Und ich weine - Eine Die Ärzte FanFic von Lena_Jones (Eine Collab-Arbeit zwischen Gwein und Lena_Jones) ================================================================================ Kapitel 1: Nichts in der Welt ----------------------------- "Was fällt dir eigentlich ein!" schrie der Schwarzhaarige und warf nun schon den dritten Teller nach dem Blonden. Farin wich dem Wurfgegenstand aus, dieser meldete sich unverzüglich mit einem Klirren am Boden. "Wie was fällt mir ein?" schrie der Blonde zurück und begann sich nun die Jacke anzuziehen. "Läufst du jetzt weg?" schrie Bela mit hochrotem Kopf. Seine Wut war in diesem Moment größer als je zuvor in seinem ganzen Leben. Er rannte in die Küche, riss den Schrank zum vierten Mal auf, packte diesmal eine Tasse, sprang in den Flur und warf die Tasse nach Farin. Naja eigentlich warf er die Tasse gegen seine Wohnungstür, da Farin schon die Wohnung verlassen hatte und nun auf dem Weg zu seiner Wohnung war. Bela starrte für ein paar Minuten wütend auf seine Wohnungstür, als würde Farin jeden Moment wieder zurück kommen und er wollte dafür bereit sein ihn böse anzuschauen. Aber er kam nicht wieder. Bela stürmte ins Wohnzimmer, nahm die Fernbedienung, schaltete den Fernseher an. Nirgends lief etwas vernünftiges. Bela machte den Fernseher wieder aus. Vor Wut warf er die Fernbedienung mit voller Wucht in eine Ecke des Wohnzimmers. "Ich hasse ihn" schrie er. Vielleicht hoffte er ein bisschen, dass Farin noch vor der Wohnungstür stand und dies hörte. Doch das war nicht Farins Art. Wenn der Blonde jetzt wirklich direkt nach Hause gegangen war, war er sicher schon da. Bela schaute auf das Telefon. Nein - nicht schwach werden. Dann stand er auf und packte doch den Hörer. Er tippte die Nummer, die er die letzten zehn Jahre so oft getippt hatte und die er nun im Schlaf konnte. Es klingelte. Ein Mal. Zwei Mal. Nach dem 5. ging der Anrufbeantworter ran. "Farin? Wenn du da bist geh ran!" schrie er schon fast in den Hörer. Auf der anderen Seite war der große blonde erstarrt und sah verwirrt auf sein Telefon. Er verstand fast kein Wort von dem was der Schwarzhaarige in den Hörer brüllte. Nur Wortfetzen wie: "Was fällt dir ein!.... Du musst auch mal an Rod und mich denken! Was wir wohl von dieser ganzen Sache halten interessiert dich einfach nicht!" Dann nur noch ein Klack und ein monotones Tuten. Der Blonde blickte wie erstarrt auf den Hörer. Er hatte das Gefühl, dass es etwas Entgültiges war. Mit diesem Klicken war etwas zerbrochen. Eine Freundschaft? Eine Verbindung, die unzerbrechlich schien? Ein Zusammenhalt, der verschweißt war, war zerbrochen an einer Stelle, die nie hätte brechen können. Mit verschleierten Augen griff Farin nach einer Zeitung, die auf der Couch lag, versuchte sich abzulenken, allerdings stellte er bald fest, dass es ihm nicht viel brachte, da ihm etwas fehlte. Es war, als sei ein Teil von ihm gestorben. War das das Aus von 'die Ärzte'? Wie würde es weiter gehen? Er starrte auf die Zeitung. Die Linien verschwammen. Seine Augen füllten sich mit Tränen, er vermochte nicht daran zu denken was dies bedeutet. Sie hatten sich schon einmal getrennt. Vor 18 Jahren ungefähr. Sollte es jetzt wieder das aus bedeuten? Doch diesmal schien es endlich... Rod legte den Telefonhörer zur Seite. Ungläubig sah er das Gerät an und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Bela hatte ihm gerade mitgeteilt, dass die Ärzte in einer schweren Krise steckten. Alles hatte damit angefangen, dass in irgendeiner Zeitung das Gerücht verbreitet wurde, Farin sei lieber mit dem Racing Team als mit den Ärzten unterwegs. Das war unvorstellbar! Allerdings...wenn der Bassist recht bedachte, war das gar nicht mal so abwegig...Jan war in der letzten Zeit immer sehr gereizt gewesen und vielleicht...ach, das war eh alles Mist! er verdrängte den Gedanken aus seinem Kopf. Das war undenkbar! Er musste es heraus finden. Er ging in den Flur, nahm seine Jacke vom Haken und rannte raus, um direkt zu Farin zu gehen, weil er sich davon selbst überzeugen wollte. Er stand vor Farins Haustür und zögerte leicht bevor er die Klingel betätigte. Farin öffnete und starrte Rod fassungslos an. "Was treibt dich denn her?" fragte Farin schnippisch. "Ich wollte mit dir reden" sagte Rod ruhig. "Ach und über was?" "Das was in einer gewissen Zeitung stand" "Und wenn ich darüber nicht reden will und ich es abgehakt habe?" sagt Farin ziemlich laut. "Was meinst du damit?" Rod war nun leicht verwirrt. "Wenn es nun stimmt was sie in der Zeitung berichten?" Rod stockte der Atem. Er atmete erst einmal tief durch, bevor er fortfuhr und versuchte, sich selbst zu beruhigen: "Was willst du damit sagen?" "Vielleicht bin ich ja im Moment wirklich lieber mit dem Racing Team auf Tour, weil mir da einige Dinge zu Ohren gekommen sind.", der Gitarrist sah Rod an. Doch dieser konnte nicht deuten, was sein Blick ihm sagen wollte. Er war so nichtssagend, wie die dummen Sprüche, die sie immer bei Konzerten rissen. Naja, früher... Farin redete weiter: "es hieß, Bela und du, ihr hättet beide einen neuen Vertrag mit einer anderen Band, von der ich nichts weiß." "Aber in den Zeitschriften schreiben sie viel." "Siehst du? Genau das meine ich, vielleicht mag ich es ja gar nicht lieber mit dem FURT unterwegs zu sein" "Aber-" "Wenn du das nicht einsehen willst, dann ist es nicht meine Schuld!" "Aber-" "Macht doch mit eurer anderen Band was ihr wollt!" "Farin!" "Es ist mir egal... und es ist mir auch egal, dass Bela lieber mehr Zeit für sein Privatleben will, als je wieder mit den Ärzten auf Tour zu gehen!" "Was?" Rod sah den blonden nun verwirrter an denn je. Die Antwort auf sein ,Was?', war nur ein Türknallen. Rod drückte die Klingel durch. Doch nichts tat sich. Er hörte wie in der Wohnung die Musik auf eine Lautstärke anschwoll, bei der sich die Nachbarn beschwert hätten, wenn Farin Nachbarn hätte. Aber gut, wenn er es denn nicht anders wollte, sollte er schon sehen, was er davon hatte! Sichtlich gereizt stieg Rod in sein Auto und beschloss es mal auf der anderen Seite zu versuchen. Doch als er das Radio einschaltete und er sich mit Musik betäuben wollte, schallte 'Zehn' durch seine Boxen. Ohne den Anflug eines schlechten Gewissens, riss er das Autoradio heraus und warf es hinter sich auf die Rückbank. Bela öffnete die Tür, in der Hoffnung den großen blonden breitgrinsenden Gitarristen noch mal anschreien zu können. Rod stand einfach nur da und drängte sich schließlich an Bela vorbei in die Wohnung. Nachdem der Bassist ihm alles berichtet hatte, trat erst einmal unangenehmes Schweigen ein. "Und, was hälst du davon?", fragte Bela in die Stille hinein. "Ich habe die Nase voll! Immer bin ich der, der Streitereien zwischen euch schlichten muss" "Rod, jetzt reg dich mal ab, wir werden da schon eine Lösung finden" "Nein Bela! Ich frage mich, wie solche Gerüchte in die Zeitung gelangen, irgendwer muss da doch was erzählt haben" Rods Redeschwall hielt noch fünf Minuten an, dann starrte er den Schlagzeuger an. In diesem brodelte es nun auch. "Ach ja?" Bela sprang auf. "Weißt du was? Wenn Farin und ich uns mal gestritten hatten bist du direkt zu ihm. Hagen wäre parteiischer und viel fairer gewesen!" Er fand sein eigenes Argument schon fast kindisch. "Ach, dann bist du also der Meinung, ich sei unfair." "Ja, kaum gibt es ein Problem, rennst du gleich zu Farin! das ist nicht nur dumm, sondern auch feige!" "Weißt du was? Leck mich!", mit diesen Worten drehte sich Rod entgültig um und ging raus. "Du musst auch nicht wiederkommen!", brüllte Bela ihm noch hinterher, bevor er die Tür zuknallte. Das Einzige, was sich momentan in den Drummer regte, war grenzenlose Wut. Er wollte irgendetwas kaputt machen, was er auch sogleich unter Beweise stellte. Zuerst musste seine Kommode dran glauben, gegen die er so lange trat, bis das Holz sich allmählich nach innen bog. Wütend rannte er ins Wohnzimmer und schmiss den Fernseher an die Wand. Er sprang solange auf dem Wohnzimmertisch herum, bis dieser unter ihm nachgab und Bela etwas erschöpft mit dem ganzen Tisch zusammen brach. Er lag noch eine ganze Weile so zwischen den Tischtrümmern. Das Telefon klingelte. Der Anrufbeantworter nahm an. "Bela" Sein Herz machte einen Sprung. Es war Yentzi. Was nun? "Bela? Bist du da? Ich hab da was gehört!" Während Yentzi sprach kroch Bela zu seinem Telefon, nahm ab und legte direkt wieder auf. Er konnte jetzt niemanden hören oder sehen, der ihn an die Ärzte erinnerte. Nun lag er da neben dem dunklen Telefontischchen und starrte an seine Decke. Was sollte er tun? War das wirklich das Ende der Gurkentruppe aus Berlin? Wie würde es weitergehen? Bela hasste es über Sachen nachzudenken, für die es in seinen Augen keine Lösung gab. Dann sah er die Wodkaflasche vor sich stehen. Alkohol war eine gute Möglichkeit, seine Probleme eine Weile zu vergessen und sich nicht so scheiße zu fühlen, jedenfalls vorerst. Ohne zu zögern griff er nach dem Getränk und leerte einen großen Teil der Flasche in weniger als 20 Minuten. Er merkte, wie er sich allmählich entspannte und lockerer wurde. Er brauchte die beiden nicht, schließlich hatte er genug andere Freunde! Genug andere Freunde, aber die erinnerten ihn auch immer wieder an die Ärzte. Würde er es jemals schaffen von ihnen ganz los zu kommen? Wieder nahm er einen großen Schluck. Er könnte sich ja mit dieser Band, von der in der Zeitung die Rede war anfreunden und Musik mit ihnen machen. Wenn es jetzt eh vorbei war, warum dann nicht einfach aus einem Gerücht eine Realitätsnahe Begebenheit machen, warum eigentlich nicht, dachte er und starrte die Plattensammlung in seinem Regal an. Wie viel er mit den Ärzten erreicht hatte, nie wieder würde es so sein. Es ist vorbei und Nichts in der Welt würde es je wieder gut machen können. ************************************************************************* So, das 1. Kapitel ist online, Wir würden gern eure Meinung dazu hören Bei den Kommis bitte immer beachten, dass es eine Collab zwischen Gwein und Lena_Jones ist! Danke fürs lesen Lenchen & Gwein Kapitel 2: Für uns ------------------ Farin spielte auf seiner Gitarre. Das Instrument erzitterte unter seinen Fingern, denn er spielte immer wütender, ganz in Gedanken versunken. Was fiel dem eigentlich ein?! Diesmal hatte Bela eindeutig übertrieben! Und Rod...der konnte ihn sowieso mal kreuzweise...Der Gitarrist zwang sich, jeden einzelnen Gedanken an seine sogenannten Freunde zu verdrängen und konzentrierte sich wieder auf seine Musik. Er hatte gar nicht bemerkt, welches Stück er die ganze Zeit gespielt hatte. Aber die Akkorde waren eindeutig- es war Liebe und Schmerz. Auch noch ein Lied von Bela!! Er setzte erneut an. In Gedanken versunken und spielte gerade was ihm einfiel, ohne sich genau darauf zu konzentrieren und ohne einen Gedanken an Bela oder Rod. Als ein Klacken ihn aus seinem Zustand riss, merkte er, dass er ½ Lovesong spielte. Ein Lied von Rod, was er, wenn er jetzt so darüber nachdachte, absolut nicht mochte. Er stellte seine Gitarre ziemlich grob zurück in den Ständer und schaute auf einen Vogel an der Scheibe, der dagegen pickte. Er sah den Vogel lange an. Plötzlich stieg es in ihm auf. Nicht Wut oder Hass. Nein es war Sehnsucht. Eine Träne rollte einsam über seine Wange. Er trat gegen einen Stuhl, der wie in Zeitlupe umfiel. Dann fiel sein Blick auf ein Bild an der Wand, was ihn mit Bela und Rod im Urlaub zeigte. Wutentbrannt nahm er es und schmiss es quer durch den Raum. Es zersplitterte auf dem Boden. Aber das kümmerte Farin schon gar nicht mehr. Er schlug wütend gegen die Wand, sank daran herab und blieb schließlich regungslos auf dem Boden sitzen. Diesmal war es kein gewöhnlicher Streit, das spürte er deutlich, es war das Ende. Aber auch das Ende von ihm selbst? Das einschätzen konnte er nicht. Er kauerte sich verkrampft am Boden zusammen. Er atmete nur sehr schwer. Tränen tropften unaufhaltsam auf das helle Holz. Sein Herz fühlte sich an, als würde es gleich zerreißen, weil ein Teil von Bela und Rod, was darin war, versuchte zu entkommen und sich qualvoll davon loszureißen. Er schrie, weil er es einfach nicht mehr auszuhalten schien. Er würde sich am liebsten ein Messer in die Brust rammen, um zu sehen, ob der Schmerz dann nachließe. Er zeriss ihn jetzt schon, der Gedanke, dass er Bela und Rod vor kurzem noch gesehen hatte, sie aber jetzt schon vermisste. Und wie es ihm wohl in den nächsten Tagen gehen wird, daran wollte er nicht denken. Sein Kopf fühlte sich leer an. Er hockte da an der Wand. Leicht hin und her wippend um sich zu beruhigen, doch alles schien nichts zu helfen. Sein Herz hämmerte unwillkürlich stark. Wieder schrie er, in der Hoffnung ein bisschen Schmerz würde so durch seinen Körper nach draußen gelangen. Aber es half nichts. Der Schmerz ließ nicht nach. Farin wollte erneut schreien, aber er brachte nur einen erstickten Laut hervor. Dann fasste er das Telefon ins Auge. Es waren möglicherweise nur wenige Schritte bis zur Versöhnung und zu einem bessere Gefühl. Mit zittrigen Fingern hob er den Hörer ab und wählte Belas Nummer. Zuerst hörte man zwei Mal das 'frei' Zeichen, dann ein schnelleres gleichmäßiges Tuten: Er hatte ihn weggedrückt. Halb verzweifelt, halb wütend knallte Farin das Telefon auf die Erde. Es gab immer noch die Möglichkeit einfach hinzufahren. Aber sein Stolz kam ihm dazwischen. Stattdessen packte er das Telefon erneut, zog es mit voller Wucht aus der Wand und warf es quer durchs Zimmer. Sein Herz raste nun noch schneller. Er stand regungslos im Raum. Er starrte auf das Telefon, das trostlos in der Ecke lag. Das Kabel schlängelte sich über den Boden. Der Hörer lag ein Stück entfernt, nur das Kabel vom Hörer zum Gehäuse ließ es irgendwie verbunden wirken. Er hatte das Verlangen dieses Kabel zu durchschneiden. Eine Verbindung, wie die Belas und Farins. Doch er stand nur starr da und rührte sich nicht. Mit immer mehr verschwimmendem Blick biss er sich leicht auf die Unterlippe. Er fühlte sich benebelt und leicht betrunken. Wenn er doch Alkohol trinken würde, dann hätte er sich in diesem Moment besinnungslos gesoffen. Bela lag auf dem Boden. Er blinzelte und versucht irgendwie seine Umgebung einzuordnen. Gut, er war in seiner Wohnung, aber was war passiert und warum dröhnte sein Kopf wie ein penetranter Presslufthammer? Er konnte sich die Antwort denken. Aber mit der Erinnerung kam auch dieses Gefühl wieder. Er konnte es nicht beschreiben, es war irgendwie...leer. Und das konnte nicht daran liegen, dass er zu wenig gegessen hatte, denn ihm kam gerade alles hoch. Mit einem Gefühl, als läge Elke auf ihm, stand er einigermaßen auf und schleppte sich ins Badezimmer, wo er über dem Klo, so schien es, seinen gesamtem Magen auskotzte, inklusive den Eingeweiden...Er fühlte sich momentan vor allem eins: beschissen und verkatert. Bela wankte in die Küche, wo er sich erst mal eine Aspirin einwarf. Sein Blick fiel auf die Schlaftabletten. Es war nur ein kurzer dummer Gedanke und er verwischte ihn mit einem ärgerlichen Kopfschütteln. Das war schließlich nicht das erste Mal, dass er wegen Alkohol Kopfschmerzen hatte. Aber es war das erste Mal, dass er dabei allein war. Und was er diesmal mit allein meinte, war nicht der Zustand, dass niemand bei ihm war, sondern der Zustand, dass nie wieder jemand bei ihm sein würde, wenn es ihm schlecht ginge. Niemand würde sich dafür interessiere, dass er kreidebleich und leicht schwankend in der Küche stand, wenn er jetzt jemanden anrufen würde. Vielleicht einen von der Crew, aber die wollte er nicht sehen. Vielleicht Rod und Farin, aber die wollten ihn nicht sehen. Er drehte sich abrupt um und rannte zurück zum Klo, wo er sich wieder über die Schüssel beugte und sich sozusagen die Seele aus dem Leib kotzte. Dann lag er, jede Art von Farbe war ihm aus dem Gesicht gewichen, vielleicht zeichnete sich ein leichter Grün-Stich ab, aber sonst war er bleich, neben dem Klo. Alles drehte sich um ihn. Wie konnte so etwas nur passieren. Rod sah auf die Leute vor ihm. Er hatte beschlossen, an diesem Abend auf Sauf-Tour zu gehen, um sich abzulenken und auf andere Gedanken zu kommen. Sie spielten gerade einen Song von Kiss. Bei diesem Song hatten Bela und er...er verbot sich selbst, weiter daran zu denken und nahm einen Schluck aus seinem Bierglas. Wieso eigentlich immer die Ärzte? Das war jetzt schon das zweite Mal, dass sie sich getrennt hatten. Würden sie wieder zusammenfinden und vor allem: Mit ihm? Oder doch lieber mit Hagen. Rod ballte seine Hand zu einer Faust. Gut, sollten sie doch, wenn es sie glücklich machte. Er starrte auf den Tresen. Dann sah er sich in der kleinen Kneipe um, in die er sich vor einer halben Stunde schon gesetzt hatte. Er sah in die Gesichter, die teils verdrießlich, teils richtig glücklich schienen. Nur er wusste nicht wie er sich fühlen sollte. Wie sollte er sich fühlen, nach dem ihm seine beiden besten Freunde fast Wort wörtlich ins Gesicht gesagt haben, dass sie nichts mehr mit ihm, geschweige denn mit irgendwem von ,Die Ärzte' zu tun haben wollten. Verzweifelt starrte er auf den Boden seines Bierglases, dass er nun schon zum vierten Mal innerhalb einer halben Stunde sah. Er musste versuchen sich zu zügeln. Bela würde bestimmt auch trinken. Nur Farin nicht. Farin hatte nie getrunken und das würde er auch nie. Er wollte eigentlich an diesem Abend keine weiteren Gedanken an Farin und Bela verschwenden, doch heute gingen sie ihm schwerer aus dem Kopf als jemals zuvor. Am nächsten Morgen wachte Farin zum ersten Mal in seinem Leben wirklich schlecht gelaunt auf. Er kochte sich erst mal einen Kaffee und beschloss, seit langem mal wieder joggen zu gehen. Es kam wie es kommen musste. Kaum hatte er seine Einfahrt verlassen, lief er prompt Rod in die Arme, der eine Brötchentüte in der Hand hatte, gerade vom Bäcker zu kommen schien. Der Bassist wirkte leicht verkatert und es wunderte Farin nicht, dass Rod ihn nicht bemerkte. Da der Gitarrist momentan aber auch keine besonders große Lust verspürte, mit Rod zu reden, ging er langsam rückwärts und wartete, bis der Bassist in sein Auto gestiegen und davon gefahren war. Rod drehte seinen Schlüssel um und... hey, war das nicht Farin? Jetzt fing er schon damit an, die beiden überall zu sehen, er war reif für die Klapse. Als Rod kopfschüttelnd weggefahren war, war Farin die Lust auf Joggen in jeglicher Art und Weise vergangen. So ging er wieder zurück. Aber was sollte er sonst tun. Er setzte sich auf sein Sofa. Er nahm ein Buch zur Hand und begann zu lesen. Es lenkte ihn gut ab. Währendessen ging es Bela gar nicht gut. Gestern hatte er keinen Bissen hinunterbekommen und demnach sah er sehr mitgenommen aus. Seine Augenringe waren tief und schwarz. Neben seinem Bett standen zwei leere Jack Daniels Flaschen, eine leere Wodka-Flasche und eine angerissene Rum-Flasche. Er lag quer über sein Bett auf dem Bauch. Sein linker Arm hing schlaff auf dem Boden. Er hatte die Jalousie herunter gelassen, somit war es in seinem Schlafzimmer ziemlich dunkel. Im Wohnzimmer hörte er sein Telefon klingeln. Der Anrufbeantworter ging mit einem Knacken ran: "Hier ist Bela, na eigentlich bin ich nicht da und ich hab auch keinen Bock mit jemandem zu reden - verpiss dich" dann der Piepton. "Bela? Ich weiß, dass du da bist, mich würde gern mal interessieren was passiert ist" sagte Yentzis Stimme kratzig. Yentzi! Und jetzt? Bela blinzelte verschlafen und wusste, dass er einer Aussprache mit ihm nicht mehr lange aus dem Weg gehen konnte. Also gut, würde Bela es eben hinter sich bringen. Mühsam rappelte er sich auf und wankte zum Telefon. Seine Kopfschmerzen waren zwar immer noch nicht vollständig abgeklungen, aber er fühlte sich einigermaßen körperlich in der Lage, wieder auf die Straße zu gehen. Yentzi, der immer noch nicht aufgelegt hatte, wartete geduldig. "Yentzi, ich komm vorbei.", es war mehr ein unverständliches Brummeln und Yentzi konnte sich Bela in diesem Moment leibhaftig vorstellen. Dieser hatte das Gefühl, als hätten an diesem Tag alle außer ihm gute Laune. Aber er wusste, dass ihm zumindest noch der Schmerz blieb, der ihn doch mehr berührte, als er es zulassen wollte. Er würde ihn sicherlich irgendwann verlieren, genauso wie Farin und Rod. ******************************************************************************** 2. Kapitel is nun auch on! Tut uns leid, dass wir Farin, Rod und Bela so quälen! Wir hoffen ihr werdet auch nach diesem Kapitel weiter lesen Lenchen & GweIndoline Kapitel 3: Du bist nicht mein Freund ------------------------------------ Bela nahm seine Jacke, zog sie über und lief los. Er wollte sein Auto gar nicht erst aus der Garage holen. Zu Yentzi war es auch nicht so weit. Als er vor Yentzis Tür stand drückte er nur kurz auf die Klingel, ein bisschen hoffend, dass Yentzi es nicht hörte und er sagen könne ihm habe niemand aufgemacht. Jedoch hatte er seine Gedanken noch nicht richtig ordnen können, denn schon stand Yentzi vor ihm und sah ihn leicht zerstreut an. „Bela?“ Yentzi war nun total geschockt, denn Bela sah wirklich nicht gesund aus. Auch wenn erst seit gestern etwas nicht stimmte, doch Bela sah so aus als hätte er schwer gelitten. Mit gemischten Gefühlen stand Bela vor Yentzi. Bela sah demonstrativ auf den Boden, teils aus Angst vor dem nun folgenden Gespräch, teils aber auch, weil es ihm schlicht und einfach die Sprache verschlagen hatte. Er brachte nicht mehr als ein leise gemurmeltes „Hi...“ heraus und ging schließlich an Yentzi vorbei in die Wohnung. „Willst du was trinken?“, fragte dieser, aber Bela schüttelte nur den Kopf und ließ sich auf Yentzis Couch fallen. Ohne Umschweife begann er gleich zu erzählen: „E-es hat alles damit angefangen, dass ein...Artikel in der Zeitung stand, in dem Farin gestanden haben soll, dass er die Ärzte auflösen will.“ „Glaubst du das etwa wirklich?!“, Yentzi sprang auf, setzte sich allerdings im selben Moment wieder hin, als er Belas Gesicht sah. Der Schlagzeuger sah ihn eine Zeit lang einfach nur an und Yentzi glaubte zu sehen, was er in der letzten Nacht durchgemacht hatte. Doch noch ehe er etwas Neues erwidern konnte, sprach Bela weiter: „I-ich habe ihn drauf angesprochen und...und er...“, jetzt brach es aus ihm heraus „Er hat verdammt noch mal gesagt, dass ich mir diese Unterstellung sonst wohin stecken kann und dass er es bis gerade noch nicht mal in Erwägung gezogen hätte, die Ärzte aufzulösen, aber jetzt...würde er es sich noch mal überlegen...“, Bela liefen Tränen über die Wangen: „Und er hat gesagt-“, er schluckte, „-, dass ich in letzter Zeit viel zu wenig Zeit für die Band hätte.“ Yentzi sah Bela mit großen Augen an und konnte gar nicht fassen, was er da gerade gehört hatte. Er musste sich einfach verhört haben. Er schluckte noch ein mal. „Heißt das... heißt das, dass es...“ er wagte es kaum es auszusprechen, um es nicht als endgültig sehen zu müssen. „Heißt es, dass es Die Ärzte nicht mehr geben wird?“ Er schluckte noch einmal und starrte dann zu Bela. Dieser wischte sich die Tränen aus den Augen. Er schluchzte fast geräuschlos, doch man sah in seinen Augen, dass es ihn seelisch traf und er nicht mehr klar denken konnte. "I-ich weiß es eher gesagt nicht.", brachte der Schlagzeuger schließlich hervor, "Wir haben uns gestern wirklich...tierisch gezofft, wie schon seit langem nicht mehr. Farin und ich haben uns angeschrieen und ich hab Sachen nach ihm geworfen...Ach...verdammt noch mal!", Bela schlug mit der Faust auf den Tisch, zog sie allerdings auch gleich wieder zurück, weil seine Hand jetzt schmerzte. Yentzi starrte auf seine Füße. Die Band würde einen zweiten Zoff bestimmt nicht überstehen. Nicht ein zweites Mal. Nun war auch Yentzi den Tränen nah. Bevor er etwas weiteres sagen konnte sprang Bela auf, packte seine Jacke und knallte die Tür hinter sich zu. Nun rannen Yentzi die Tränen über die Wangen. Er packte das Telefon und begann einen nach dem anderen der Crew mitzuteilen, was gerade passiert war. Er zitterte am ganzen Körper. Er konnte es nicht fassen. Er wollte noch daran glauben, dass sie wieder zusammen finden würden. Doch schien diese Hoffnung minimal, da es selten zu zwei Coming-Backs von einer Band kam. Die Ärzte waren zwar schon immer anders, doch hier schienen alle an ihre Grenzen zu stoßen. Vielleicht gab es ja die Chance, dass sie noch ein letztes Mal miteinander redeten. In einem klärenden Gespräch. Möglicherweise würden sie es so schaffen, wieder zueinander zu finden. Es konnte doch nicht so zu Ende gehen! Nicht so! Bela lehnte mit dem Kopf gegen das Lenkrad seines Autos und starrte dadurch auf seine Füße. Ab und zu schweifte sein Blick zu dem Haus, in dem sich momentan wohl der Gitarrist befinden würde. Endlich entschloss er sich die Tür zu öffnen, auszusteigen und auf das Haus zu zulaufen. Er drückte ein Mal stark auf den Klingelknopf und hoffte auf irgendeine Art von Antwort. Dann öffnete Farin. Die beiden sahen sich kurz stumm an. Farin trat einen Schritt bei Seite. Bela trat ein und ging langsam durch den Flur auf das Wohnzimmer zu. Dort setzte er sich auf das Sofa. Er fühlte im Moment reinste Leere, weder Hass noch Trauer um Farin, also der beste Augenblick mit ihm zu reden. Doch sie redeten nicht. Sie starrten sich stumm und mit leeren Blicken an. Nach ein paar Minuten der Stille hielt es Farin nicht mehr aus. „Bist du her gekommen, damit wir uns anschweigen können, oder was soll das?“ Bela sah sich in dem leicht verwüstetem Wohnzimmer um. Sein Blick fiel auf das Telefon, das immer noch trostlos in der Ecke lag. „Ach deswegen habe ich dich nicht erreichen können... Und nein, ich wollte eigentlich mit dir reden“ „Wir scheinen uns ja nichts sagen zu wollen!“ „Wir müssten uns aber etwas sagen wollen“ „Siehst du nicht, dass es sinnlos ist?“ Farins Stimme klang nun fester und auch ein wenig lauter, als zu Beginn dieses Gespräches. Bela musste sich zwingen, nicht genauer über diese Aussage nachzudenken. ‚Es ist sinnlos‘. Aber war es nicht genauso sinnlos einfach ganz normal weiterzuleben, wenn es die Ärzte, seinen gesamten Lebensinhalt, nicht mehr gab? Mit leerem Blick wollte er Farin in die Augen sehen und bemerkte, dass dieser seinen Blick ebenfalls zu Boden gesenkt hatte und ebenfalls mit seiner Fassung zu ringen schien. “Wieso denkst du, es ist bescheuert?” “Weil das nicht das erste Mal ist, Bela!”, Farin war nun aufgesprungen und schritt ärgerlich im Raum auf und ab. “Na und? Wir haben uns auch wieder aufgerafft!” “Um uns jetzt schon wieder zu streiten! Bela, versteh es endlich! Es ist vorbei!” Nun war alles zu spät. Der Schlagzeuger wollte nichts mehr sehen. Nicht mehr hören. Er rannte augenblicklich aus dem Haus, um alles zu vergessen und immer noch in der kindlichen Hoffnung, dass alles nur ein böser Traum war, aus dem er jeden Moment erwachen würde. Farin stand nun völlig verdutzt in seinem Wohnzimmer. Wieder drangen die Tränen in seine Augen. War dies gerade die letzte Chance für eine Streitschlichtung? Eine Chance, die er völlig vertan hatte. Er ging geraden Schrittes auf seine Anlage, nahm die CD herraus, warf sie auf den Boden, da es sich um ein Ärzte-Album handelte und legte eine ihm scheinbar gefühlswiderspiegelnde Band ein. Er warf sich in den Sessel und starrte auf einen Fleck auf seinem Boden. Bela war in der Zwischenzeit stur geradeaus gelaufen und murmelte wütende Sachen vor sich hin. „Wie kann er nur... die letzte Chance... das war wohl seine eindeutige Entscheidung... Na schön... wenn er’s so haben will... soll er doch...“ Er trat nach einer Blechdose, die vor ihm in seinem Blickfeld erschien. Er kickte sie ein paar mal vor sich her, bevor er darauf trat und sie zerquetschte. Den Blick weiter auf den Boden gerichtet, lief Bela fast gegen eine Laterne und es war ein Wunder, dass er nicht von einem Autofahrer, dem er die Vorfahrt genommen hatte, überrollt wurde. Er wollte diesem gerade ein paar wüste Beschimpfungen entgegenschmeißen, als ihm der Wind etwas vor die Füße wehte. Es war ein altes Zeitungsblatt, auf das, wie es schien, wohl schon mehr als einmal draufgetreten worden war. “Trennung von die Ärzte- neue Band im Gespräch?” Farin Urlaub Fans dürfen aufatmen! Der Ex-Gitarrist von der beliebten Rockband ‚die Ärzte‘, ist laut eigener Aussage schon in Verhandlungsgesprächen für eine neue Band. Gerüchten zufolge plant er eine Reunion der ersten Besetzung seiner Band. So soll er bereits den ehemaligen Bassisten, Hans Runge (Sahnie), kontaktiert haben. Der Schlagzeuger und langjährige Bandkollege Bela B. Felsenheimer wird definitiv nicht dabei sein. (...) Das reichte! Bela ließ die Zeitschrift ungläubig sinken und ballte seine Hand zur Faust- so fest, dass es schon weh tat. Er zerknüllte das Stück Papier und stopfte es in seine Jackentasche. Was sollte er machen? Das mit Sahnie kann auf keinen Fall stimmen... und wenn doch? Was sollte er machen? Er stellte sich zu viele Fragen. Er musste versuchen einen klaren Kopf zu bekommen. Vielleicht wenn er sich einfach etwas anderem Widmet. Es kam ihm die Idee ein Hobby zu suchen, bisher war sein Hobby die Musik, doch die erinnerte ihn nun zu sehr an Schmerz und Trauer. Und einfach so ein anderes Hobby suchen? Man kann sich nicht so schnell für etwas begeistern. Vielleicht sollte er sich mehr der Schauspielerei widmen. Aber die Musik war bisher immer sein Leben und würde es auch immer sein, denn ohne die Musik konnte er einfach nicht Leben. Er war nun schon zu lange durch die Gegend gelaufen, denn es wurde schon dunkel und die Abendkühle trat ein. Bela setzte sich an eine Bushaltestelle. Das Lämpchen flackerte hilflos und stetig, dabei erzeugte es ein leichtes Klacken. Bela schloss die Augen und atmete die kühle Luft tief ein. Vielleicht sollte er sich einfach eine Weile nur dem Schlagzeug widmen und seine Fähigkeiten noch etwas verbessern. Oder brauchte er einfach nur Abstand, Urlaub? Farin Urlaub...Bela zwang sich diesen Gedanken ganz schnell wieder zu vergessen? Was er brauchte, war einfach nur eine Weile Abstand. Dann würde er sich schon wieder beruhigen und die Welt ein bisschen klarer sehen. Er war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, dass der Bus bereits angehalten hatte. Bevor er einstieg, fiel Bela allerdings auf, dass sein Auto ja immer noch bei Farin stand. Deshalb zögerte er kurz, bevor er sich entschied lieber den Bus zu nehmen und das Fahrzeug morgen abzuholen. Als er in den Bus stieg, verging ihm jedoch alles. Als er bezahlt hatte und sich dann auf den Weg zu einem Platz machte, der weiter hinten gelegen war, sah er wie schäbig dieser Bus war. Die Sitze waren durchgesessen, der Stoff darauf war zerfetzt und mit Edding beschmiert. Der Boden klebte unter den Füßen. Über all lag Papier, Plastik, Flaschen, Tüten und sogar Essensreste. Es sah trostlos und verwüstet aus. In der hintersten Ecke des Busses saß ein junger Mann mit Kopfhörern in den Ohren. Er starrte gedankenversunken aus dem Fenster. In der anderen Ecke saß ein heruntergekommener Mann. Seine Klamotten waren schmutzig und zerrissen. Bela warf nur einen kurzen Blick auf Beide, bevor er sich auf einen Platz weiter vorn setzte. Er hob sein Bein und stellte den Fuß auf einem kleinen Absatz ab. Seinen Ellenbogen stütze er auf das Knie und seinen Kopf in die Hand. Nun sah er nach draußen in die Dunkelheit. Durch das Licht im Bus sah er seine Spiegelung an der Busscheibe. Er starrte halb auf sein Spiegelbild, halb auf die draußen vorbeihuschenden Lichter. Er dachte nur, bis hierhin, doch dann nicht weiter. Er fühlte sich hier gescheiter als Farin, er hat ihm total vertraut und Farin hatte drauf aufgebaut. ******************************************************************************** Endlich haben wir es mal geschafft, das 3. Kapitel fertig zu schreiben ^^ Schönen Gruß an alle, die bisher gelesen haben ^^ Dat Lenchen & GweIndoline Kapitel 4: Wie es geht ---------------------- „Hey, aufsteh’n!“ Langsam öffnete Bela die Augen. Er blinzelte verschlafen und erkannte nun allmählich die Umrisse eines Mannes, der sich über ihn beugte. Müde und verwirrt sah er sich um. Er realisierte so langsam aber sicher, wo er sich befand. Zwar saß der Schlagzeuger immer noch im Bus, nur dass dieser nicht mehr fuhr. Das Fahrzeug parkte in einem Busbahnhof und derjenige, der schon die ganze Zeit vor ihm stand und versuchte ihn wachzurütteln, war niemand geringeres als der Fahrer selbst, der scheinbar auch endlich Feierabend machen wollte. „Endstation! Stehen Sie auf!“ Bela richtete sich auf und sah den Fahrer verwirrt an. Endlich fand er seine Stimme. „Wo...?“ nuschelte er leise. „Busbahnhof“ sagte der Fahrer entnervt. Bela hatte nur gefragt um vollkommen die Orientierung zu haben. Er erhob sich schwerfällig und wankte ohne ein weiteres Wort an den Fahrer zu richten aus dem Bus. Als er den Bus verließ, knickten seine Knie durch und er sank auf dem Boden. Seine Hände drückten gegen die spitzen Kieselsteine auf dem Asphalt. „Ist Ihnen nicht gut?“ Bela hörte die Stimme des Busfahrers kaum. Während er vollkommen orientierungslos auf seine Hände starrte, wurde ihm bewusst, dass er ununterbrochen an Farin dachte. Er war in diesem Moment einfach nur verzweifelt, doch Bela realisierte, dass er dem nun sichtlich beängstigten Busfahrer allmählich Antwort geben musste. „N-nein, mir geht’s gut... w-wirklich“ Der Schlagzeuger richtete sich langsam wieder auf. Seine Knie zitterten und er hatte die ganze Zeit Angst, sie würden jeden Moment nachgeben. Irgendwie fühlte er sich ins Jahr 1980 zurückversetzt. Er war damals immer mit dem Bus zum Proberaum von Soilent Grün gefahren, genauso wie Fa... Nein! Er verbot sich, den Gedanken zu Ende zu bringen. Er musste den großen Blonden einfach vergessen! Nur wie?! Wann verdammt noch mal konnte er ihn nicht vergessen?! Die Antwort war so einfach... Nie würde er das berühmte, so umwerfende Grinsen vergessen, nie könnte er die Wasserstoffblonden Haare oder die braun-grünen Augen vergessen. Nie... genau das war die Antwort, die dem Schwarzhaarigen durch den Kopf schoss... nie. Denn er liebte ihn. Er liebte alles an dem großen, dauergrinsenden, blonden Gitarristen. Doch seit dieser Aktion mit den Zeitungsartikeln machte er sich kaum mehr Hoffnung, dass Farin seine Gefühle in irgendeiner Weise erwidern könnte. Aber wenn er jetzt genauer nachdachte, war sich nun gar nicht mehr sicher, wer den Zoff um diese Artikel eigentlich so hochgetrieben hatte. „Vielleicht sogar ich selbst?“ nuschelte er zu sich und wankte langsam die Straße entlang. Vielleicht war es wirklich seine eigene Schuld, dass dieser Streit... dieser verdammte Zoff hatte alles kaputt gemacht! Wieso war er eigentlich so ausgerastet? Wütend schlug Bela mit der geballten Faust gegen die Hauswand. Der Putz bröckelte ein wenig ab. Mit einem leisen Klicken bestätigte Farin seine Buchung. Er würde bald wieder wegfahren. Sein Urlaub in Afrika war so eben offiziell eingeplant worden. Er musste hier raus! Und das so schnell wie möglich! Farin beschloss sich etwas zu Essen zu machen. Doch als er sich umdrehte, übersah er ein Kissen, das mitten im Raum lag und stolperte darüber. Der große Blonde flog der Länge nach hin und landete in einem Scherbenhaufen – dem Rest des Fotos von Bela, Rod und ihm, das er in seiner Wut von der Wand gerissen hatte. Dabei lächelte er bitter. Er fiel in den Scherbenhaufen, der einmal seine Band gewesen war. Er spürte ein paar Stiche, die das zerbrochene Glas an seinen Körper richtete. An einigen Stellen bemerkte er warmes Blut seine Haut hinunter rinnen. Er atmete tief durch. Als er sich erhob, drückte er seine Handballen auf die Scherben und er sah wie sich etwas Blut unter der Hand hervordrückte. „Fuck...“ murmelte er gequält. Er stand auf, klopfte sich die Splitter vom Körper und sah sich die Einschnitte in der Haut an. Er seufzte resigniert, holte einen Handfeger und kehrte die Scherben auf die Schaufel. Scheppernd ließ er die Scherben in den Mülleimer gleiten. Er ging ins Bad und wusch sich vorsichtig die Schnitte. Dabei konnte er jedoch keinen klaren Gedanke fassen. Wieso war Bela so ausgerastet? Wieso gab er auf einmal so viel auf irgendwelche dummen Zeitungsartikel? Die hatten ihn doch sonst auch nie interessiert... Wieso...? Wieso dachte er so viel über ihn nach? Farin wusste warum... Er liebte Bela und das schon seit längerem... Er wollte es ihm immer sagen, aber nach Belas Wutanfall war sämtliche Hoffnung auf eine eventuelle Beziehung zerbrochen. Wenn er etwas für ihn empfand, was allein schon unwahrscheinlich war, dann hätte der Schlagzeuger niemals so reagiert. Farin öffnete seinen Badezimmerschrank über dem Waschbecken und kramte einen dünnen Verband hervor, den er um seine Hände wickelte. Als er ein letztes Pflaster auf einen Schnitt klebte, schloss er das Schränkchen wieder. Er ging ins Wohnzimmer, öffnete zögernd den Fernseh-Schrank und nahm die Fernbedienung, die leicht verstaubt auf dem Fernseher lag. Die Couch knarrte leicht unter seinem Gewicht. Er drückte auf den roten Knopf der Bedienung und der Fernseher schaltete sich unter kurzem Knistern ein. Immer wieder betätigte er die Programmtaste und zappte durch das Fernsehprogramm. Ein bekanntes Gesicht auf MTV ließ ihn stocken. Sein eigenes Grinsen strahlte ihm entgegen. Er spürte einen Hauch einer Gänsehaut über seine eigene ziehen und er spürte, wie lange es dieses Grinsen schon nicht mehr auf seinem Gesicht gab. Er wusste, dass er es wieder haben wollte und er wusste auch, dass er ohne es nur ein halber Mensch war. Vielleicht dachte Bela ähnlich? Wenn Bela etwas für ihn empfinden sollte, was schon unwahrscheinlich genug war, dann würde Bela ihn bestimmt nur mit diesem Grinsen haben wollen. Dafür musste er mit Bela reden. Er musste einfach. Manchmal muss man sich und andere zu seinem Glück zwingen. Sein Zeigefinger glitt zu dem großen, roten Knopf auf der Fernbedienung. Der Bildschirm verdunkelte sich. Farin seufzte lasziv und erhob sich langsam. Sein Blick schwenkte durch sein halb zerstörtes Wohnzimmer. „Was hab ich angerichtet? Diese Unordnung... alles nur wegen dir du Sturkopf“, als er dies sagte, starrte er auf das Foto von Bela und ihm, was immer noch in dem Scherbenhaufen auf dem Boden lag. Seine Schritte schleiften sich langsam in Richtung seiner Wohnungstür. Er machte sich nicht die Mühe seinen Arm zu heben, um sich eine Jacke zu greifen und sie sich überzuziehen. Er ging einfach hinaus. Alles zog an ihm vorbei und seine Haut war wie taub, als ihm der kalte Wind ins Gesicht wehte. Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich kurz zurück daran. Mit einer Hand stützte er sich auf der Türklinke ab um nicht zusammenzubrechen, denn er spürte genau wie seine Knie zitterten. Er kniff seine Augen zusammen und konzentrierte sich darauf, was er wollte. Er wollte zu Bela! Bela! Er war im Moment das Wichtigste. Nur Bela und nichts anderes. Ohne weiter nachzudenken, ging er los. Sein Ziel? Belas Wohnung. Bela beschleunigte seine Schritte etwas. Farin ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf! Normalerweise würde er sich für diese Aussage ohrfeigen, weil sein Stolz ihn daran hinderte, sich einzugestehen, dass er ein Idiot war. Aber in diesem Fall war das anders. Erneut wurde der Schwarzhaarige schneller. Er rannte jetzt förmlich, denn er konnte es kaum erwarten, Farin endlich die Wahrheit zu sagen. Wie würde er reagieren? Der Schlagzeuger sah das rote Haus schon von weitem. Plötzlich wollte er langsamer laufen, um das Aufeinandertreffen mit dem Gitarristen so weit wie möglich hinauszuzögern. Aber jetzt gab es kein Zurück. Bela machte schwer atmend vor Farins Haus Halt und drückte hastig die Klingel, ehe er es sich noch einmal anders überlegen konnte. Keine Reaktion. Warum öffnete der Blonde nicht? War er vielleicht nicht da...? Oder...Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich. Hoffentlich hatte er sich nichts angetan. Bela hämmerte auf Farins Tür ein. Verdammt! Erneut drückte er die Klingel. „Mach schon auf...“ Doch plötzlich kam Bela eine Idee...Was war, wenn Farin zuhause war und ihn nur nicht sehen wollte? Bestimmt stand er jetzt im Hausflur und sah ihm dabei zu, wie er über seinen Schatten sprang und seine Tür verprügelte. Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Farin ging ihm garantiert nur aus dem Weg. Was war, wenn er ihm nicht einmal die Chance gab, ihm zu sagen, welche Gefühle er für ihn hatte? Seine langen dünnen Finger strichen sich über die Wange, um seine Tränen weg zu wischen. Farins Schritte wurden langsamer, umso näher er seiner Wohnung kam. Bela war nicht bei sich. Okay... Jeder geht mal aus um auf andere Gedanken zu kommen. Vor allem Bela, doch was sollte er machen und wie sollte er Bela seine Gefühle erklären, wenn er ihn nicht fand? Oder wollte Bela gar nicht gefunden werden? Farin stand nun an der kleinen Stufe zu seiner Wohnungstür. Dort kauerte eine jämmerlich wirkende, schluchzende Gestalt. Farin beugte sich zu ihr hinunter, legte seine Hand auf deren Schulter und versucht einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen. Diese Gestalt war ein Mann, breite Schultern, muskulöse Arme, schwarzes verwuscheltes Haar. „Hallo?“ Farins Stimme klang mitgenommen und kratzig. Dann erkannte er ihn. Bela... Sein Blick war starr und seine Wangen waren von den Tränen gerötet. Auch seine Augen waren blutunterlaufen. Farin richtete sich ruckartig auf und in genau demselben Tempo erhöhte sich sein Herzschlag. Er starrte geistesabwesend auf seine Tür und kramte nach seinem Wohnungsschlüssel um die Tür zu öffnen. Er tat einen Schritt an Bela vorbei, der nun in die Ferne der dunklen Straßen sah. Nur noch regnen müsste es, dachte Bela, dann wäre dieses Drama perfekt... „Komm mit rein... oder bleib hier...“ sagte Farin leise. Bela zuckte kurz zusammen, dann erhob er sich, klopfte sich den Dreck von der Kleidung und folgte Farin in die Wohnung. Automatisch führten ihn seine Schritte in das Wohnzimmer. Seine Augen weiteten sich etwas. „Was willst du hier?“ fragte Farin schroff. Er wollte diesen Ton nicht anschlagen... er wollte Bela nicht verletzen, doch er war wütend darüber, dass Bela einfach so bei ihm auftauchte und nicht in seiner eigenen Wohnung war, wo er ihm viel lieber ein Liebesgeständnis vorgelegt hätte. Doch jetzt standen sie in der Tür zu seinem verwüsteten Wohnzimmer. Bela hatte immer noch den Rücken zu ihm gewandt. „Dein Wohnzimmer... du hast nicht aufgeräumt!“ „Ich hatte andere Probleme... was willst du hier? Ich dachte du hasst mich!“ Farins Blick war trüb und unklar. Bela senkte den Blick. Zögernd drehte er sich zu Farin, hob den Kopf, sah ihm in die Augen und seine zittrige Stimme hallte in Farins Kopf. „Ich kann mir nicht merken, dich zu vergessen...“ nuschelte Bela. Farin stand wie erstarrt und sah Bela verwirrt an. Nun wurde ihm einiges klar, doch konnte er nicht ganz verstehen, wie Bela in dieser Situation zu so einer Aussage in der Lage war. „W- was meinst du damit?“, Farin hatte das Gefühl, zu wissen, was Bela jetzt sagen wollte, aber das war zu absurd, um es wirklich zu glauben. Sein Gegenüber hatte den Blick gesengt. „Ich muss dir was sagen, ich weiß nur nicht wie...Ach scheiß drauf, ich sag’s einfach.“, Bela blickte Farin jetzt tief in die Augen. „Was ich versuche, dir zu sagen ist...Ich liebe dich.“ ******************************************************************************** Bitte hasst uns nicht Das Kapi is zwar spät Wir wollten es lang schreiben Wussten nur nicht wie es geht *sing* Tut uns echt sorry... Wir sind grad im schreibwahn und werden auch direkt noch die letzten 3 kapis schreiben ;) *hust* oh scheiße hab ich grad verraten, dass es nur noch 3 Kapis sind? scheiße... darf man hier überhaupt scheiße sagen? Scheiß drauf XD *hust* Ach noch was wollen wir euch auf den Weg geben: Apfelarsch *kiss* Lenchen & GweIn P.S. Es wird ein Outtake-Kappi geben mit kranken Ideen, die wir für die FF hatten aber nicht verwenden werden ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)