doch es war falsch. Morgen war Montag. Er würde dringend mit Michael reden müssen. Thomas’ schlechtes Gewissen verdüsterte sich noch mehr, als er Michael am nächsten Morgen auf dem Gang im Erdgeschoss der Schule sah und bemerkte, wie der Punk ihm strahlend zugrinste. Sein Magen verkrampfte sich. Wie sollte er dem Punk nur beibringen, dass seine Überzeugung nicht zu dem passte, was Samstagnacht zwischen ihnen passiert war? Er beobachtete wie Michael und seine beiden Freunde an dem hohen Fenster standen und ihm fiel auf, dass Michael seine Haare in einem glänzenden dunkelblau gefärbt hatte. Der Punk lachte herzhaft über etwas, das ein Kumpel ihm erzählt hatte und Thomas fühlte, wie es in ihm kribbelte. Er schloss die Augen, um das Gefühl zu unterdrücken, doch es wurde dadurch noch stärker. Als er die Augen wieder öffnete, fing er den Blick von Michael ein, welcher ihm daraufhin zulächelte. Thomas zog die Augenbrauen hoch und formte mit seinen Lippen die Worte „Wir müssen reden“. Er hoffte, Michael verstand es. „Ich geh mal pissen“, meinte er zu Nils und Tobias, mit denen er zusammen stand. Eigentlich musste er gar nicht, doch 10 Minuten vor Unterrichtsbeginn waren die Jungentoiletten so gut wie ausgestorben (die Mädchentoiletten dagegen nicht). Zu seiner Erleichterung hatte Michael wohl verstanden, was er gemeint hatte und war ihm nachgegangen. Ohne ihn anzusehen, ging Thomas weiter in eine verdeckte Ecke und Michael folgte ihm. Er drehte sich langsam um. „Michael, wir –“, begann er, doch dann spürte er schon die Lippen des anderen auf seinen. Sie waren noch genauso sanft und berauschend wie Samstag. Kurz bewegte er seine Lippen ebenfalls, doch dann schob er den Jüngeren sanft aber bestimmt von sich. „Wir müssen reden“, sagte er leise und schluckte trocken, als Michael ihn lächelnd ansah. „Ja, das sollten wir“, stimmte er Thomas zu, doch er hörte sich dabei so glücklich an, dass Thomas bezweifelte, dass Michael dasselbe meinte, wie er. Sanft löste er sich weiter von dem Kleineren und bemerkte, wie dessen Lächeln nun ein wenig unsicher wurde. „Hör zu“, begann Thomas ein wenig stockend. In so einer beklemmenden Situation war er noch nie gewesen. „Wegen Samstag… es tut mir Leid. Ich weiß, du hast mich nicht gezwungen, das zu tun, aber…“ Er brach ab, doch Michael schien zu wissen, was er sagen wollte. Thomas hörte ihn tief einatmen. „Du meintest, du wüsstest nicht, warum du mich geküsst hast, nicht, dass du dich dabei geekelt hast.“ „Das habe ich auch nicht“, erklärte Thomas beschwichtigend und fühlte sich mit jeder Sekunde ein wenig mieser. Er hatte sich nicht vorgestellt, dass diese Situation so schwierig sein könnte. „Ah, du hast jetzt also gemerkt, dass du nichts für mich empfindest?“, fragte Michael leise, aber klar hörbar und klang dabei verletzt, auch wenn er es unterdrückte. Thomas senkte den Blick und starrte auf die über Jahre verfärbten Fließen. Was sollte er jetzt darauf sagen? Er wusste es ja selber nicht. Nervös befeuchtete er die Spitze seiner Oberlippe mit seiner Zunge, bevor er die beiden Lippen aufeinander presste. Er konnte einfach nichts dazu sagen, außer das die ganze „Sache“ seiner Meinung nach nicht richtig war. Er sollte es Michael besser jetzt sagen, bevor die Situation ihn noch so erdrückte, dass er sentimental werden würde. „Hör zu, es… es ist einfach falsch“, sagte er stockend und steckte seine Hände angespannt in die Taschen seiner Jeans. „Es tut mir Leid, aber diese… diese Sache ist einfach nicht mein Ding. – Scheiße, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Ich –“ „Vergiss es, ich versteh schon, was du meinst“, unterbrach Michael ihn und klang dabei nun ungewohnt kühl. „Du kannst nicht von jedem verlangen, dass er eine Homo-Beziehung führen will. Auch wenn ich dich geküsst habe, ich bin nicht schwul. Okay? Und außerdem passt es einfach nicht zu meinem Lebensstil. Es geht also einfach nicht“, erklärte Thomas schnell. Er fühlte sich verzweifelt, denn das Gespräch verlief nicht so kurz und schmerzlos, wie er es sich vorgestellt hatte. Michaels Gesicht nahm nun wieder einen verletzten Ausdruck an und erneut hatte Thomas das Gefühl, davon erdrückt zu werden. Vielleicht bildete er sich es nur ein, doch die grüngrauen Augen seines Gegenübers wirkten wässerig. „Weißt du, ich hätte nicht gedacht, dass der coole, unnahbare, starke Thomas Rosner so feige ist“, sagte Michael zischend, doch seine Stimme bebte hörbar. Mit diesen Worten ging er schnellen Schrittes aus dem Toilettenraum und ließ Thomas geschockt und getroffen zurück. TBC Hm... na ja, so kann's gehen. Ich kann Thomas in gewisser Weise verstehen. Vielleicht einige von euch auch. Aber als kleinen Trost kann ich sagen: Das ist ja noch nicht das Ende und Thomas wird sich nach einem kleinen Zeitsprung noch ändern. Ich würd mich über Kommis (egal ob Lob oder Kritik) natürlich wie immer freuen xD Über Lollies und WEST-Silver-Kippen auch *lol* Motte Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)