Erstens kommt es anders von lomelinde (und zweitens als man denkt) ================================================================================ Kapitel 2: Sonst wird er dir die Freundschaft kündigen! ------------------------------------------------------- "Schatz aufstehen!", leicht rüttelte etwas an Ajanas Schulter. "Du musst zur Schule, mein Engel." Vorsichtig öffnete sie ein Auge. Das grelle Licht, der Deckenleuchte strahlte hell und unerbittlich auf sie herunter. Innerlich fluchte Aja, kniff die Augen zusammen und drehte sich zur Seite. Noch immer tanzten die Blitze vor ihren Augen. Das hatte ihre Mutter ja wieder perfekt hinbekommen, jetzt würde sie gewiss nicht mehr einschlafen können. "Noch 5 Minuten, bitte Mutti!", sagte sie knorrig. Ihre Mutter seufzt. Langsam ging sie zum Bettende, griff nach der Decke und riss sie weg. Ajana rollte sich zusammen und öffnete widerwillig die Augen. "Ich komme ja schon, bin ja schon wach." "Das will ich dir auch raten, schau mal auf den Wecker!" Ajana tastete nach dem Wecker, schaute mit verquollenen Augen drauf und sprang erschrocken auf: "Scheiße! Wieso hat der Wecker denn nicht geklingelt? Ich komm' zu spät." "Tja, mein Schatz, du wirst ihn wohl ausgestellt haben. Aber holt Liran dich nicht mit seinem Motorrad ab?", wollte ihre Mutter neugierig wissen. "Ach Mama, dass macht er doch schon lange nicht mehr. Das Motorrad ist doch mit Lily schon vollbesetzt.", murmelte Ajana traurig. "Mmh...", ihre Mutter schwieg, wusste sie doch nicht was sie ihrer Tochter hätte sagen können. Es klingelte. "Vielleicht hast du dich ja doch getäuscht." Der erbarmungslose Deckendieb verschwand aus dem Zimmer, um über die Gegensprechanlage zu hören, wer es denn wagte so früh zu stören. In Windeseile kramte Ajana ein paar Sachen aus dem Schrank und zog sich genauso geschwind an. Sie hasste es zu spät zu kommen und je später es wurde umso peinlicher wurde es ihr. Sie wusste, dass es nicht Liran war und genau deshalb war ihr klar, dass sie zu spät kommen würde. Aber irgendein Teil in ihr hatte trotzdem die Hoffnung, dass es sich um Liran handeln könnte; sie stürmte in die Küche. "Und?", fragte sie nervös. "Also, Liran war es jedenfalls nicht. Unten wartet ein Dorian auf dich. Er sagte er sei der Ersatzchauffeur." Innerlich seufzte Aja auf, sie verstand nicht einmal warum. Es war doch klar gewesen, dass es nicht Liran sein würde. Du solltest lieber dankbar sein, dass Dorian so ein guter Kerl ist, rief sie sich selbst zur Ordnung. Es war nicht fair ihm gegenüber, dass sie nur an Liran dachte. Sie griff nach einem Apfel und rannte aus der Küche. Während sie schnell in ihre Schuhe schlüpfte rief sie ihrer Mutter zu: "Danke Mama, ich mach mich dann." Die Tür fiel polternd hinter ihr ins Schloss. Zwei Stufen auf einmal nehmend eilte sie die Treppe hinunter und wäre mehre Male beinahe gestürzt, hätte sie sich nicht in das Geländer gekrallt. Unten angekommen riss sie die Tür auf und fiel Dorian um den Hals. "Du bist meine Rettung.", sagte sie aufgesetzt fröhlich. "Kein Problem. Ich war mir nicht sicher, ob du noch da bist, aber ich hab einfach gedacht ich probier es mal. Los steig auf, sonst kommen wir wirklich noch zu spät.", erwiderte Dorian, nachdem Ajana sich von ihm gelöst hatte. Er warf ihr den Helm zu und richtete sein Motorrad auf. Ajana stieg hinter ihm. "Halt dich gut fest, Aja, ich rase gern." Er ließ den Motor ein paar mal hochtourig aufjaulen und Aja rief: "Ich rase auch gerne". "Na dann wollen wir mal." Er gab Gas, prescht auf die Straße hinaus und beschleunigte auf einen Affenzahn. Kurze Zeit später erreichten sie die Schule. Ajana atmete durch: "Ich hab' zwar gesagt, ich rase gern, aber dass du so viel Gas gibst, konnte ja keiner wissen. Trotzdem, danke noch mal fürs fahren. Dank dir bin ich grade mal noch pünktlich dran." Sie reichte ihm den Helm, aber Dorian winkte ab. "Lass mal, ich fahre dich nachher noch nach Hause, da brauchst du den wohl noch." "Aber du hast doch zwei Stunden weniger als ich. Du musst nicht warten." Sie streckte ihm erneut den Helm entgegen, er wies ihn zurück: "Ich will aber!", erwiderte er kurz. Sie lächelte. "Na gut." "Also, um 3 Uhr am Haupteingang?", hackte Dorian erneut noch einmal nach. "Ja okay... Sag mal was hast du jetzt?", beendete Ajana das Thema. "Musik beim Günther!", antwortete Dorian, mittlerweile doch deutlich verwirrt. "Dann solltest du dich ein bisschen beeilen. Du weißt dich, der letzte ist immer mündlich dran. Viel Spaß!" Sie winkte noch einmal und eilte dann in Richtung des Schulhauses, in dem Moment klingelte es. Etwas verspätet betrat sie das Klassenzimmer. Alle Blicke ruhten auf ihr, nur Liran würdigte sie keines Blickes. Ja das konnte ja heiter werden. Sie ließ sich auf den freien Platz neben ihrem Freund sinken und flüsterte eine Begrüßung. Liran reagierte nicht und sah nicht mal von seinem Blatt auf. Er war stinksauer. Sie seufzt, kramte ihr Schulsachen heraus und stürzte sich auf die Aufgaben, die die Lehrerin vorne an die Tafel geschrieben hatte. Sie konnte sich kaum konzentrieren, ständig schweiften ihre Gedanken zu dem gestrigen Tag ab. Zum Glück war Lily schon raus aus der Schule, sonst hätte sie sich das Geschlabber auch noch in der Schule miterleben müssen, zumal Aja sich nicht vorstellen konnte, dass dieses Mädel überhaupt einen Schulabschluss hatte. Trotzdem fühlte sie sich schuldig, nicht Lily gegenüber, die hatte jedes einzelne der Worte verdient, sondern Liran gegenüber. Der Spruch gestern war nicht fair gewesen. Sie kramte einen Zettel heraus und schrieb: "Sorry wegen gestern, ich war echt nicht fair, dir Gegenüber!" Sie schob den Zettel rüber. Erst schien es, als hätte Liran es gar nicht bemerkt, doch dann griff er danach, lass und kritzelte etwas darunter. Ajana atmete erleichtert aus. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, scheinbar verzieh er ihr. Liran schob den Zettel zurück. Ajana lächelte und begann zu lesen. Ihr Lächeln erstarb. Dort stand: "Eigentlich habe ich gar keinen Bock, aber ich muss mit dir reden. Hofpause an der Treppe. Wenn du nicht da bist werd ich kein Wort mehr mit dir wechseln! Und nun lass mich gefälligst in Ruhe! Ich will mich konzentrieren." Aja konnte es nicht fassen, was war nur aus Liran geworden? Er war sie noch nie so schroff angegangen. Ihre Traurigkeit drohte sie erneut zu überwältigen. Sie stand auf. "Ja, Fräulein Lotka? Willst du die Aufgabe etwa lösen?" "Nein, Frau Alster, mir ist übel. Könnte ich bitte zur Toilette!" Sie wartete die Antwort der Lehrerin gar nicht erst ab, sondern rannte aus dem Klassenzimmer. Alle Schüler blickten ihr hinterher, nur Liran zwang sich auf sein Blatt zu starren. Ihr war übel. Sie hatte nichts gefrühstückt, natürlich war ihr übel. Aber das war nicht der tatsächliche Grund gewesen, warum sie das Klassenzimmer verlassen hatte. Als sie nun endlichen draußen war, ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Was war nur aus ihrer Freundschaft mit Liran geworden? Er war bereit seiner besten Freundin die Freundschaft zu kündigen. Sie haste Lily, nicht weil sie schön war, nicht weil sie mit ihm zusammen war, sondern weil sie Liran so verändert hatte. Sie hielt den Zettel noch immer in den Händen. Er hatte also keinen Bock mit ihr zu reden, sondern sah sich nur gezwungen? Sie wollte dort gar nicht hin, von ihr aus konnte er dort doch warten bis er schwarz wurde. Aber irgendetwas hinderte sie auch daran nicht hinzugehen. Sie zerriss den Zettel, ließ die Schnipsel auf dem Boden rieseln, wischte die Tränen aus dem Gesicht und ging zur Klasse zurück. Sie erreichte sie mit dem Klingelzeichen. "Gut ihr löst im Lehrbuch auf Seite 34 Nummer 5 und 6, bis morgen. Hast du gehört Jonathan? Bis morgen!" Die Schüler verließen fluchtartig den Raum. Ajana musste sich richtig durch die Menge zwängen, um in das Innere des Raumes zu gelangen. Auf dem Weg zu ihrem Platz merkte sie, dass Liran schon verschwunden war. An ihrem Platz stand Miriam und klaubte ihre Sachen zusammen. "Danke Mimi, aber ich bin wieder da!" Mimi ließ die Sachen sinken: "Geht es dir besser, du siehst blass aus?" Ajana lächelte: "Ich hab' heute morgen verpennt und dadurch keine Zeit für ein Frühstück gehabt, deshalb ist mir wohl übel geworden." "Ach so, ich hab mir schon Sorgen gemacht." "Ja schon okay. Du ich muss jetzt!" Sie verließ so schnell es ging den Raum. Ohne dass sie eine bestimmte Richtung ansteuerte, trugen ihr Beine sie ohne ihr Zutun zur Treppe. Als sie Liran von Weiten erkannte, blieb sie stehen, atmete tief durch und ging auf ihn zu. Als sie der zweiten Person gewahr wurde, blieb sie erneut stehen. Es war Lily. Es war zu spät um einen Rückzieher zu machen. Wenn er es auf diese Art und Weise haben wollte, dann sollte er es so bekommen. Sie baute sich vor beiden auf und ließ ihren Blick erstarren. Am liebsten hätte sie Liran heulend angefleht ihr zu verzeihen, aber er hatte die Regeln aufgestellt und sie würde sich daran halten. Ihr Blick war eiskalt, so kalt dass es Liran frösteln ließ. "Was willst du? Spuck es aus!" "Ich bin auch noch da, Miss Obercool!", keifte Lily. Ajana ignorierte sie. Als sie merkte, dass Liran ihren eigenen kalten Blick erwiderte, versetzte es ihr einen Stich, ihr Blick flackerte. Doch schon nach dem Bruchteil einer Sekunde hatte sie sich wieder unter Kontrolle. "Also?", fragte sie erneut. "Entschuldige dich.", befahl Liran, "Entschuldige dich und ich will es vergessen!" "Ich habe mich schon entschuldigt." "Du sollst dich bei mir entschuldigen!", mischte Lily sich ein. Ajana wendete sich kurz Lily zu, funkelte sie böse an und lenkte ihren Blick dann wieder auf Liran. "Das werde ich nicht tun!" Lirans Augen verloren jegliche Härte und blickten sie nur noch traurig an. "Aja, ich bitte dich, entschuldige dich, sonst..." "Was sonst?", schnitt Ajana ihm die Worte ab. "Sonst wird er dir die Freundschaft kündigen!", zwitscherte Lily von der Seite. Ajana blieb der Mund offen stehen. Sie sah Liran vollkommen entsetzt und mit flackernden Blick an. "Du, du...", sie brach völlig entkräftet ab. Ihre Stimme zitterte. Liran drehte sich zu Lily um: "Lässt du uns bitte allein, Lily?" "Aber...", protestierte diese. "Bitte!!!", wiederholte Liran eindringlich. "Nein, bleib ruhig hier, denn ich werde gehen. Es ist alles gesagt.", sagte Ajana kühl. Sie wollte weglaufen, aber Liran griff nach ihren Arm und hielt sie auf. "Bitte Aja, es ist noch längst nicht alles geklärt." Er warf Lily einen wütenden Blick zu. Ajana sah beide an. Lily wollte nicht weg, das sah man ihr an, aber Liran war sauer, daher trollte sie sich, aber nicht ohne ihn vorher demonstrativ vor Ajanas Augen zu küssen. Ajana drehte sich weg und riss an Lirans Hand. Er ließ sie nicht los. Lily warf beiden noch einen misstrauischen Blick zu und verschwand dann um die Ecke. "Lass meine Hand los!", forderte das zu tiefst Mädchen ihn auf. "Das werde ich nicht tun. Sonst rennst du mir gleich wieder weg, das lasse ich nicht zu, Aja!" "Nenn mich nie wieder Aja, das ist vorbei!", fauchte sie ihn an. "Aber Aja, wir sind doch Freunde." "Das habe ich bisher auch gedacht, aber so wie du verhält sich kein Freund." "Es war auch nicht gerade fair wie du mit Lily umgesprungen bist.", verteidigte Liran sich. "Nicht fair? Nicht fair? Ist das dein Ernst? Du bist so ein blinder Idiot. Du merkst auch gar nichts!" Sie riss fester an ihrem Arm, aber Liran ließ noch immer nicht los. "Was soll ich nicht merken?" "Wie bescheuert kann man eigentlich sein?" "Hey, fauch mich nicht so an, ich hab doch gar nichts gemacht." "Genau das ist ja das Problem, du hast nie was gemacht. Ich mache einen Scherz mit deiner Lily und wollte nur mal zeigte, dass ich auch noch da bin und sie staucht mich zusammen. Sie hat mich ein hässliches frigides Miststück genannt. Und was hast du gemacht? Du rennst ihr hinterher, anstatt mal deine beste Freundin zu unterstützen. Ein echt tolles Hündchen bist du. Gratuliere, das ist echt armselig!" "Aja, ich liebe Lily, da muss ich doch für sie da sein.", redete er eindringlich auf sie ein. "Und was ist mit mir?". Die Tränen liefen ihr die Wangen runter. Am liebsten hätte Liran sie in den Arm genommen, aber er war wie erstarrt. Er hatte sie noch nie zuvor, so weinen gesehen. "Wir sind Freunde, wir sind füreinander da. Wir wissen was der andere fühlt..." "Was fühle ich dann?", unterbrach sie ihn. "Im Moment bist du stinksauer auf Lily!" "Du hast keine Ahnung was ich fühle. Wärst du mein Freund, dann wüsstest du es!" "Dann sag es mir!" "Du Vollidiot, ich... ich,", stotterte sie, "ich..." "Was du?", fragte er neugierig. Mit ihrer freien Hand versetzte sie ihm eine Ohrfeige, die Tränen ran ihr übers Gesicht. "Ich liebe dich, du Arschloch!" Sie riss sich die Kette vom Hals, die er ihr einmal geschenkt hatte. Liran ließ ihren Arm los, um sich nach der Kette zu bücken. In diesem Moment stürmte Ajana noch immer weinend davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)