Someday out of the Blue von Lady_Noxia (...life will always keep on changing...) ================================================================================ Kapitel 2: First Sight… ----------------------- Gippel erwachte durch sanftes Rütteln an seiner Schulter. Müde schlug er die Augen auf und blickte in Baralais Gesicht. Der Priester stand neben der Hängematte. „Guten Morgen... Mach dich fertig, wir sind bald da...“, erklärte der Silberhaarige in sanftem Tonfall, wandte sich dann aber ab, um auch Paine zu wecken. Der blonde Al Bhed blieb aber lieber noch einige Momente liegen, drehte sich auf den Bauch und streckte sich wie eine Katze, ehe er sich bequemte aus der Hängematte zu klettern. Noch immer etwas verschlafen rieb er sich über die Augen, schlurfte langsam Richtung Deck. Dort angekommen kniff er die Augen gleich wieder zusammen, griff schon aus Gewohnheit zu seinem linken Ohr und aktivierte das orange Visier, entspannte wieder ein wenig, als kühler Morgenwind ihm einige Strähnen über das empfindliche Auge wehte und das Visier wieder seine schützende Funktion übernommen hatte. Langsam ging er zur Reling, konnte in der Ferne schon die hohen Türme von St. Bevelle erkennen. Wenig später hörte er Schritte hinter sich und die andern drei traten neben ihn. „Everybody’s ready?“, fragte Nooj ohne den Blick von der vor ihnen liegenden Stadt zu nehmen. „Yes. Sir!“, kam es von den andern Dreien gleichzeitig, nur von Baralai etwas leiser. Sie ankerten etwas entfernt von Bevelle, mussten also noch ein paar Kilometer laufen, aber alles andere würde nur ihren Plan unnötig in Gefahr bringen. Noch ein letztes Mal überprüfte Gippel seine Waffen, schulterte dann die schwere Bazooka und trat neben Baralai. „Wollen wir dann?“, fragte er und sah in die Richtung in die sie mussten. Die Gruppe würde sich schon hier trennen, um nicht all zu sehr aufzufallen. Baralai antwortete nicht auf die Frage, sondern setzte sich stattdessen in Bewegung. Weder der Silberhaarige noch der Al Bhed drehten sich noch einmal um, gingen zielstrebig in Richtung Stadt, die sie auch ziemlich schnell erreicht hatten. Die beiden tauchten in der Menge unter, huschten im Schatten der Häuser umher oder sprangen in vollem Lauf von Dach zu Dach. Je näher sie dem Tempel kamen, umso mehr Wachleute mussten sie umgehen. Sie bezogen Position auf einem hohen Gebäude und der Blonde holte das Fernglas aus der Tasche an seinem Gürtel, visierte das Geschehen auf dem Hauptplatz vor dem großen Tempel an .“Da ist sie.“, erklärte er und reichte das Fernglas an seinen silberhaarigen Begleiter weiter. Yuna – soweit Gippel sich noch an den Namen erinnern konnte, den er gestern gehört hatte – wurde einen langen Weg entlang geführt, hin zum Altar vor dem Tempel. Seymor kam von der anderen Seite. „Wie gehen wir vor?“, fragte der Blonde und nahm das Fernglas entgegen, das sein Begleiter ihm gerade zurück gereicht hatte und nun einen Moment schwieg, nachzudenken schien. „Nooj meint, wir sollen auf deine Leute warten. Sobald sie hier auftauchen, gibt es unter Garantie einen ziemlichen Trubel den wir ausnutzen sollten... Und eine andere Idee habe ich im Moment auch nicht, also hoffen wir, dass die Al Bhed wirklich hier auftauchen und das möglichst bald...“, bekam der Blonde schließlich noch eine Antwort und nickte, verstaute in diesem Moment das Fernglas wieder in der Tasche. Sie verharrten in ihrem Versteck noch einige Minuten, dann aber erkannte Gippel das vertraute Rauschen des Flugschiffes und die beiden schwangen sich von dem Gebäude. Ab jetzt zählte jede Sekunde und das war ihnen beiden klar. Nooj sollte Recht behalten, denn die Al Bhed und ihr Flugschiff sorgten tatsächlich für einen ziemlichen Aufruhr, den die beiden nutzten. Wieselflink bahnten sich die beiden einen Weg durch die Menge an Menschen, hatten sogar Glück, denn sie begegneten nur wenigen Wachen, die sie mit einem schnellen Angriff ausschalten konnten, ehe die Alarm schlagen konnten und ohne, dass es jemanden besonders aufgefallen wäre. Schließlich hatten sie es geschafft, sie waren irgendwie hinter die Mauer aus Priestern gelangt. Durch die Leute aus dem Flugschiff abgelenkt bemerkte auch keiner der Priester, wie sie im Tempel verschwanden und sich erst hier eine kurze Verschnaufpause gönnten. Die metallenen Waffen klirrten leise als Gippel sich kurz auf die Knie stützte und die Augen schloss um seinen Atem wieder auf eine normale Frequenz zu bringen. Als ein kühler Windhauch aus dem Innern des Tempels ihn streifte erschauderte er kurz. Ihm war dieser Tempel nicht so ganz geheuer, aber das war nicht von Belang. Eine warme Hand legte sich auf seine Schulter, was ihn aufsehen und Baralai anblicken ließ. „Los, bringen wir’s hinter uns...“, murmelte dieser in seinen Kragen, während er den Blick des Jüngeren mied, aber trotzdem nicht verbergen konnte, dass auch er sich hier nicht ganz Wohl in seiner Haut fühlte. Der Al Bhed nickte nur. Er konnte gut verstehen, wie Baralai jetzt fühlte. Immerhin beging auch der Priester gerade so etwas wie Hochverrat an seinem Orden, so wie er, Gippel, sein Volk mehr oder weniger verraten hatte, als er sich dieser Gruppe angeschlossen hatte. Aber er wusste, dass er das richtige getan hatte. Man hatte den jungen Al Bhed gelehrt, immer für das einzutreten, woran sie glaubten. Nun, normalerweise sollten die Al Bhed an das unantastbare Recht ihres Volkes und das Bestehen auf die Machinas glauben. Es war nicht so, dass er das nicht tat, aber er glaubte eben auch an etwas anderes. Und das würde er nicht auf dem Weg erreichen können, den die Al Bhed einschlugen. Davon abgesehen hatte er in persönlicher Sache noch etwas zu erledigen und diese Gruppierung war der beste Weg, sein Ziel zu erreichen. Die beiden setzten also ihren Weg fort, blickten sich immer wieder um, ob sie verfolgt wurden, während sie die Treppen hinabstiegen um zu den Hallen der Prüfung zu gelangen. Das war zwar unwahrscheinlich aber immerhin im Bereich des möglichen. Außerdem war Vorsicht hier ohnehin besser als Nachsicht. Einige Minuten später waren sie unten angekommen, noch immer vorsichtig und darauf bedacht, nicht zu sehr aufzufallen. Auch wenn niemand außer ihnen hier unten war, so schlichen sie doch in den Schatten entlang bis sie schließlich das Tor zu den Hallen der Prüfung erreichten. Baralai blieb stehen und wandte sich zu dem Jüngeren um. „Du weißt, was hinter diesen Toren liegt?“, fragte er, wusste aber, dass es eigentlich unnötig war zu fragen. Jeder wusste, dass es in jedem Tempel die Hallen der Prüfung gab, in denen man sich beweisen musste, ehe man zur Kammer der Asthra kam. Der Blonde nickte nur. Er war zwar selbst noch nie in einer gewesen, aber er wusste, dass die Beschwörungen nötig waren, um ein Medium zu werden und Baralai würde sich hier zum Medium machen... wie auch immer das nun ablaufen sollte. „Wir müssen zusammenbleiben!“, ermahnte der Silberhaarige den anderen noch einmal, als er das Tor durchschritt und sie sich in den Hallen der Prüfung wiederfanden. Beide machten erst einmal große Augen. Das hier war alles so... technisch... und doch magisch, man spürte die magische Kraft die in der Luft hing und einen erschaudern ließ. Im Stillen fragte sich Gippel, wie viel Energie benötigt wurde, um das alles hier in Gang zu halten, aber darüber konnte er sich jetzt keine Gedanken machen. Er musste sich beeilen um Baralai zu folgen, der mehr oder minder sicheren Schrittes auf das erste Bewegungsfeld trat, auf ihn wartete, ehe er es in Gang setzte und sie erst einmal hinab fuhren. Das Ganze stellte sich als schwieriger heraus als sie gedacht hatten und sie brauchten erst einmal eine halbe Stunde, um sich ein grobes Bild von den Funktionen der verschiedenen Altäre zu machen. Aber schließlich schafften sie es doch endlich, die richtigen Sphäroiden an die richtigen Plätze zu bringen und gelangten nach einer weiteren Fahrt auf den selbstlaufenden Wegen in die Vorkammer der Asthra und verschnauften hier noch einen Moment. Der Blonde beobachtete den Älteren aufmerksam, fragte sich, was in diesem Moment in ihm vorging. Er wirkte jetzt doch etwas unsicher. Aber er wollte ihn nicht fragen und damit aus der Konzentration bringen, also schwieg er, trat nur etwas näher heran und legte ihm aus einem Instinkt heraus eine Hand auf den Rücken, nickte lächelnd als Baralai fragend aufsah. Der Silberhaarige nickte nun auch als Antwort und straffte seine Schultern. „Wird schon schief gehen...“, sagte Gippel und kratze sich am Kopf. „Stimmt... Und du bist dann mein erster Guardian.“, stimmte Baralai lachend zu und sah dann zu der Tür, durch die er gleich schreiten und hoffentlich als Medium wieder herauskommen würde. Nach einem tiefen Atemzug ging er schließlich durch die Tür die sich automatisch hinter ihm verschloss und ihn mit dem Lied der Asthra allein ließ, während Gippel draußen wartete und sich an eine der Säulen lehnte. Er wusste nicht genau, wie das mit der Beschwörung nun von sich ging, aber er wollte es vielleicht auch gar nicht wissen. Nachdenklich betrachtete er wieder einmal den Anhänger, der um seinen Hals hing, spürte die Wärme die von ihm ausging an seinen Fingern und lächelte leicht. Viel konnte ihm damit wirklich nicht passieren... Zumindest wenn der ihm Der Stein weiterhin wohlgesonnen war Von dem, was währenddessen im Tempel vorging bekamen die beiden so nicht viel mit. Es war inzwischen eine halbe Stunde vergangen und langsam fragte der Al Bhed sich, ob mit seinem Kameraden alles in Ordnung war. Aber er hatte ja keine Ahnung, wie lange so was im Normalfall dauerte, also wartete er erst einmal lieber geduldig ab, was konnte da drinnen denn bitte schief gehen? Als er Schritte vernahm blickte er sich sofort alarmiert um. /Scheiße... Baralai beeil dich!/, fluchte er in Gedanken und löste die Riemen an den Wurfdolchen, die an den Hosenbeinen befestigt waren, ging in Kampfposition und schickte noch immer Stoßgebete, der Priester möge doch bald fertig sein. Sein Gehör verriet ihm, dass es mehrere Leute waren, die den Weg zur Vorhalle entlang schritten, einige schneller als andere. Gerade als die ersten beiden – ein blonder Junge und ein brünettes Mädchen, beide auch noch ziemlich jung – die Halle erreichten, begann sich hinter ihm die Tür zur Kammer der Asthra zu öffnen und wieder einmal dankte der blonde Al Bhed wer immer dafür verantwortlich war. Die Halle füllte sich, denn zusehends kamen mehr Leute hinein, erstarrten, als sie ihn sahen. Ein Blick nach hinten zeigte ihm, dass nun auch Baralai die andern bemerkt hatte, sofort die Erschöpfung zurückdrängte und sich in Bewegung setzte. Sie nutzten den Überraschungsmoment in dem ihre Gegenüber noch erstarrt waren und stürmten auf sie zu, scheuchten die vorderen vier mit gezielten Wurfdolchhieben, sowie Schlägen und Tritten auseinander und brachen so durch, sahen sich dann aber mit einem älteren, mit einem riesigen Schwert bewaffneten Mann konfrontiert. Es war reiner Instinkt, dass der Al Bhed nach hinten griff und den mit scharfen, klingenartigen Kanten versehenen Boomerang ergriff und in Richtung ihrer ’Gegner’ schleuderte- Der Mann wich zur Seite aus, gab den Blick auf ein blondes Mädchen frei, auf das die Waffe nun zuraste. Ihre Augen weiteten sich im Schreck und ganz kurz trafen sich ihre Blicke und die Zeit schien still zu stehen, ehe sie reagierte und den Kopf einzog, gerade so eben den scharfen Klingen entging. Gippel hatte keine Zeit mehr die Waffe wieder einzusammeln, also rannten sie einfach so schnell sie konnten, erreichten wieder die Hallen der Prüfung und machten sich auf den Weg zurück. Erst als sie auf einem der Aufzüge nach oben standen, die ganze Zeit gerannt waren, erlaubte Gippel sich, über das geschehene nachzudenken. Das Mädchen... Eine Al Bhed?! Ihre Augen hatten den typischen Wirbel gehabt. Dann waren diese Leute also… „Lady Yuna und ihre Garde...“, murmelte Baralai in die Stille hinein, fast als hätte er Gippels Gedanken gelesen. Der Jüngere nickte, war mit den Gedanken noch immer bei dem Mädchen. War sie das? War das Mädchen die gewesen, für die er sie gehalten hatte? Er schüttelte über sich selbst den Kopf, das konnte nicht sein. Neben sich hörte er Baralai erschöpft durchatmen, widmete dem so wieder seine Aufmerksamkeit und beugte sich besorgt zu ihm. „Alles okay? Ging alles glatt?“, fragte er nun, als ihm wieder bewusst war, weshalb sie hier waren. Baralai schluckte und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. „Yes... I’ve done it... “, kam eine gekeuchte Antwort, aber sie klang froh und erleichtert. Gippel nickte ebenfalls erleichtert. Jetzt mussten sie nur noch heile hier raus kommen und zum Treffpunkt gelangen, dann war ihre Mission erfolgreich abgeschlossen. Kurz bevor der Aufzug stoppte hatte Gippel die beiden Wurfdolche wieder ordnungsgemäß verstaut und gesichert und sie traten schließlich aus dem Aufzug. Baralai übernahm wieder die Führung und sie schlichen zu einem geheimen Ausgang aus dem Tempel, der sie zwar auch auf den langen Weg zum Tempel brachte, aber nicht direkt ins Hauptgeschehen. Baralai erhoffte sich dadurch weniger Schwierigkeiten. Sie hatten das Signal abgesetzt, Nooj und Paine würden also schon am Treffpunkt warten, bereit zur Flucht. Und das war auch besser so, wie die beiden bald darauf feststellten. Der Tempel hatte das Wachaufgebot verstärkt und so brauchten sie eine Weile bis sie sich soweit erst mal durchgekämpft hatten, das sie den langen Weg erreichten, an dessen Seiten Kanäle entlang führten. Aber hinter ihnen tauchten bereits wieder Wachen auf, die sie lautstark zum stehen bleiben aufforderten. Baralai schlug dem Blonden auf den Rücken, gab ihm einen Schubs. „Lauf, ich halte sie einen Moment auf!“, befahl er dem Jüngeren und der zögerte nur kurz ehe er dem Befehl Folge leistete und so schnell lief wie er konnte. Hinter ihm hielt Baralai die Wachen mit einigen starken Zaubern auf, rannte ihm dann aber nach und holte bald auf, da Gippel stehen geblieben war und mit den Handfeuerwaffen Baralai den Rücken freihielt. Als sie außer Reichweite der Wachen waren drehten sie sich beide wieder um und rannten weiter, bis im Kanal links von ihnen ein Boot auftauchte, auf dem sich Nooj und Paine befanden. Sie fuhren so nah wie möglich an die Kante heran und mit einem Hechtsprung retteten sich die beiden Laufenden auf das Boot, das daraufhin wieder Gas gab und die letzten Wachen, die sie noch verfolgten abhängte. Schwer atmend ließen sich Gippel und Baralai einfach auf den Boden fallen, mussten erst einmal verschnaufen. Sie hatten es geschafft. Ihre Mission in Bevelle war erfolgreich verlaufen... jetzt konnte die Reise weitergehen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)