Golden Sun von abgemeldet (The golden Age) ================================================================================ Kapitel 15: Das Dorf der Kälte ------------------------------ Das Dorf der Kälte Tausend kleine Schneeflocken flogen vom Himmel zum Boden, in einem Dorf namens Imil. Imil war die Heimat von eines der Schicksalskinder, nämlich von Adreanna. Zu ihrer Familie, bei der sie die letzten drei Jahre gewohnt hatte, gehörten ihre Eltern, Megan und Justin, sowie ihre beiden jüngeren Geschwister, Arida und Ares. Ihre Eltern waren die Heiler des Dorfes und nach ihnen sollten ihre Kinder diese Arbeit verrichten, doch Adreanna hatte ihre eigene Vorstellung vom Leben. Sie wollte nicht den Beruf ihrer Eltern ausüben, denn sie wollte lieber Musikerin werden. Ihre Geschwister jedoch wollten in die Fußstapfen ihrer Eltern treten. Gegen Abend eines herrlichen Wintertages kam Ares in Begleitung eines blondhaarigen, jungen Mannes, der etwa das Alter von Adreanna besaß, nach Hause. "Vater, komm schnell, ich habe im Wald einen Verletzten gefunden!", schrie Ares, der gerade die Tür zum gemeinsamen Haus aufmachte. Sein Vater kam sofort angelaufen, denn er wusste, wenn Menschen verletzt waren, sollte ihnen schnellstens geholfen werden und seit das heilende Hermes-Wasser im Brunnen des Merkur-Leuchtturms nicht mehr floss, häuften sich die Verletzungen der Menschen, um die er sich zu kümmern hatte. "Bring ihn so schnell wie möglich ins Haus der Heilung. Dort soll er verharren, bis seine Verletzung vollständig verheilt ist. Ich komme sofort nach!", sagte der Vater zu seinem Sohn. Dieser tat wie es ihm aufgetragen worden war. Er stütze den Fremden, der eine schlimme Beinverletzung hatte. Sie traten aus dem Haus heraus, gingen die erste Abzweigung nach links, dann bei der zweiten Abzweigung nach rechts, und schon standen sie vor einem großen Holzgebäude, dem Haus der Heilung. Sie traten beide ein und Ares suchte in unbelegtes Bett, welches sich allerdings nicht leicht finden ließ, da das Haus der Heilung im Winter ziemlich viele Verletzte beherbergte. Doch ganz in der hintersten Ecke stand es, das Bett für den Fremden. "Mein Vater wird jeden Moment hier sein, um Ihnen zu helfen.", sagte Ares, der dem Fremden gerade aufs Bett half. Ares stand auf und machte einen Rundgang, zuerst sah er zwei Kinder, die schwere Kopfverletzungen hatten, weil sie einen Abhang hinunter gefallen waren. Als nächstes war da eine ältere Dame, die sich schon über Jahre mit Rückenproblemen herumschlug. Sonst hatten noch sehr viele hohes Fieber und waren erkältet, diese Kranken lagen gesondert von den anderen, da sie diese womöglich anstecken würden und dies nicht zur Genesung beitragen würde. Des Weiteren sah man, dass viele Schnittwunden, wie auch der Fremde sie hatte, besaßen. Diese stammten oftmals von den Bären, die in den Wäldern Imils lebten. Die ganze Runde dauerte etwa eine halbe Stunde und Ares fragte sich, was mit seinem Vater sei. Als er dann nach weiteren dreißig Minuten nicht ankam, beschloss Ares dem Fremden am Bein zu nähen. Als er mit dem Nähen fertig war, unterhielten sich die beiden. "Dürfte ich Ihren Namen erfahren?", fragte Ares. "Natürlich, ich bin Kilian!" "Angenehm Sie kennen zu lernen, ich heiße Ares. Woher kommen Sie?" "Ich, ich komme aus Bilibin, einer wunderschönen Stadt, mit einem wunderschönen Palast. Zu der Zeit, als meine Eltern noch gelebt haben, war dieser trostlos, grau und war daran in den Schatten zu stürzen, doch in meiner Zeit ist der Palast erblüht. Die Dächer strahlen ein blau aus, welches man nur in den Augen eines wunderschönen Mädchens findet. Überall hängen Blumen, meistens liebliche, rote Rosen, so rot wie die Lippen des wunderschönsten Mädchens..." Plötzlich rumpelte es und die Tür sprang auf. Justin stand an der Tür, sein Gesicht auf den Boden gerichtet. Sein Sohn lief zu ihm hin. Als er bei seinem Vater ankam, hob dieser den Kopf, Ares erschrak. Sein Vater hatte keine Augen mehr und seine Lippen waren halb zerfleischt, in seinem Gesicht waren tausend Kratzer, dennoch konnte er sprechen, denn er sagte zu seinem Sohn: "Mach dich bereit, sie sind gekommen um dich zu holen!" Mit diesen Worten sank der Vater auf den Boden, hinter ihm stand ein Mann mit schwarzen Haaren, der mit einer Kreatur reiste, die nicht zu identifizieren war. Die Kreatur kroch auf vier Beinen, wobei die hinteren beiden länger wirkten, die Haut kam der einer Schlange gleich, der Kopf war dann doch eher froschartig. Von der Länge war sie fast so lang, wie der Mann neben ihr groß war. Auch aus der anderen Ecke kam ein Geräusch und dann Stimmen. "Ah! Alex, da bist du ja, ich hatte schon gedacht, dass ihr gar nicht mehr kommt.", sagte Kilian erfreut. "Wir lassen dich doch nicht im Stich, Kilian.", sagte die eher leise Kalaya. "Kalaya, sei still! Los, Kilian, ich heile dich jetzt und dann erledigst du deine Arbeit hier!", befahl die Stimme von Alex. Die ganze Unterredung lang hatte Ares nur so dagestanden und auf die Leiche seines Vaters gestarrt. Doch als er Schritte hörte, drehte er sich nach links. "Wer seid ihr? Was wollt ihr?", fragte Ares. "Wir sind diejenigen, die das Gleichgewicht stören, die ewige Verdammnis bringen, wir sind die getreuen Diener von Meister Cranshaow, Beschützer der Elemente. Wir sind hier, um dich zu unserem Meister zu bringen.", gab Tarek als Antwort zurück. "Lieber sterbe ich, als mit euch zu gehen!" "Ich hatte mir schon so etwas gedacht, deswegen habe ich Brev dabei.", sagte Tarek, während er über den Kopf der Kreatur Brev strich. "Ich hoffe du hast Hunger, Brev." Die Kreatur nickte, dann öffnete sie ihr Maul und zum ersten Mal sah man die spitzen Zähne von Brev. Er kroch ein paar Schritte nach vorne und verschlang den Vater von Ares samt seiner Kleidung, in wenigen Sekunden. "Kommst du jetzt mit uns?", fragte Tarek noch einmal. "Nein! Niemals! Nie!", schrie Ares voller Panik. Plötzlich spürte er, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. "Nun, das ist dein Auftritt, Kilian!" Kilian zog sein Bastardschwert, welches reichlich mit Gold und Edelsteinen verziert war, und ging auf die zwei Kinder zu, die auch erstarrt waren. Er hob sein Schwert und rammte dieses in das Herz und die Bauchregion der beiden Knaben. Damit Kilian auch sicher war, dass die beiden tot waren, schlitzte er auch ihre Kehlen auf. Dies vollzog er auch bei den anderen Kranken und Verletzen. Als er seine Tat vollbracht hatte, löste Kalaya die Erstarrung auf. Ares fiel sogleich kraftlos zu Boden. "Wie konntet ihr? All die Unschuldigen!", schrie er. "Du bist doch selbst Schuld, hättest ja gleich mitgehen können, aber das hast du wohl für unnötig gehalten.", erwiderte Tarek. Kilian legte seine Hand auf Ares' Schulter, dann seine andere auf Alex' Schulter, so taten es auch Tarek und Kalaya. Sie verschwanden in die Elementarebene. "Ich werde den Jungen zu Cranshaow bringen!", sagte Alex, packte Ares unsanft und ging mit ihm zu Cranshaow. "Kilian, ich habe einen Brief an dich, von Lilith.", sagte Kalaya, holte den Brief heraus und übergab ihn. "Mhm... Er duftet nach Blumen, wie Lilith, das wunderbarste Geschöpf dieser Welt!", Kilian ging davon und las währenddessen den Brief. Kalaya wollte auch gehen, doch Tarek sprach sie an: "Kalaya, bist du nicht traurig, dass du in letzter Zeit nicht zu deinem Bruder durftest?" "Ja, ich vermisse ihn so!" "Warum merkst du dann nicht, dass er sich hier unter uns befindet? Brev ist dein Bruder Kep." "Nein, das kann nicht sein!", Tränen flossen aus Kalayas Augen. "Doch, er ist es. Meister Cranshaow versucht gerade eine uralte Psynergie, die Auferstehung. Die Auferstehung ist eine Form der Wiedererweckung, der höchsten Psynergie überhaupt. Sie funktioniert nur, wenn der Betroffene durch ein Schwert oder ähnliches Kriegswerkzeug gestorben ist. Er hat deinen Bruder töten und dann auferstehen lassen! Herausgekommen ist ein recht fähiges Monster!" Das Schiff der Schicksalskinder legte am Nachmittag an der westlichen Seite von Angara, dem zweitgrößten Kontinent Weyards, an. Sie würden noch einige Stunden brauchen, um nach Imil zu kommen, hinzu kam die Erschwerung, dass sie durch Schnee wandern mussten. Außerdem war es in diesen Tagen in der nördlichsten Region von Angara sehr kalt. Die meisten der Schicksalskinder hatten jedoch keine Winterkleidung dabei, nur diejenigen, die daran gedacht hatten, dass sie auch den hohen Norden Weyards bereisen würden. Letztendlich schafften sie es, dass alle warm genug angezogen waren, obwohl Athi sich weigerte seinen Oberkörper zu bedecken. Gegen Abend trafen die Schicksalskinder in Imil ein und suchten sogleich das warme und gemütliche Wirtshaus auf. Adreanna jedoch wollte bei ihrer Familie die Nacht verbringen, demzufolge machte sie sich in Begleitung von Gabriel auf den Weg zu ihrem Haus. Nach einem kurzen Fußmarsch gelangten die beiden zu dem Haus. Adreanna öffnete langsam die Tür. Als die Tür dann offen stand, wurde Adreanna ganz bleich. Ihre Mutter und ihre Schwester lagen auf dem Tisch, mit Blut überströmt. Sie eilte gleich zu ihnen, doch alles was sie versuchte um ihnen zu helfen, half nichts. Sie waren tot. "Mama, Arida, lasst mich nicht im Stich!", schrie Adreanna verzweifelt. Doch die beiden leblosen Körper bewegten sich nicht. Adreanna saß weinend am Tisch und war halb über die Leichen gebeugt. Gabriel, der nicht so sehr unter Schock stand, ging auf seine Frau zu und legte seine Hände auf ihre Schultern. Er konnte sie verstehen, denn er selbst hatte schon einen geliebten Menschen verloren, seinen Vater. Doch war es für ihn um einiges leichter, da sein Vater auf natürliche Weise gestorben und nicht auf brutalste Weise ermordet worden war. Wer konnte so etwas nur tun? Ihm kam nur einer in den Sinn: Cranshaow! Nur er hatte etwas gegen die Schicksalskinder, so dass er wollte, dass diese so viel wie möglich leiden mussten. Er nahm jeden von ihnen jemanden besonderen, selbst Gabriels Bruder war von einem seiner Handlanger getötet worden. Gabriel hasste Cranshaow dafür, wie konnte er nur, wie konnte er mit einem Leben nur so leichtfertig umgehen? "Adreanna, er wird dafür bezahlen, was er dir und deiner Familie angetan hat. Ich werde ihn, auch wenn es meinen eigenen Tod bedeutet, umbringen!", sagte Gabriel mit ernster Stimme. "Nein, tu das nicht, ich will nicht, dass noch jemand stirbt, der mir nahe steht! Ich will dich nicht auch noch verlieren!", erwiderte Adreanna. "Du weißt doch genauso gut wie ich, dass ich in weniger als drei Jahren sterben werde. Mein Leben hat also keinen Wert mehr!" "Nein! Sag das nicht! Dein Leben hat einen Wert. Und was würde ich ohne dich tun? Was würde aus deinem Kind?" Gabriel war zuerst geschockt, dann guckte er Adreanna jedoch verwundert an: "Bist du..." "Ich weiß nicht, aber es könnte sein!", gab Adreanna ehrlich zu. Im Wirtshaus saßen Folore, Garem und Tamiko an einem Tisch. "Tamiko, kommst du mit zum Merkur-Leuchtturm? Ich meine es könnte gefährlich werden und ich möchte eigentlich nicht, dass du verletzt wirst.", sagte Garem. "Ich kann doch nicht einfach hier bleiben, während ihr euch alle in Gefahr begebt. Ich habe zwar noch nie gekämpft, aber ich glaube nicht, dass ich verletzt werde, immerhin seid ihr die Schicksalskinder und ich bin nur eine Mitreisende. Ihr seid die besonders wichtigen Menschen auf dieser Welt. Trotz der Gefahr wäre ich auch gerne ein Schicksalskind, denn ihr werdet bestimmt in die Geschichte Weyards eingehen und somit unsterblich werden. Ich dagegen nicht! Ach, wie ich euch beneide!" "Du redest wirres Zeug, ich würde lieber ein normales Leben mit dir bevorzugen, als ein unsterbliches Leben mit Leid. Vielleicht ist es purer Egoismus, aber ich leide nicht gerne. Also bitte, Tamiko, wünsch dir nicht so zu sein wie wir!" "Ich finde Tamis Wunsch ist völlig verständlich. Wünscht sich nicht jeder auf der Welt etwas von sich zu hinterlassen, etwas, das einen unsterblich macht? Aber, Tami, du bist doch auch besonders, du wirst auch unsterblich, schließlich ist du ja mit diesem Sohn Cranshaows verbunden und wenn du Garem heiratest, bekommst du die Chance auf irgendeine Art in einem Geschichtsbuch aufzutauchen." "Und außerdem bist du noch die Adoptivschwester von mir und ich bin ja auch ein Schicksalskind!", sagte eine Stimme von hinten. Alle drei blickten sich um und sahen in das grinsende Gesicht von Dragan, hinter dem ein schwarzhaariges Mädchen stand. "Dragan! Oka?", Garem war verwundert, Dragan war es doch tatsächlich gelungen, seine kleine Schwester zu retten. Er stand auf und nahm sie in den Arm. "Garem, nicht so doll, ich bekomme keine Luft mehr!", sagte Oka. "Tut mir Leid!", sagte Garem, der nach Oka auch Dragan n den Arm nahm. "Ich danke dir von Herzen. Endlich habe ich die liebsten Menschen wieder in meiner Umgebung. Lasst uns das feiern, ich gebe allen eine Runde aus! Folore und Tamiko, könntet ihr die anderen holen gehen?" Beide nickten und verschwanden nach oben. Auch Oka verschwand um einen passenden Tisch zu suchen, währenddessen zog Garem Dragan beiseite. "Ich muss dir etwas sagen. Dajavela, sie ist schwanger mit deinem Kind. Ich an deiner Stelle würde etwas unternehmen, wenn du Oka nicht verlieren möchtest. Ich will nicht, dass sie deinetwegen traurig ist und ich akzeptiere auch nur dich als ihren Mann." "Hab ja schon verstanden, aber was soll ich deiner Meinung nach tun?" "Ich weiß auch nicht, ich war noch nie in einer solchen Situation und weiß nicht, wie man sich dann verhalten soll. Aber rede mit Dajavela und Oka, das ist das Beste für euch alle drei, verschafft euch dadurch Klarheit." Dragan nickte nur kurz, da die anderen kamen. Alle setzten sich an den Tisch. "Ich wollte euch allen meine jüngste Schwester Oka vorstellen und mit euch ihre Rückkehr feiern!", sagte Garem. Sie redeten und tranken sehr lange. "Liva, kann es sein, dass ihr noch eine weitere Schwester habt?", fragte Dragan. "Ja, haben wir, unsere Drillingsschwester! Wieso fragst du?" "Ich glaube ich habe sie gesehen, bei Cranshaow." "Das ist eine unglaubliche Nachricht, findest du nicht auch, Avil?" "Ja, das ist es, aber warum hast du sie nicht mitgebracht? Und wieso hast du mir meinen Gilbert nicht zurückgebracht?" "Ich wusste nicht, dass sie eure Schwester ist. Es hätte ebenso gut Zufall sein können, dass sie euch so ähnlich sieht. Und Gilbert habe ich nicht gesehen. Sowieso hätte sich Cranshaow nicht darauf eingelassen noch jemanden gehen zu lassen. Ich habe Oka auch nur mitnehmen können, weil sie seiner Meinung nach ,unbrauchbar' geworden war, was auch immer das bedeuten mag." "Sag mal, Dragan, wie fühlt es sich an Cranshaow, unseren Feind, zum Vater zu haben?", fragte Eoleo. "Ich weiß nicht. Es ist ein komisches Gefühl. Ich meine, ich dachte immer, dass Sasu und Kushinada meine Eltern seien. Aber jetzt ist es wie ein schwarzes Loch ohne Boden. Ich weiß nicht wer ich bin, so viel hat sich für mich verändert. Ich kenne noch nicht einmal meine richtige Mutter und einen Bruder soll ich auch noch haben. Ich bin ziemlich verwirrt, ich muss erstmal mich selbst wieder finden, bevor ich etwas über meinen Vater sagen kann!" "Hast du schon gehört, dass Ahri und Athi heiraten wollen um den Krieg zwischen Contigo und dem Schamanendorf zu beenden?", fragte Dajavela. "Nein, das habe ich nicht gewusst. Ich hatte bis jetzt auch noch nicht viel mit denen zu tun!" "Hast du denn schon mal überlegt, wann du mich heiraten willst?" "Daja, ich werde dich nie heiraten, auch nicht wenn du schwanger bist! Ich liebe Oka und das Versprechen, welches ich ihr gab ist schon viel älter, als dasjenige, welches ich dir erst kürzlich gab." "Das ist doch ein Scherz!" "Nein, Daja, ich liebe dich nicht und habe dies höchstwahrscheinlich auch nie getan. Und ich glaube kaum, dass du mich liebst. Du willst nur nicht alleine sein und brauchtest Halt!" Dann wandte er sich an Oka: "Ich hoffe du verzeihst mir und heiratest mich. Aber versuche zu verstehen, ich dachte du seiest tot. Ich hatte keine Hoffnung mehr, als du nach einem Monat nicht wieder heimgekehrt bist. Meine Gefühle für dich haben sich jedoch in all den Jahren nicht geändert, ich liebe dich. Und das Kind, das Daja in sich trägt, werde ich nie als das meine ansehen!" Die Gruppe löste sich auf und alle gingen in ihre Zimmer. Avil und Liva hatten wie immer ein Zimmer zusammen, davor schlief, wie auch schon auf dem Schiff, Athi, Livas treuer Beschützer. Als sie im Zimmer ankamen, legten sich die beiden sofort hin. Während sie schlief hatte Liva einen Traum, einen Traum von einem nebeligen Ort, dessen Gebäude so blau funkelten, wie der Merkur-Leuchtturm, der nahe Imil stand. Sie wandelte im Ort herum, sah verschiedene Gebäude, bis sie zu einem Gebäude kam, welches unglaublich groß war und die Form einer Treppe hatte. Auf der obersten Treppenstufe stand ein junger Mann, mit so rotem Haar, wie das Eoleos. Hinter diesem erschien ein grünes ,C'. Liva erwachte, sie war ganz verschwitzt. Sie musste geschrieen haben, denn Avil im Bett neben ihr war aufgewacht und Athi war hineingestürmt gekommen. "Was ist los, Liva?", fragte ihre Schwester. "Ich hatte einen Traum von einem Schicksalskind. Er stand auf einem Gebäude, das wie eine Treppe wirkte, in einer bläulichen Stadt, wahrscheinlich Lemuria.", sagte Liva. "Meinst du deine Vision zeigt dir die Wahrheit?" "Ich weiß nicht, wir müssen einfach hinfahren und gucken, ob es dort ein Schicksalskind gibt! Ich meine es ist unser einziger Anhaltspunkt.", sagte Liva. Avil nickte zustimmend. Oka und Dragan standen zusammen auf einem Balkon, der an ihrem Zimmer angebracht war. "Verzeihst du mir, Oka, das ich mich auf eine andere eingelassen habe?", fragte Dragan. "Ja, ich verzeihe dir. Ich weiß doch, dass du mich noch liebst. Aber bekommt sie wirklich ein Kind von dir?" "Ich glaube schon, aber wie ich schon sagte, habe ich nicht vor das Kind als das meine zu akzeptieren. Ich hoffe nur nicht, dass es ein Sohn wird, denn einen Sohn hätte ich gerne nur mit dir!" "Oh! Dragan, das macht mich aber glücklich, wenn du das sagst." "Ich möchte auch, dass du glücklich bist!" "Aber du bist wirklich nicht in sie verliebt?" "Nein, bin ich nicht. Alles was ich tat habe ich aus Mitleid getan. Ich habe sie wirklich nicht geliebt, ich schwöre!" "Gut, wenn du es schwörst, dann glaube ich dir!" "Dafür danke ich dir, Oka." Neben Gilbert erwachte ein völlig verschlafener Amos, der, wie auch Gilbert selbst, an den Händen und Füßen gefesselt worden war. So hingen sie schon etwa eine Woche. In dieser Zeit hatten die beiden sich angefreundet und Amos nannte Gilbert auch nicht mehr ,Prinz', doch er würde ihm noch immer dienen, denn weiterhin ließ es seine Loyalität nicht zu, sich gegen die Königsfamilie Tolbis zu wenden. Auch Gilbert konnte ihn als einen treuen Freund ansehen, dem er immer vertrauen können würde. Er konnte es auch kaum glauben, dass er der jüngere Bruder von Tarek, dem Mörder seines Vaters, war. Obwohl man es schon an der Ähnlichkeit sah, hatte er es dennoch erst einmal aus Amos' eigenem Mund hören müssen. Seit ein paar Tagen saß noch jemand anderes in der Zelle von Amos und Gilbert, nämlich Kalayas kleiner Bruder Kep. "Guten Morgen, Amos!", sagte Gilbert mit der gleichen Stimmlage, die er immer bei Freunden einsetzte und nicht mit jener, die er bei Untergebenen benutzte. "Morgen, Gilbert." Seit Tagen schon war Kalaya nicht mehr zu ihnen gekommen, um ihnen ihr Essen zu bringen, stattdessen kam nun immer eine schwarzhaarige Frau, um dieses zu erledigen. Kep war der einzige, der richtig verwirrt war, er konnte sich immer noch nicht an seine Vergangenheit erinnern. In seinem Innersten, so wusste er, sträubte sich auch etwas dagegen sich zu erinnern. Er hatte Angst vor sich selbst, er dachte er habe ein schweres Verbrechen begangen, weshalb er hier vielleicht eingesperrt worden war. Aber immer wenn dieses rothaarige Mädchen seine Zelle betreten hatte, war ihm ganz warm ums Herz geworden. Es schien, als wäre sie ihm vertraut. Nein, es schien ihm nicht nur so, sondern er wusste, dass es so war. Er und dieses Mädchen waren auf wundersame Weise miteinander verbunden. Tiefe Verbundenheit war in Weyard nichts Ungewöhnliches, die meisten Menschen waren mit einem anderen verbunden, viele aus familiären Gründen, aber manchmal waren es auch ganz andere Dinge, die sie miteinander verbanden. Doch was man auch tat, man konnte niemals eines dieser Bänder zerbrechen, sie blieben bis in die Ewigkeit erhalten, selbst über den Tod hinaus. Plötzlich öffnete sich die Tür und ein blondhaariges Mädchen trat ein. "Liva, bist du das?", fragte Gilbert verwirrt. Auch Amos blickte verwirrt auf das Mädchen, dieses schüttelte jedoch den Kopf. "Ich bin nicht Liva, ich bin Lavi, ihre Schwester!" "Aber sie hat nur eine Schwester, nämlich Lady Avil.", erwiderte Amos. "Nein, das ist nicht korrekt, sie hat mehrere Schwestern, und eine davon bin ich. Wer ist Gilbert?", fragte sie und trat ein paar Schritte vor, um die Gesichter der Gefangenen im Schatten besser sehen zu können. "Ich bin Gilbert. Wenn du wirklich Avils und Livas Schwester bist, bist du auch meine Cousine, oder?" "Das stimmt, ich bin deine Cousine.", sie wandte sich von Gilbert ab und sah Amos nun mitten ins Gesicht. "Ah! Tarek, was machst du hier? Und auch noch gefesselt, was hat Cranshaow dir angetan? Ah, die Narbe über deinem linken Auge!", schrie Lavi förmlich. "Nein, Lady Lavi, ich bin nicht Tarek, ich bin Amos, sein jüngerer Bruder." "Was? Dein Bruder, aber..." Auf dem Gang waren Schritte zu hören. Lavi streckte den Kopf aus der Tür und drehte ihn zur rechten und zur linken Seite, sie sah zwar niemanden kommen, doch sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. Sie trat in die Zelle ein, schloss das Schloss von innen zu und versteckte sich in einem Strohhaufen, der sich zwischen Gilbert und Amos befand. "Lavi, was...", fing Gilbert an, aber er wurde von Lavi unterbrochen. "Nicht jetzt, Gilbert, sie kommen und dürfen mich hier nicht entdecken! Aber später muss ich noch eine Nachricht von Kalaya überbringen." Bei dem Namen Kalaya hob Kep, der die ganze Zeit über nur irritiert gewesen war, den Kopf. Kalaya, den Namen hatte er schon einmal gehört. Plötzlich tauchte eine blutige Gestalt in seiner Erinnerung auf. Doch diese Erinnerung bereitete ihm zu viele Kopfschmerzen, wer war nur die blutüberströmte Gestalt? Die Schritte kamen näher und Lavi versteckte sich so gut sie konnte in dem Strohhaufen, dabei hatte sie jedoch ein kleines Guckloch offen gelassen, so dass sie Amos weiterhin angucken konnte. Wieso sahen sich die beiden so ähnlich? Amos bemerkte, dass er beobachtet wurde, aber anstatt sich zu beschweren, grinste er über das ganze Gesicht. Lavi lief rot an, dann machte sie ihr Guckloch zu. Wie peinlich, dachte sie nur noch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)