late@night von Cinity ================================================================================ Kapitel 4: Veränderungen ------------------------ Gerade als Kayaka die Wohnungstür aufgeschlossen hatte, wurde sie auch schon von ihrer kleinen Schwester mit einer stürmischen und sehr verdächtigen Umarmung begrüßt. "Hey, was ist denn mit dir los?", fragte Kayaka, der sofort auffiel, dass die Sache nicht ganz mit rechten Dingen zuging. "Gar nichts Schwesterherz!", rief ihr Sakura sofort entgegen, wobei sie bei ihrem strahlenden Lächeln keine Miene verzog. Verwirrt drängte sich Kayaka an ihr vorbei um endlich in die Wohnung zu gelangen. Nachdem sie sich kurz umgesehen hatte und die auffällige Stille bemerkte, kam sie wieder zurück zu Sakura und stellte sich mit verschränkten Armen und skeptischem Blick direkt vor sie. "Wo ist denn Mama hin?" "Weg..." Sakura begann frech zu kichern und schaute neugierig zu ihrer Schwester. "Na toll!" Kayaka warf stöhnend ihre Tasche in die Ecke des Hausflurs. "Also darf ich mal wieder den Babysitter spielen, stimmt's? Da hätte sie mich gestern ruhig vorwarnen können...", motzte sie vor sich hin. "Ach komm schon! ... So schlimm bin ich doch auch wieder nicht, oder?" Sakura schob beleidigt die Unterlippe vor. Um sich eine Antwort darauf zu ersparen, verdrehte Kayaka nur kurz die Augen und flüchtete in ihr Zimmer, denn sie wollte im Moment einfach nur ihre Ruhe. Dort angekommen schloss sie sofort die Tür ab, stolperte über den Berg Kleidung und anderer Sachen, die quer über ihrem Boden verstreut waren und ließ sich mit einem lauten Seufzer aufs Bett fallen. Da Sakura jedoch klug und gnädig genug war ihre Schwester nicht unnötig zu ärgern, vereinbarte sie mit ihr, dass sie den restlichen Tag bei ihrer besten Freundin daheim verbrachte. Kayaka konnte ihr Glück noch gar nicht fassen und gab Sakura einen dicken Kuss auf die Stirn. Immerhin konnte sie sich so noch ein wenig Ruhe gönnen und versuchen Rick anzurufen. Nachdem sie ihre Schwester schon fast aus der Tür hinausgescheucht hatte, fasste Kayaka all ihren Mut zusammen und tippte die Nummer, die Rick ihr aufgeschrieben hatte in ihr Telefon ein. Mit knallrotem Gesicht und rasendem Puls wartete sie geduldig ab während sich die Töne des Wartesignals häuften. Plötzlich hörte sie ein klicken als ob jemand den Hörer abnehmen würde. "Hallo..." "...Rick? Bist du..." "...hier ist der Anrufbeantworter von Rick, Kazuya und Tanako! Wir sind zurzeit leider nicht zu Hause, aber ihr könnt uns ja eine Nachricht auf dem Band hinterlassen! piep" Enttäuscht stellte Kayaka das Telefon wieder in die Ladestation und seufzte traurig. "Heute scheint echt nicht mein Tag zu sein." Sie saß noch eine Weile still auf ihrem Bett herum, sprang dann aber doch auf und verließ die Wohnung. Sie musste dringend raus. Am besten irgendwohin wo sie ungestört war. Wie versprochen waren Juns Tanten pünktlich um die angegebene Uhrzeit zuhause. Jun hörte wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde und wie jemand stöhnend versuchte einen Koffer in den Flur zu hieven. Tante Ami. "Halt! Warte! Lass mich das machen!" Akikos Stimme. Es war seltsam sie nach so langer Zeit wieder zu hören. Jun lächelte. Anscheinend war sie noch ganz die Alte. Zögernd verließ sie ihr Zimmer und lief in den Flur um ihre Cousine zu begrüßen. Als Akiko sie sah, ließ sie den Koffer sinken und schaute sie einen Moment lang an. "Hey!" grüßte sie schließlich etwas unsicher. "Du bist ja ganz schön gewachsen." Sie grinste als sie sah wie Jun die Augen rollte. "Wirklich, das ist mein ernst. Du hast dich ganz schön gemacht!" "Du dich auch. Du siehst so... erwachsen aus!" Akiko lachte geschmeichelt und nahm Jun in die Arme. "Schön dich wieder zu sehen, Jun!" "Ja...!" "Ach ist das schön euch zwei so zu sehen!" unterbrach Tante Reiko die rührende Szene. "Nun bringt aber mal schnell das Gepäck ins Zimmer, damit wir endlich fahren können. Sofort lösten sich die Mädchen voneinander und machten sich an die Arbeit. Hätte ihre Tante nichts erwähnt, hätte Jun glatt vergessen, dass sie heute Abend zur Begrüßung von Akiko Essen gingen. Kopfschüttelnd nahm sie eine der Taschen. Neue Ereignisse konnte sie nur langsam verarbeiten, das war schon immer so. Wahrscheinlich war sie deshalb so zerstreut. Aber sie war sich nicht sicher ob das Gefühl, das sich seit Akikos Anwesenheit in ihr aufgebaut hatte, wirklich Freude war. Nach dem üblichen Sonntagsfrühstück mit ihrer Schwester, ging Faye wieder in ihr Zimmer um sich die Schulsachen für den nächsten Tag zu richten. Anschließend nahm sie sich eines ihrer Mangabücher aus dem Regal und machte es sich damit auf dem Bett gemütlich. Im selben Moment ging dann auch schon die Tür einen Spalt auf und Sydney tapste in den Raum, sprang aufs Bett und kuschelte sich an Fayes Seite. Sofort begann sie zu lächeln. "Was würde ich nur ohne dich machen, mein Kleiner?" Da Faye in der letzten Nacht nur sehr unruhig geschlafen hatte wurde sie sehr schnell müde und schlief auch schon kurz darauf mit dem Buch in der Hand ein. Als sie wieder aufwachte war es schon spät. Die Sonne war bereits untergegangen. Trotzdem schien es erstaunlich hell in ihrem Zimmer zu sein, denn irgendetwas blendete sie als sie. Verschlafen rieb sie sich die Augen und setzte sich im Bett auf wobei sie sich verwirrt im Raum umsah. Das Licht schien von ihrem Schreibtisch zu kommen und als Faye genauer hinsah, erkannte sie deutlich den Stein den sie am Abend zuvor im Wald gefunden hatte. Mit skeptischem Blick erhob sie sich langsam und ging zu ihrem Schreibtisch der direkt vor ihr stand. Nach kurzem betrachten nahm sie all ihren Mut zusammen und griff nach dem leuchtenden Objekt, ließ es jedoch sofort wieder fallen, als sie bemerkte, dass aus dem Stein eine nebelige Wolke empor stieg und sich zur einer Gestalt formte, die Faye um einige Zentimeter überragte. Erschrocken floh sie zur anderen Seite ihres Zimmers - bereit sofort die Tür hinauszustürmen - und beobachtete mit aufgerissenen Augen was sich vor ihr abspielte. Aus der großen Nebelwolke entstand die Figur einer Frau mit riesigen Flügeln, die nicht denen eines Engels, sondern eher eines Drachens glichen. Als sich der Nebel aufgelöst hatte, stand sie da und blickte zu Faye in der anderen Ecke des Raumes. Faye wollte am liebsten türmen, doch sie war wie gelähmt. Das einzige was wirklich in Bewegung blieb war der rasende Herzschlag, der durch ihre Adern pulsierte und die zittrigen Hände, die sie zu bändigen versuchte. Da das Licht des Steins nun erloschen war, konnte sie kaum noch etwas in ihrem Zimmer erkennen. Nur die groben Umrisse des fremden Wesens, das vor dem Fenster stand wurden von dem schwachen Schein der Straßenlaternen sichtbar. "Was...was willst du hier??" Fayes zaghafte Worte waren kaum zu hören. "Hab keine Angst, ich tu dir nichts! Vertrau mir!" Die unmenschliche Frau sah ihr mit einem gutmütigen Lächeln in die Augen. "Ich möchte dich nur um Hilfe bitten..." Der hellblaue Stein lag nun als Kette um ihren Hals. Ihre Kleidung schien ebenfalls nicht von dieser Welt zu sein. Sie trug nur ein knappes kompliziertes Oberteil und einen langen Rock, der an den Seiten komplett offen war und nur durch zwei silberne Ringe an ihrer Hüfte zusammen hielt. Schuhe trug sie keine, dafür aber unzählige Reife aus Silber um Arm- und Fußgelenke. Faye runzelte die Stirn und stand noch immer bewegungslos da. "Ich muss träumen, ganz bestimmt.", murmelte sie lautlos vor sich hin. "Bitte glaube mir. Ich weiß, dass du verwirrt bist oder auch Angst vor mir hast, aber ich will dir nichts Böses tun!" Mit diesen Worten versuchte sie sich langsam zu nähern. Fayes Angst lies langsam nach und sie fand ihre Stimme wieder. "Wer bist du?" "Mein Name ist Mirelle. Ich verkörpere den Wind. Er ist das Element aus dem ich meine Lebenskraft schöpfe. Und ich komme von einer Welt, die nicht mehr existiert. Aus diesem Grund bin ich auch nur der Geist meiner früheren Lebensform. Ich bin hier weil du meine Reinkarnation bist. Mit Hilfe dieses Steins werden meine Kräfte auf dich übertragen und du kannst dich verwandeln." Während sie sprach hob Mirelle den Stein an ihrer Kette fest und streichelte ihn mit ihren Fingern. Faye ließ sich Mirelles Sätze durch den Kopf gehen. Was gab diese Person da gerade von sich? War das ihr Ernst? Erwartete sie, dass Faye ihr tatsächlich Glauben schenkte? Sie wusste beim besten Willen nicht, wie sie sich verhalten oder was sie dazu sagen sollte. Außerdem begriff sie nicht, was das alles mit ihr zu tun hatte. Wieso wollte diese Person sie verwandeln? "Wieso ich?? Und was soll hab ich davon wenn ich mich verwandeln kann?" fragte sie aufgebracht. Trotz ihrer vorherigen Angst, war Faye nun etwas mutiger und sicherer geworden, was aber noch lange nicht hieß, dass sie sich näher zu Mirelle traute. "Der Kampf, der in meiner Welt begann kurz bevor sie zerstört wurde, ist nie zu Ende gegangen. Er geht jetzt auf diesem Planeten weiter und ist erst beendet, wenn die Elemente wieder in Frieden vereint sind." "Also heißt das, es gibt noch mehr von dir??" "Ja, alle die solch einen Stein besitzen." Faye spürte plötzliche Neugier in sich aufsteigen und sie musste an Kayaka und Jun denken. Natürlich, wieso hatte sie da nicht vorher dran gedacht? Jun und Kayaka hatten auch solche Steine. Wahrscheinlich machten die Ärmsten gerade dasselbe durch wie sie. "Arme Jun.", murmelte sie. "Die wird vor Angst gestorben sein." Fayes blick streifte nun wieder an Mirelle vorbei und ihr wurde wieder ihre Situation klar. "Aber was ist mit dem anderen passiert? Da war doch noch ein Stein im Wald..." Mirelles Blick wurde auf einmal ernster. "Nur einer?" "Ja...? Wieso?" "Aber das kann unmöglich sein. Es müssten noch zwei gewesen sein!" Mirelle begann unruhig zu werden und musterte Faye mit misstrauischen Augen. "Ehm, tut mir leid, ich kann dir nur sagen was ich gesehen habe." Noch bevor Faye reagieren konnte stand Mirelle auf einmal vor ihr und hielt ihr die Halskette hin. "Hier, nimm sie und trage sie immer bei dir. Es ist von jetzt an lebenswichtig für dich." Und mit diesen letzten Worten verschwand sie wieder im Nebel des Steins. Faye stand noch immer ratlos an ihrer Zimmertür und versuchte die letzten Minuten zu verarbeiten. Kritisch betrachtete sie den hellblauen durchsichtigen Stein an der silbernen Kette. Ob ihren Freundinnen das gleiche wie ihr passiert war? Und wer war die andere Auserwählten? Oder waren es zwei??... Leise sauste der Abendwind durch die Luft und wirbelte durch Kayakas Haarsträhnen, die sanft über ihre Wangen fielen. Anscheinend ging Kayaka mehr im Kopf herum als ihr bewusst war, denn in ihren Gedanken versunken vergaß sie völlig die Zeit. Umso mehr erschrak sie daher als sie auf ihre Armbanduhr schaute. "Oh nein, Mom killt mich wenn sie schon da ist! Wenn sie sieht, dass ich Sakura alleine gelassen hab gibt's riesen Ärger!", rief sie panisch und rannte so schnell sie konnte nach Hause in der Hoffnung sie würde vor ihrer Mutter dort sein. Doch Kayaka hatte das Glück auf ihrer Seite, denn als sie die Tür herein trat, herrschte totenstille. So wie es aussah war Sakura schon daheim und schlummerte vor sich hin, denn auch von ihr war kein Geräusch zu hören. Da Kayaka auch eine leichte Müdigkeit verspürte, beschloss sie ebenfalls ins Bett zu gehen. Sie stand gerade einige Schritte vor ihrer Zimmertür, als sie bemerkte, dass unter der Tür ein heller Lichtspalt hindurch schien und der dunklen Ecke des Flurs eine unheimliche Atmosphäre verlieh. Nach kurzem zögern nahm sie die Klinke in die Hand und öffnete die Tür langsam Zentimeter für Zentimeter, wobei sie die Augen zusammenkneifen musste um nicht so stark geblendet zu werden. Doch kaum war die Tür weit geöffnet, verblasste das Licht ein wenig, sodass Kayaka erkennen konnte woher es kam. Sie atmete einmal tief ein und wieder aus und griff nach ihrer Tasche auf ihrer Fensterbank, die sie am vorherigen Tag bei sich hatte. Da sie schon die ganze Zeit lang ein seltsames Gefühl hatte, konnte sie sich nur allzu gut denken welcher Gegenstand für diese Szene verantwortlich war. Als sie den Stein fand und herausholte, spürte sie eine leichte Vibration und warf ihn erschrocken in die Ecke direkt hinter ihr Bett neben der Zimmertür. "Blöde Idee, Kayaka!" flüsterte sie sich selbst zu, denn sie konnte nun weder sehen was hinter dem Bett vor sich ging, noch zur Tür hinaus flüchten. Als Jun mit Akiko und ihren Tanten wieder zur Wohnungstür hereinkam rannte sie sofort in ihr Zimmer und knallte wütend die Tür zu. "Ich hasse dich Akiko!" rief sie mit tränenerfüllter Stimme, die jedoch durch die dicke Tür nur sehr leise bei Akiko ankam. Auch sie war den Tränen nahe, dabei wollte sie doch gar nicht dass es soweit kam. Vor einigen Stunden, während die Familie beim Essen war, bekamen sich Akiko und Jun wieder wegen ihrer Mutter in die Haare. Akiko hatte sie gefragt ob sie den schlimmen Unfall bisher ein wenig verdaut hätte, doch Jun fuhr sie daraufhin nur an sie würde sich kein Stück verändert haben und war den ganzen restlichen Abend weder von ihr noch von Tante Reiko oder Ami ansprechbar. "He ihr beiden. Bitte streitet doch nicht schon wieder. Du bist doch kaum hier und es geht schon wieder los! Bitte Akiko! Geh doch mal zu ihr...", sagte Ami traurig und sah Akiko mit bittendem Blick an. Doch Akiko kannte Jun nur allzu gut und sie wusste, dass sie bis zum nächsten Morgen nicht mit sich reden lassen würde. "Ich... ich glaube ich lasse sie lieber noch eine Weile in Ruhe.", antwortete sie leise und verschwand daraufhin in ihrem Zimmer genau nebenan. Verzweifelt ließ sich Tante Ami in den Sessel des Wohnzimmers fallen. Sofort kam Reiko zu ihr und versuchte ihr Mut zu machen. "Ich weiß es ist nicht einfach für uns. Wir hatten gehofft nach der langen Zeit in der Akiko fort war hätten sich die Probleme zwischen den beiden gelegt und nun ist es wieder so wie früher. Aber ich bin mir sicher dass sich das diesmal ändern wird. Beide sind doch älter und reifer geworden. Sie werden schon einen Weg finden die Streitereien zu schlichten." Sie setzte sich auf die Lehne des Sessels und schloss Ami liebevoll in die Arme. Ami lehnte ihren Kopf an Reikos Brust und schloss die Augen. Eine von Amis Tränen tropfte auf ihren Arm. "Ich hoffe nur dass du Recht hast, Reiko!" Akiko kam gerade aus der Dusche und tappte mit einem Handtuch, das sie sich umgebunden hatte, durch den Flur. Als sie am Wohnzimmer vorbei schlich, blieb sie plötzlich stehen und starrte unsicher zu Tante Ami und Reiko, die zusammengesackt auf Boden und Sessel saßen. Misstrauisch näherte sie sich den beiden und sah, dass sie ohne Bewusstsein waren. Ehe sie reagieren konnte Akiko einen lauten Schrei aus Juns Zimmer. "Verdammt!" flüsterte Akiko und rannte zurück durch den Flur, doch als sie Juns Zimmertür öffnen wollte, wurde sie wie durch eine gigantische Schockwelle von der Tür weg gestoßen und an die andere Wand des Ganges geschleudert, woraufhin sie benommen zu Boden fiel. "J...Jun...!" Mit aller Kraft versuchte Akiko sich wieder aufzuraffen um ihrer Cousine zu helfen, doch es gelang ihr nicht und sie sank bewusstlos zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)